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CAP. XXXIV. ZAUBER.

时间:2014-11-13来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: ZAUBER
Wundern [Fußnote] heißt übernatürliche kräfte heilsam, zaubern sie schädlich oder unbefugt wirken lassen, das wunder ist göttlich, der zauber teuflisch; erst den gesunkenen, verachteten göttern hat man zauberei zugeschrieben [Fußnote]. Mittelwesen zwischen ihnen und menschen, vielkundige riesen, listige elbe und zwerge zaubern; nur scheint ihre fertigkeit mehr angeboren, stillstehend, keine errungne kunst. Der mensch kann heilen oder vergiften, indem er natürliche kräfte zum guten oder bösen anwendet; er wird zuweilen der wundergabe theilhaftig, wenn er aber den heilbringenden gebrauch seiner kräfte zum natürlichen steigert, lernt er zaubern. Wunder geht mit rechten dingen, zauber mit unrechten zu, jenes ist geheuer, dieser ungeheuer (s. 762). unmittelbar aus den heiligsten, das gesamte wissen des heidenthums in sich begreifenden geschäften, gottesdienst und dichtkunst, muß zugleich aller zauberei ursprung geleitet werden. opfern und singen tritt über in die vorstellung von zaubern; priester und dichter, vertraute der götter und göttlicher eingebung theilhaft, grenzen an weissager und zauberer [Fußnote]
nû möhte iuch nemen wunder,
waz göte wâren bî der zît?
si wâren liute, als ir nû sît,
wan daz ir krefteclich gewalt
was michel unde manecvalt
von kriutern und von steinen.   Troj. kr. 858.
 
alte götter sind zauberer. das. 859–911. Terramer nennt Jesus einen zauberer. Wh. 357, 23. Thors bildseule spricht, geht und kämpft, doch kraft des teufels. fornm. sög. 1, 302–306. Freys bildseule steigt vom wagen und ringt. das. 2, 73. 75. tiuvele wonent darinne. Rol. 27, 8. der gral macht frei von zauber: die edel fruht vom grâle unz an die funften sippe keines zoubers strâle traf in weder rucke, houbt noch rippe. Tit. 2414. die mathematici gehören zu den zauberern. so handelt cod. IX. tit. 18 de maleficis et mathematicis. mathematicus himilscowari. Diut. 1, 505a. mathematicus tungelvitega, steorgleav. Haupts zeitschr. 9, 467b. vaticinatores et mathematici, qui se deo plenos adsimulant. Jul. Pauli sentent. 5, 21.
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So bei allen völkern, auch bei unsern vorfahren: neben dem göttercultus übungen finsterer zauberei, als ausnahme, nicht als gegensatz. die alten Deutschen kannten zauber und zauberer, und auf dieser grundlage ruhen zuerst alle nachher entsprungnen vorstellungen. Schärfen und verwickeln muste sich aber die ansicht seit nach einführung des christenthums alle begriffe und bräuche der Heiden für trug und sündhaftes blendwerk erklärt wurden. die alten götter traten zurück und wandelten sich in teufel, was zu ihrer verehrung gehört hatte in teuflische gaukelei. Bald erzeugten sich überlieferungen von unmittelbarem zusammenhang des bösen feindes mit dem wesen der zauberei, die unerhörteste grausamste verwirrung zwischen phantasie und wirklichkeit ist daraus hervorgegangen. dergestalt flossen verübte und eingebildete zauberkünste in einander, daß sie weder in der bestrafung noch selbst in der begehung geschieden werden konnten.
