Zu den bösen Gelüsten der Elfen gehört auch die Neigung Kinder zu stehlen, wobei sie eine besondere Geschicklichkeit bezeigen. Oft haben sie einer unerfahrenen Mutter ihr liebes Kind am hellen Tag weggenommen und einen Wechselbalg an seine Stelle gelegt, dessen lügenhafte Krankheit und Tod die Last der armen Eltern noch schwerer machte. Aber auch dem Vater, der sein Kind mit aufs Pferd genommen hatte, haben sie es vom Arm weg gestohlen.
Zwei Männer von Strathspey pflegten eine Familie in Glenlivat wegen eines Nachts am sichersten zu treibenden Verkehrs mit gebranntem Wasser zu besuchen. Einmal als sie eben mit Zumessen in dem Hause dort beschäftigt waren, stieß das kleine Kind, das in der Wiege lag, einen heftigen Schrei aus, als wenn es ein Schuß getroffen hätte. Die Hausfrau schlug sogleich das Kreuz über das Kind und hob es aus der Wiege, die beiden Männer hatten aber nicht weiter Acht darauf und als ihr Geschäft zu Ende war, machten sie sich mit ihrer Ladung auf den Weg. In geringer Entfernung von dem Haus waren sie nicht wenig verwundert, ein kleines Kind ganz allein auf der Landstraße zu finden. Einer von ihnen nahm es auf den Arm, alsbald hörte es auf zu schreien und schlang mit großer Zärtlichkeit seine Ärmchen ihm um den Hals und lachte. Als sie es genauer betrachteten, erkannten sie das Kind ihres Freundes und hatten gleich Verdacht auf die Elfen, zumal sie sich des ausgestoßenen Schreis erinnerten. Sie hatten das rechte Kind entwendet und einen Wechselbalg an seine Stelle gelegt, aber als die Mutter ein Kreuz schlug, wurde jenes von der Gewalt der Elfen befreit, welche es alsbald verlassen mußten. Da beider Männer Zeit beschränkt war und sie nicht sogleich wieder umkehren konnten, um die geheimnisvolle Begebenheit aufzuklären, so setzten sie ihre Reise fort, sorgten aber bestens für den kleinen Findling. Vierzehn Tage nachher führten Geschäfte sie wieder nach Glenlivat, sie nahmen das Kind mit, verbargen es aber bei ihrer Ankunft. Die Hausfrau fing sogleich an über die hartnäckige Kränklichkeit ihres Kindes zu klagen, womit es seit ihres vorigen Besuches behaftet sei und die seinen Tod gewiß zur Folge haben würde. Während dieser Klagen stieß der Wechselbalg das erbärmlichste Geschrei aus, als hätten seine Schmerzen den höchsten Grad erreicht. Die Fremden hießen die Mutter gutes Mutes sein und sagten, sie solle das rechte Kind wieder haben frisch und gesund wie der Fisch im Wasser, das andere sei nichts als ein Wechselbalg. Die Mutter nahm ihr rechtes Kind mit Freuden in Empfang und die Fremden ließen ein Bund Stroh anzünden, um den Wechselbalg hinein zu werfen, welcher aber bei diesem Anblick durch den Rauchfang forteilte.
Will eine Mutter ihr Kind vor den Elfen sichern, so ist es gut, den Kopf desselben herunter hangen zu lassen, wenn sie es Morgens ankleidet. Ein roter Faden um den Hals geknüpft oder ein Kreuz schützt gleichfalls. Ist das Kind wirklich schon mit einem Wechselbalg vertauscht, so kann sie es auf folgende Art wiedererhalten. Der Wechselbalg wird da, wo drei Länder oder drei Flüsse zusammenstoßen, hingelegt und zwar ehe die Nacht einbricht, in der Nacht bringen dann die Elfen das gestohlene rechte Kind, legen es hin und nehmen das falsche mit fort.
An der Ostküste von Schottland hat man einen besondern Gebrauch, die Gefahr abzuwenden. Im März bei zunehmendem Mond werden Zweige von Eichen und Epheu abgeschnitten und davon Kränze geflochten, die man bis zum nächsten Herbst aufbewahrt. Wenn hernach jemand abmagert oder ein Kind zusammenfällt, so läßt man es dreimal durch diesen Kranz gehen.
Aber die Elfen streben auch nach Frauen, die der Geburt eines Kindes entgegensehen und ebenso wie bei dem Diebstahl der Kinder, schieben sie ein falsches und lügenhaftes Wesen unter.