Unterdessen brachte Portiella einen schönen Knaben zur Welt, den sie unter beständigem Beistande des Vogels aufsäugte. Als er aber stark geworden war, riet die Fee seiner Mutter, das Loch größer zu machen, und so viele Dinge aus dem Boden zu nehmen, als hinreichten, um Miuccio, so hieß der Knabe, durchzulassen, wenn sie dieses nun getan und ihn an einigen Stricken, die der Vogel herbeibrachte, herabgelassen habe, so solle sie die Dielen wieder an ihre Stelle legen, damit man nicht sehen könne, woher das Kind käme.
Portiella tat, wie der Vogel ihr gesagt hatte, prägte ihrem Sohne ein, niemals zu sagen, woher er käme, noch wessen Kind er sei, und ließ ihn hinab, als der Koch ausgegangen war. Als dieser nun bei seiner Rückkehr den hübschen Knaben sah, fragte er ihn, wer er sei, woher er käme, und was er wollte. Das Kind, der Ratschläge seiner Mutter eingedenkt, sagte, er sei ein armer verlassener Knabe und suche einen Herrn. als sie so miteinander sprachen, kam der Kellermeister herein, und da er sah, dass der kleine Mann so viel Verstand habe, so dachte er, dieser würde einen guten Pagen für den König abgeben. Deshalb führte er ihn in die königlichen Zimmer, und als man ihn so hübsch und so liebenswürdig fand, so nahm ihn der König in seinen Dienst als Page, gewann ihn plötzlich sehr lieb, und ließ ihn in allen ritterlichen Wissenschaften unterrichten, so dass er der vollkommenste junge Mann am Hofe wurde. Der König liebt ihn weit mehr als seinen Stiefsohn, deshalb fing die Königin an, ihn zu hassen und schlecht zu behandeln; ihr Hass nahm immer mehr zu, je mehr Güte und Gnade der König dem Miuccio erzeigte. - Sie entschloss sich daher, die Treppen seines Glücks so mit Seife zu beschmieren, dass er von oben bis unten hinabfallen musste.
Demzufolge sagte sie eines Abends, als der König in guter Laune war, zu ihm: - "Da ist Miuccio, der sich gerühmt hat, Schlösser in die Luft bauen zu können." Der König, teils aus Verwirrung, teils um seiner Gattin zu gefallen, ließ am folgenden Morgen, sobald der Mond, der Schulmeister der Schatten, seinen Schüler einen Feiertag wegen des Festes der Sonne gegeben hatte, Miuccio rufen, und befahl ihm, drei Schlösser in der Luft zu bauen, wie er sich dessen gerühmt habe, sonst solle er selbst einen Tanz in der Luft machen.
Als Miuccio das hörte, ging er auf sein Zimmer und begann bitterlich zu klagen, indem er einsah, wie gläsern die Gunst der Fürsten ist, und wie kurz ihre Gnade währet. Während er nun so weinte und klagte, kam der Vogel zu ihm: "Ich bin im Stande, den Vogel aus dem Feuer zu ziehen. Fasse Mut uns fürchte nichts, Miuccio, so lange du einen solchen Stamm zur Stütze hast." - Darauf befahl er ihm, Pappe und Leim zu nehmen und drei große Schlösser zu machen; dann ließ er drei Greife kommen, band an jedes Schloss einen und diese flogen nun in die Luft. Miuccio rief dann den König, der mit seinem ganzen Hofe herbeieilte, um das zu sehen. Als er nun Miuccio's Gewandtheit gewahrte, liebte er ihn noch mehr und verschwendete Liebkosungen aus der andern Welt an ihn; das trug aber Schnee zu dem Neide der Königin und Feuer zu ihrem Zorn, da sie sah, dass Nichts ihr gelang; deshalb wachte sie nie bei Tage, ohne daran zu denken, und schlief nie bei Nacht, ohne von etwas zu träumen, das den Dorn in ihrem Auge aus dem Wege räumen könnte.
Endlich kam sie nach eineigen Tagen zu dem Könige und sagte: "Mein Gemahl, es ist Zeit, zu unserer Größe und den Freuden vergangener Tage zurückzukehren; da Miuccio erklärt hat, er wolle die Fee blenden und dadurch nun, dass er ihre Augen auszahlte, Euch zu Eurem verlorenen Königreiche wieder verhelfe." -