Bevor ich weiter untersuche, sind die verschiednen ausdrücke zu prüfen, mit welchen von altersher die zauberei benannt wurde. Beachtenswerth scheint, daß einige allgemeinere geradezu den begrif von thun oder bereiten enthalten, also auf unmerklichem übergang des rechten in ein verkehrtes thun beruhen. das ahd. karawan, ags. gearvjan haben nur die bedeutung facere, parare, praeparare, ornare, das altn. identische göra nähert sich der von zaubern, dän. forgiöre; görnîng ist maleficium, görnîngar sind artes magicae, ungefähr wie das lat. facinus zugleich that und unthat bezeichnet, unser thun übertritt in anthun, einem etwas anmachen, anhexen; das altn. fordæđa (malefica) Sæm. 64a. 197bstammt von dâđ (facinus) [Fußnote]. nun aber drücken die gr. und lat. wörter έρδειν, ρέζειν, facere (s. 33) nicht bloß aus wirken, thun, sondern auch, ohne daß ιερά oder sacra hinzugefügt zu werden brauchte, opfern, έρδειν τινί τι ist einen bezaubern; das altn. blôta hat außer dem gewöhnlichen sinn von sacrificare, consecrare den von maledicere. ob sich fornæskja (zauberei) mit fôrn (opfer) verbinden lasse? ist schon s. 33 gefragt worden. Schwer zu erklären fällt das ahd. zoupar divinatio, maleficium, zouparari hariolus, zouparôn hariolari; N. schreibt zoufer ps. 57, 6. zouver Bth. 29. zouferlih, zouverlih Cap. 45. 99; das mhd. zouber, zoubern entspricht jener streng ahd. form, nd. tover und toveren, auch nnl. und mnl. (vgl. toverîe Maerl. 1, 260. 263. toverare 1, 266. 2, 176. 177, fehlerhafte schreibung ist toeverîe); altfries. tawerie Richth. 401. 21. Die isländ. sprache hat töfur instrumenta magica, töfrar incantamenta, töfra fascinare, töfrari magus, töfranorn saga (fornald. sög. 3, 205), wozu das norwcg. tougre fascinare (Hallager 131b), das schwed. tofver incantatio, tofverhäxa saga stimmt; man könnte spätere einführung dieser wörter aus Deutschland annehmen, da sie in altn. denkmälern nicht vorkommen [Fußnote]. ich weiß nicht, ob ein ags. teáfor zu zoupar genommen werden darf; es bedeutet minium, color coccineus, und Lye gewährt ein unbelegtes tifran depingere, das vielleicht tŷfrian zu schreiben wäre? die beifügung des adj. reád teáfor (rubrica) ließe vermuten, daß teáfor allgemein zeichenfarbe war, deren man sich beim einritzen der buchstaben bediente, und so könnte es rune, geheime zauberschrift, folglich zauber aussagen [Fußnote]? zoupar und zëpar (s. 33), ags. teáfor und tifer zu vergleichen verbietet die abweichung der vocale, so nahe sich wieder die begriffe zauber und opfer lägen. viel lieber möchte man zoupar aus zouwan, goth. táujan, ags. tavian (facere, parare) ableiten und irgend einen unregelmäßigen übertritt des V, W in V, B, P statthaft finden [Fußnote]. selbst das litth. daryti, lett. darriht (facere) und slav. tvoriti (facere, creare, fingere) sind zu erwägen. Nicht geringeres bedenken verursacht ein anderer, dem sächs. volksstamm eigenthümlicher ausdruck. noch heute sagt man in Niedersachsen für zaubern, weissagen, wikhen, wicken (Ssp. 2, 13 Homeyer s. 117 var. x) und wigelen (wichelen), für wahrsager wikker, wichler, für hexe, wahrsagerin wikkerske, für zauberei wichelie. ebenso nnl. wikken und wichelen, wikkerij und wichelarij; mnl. wikelare (ariolus) Maerl. 2, 323. 348 wigelare Kästners bruchst. 42b, wigelinge (vaticinium) Kästn. bruchst. 12b; auch ags. die doppelten formen: viccian (fascinare) vicce (saga) viccungdôm (Cædm. 223, 17) oder viccancräft (ars magica); viglian (ariolari) vigelere (augur) vigelung (augurium, incantatio). umgestellt ist das fries. wiliga (incantatio) Richth. 401, 21. das engl. witch entspricht dem ags. vicce, vom verbum hat sich das part. wicked (perversus, maledictus) erhalten, die altengl. sprache hatte ein gleichbedeutendes adj. wikke; ein zauberer heißt wizard, alle L formen mangeln. kein älterer oder neuerer hochd. dialect kennt etwas dergleichen; dennoch scheint mir der ausdruck aus einer allen zweigen unserer sprache gemeinen wurzel, aus veihan (no. 201) abzustammen, das ursprünglich wieder facere, conficere, sacrare bedeutete, von dem veihs (sacer) ahd. wîh herrührt. und das subst. vaíhts (res) vgl. slav. tvar, tvor (creatura κτίσις). vaíhts, wicht nahm die bedeutung daemon an (s. 363. 