Der König umarmte ihn mit äußerster Zärtlichkeit, und ließ ihn bei sich niedersetzen. Gott weiß, wie das die Königin kränkte; denn der vielfarbige Bogen, der sich auf ihrem Gesichte zeigte, gab den Sturmwind zu erkennen, den sie in ihrem Herzen gegen den armen Muiccio braute.
Nicht weit von dem Schlosse war ein furchtbarer Drache, der in derselben Geburt mit der Königin geboren war, und als ihr Vater die Astrologen zusammenberief, um diesen Vorfall zu deuten, sagte sie, dass seine Tochter sicher sein würde, so lange der Drache sicher wäre, doch wenn Eines stürbe, so sei das Andere auch genötigt zu sterben. - Eine Sache allein könne alsdann die Königin wieder ins Leben zurückbringe, wenn man nämlich ihre Brust, ihren Leib und ihre Nasenlöcher mit dem Blute dieses Drachen salbte.
Die Königin nun, die die Wut und Stärke des Tieres kannte, fasste den Gedanke, ihm den Miuccio in den Rachen zu liefern, fest überzeugt, dass er nur einen Bissen aus diesem machen, und er gleich einer Erdbeere im Schlunde eines Bären sein würde. - Deshalb wandte sie sich zu dem König und sagte zu ihm: "Ohne Zweifel ist Miuccio der Schatz deines Hauses, und du wärst undankbar, wenn du ihn nicht liebtest, besonders da er den Wunsch geäußert hat, den Drachen zu töten, der, wiewohl mein Bruder, doch dein sehr großer Feind ist, und mir ist ein Haar von meinem Gatten lieber, als hundert Brüder."
Der König, der den Drachen tödlich hasste, und nicht wusste, wie er ihn aus dem Wege räumen solle, rief sogleich den Miuccio und sagte: "Ich weiß, dass du Allem, wenn du willst, Fesseln anlegen kannst; deshalb, da du schon so viel getan hast, musst du mir noch eine Freude machen, dann kannst du gehen, wohin du willst. - Eile, und töte den Drachen, du erzeugst mir einen großen Dienst damit, und sollst eine gute Belohnung dafür bekommen." - Als Miuccio diese Worte hörte, verlor er beinahe den Verstand und sagte, sobald er wieder im Stande war, ein Wort zu äußern, zu dem Könige: "Ist das nun der Kopfschmerz, wegen dessen ihr mich zum Reiben angenommen habt? Ist es mein Leben die Milch einer schwarzen Ziege, dass ihr so verschwenderisch damit umgeht? Dies ist kein Befehl: "Komm, tritt mir auf den Nacken!" denn es ist ein Drache, der mit seinen Klauen zerreißt, mit seinem Kopfe betäubt, mit seinem Schwanze zerschlägt, mit seinen Zähnen zermalmt, mit seinen Augen vergiftet. Ist das die Sinecure, zu der ihr mir verhelft, weil ich euch zum Königreiche verholfen habe? Wer ist die schlechte Seele, die diesen Würfel auf den Tisch gebracht hat? Wer ist der Höllensohn, der euch auf diese Sprünge gebracht und mit diesen Worten geschwängert hat?
Der König, der so leicht wie eine Blase im Versprechen, aber fester als ein Fels im Halten war, wenn er einmal etwas gesagt hatte, stampfte mit den Füßen und schrie; "Hast getan, hast getan, und kannst nun das Letzte nicht; aber kein Wort mehr; bringe mir die Plage aus dem Königreiche, oder ich bringe dich um's Leben!" Der unglückliche Miuccio, der da fühlte, dass ihm bald das Gesicht gestreichelt, bald ein Schlag in den Nacken gegeben, dass er bald heiß, bald kalt empfangen wurde, sah ein, wie Hofgunst veränderlich sei, und wünschte, den König gar nicht mehr zu kennen. Da er aber wusste, dass einem mächtigen dummen Manne zu antworten so gut ist, wie einem Löwen am Barte zu zupfen, so ging er fort sein Schicksal verwünschend, das ihn an den Hof geführt hatte, um seine Lebenstage abzukürzen, und setzte sich nieder auf einer Stufe vor der Türe, mit dem Kopfe zwischen den Knien, seine Schuhe mit seinen Tränen waschend, und den Boden mit seinen Seufzern erwärmend, als - sieh! - der Vogel ankommt mit einem Kraut im Schnabel, es dem Miuccio in den Schoße wirft und sagt: "Steh' auf Miuccio, und beruhige dich; Du wirst nicht "Lad' ab den Esel" mit deinen Tagen spielen, sondern "Puff" mit dem Drachen. Nimm dieses Kraut, und wenn du an die Höhle des verhassten Tieres kommst, so wirf es hinein; der Drache wird davon so entsetzlich müde werden, dass er sogleich in tiefen Schlaf fällt, dann kannst du mit einem guten Messer durch Stechen und Schneiden ihm bald den Rest geben. -