Er entgegnete: "Wenn du mit diese Gunst erzeigst, so will ich Alles tun, was du befiehlst." Sie sagte: "Schwöre einen Eid, dass du Wort hältst." Da schwur er, schrieb er auf Papier und gab er ihr.
Nun rief sie einen ihrer Diener und befahl diesem, ihn so schnell als möglich nach seinem Hause zu bringen, nach Verlauf weniger Minuten war er dort bei seiner Frau und seinen Kindern. - Der Diener fragte ihn darauf ob er etwas an seine Herrin zu befehlen habe. Er erwiderte: "Ich habe nichts zu tun mit dir und deiner Herrin. Ich bin nun bei meiner Frau und meinen Kindern; ich kenne keine Andere und habe keine Botschaft für dich." Der Diener kehrte zu seiner Gebieterin zurück und diese fragte ihn, was sein Herr gesagt habe und ob er ihm irgend einen Auftrag gegeben. Er antwortete: "Herrin, wenn ich dir sage, was er gesagt hat, so glaubst du mir nicht." Sie drang nun in ihn und er sagte ihr Alles. Sie erwiderte: "Das hat nichts zu bedeuten." Er blieb nun höchst fröhlich bei den Seinen; nach Ablauf des Jahres aber sandte seine Gattin einen Boten zu ihm, um ihn zurückzurufen, weil das Jahr verflossen war. Er antwortete aber, er käme nicht und habe nichts zu tun mit ihnen, da er ein Mensch sei, und habe auch weiter nichts zu sagen. Der Bote kehrte zurück und meldete es seiner Herrin; diese sandte neue Boten von höherem Stande, indem sie sagte, dieser Eine sei nicht hinreichend gewesen. Er gab aber wieder dieselbe Antwort. Sie sandte noch vornehmere, drei oder vier Mal, und war zuletzt genötigt, ihren Sohn Salomon zu schicken. - Als er seinen Sohn sah, umarmte er ihn, und fragte ihn, was er wolle. Dieser erzählte ihm, seine Mutter habe ihn gesendet, damit er mit ihm zurückkehre, und wolle er nicht, so würde sie selbst kommen und sich an ihm rächen. Der Vater erwiderte, dass er nicht gesonnen sei, sein Haus zu verlassen und bei Weib und Kindern bleiben wolle, die menschlichen Wesen wären, gleich ihm. Als nun der Sohn sah, dass es kein Mittel gebe, ihn zu bewegen, kehrte er zu seiner Mutter zurück und erzählte ihr Alles. -
Die Mutter war nun genötigt, selbst mit einem großen Heere hinzukommen. Als sie vor der Stadt anlangten, wo der Mann wohnte, sagte sie zu der Prinzessin, sie wollten hineingehen und den Mann, der ihr Gatte sei und alles Volk in der Stadt erschlagen, aber sie antwortete: "Nein, er hat keiner die Erlaubnis, einen Hebräer zu töten, da diese, wenn sie sich schlafen legen, zu Gott beten, er möge sie beschützen und behüten vor allen Mazikin; deshalb haben wir weder das Recht, noch die Erlaubnis, sie anzurühren, und wenn wir ihnen ein Leid zufügen, so werden wir von dem Gotte Israels der die ganze Welt regiert, bestraft. Deshalb bleibt ihr hier vor der Stadt, und Morgen früh will ich mit meinem Sohne Salomon aufstehen und nach der Schule der Rabbinern gehen und dem Sanhedrin, ob sie mir Recht verschaffen wollen; wollen sie es nicht, so will ich mich selbst an ihm und an ihnen rächen." Alle antworteten und sagten: "Das ist wohlgesprochen."
Am Morgen erhob sie sich mit ihrem Sohne Salomon und ging in die große Schule, wo das göttliche Gesetzt gelehrt wurde. Die Männer ratschlagten dort, als sie eine Stimme laut schreien und sagen hörten: "Gerechtigkeit vor Gott und vor euch, an Solchem, meinem Gatten!" und alle Leute erschraken und waren erstaunt, als sie drei Mal diese Stimme hörten und Niemand sahen. Sie schickten zu dem Manne, welcher kam und ihnen Alles erzählte und sagte, er sei nicht gewillt, mit ihr zu gehen. Sie hörten wieder die Stimme, welche rief. "Hier sind seine Eide, von ihm unterschrieben, welche er schwur und jedes Mal unterschrieb." Darauf fielen drei beschriebene Papiere vor ihnen nieder. Sie lasen sie und fragten ihn, ob das seine Unterschrift sei. Er bejahte es. Darauf sagte sie zu ihm: "Es wäre schlecht, so viele Eide zu brechen, und es sei kein Ausweg, er müsse mit ihr gehen, dahin, wo er so manches Jahr gelebt habe mit ihr, wo sie ihn vom Tode gerettet und ihm Kinder geboren habe. "Was uns betrifft, so raten wir dir, mit ihr zu gehen, denn wenn du es nicht tust, so wird es böse werden; sie ist kein gewöhnliches Weib, sondern eine Prinzessin, und verdient Beachtung, besonders da sie das Recht auf ihrer Seite hat." Er antwortete, er wolle ihr ihren Scheidebrief geben, aber sie erwiderte, das gezieme ihrer Ehre nicht. Kurz, er weigerte sich durchaus, mit ihr zu gehen.
Nach vielem Hin- und Herstreiten, und als sie sah, dass er sich nicht überreden lasse, sagte sie: "Herren! Ich bin euch sehr verpflichtet und dankbar, denn ich sehe, dass ihr mir die Gerechtigkeit Gottes erzeiget, aber er will sie nicht annehmen. Ihr seid frei und die Sünde wird auf seiner Seele sein. - Deshalb, da nichts bei ihm hilft, bitte ich euch, dass er sich von mir umarmen und mich Abschied von ihm nehmen lasse. Er erwiderte, das könne sie tun, aber sie zog ihm die Seele aus dem Körper, als er sie umarmte, und er fiel tot nieder. Darauf sagte sie: "Hier ist sein Sohn Salomon, der einer der Eurigen ist. Ich will ihm hinlängliche Reichtümer geben, und er soll erben mit den Kindern des anderen Weibes, und ihr werdet ihn unter euch zu einem großen Rabbi machen; denn er ist sehr geschickt, wie ihr das sehen könnt, wenn ihr ihn befragt. Lebt wohl!" so redend, schied sie mit ihrem Heere.