364), das altn. vættr, örm vættr (arme wicht) bezeichnet Sæm. 214b eine hexe [Fußnote]. KK in wikken nehme ich wie in Ecke (s. 196) aus der wurzel agan, und G in wigelen, CH in wichelen (offenbar ein CH = H) dient zur bestätigung. Buchstäblich unverwandt, in der bedeutung nahstehend scheint ahd. wîzago, ags. vîtega, vîtga (Cædm. 218, 18. 224, 13), nhd. weissage, d. i. prophet und wahrsager, aber in gutem, nicht in bösem sinn; das entsprechende altn. vitki (Sæm. 63a. 118a) steht für vitugi (vgl. vitug Sæm. 94a) wie ecki, eitki für eitgi (gramm. 3, 738), vætki f. vætgi. mit diesem altn. vitki (vielleicht vîtki?) hat man fälschlich jenes ags. vicce verglichen, nie geht ags. CC aus TG hervor, wenn auch ags. CC zu engl. TCH wird [Fußnote]. das entsprechende verbum ist ahd. wîzagôn, ags. vîtegian, mnl. witegen Diut. 2, 202b. Ganz gleich dem vîtega und vitki standen die altn. namen spâmađr und spâkona, spâdis (s. 77. 332), ursprünglich die gabe der weisheit und voraussagung, wie sie dichtern oder priestern beiwohnt, ausdrückend [Fußnote], giengen sie nach und nach über in den begrif teuflischer zauberer und zauberinnen. schon jenes forspâr und fiölkunnigr bei Snorri (s. 861) hat den übeln nebensinn. fiölkunnigr (multiscius) bezeichnet allmälich einen zauberer, fiölkunnâtta fiölkŷngi, ja das einfache kŷngi (= kunnugi) zauberei. diese kŷngi wurde ordentlich erlernt: Rögnvaldr nam fiölkŷngi, Harald hârf. saga cap. 36. Walth. 116, 29 sagt von einer wunderschönen frau ›daz si iht anders künne (sich auf andre künste verstehe, zaubere) daz sol man übergeben‹ (daran soll man den gedanken fahren lassen). Hans Sachs nennt ein altes zauberweib abwechselnd ›die alt unhuld‹ und ›die weise frau‹. IV, 3, 32. 33 [Fußnote].
Insofern spähen voraussehen und sehen ist, kann ich daran noch einen andern ausdruck für zaubern reihen. ohne alle leibliche berührung wird durch bloßen blick, durch ein böses auge eingewirkt: das hieß in der alten sprache entsehen (s. 382).
Weil aber der spähende, kundige vates zauberweisen singt, segensformeln spricht, musten schon im alterthum ausdrücke wie unsere heutigen beschreien, beschwatzen, berufen, überrufen, beschwören für zaubern gelten. das ahd. kalan, ags. galan, altn. gala war nicht nur canere, sondern auch incantare, ein bindendes hersagen, singen der zauberworte. solch ein gesprochner zauber hieß altn. galdr, ags. galdor, ahd. kalstar (nicht zu mengen mit këlstar, opfer s. 32) mhd. galsterîe Schwanr. 813; galsterweiber kommt noch nhd. für hexen vor; an sich schien galdr etwas unsträfliches, da man meingaldr (bösen zauber) unterschied. fornm. sög. 2, 137. altn. galdra fascinare, galdramađr incantator, galdrakona saga, ags. galdorcräft magia, galdere magus; ahd. kalstarari incantator, ›Medea diu handega galsterâra‹ N. Cap. 100. ebenso stammt das franz. charme, charmer aus carmen, enchanter, incantare aus cantus und canere. Aus dem mittellat. carminare besprechen gieng auch ein ahd. garminari, germinari incantator, germinôd incantatio (Diut. 2, 326b gl. Doc. 213b) germenôd N. Cap. 100 hervor, das in der späteren sprache wieder verschwand. Schon mhd. hieß die zauberformel segen; segenærinne zauberin. Auf diesen nothwendigen zusammenhang der zauberei mit dem wort und der dichtkunst wird cap. XXXVIII noch näher eingehn; da aber das geheimnis der rede leicht übertritt in das des zeichens, wort und schrift sich innig vermählen, und der in unserm idiom althergebrachte ausdruck runa beide richtungen umfaßt; so fällt dadurch licht auf jene verwandtschaft zwischen zoupar und teáfor (s. 863), aber auch auf das loßen (s. 866) das mit runstäben bewerkstelligt wurde.
