Drum komme, es wird besser gehen, als du denkst. - Genug, ich weiß, was ich vermag, wir haben mehr Zeit, als Geld, und wer Zeit hat, hat Leben.
Als Miuccio das hörte, sprang er auf, versah sich mit einem guten Messer, nahm das Kraut und ging in des Drachen Höhle, die unter einem Berge von solcher Größe war, dass die drei Berge, welche Stufen für die Riesen abgaben, ihm nicht an den Leib reichten. Als er hinkam, warf er das Kraut in die Höhle, augenblicklich bemächtigte sich der Schlaf des Drachen, und Miuccio begann, ihn zurecht zuschneiden.
Während er nun so an der Bestie herumschnitt, fühlte die Königin, dass ihr Herz durchschnitten sei, und da sie einsah, wohin sie sich gebracht, bemerkte sie ihren Irrtum, sich den Tod so wohl feil gekauft zu haben. Sie rief ihren Gatten, erzählte ihm, was die Astrologen verkündet hatten, wie ihr Leben von dem Drachen abhinge, und sie befürchtete, Muiccio habe ihn bereits getötet, da sie sich immer schwächer werden fühle. Der König erwiderte: "Wenn du wusstest, dass das Leben des Drachen der Halt deines Lebens und die Wurzel deiner Tage war, warum ließest du mich dem Miuccio diesen Befehl erteilen? Wessen Schuld ist es? Du hast Böse selbst getan und musst es beweinen; Du hast das Glas selbst zerbrochen und musst es bezahlen."
Die Königin antwortete: "Ich habe nie geglaubt, das ein simpler Bursche die Kraft und Gewandtheit hätte, ein Tier zu Boden zu werfen, das sich nichts aus einer Armee machte, und meinte, er würde seine Lungen da lassen; da ich aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht habe, und die Barke meiner Projekte aus ihrer Fahrt gekommen ist, so erzeige mir eine Freude, wenn du mich liebst. - Wenn ich tot bin, so nimm einen in das Blut des Drachen getauchten Schwamm und salbe alle Extremitäten meines Körpers damit, bevor du mich begräbst." - "Das ist eine Kleinigkeit gegen die Liebe, die ich zu dir hege, sagte der König, und reicht das Blut des Drachen nicht hin, so will ich mein eigenes nehmen, um dich zufrieden zu stellen."
Die Königin wollte ihm danken, aber der Atem ging ihr aus, denn gerade zu derselben Zeit hatte Miuccio dem Drachen den Garaus gemacht.
Er war kaum zu dem König gekommen mit der Nachricht, als dieser ihm befahl, zurückzugehen, um blut von dem Drachen zu holen; da er aber neugierig war, die von Miouccio's Hand vollbrachte Tat zu sehen, so folgte er ihm nach. Kaum war Miuccio aus dem Palast, als sich auch schon der Vogel zu ihm gesellte und fragte: "Wo gehst du hin?" Miuccio antwortete: "Ich gehe, wohin der König mich sendet; denn er lässt mich vorwärts und rückwärts gehen, wie ein Weberschiff, und gestattet mir keine Ruhe." - "Was sollst du tun?" fragte der Vogel. "Blut vom Drachen holen," erwiderte Muiccio. Darauf sagte der Vogel: "Unglücklicher Jüngling; diese Drachenblut wird böses Blut für dich sein, denn es wird deinen Untergang bereiten; durch diese Blut wird der böse Ursprung aller deiner Mühen, der dich beständig neuen Gefahren preisgibt, damit du dein Leben dabei einbüßest, neu belebt werden, und der König, der sich von einer edlen Schlange bei der Nase herumführen lässt, befiehlt dir, wie einem Verworfenen, dein Leben, das aus seinem eigenen königlichen Blute entspringt, das ein reiner Sprössling jener Pflanze ist, auf's Spiel zu setzen. - Der unglückliche Mann kennt dich aber nicht, wiewohl die große Neigung, die er zu dir hegt, ein Zeichen der Verwandtschaft ist. - Obendrein sollten die Dienste, die du ihm geleistet hast, und der Vorteil, einen solchen vortrefflichen Erben an dir zu haben, machen, dass die unglückliche Portiella, deine Mutter, die schon vierzehn Jahre lang lebendig in dem Kerker begraben ist, wo sie in ihrer Jugendschönheit eingemauert wurde, Gnade vor ihm finde." Als die Fee so sprach, kam der König, der jedes Wort vernommen hatte, näher, um besser zu hören, und da er fand, dass Miuccio nicht nur der Sohn der Portiella, sondern auch der Seinige sei, und dass Portiella noch in ihrem Kerker lebe, so gab er sogleich den Befehl, sie zu erlösen und zu ihm zu bringen. Als er sie nun schöner als je wiedersah, was sie der Sorgfalt des Vogels verdankte, so konnte er gar nicht aufhören, Mutter und Sohn wechselweise an sein Herz zu drücken, sie um Verzeihung bittend für die schlechte Behandlung, die sie erlitten hatte und die Gefahren, denen er ausgesetzt gewesen war. Darauf ließ er Portiella mit den reichsten Gewändern der verstorbenen Königin bekleiden und machte sie zu seinem Weibe. - Da er nun erfahren hatte, dass ihre Erhaltung und die Rettung seines Sohnes aus so vielen Gefahren einzig und allein von der Nahrung, die der Vogel ihr gebracht und dem Rate, den er ihm gegeben herrühre, so bot er ihm seine Staaten und sein Leben an. - Der Vogel aber sagte, er wolle keine andere Belohnung für alle Dienste, als Miuccio zum Gemahl, verwandelte sich bei diesen Worten in eine wunderschöne Jungfrau und wurde, zu des Königs und Partiella's größter Zufriedenheit, Miuccio's Gattin.
Während die tote Königin hinausgeworfen war, erntete das junge Paar Glück haufenweise. Um aber die Festlichkeit größer zu machen, gingen sie in ihr eignes Königreich, wo sie mit Schmerzen erwartet wurden. Jedermann schrieb diese Glück der Fee zu, wegen der Wohltat, die Portiella ihr erwiesen hatte; denn, am Schluss der Schlüsse:
"Eine gute Tat geht nie verloren."