Wie ihn der Flammenkönig austrank, sprang ein Reif von seinem Bauch ab. Er schmunzelte und sagte: "Du hast mich sehr gelabt, gib mir noch einen Becher Wein." Argilus tat es, und wie der Flammenkönig ihn austrank, sprang der zweite Reif von seinem Bauch. Er schmunzelte wieder und sagte: "Zweimal hast Du mir Wein gegeben, gib mit jetzt auch einen Becher Wasser." Und als Argilus getan, wie er gebeten, sprang auch der dritte Reif ab, und der Flammenkönig verschwand. Zauberhelene hatte noch nicht die Hälfte ihres Weges zurückgelegt, als schon Holofernes ihr zur Seite stand. Er redete zu ihr, und sein Bart bewegte sich dabei zornig: "Du hast mich als Gemahl verschmäht, hast drei meiner Herren getötet, mich selbst gefangen gehalten, nun bist Du in meiner Gewalt; nicht meine Gemahlin, die letzte meiner Dienerinnen sollst du sein." Seitdem sie Argilus geheiratet, hatte Zauberhelene ihre Stärke verloren, ihr Sträuben war also vergebens. In drei Sprüngen trug sie der Flammenkönig in sein Reich.
Siebenmal sieben Tage waren vergangen, Zauberhelene kam nicht. Da wurde Argilus Angst im Herzen, und er beschloss zu seinen drei Schwägern zu reisen, ob diese vielleicht wüssten, wo Zauberhelene wäre. Er gelangte zu erst zum Sonnenkönig; der kam eben nach Haus. "Sei mir gegrüßt, kleiner Schwager," begann er. "Ach lieber Schwager," redete Argilus, "ich suche meine Frau, die Zauberhelene, weißt Du nicht, wo sie ist? Hast Du sie nicht gesehen?" "Nein," entgegnete der Sonnenkönig, "ich habe sie nicht gesehen. Vielleicht ist sie aber nur bei Nacht sichtbar, da musst du unsern Schwager, den Mondkönig fragen." Nun aßen sie zusammen zu Nacht, und Argilus ging weiter zum Mondkönig. Er gelangte zu seinem Palast, als der Mondkönig eben seine Nachtwandlung beginnen wollte. Argilus klagte ihm seine Not; der Mondkönig entgegnete: "Ich habe sie nicht gesehen, aber komm, pilgere die Nacht über mit mir, vielleicht erspähen wir sie." Sie gingen die ganze Nacht, sahen sie aber nicht. Da sagte der Mondkönig: "Ich muss jetzt nach Haus, aber dort kommt unser Schwager, der Windkönig, rede mit dem, der dringt überall ein, vielleicht hat er sie gesehen." Der Windkönig stand an ihrer Seite, und als er seines kleinen Schwagers Anliegen vernahm, erwiderte er: "Allerdings weiß ich, wo sie ist. Der Flammenkönig Holofernes hält sie in einer unterirdischen Höhle gefangen, sie muss sein Küchengeschirr am Glutbach waschen. Weil ihr dabei sehr heiß wird, habe ich ihr oft schon Kühlung zugeweht." "Ich danke Dir, lieber Schwager, dass Du ihr Linderung verschafft hast," sagte Argilus, "bring mich zu ihr hin." "Sehr gern," antwortete der Windkönig, er blies sich auf, und seinen Schwager an, und im Augenblick stand Argilus mit seinem Ross vor Zauberhelene. Aus Freude ließ sie das Küchengerät in den Glutbach fallen, Argilus redete nicht viel, sondern hob sie auf sein Ross und ritt davon.
Der Flammenkönig Holofernes war eben in seinem Zimmer, er vernahm im Stall einen ungeheuren Lärm, er ging hinab und sah, dass sein Pferd Taigaröt sich bäumte, wieherte, in die Krippe biss und den Boden stampfte. Taigaröt war ein wunderbares Pferd, es verstand die Reden der Menschen, antwortete auch, und hatte neun Füße. "Was treibst Du für tolles Zeug?" rief Holofernes aus, "hast Du etwa nicht Hafer und Heu genug, oder hat man Dich nicht getränkt?" "Hafer und Heu ha' ich genug, auch hat man mich getränkt," redete Taigaröt zurück, "aber Zauberhelene hat man Dir entführt." Des Flammenkönigs Bart zitterte vor Wut. "Sei ruhig," sprach Taigaröt weiter: "Iss, trinke, schlafe sogar, in drei Sprüngen hole ich sie ein." Holofernes tat, wie ihm sein Ross geheißen, und als er sich hinlänglich gestärkt und ausgeruht, setzte er sich auf das Ross Taigaröt und in drei Sprüngen hatte er Argilus eingeholt, riss ihm Zauberhelene aus den Armen und rief, indem er zurücksprengte: "Weil Du mir die Freiheit verschafft hast, töte ich dich jetzt nicht, kommst Du aber noch einmal, so bist Du verloren."