Das goth. afhugjan, von sinnen bringen, sinn und gemüt verwirren, verdeutscht Gal. 3, 1 βασκαίνειν = fascinare [Fußnote]; ags. ist dyderian, bedyderian illudere, incantare, womit vielleicht das hd. tattern, dottern (angi, delirare) zusammen hängt. nhd. sagen wir verblenden, blendwerk vormachen. Jenes altn. von riesen und geistern giltige tröll (s. 436) wird auch auf zauberer angewandt, tröllskapr ist zauberei, schwed. trolla, dän. trylle incantare, trolldom, trolddom zauberei; im Gulaþîngsl. s. 137 steht at vekja tröll für zaubern, was an das veckja hildi und wecken der Sælde (s. 720) gemahnt. Das heutige friesische tsyoene fascinare, tsyoener zauberer, tsyoenster zauberin muß sich (da ts öfter vor î und y im anlaut k vertritt) aus der altn. nebendeutung von kyn (monstrum) deuten lassen, vgl. mhd. kunder. Nicht befriedigend zu erklären vermag ich das altschwed. viþskipli, welches im Vestgötalag für zauberei, doch nicht die schwerste sondern durch kirchenbuße zu tilgende vorkommt: far konä meþ viþskiplum p. 153; värþer taken meþ viþskipplum p. 228; convictus de widskiplum p. 321; es ist deutlich das heutige vidskepelse superstitio; skipa ist sonst ordinare, facere und in vid muß das unrechte, unerlaubte liegen. vgl. cap. XXXV anfang.
Schon in der edda kommt seiđr im sinn von zauber vor: ›seiđ hon kunni‹ heißt es Sæm. 4b von einer vala oder völva, seiđberendr Sæm. 118a sind zauberer, welchen völur und vitkar zur seite stehn. noch häufiger wird der ausdruck in den sagen. wäre zu schreiben seyđr (fornald. sög. 2, 130 steht so in einem gedicht), so ergäbe sich die leichteste ableitung von siođa (coquere), zugleich wieder berührung mit dem goth. sáuþs (s. 32). seiđmađr ist zauberer, seiđkona, seyđkona, kluge frau, die sich aufs sieden und kochen zauberkräftiger heilmittel versteht [Fußnote]. Indessen erscheint seiđr deutlich als ablaut von sîđa (Yngl. saga c. 16. 17), Loki wirft dem Ođinn vor, daß er gezaubert habe: ›þik sîđa kođo‹ Sæm. 63a, und nie habe ich dafür siođa gefunden, so daß beide wörter, wenn schon verwandt, geschieden bleiben oder erst in einem übertritt aus der vierten in die fünfte ablautsreihe gerechtfertigt werden müssen.
Das ahd. puozan ags. bêtan ist emendare, aber auch mederi, dem übel abhelfen, heilen; noch jetzt hat in Westfalen böten [Fußnote] bezug auf alte zaubermittel des volks, gegenüber der gelehrten arzneikunst (abergl. 873), der teutonista stellt boiten synonym auf mit zaubern, auch mnl. ist ût boeten sanare. Reinh. 5394 [Fußnote].
Weil nun kochen der heilmittel und gifte leicht zusammen fällt, wird das ahd. luppi, ags. lyf, mhd. lüppe von vergiftung und zauberei gebraucht: ›lüppe u. zouber trîben‹ Berth. 12; lüppærinne (Berth. 58) ist zauberin, gerade wie sich veneficium und venefica im lat. verhalten. das goth. lubjaleisei ist Gal. 5, 20 φαρμακεία, zauberei und leisei wie list in zouberlist Iw. 1284. Selbst das goth. lêkeis, ahd. lâhhi (medicus, im guten, reinen sinn des worts) lâhhinôn (mederi) lâhhan (remedium) liegt den ausdrücken lâchenærinne (zauberin) Oberl. bihteb. 46, lachsnen (quaksalbern, zaubern) lachsnerin (hexe) Stald. 2, 150 zum grund.
In hessischen hexenacten des 16 jh. ist die übliche, ja einzige bezeichnung des bezauberns derren, d. h. nocere, wie schon das ahd. tarôn außer nocere fraudare, officere, illudere bedeutet [Fußnote]
Altn. seiđr zauber. Gunnhildr lêt seiđ efla. Egilss. 403. seiđstađr oder seiđstafr. Laxd. 328. vgl. lapp. seita. Castrén myt. 207. 208. kräuter sieden s. 911. strümpfe s. 915.
Mhd. die buoze versuochen (das zaubermittel). Morolf 916. sühte büezen. Freid. 163, 16. de tene böten, zahnschmerz stillen. Haupts zeitschr. 3, 92. boeten. Gefken beil. 151. 167. boterie. Gefken beil. 124. 175. 177. zanzeln zaubern. Mielcke 36a.
Lupperie. Gefken beil. 109. 112. lâchenîe. Troj. kr. 27. 234. lâchenaere das. 27240 vgl. 963. stria aut herbaria. lex Alam. add. 22.
Altn. bölvîsar konor. Sæm. 197b (oben s. 826). altn. frœđi scientia, meist magia nigra (anm. 2613).
Nnl. ausdrücke für zauberin, hexe sind: nachtloopster, weermakster wettermacherin, luistervink heimlich murmelnde, grote kol (pferd). op kol rijden = zaubern. Weiland s. v. kol. in ma anwôt sein, behext sein. Wolfs zeitschr. 2, 54. Necromanticus habebat cucullum ac tunicam de pilis caprarum. Greg. tur. 9, 6. vgl. indutus pellibus das. 10, 25.
Das ags. drŷ magus kommt nicht von δρυ̃ς eiche (s. 1008), sondern vom ir. draoi zauberer, dessen pl. draoithe lautet, woher das röm. druidae stammt. Leo malb. gl. 1, 23. Davies celt. res. 139 leitet druid von welsch derwydd ab. Der zauber wird im buch gelesen: sîn zouber las. pass. 171, 25. ein pfaffe der wol zouber las. Parz. 66, 4. ›ich hân von allem dem gelesen daz ie geflôz und geflouc‹ sagt der weissage. Troj. kr. 19057. in den swarzen buochen lesen. Ksrchron. 13234. finn. lukia lesen, heißt in den runen immer beschwören. Castréns vorr. s. X. ze Dolet ich niht lernen wil von der nigromanzîe. MS. 2, 63b. zu Toletum die ars necromantica lernen. Caesar. heisterb. 5, 4. vgl. Jubinal mystères 1, 396. noch sô lernet man die list in einer stat zuo Tolêt diu in Hispanien stêt. Herb. 562. vgl. Frommann s. 225 und ze Dolêt (s. 875). ein stat heizet Persidâ, dâ êrste zouber wart erdaht. Parz. 657, 28. die fahrenden schüler (vagi, vagantes) ziehen von einer schule zur andern und lernen schwarze kunst. H. Sachs II. 4, 19d. vgl. oben s. 855 von des teufels schülern und jüngern. Cain lêrte sîniu chint dei zouber dei hiute sint. Diut. 3, 59.
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Ein theil der weissagungskunst beruhte auf dem werfen und deuten des loßes. gleich dem lat. sortilegium und sortilegus (mittellat. sortiarius, woher franz. sorcier) sind in unserer alten sprache die wörter hliozan (Graff 4, 1122) mhd. liezen (augurari) Diut. 3, 107. 108. Er. 8123. hliozari, liezœre (augur, divinator) anwendbar auf zauberei. weil man nun sagte mittere, jactare sortem, scheint daher die ausdrucksweise entnommen: zouber werfen Wolfd. 515. 520. 533. jeter un sort, maleficium super jactare (lex sal. 22, 4). mhd. zouber legen Walth. 115, 32. 116. 23. 25. Schwed. ist tjusa zaubern, ich denke kjusa, altn. kiosa, kiesen, spähen (gr. 4, 848) wählen, eligere sortem, aber auch die vala, die weise frau und zauberin, ist eine wählende, valkyrja.
Eine art weissagungen geschah mit dem becher (genesis 44, 5). aus der lat. benennung caucus (für scyphus) soll cauculator (capitul. a. 789 § 63. capitul. 1, 62. 6, 373) und coclearius (capitul. a. 789 § 18. capit. 5, 69) entspringen, daher das ahd. coucalari (scenicus, magicus) gl. mons. 377. gougulari O. IV. 16, 33. koukelari Georgslied 25, goucaltuom (magia) gl. mons. 375. goukel (praestigium) N. ps. 65, 3; mhd. gougel gougelære Walth. 37, 34, nhd. gaukel; altn. kukl (praestigium) kuklari (magus); mnl. cokelere (hariolus) Diut. 2, 217a. andere leiten gaukler von joculator, wofür die milde bedeutung der taschenspielerei zu sprechen scheint, welche wir noch jetzt mit dem begrif von gauklerei verbinden: es sind unschuldige, zum scherz und zur erheiterung geübte zauberkünste, vgl. gougelbühse Walth. 38. 6. Renn. 2244. gougelstok Martina 9d, gougelfuore MsH. 3, 166a 186a, gougelspil MsH. 3, 438b, goukelhüetlin Renn. 16719 vgl. Walth. 37, 34. Nnl. guichelen, gochelen, goghelen; guichelaar; gokelt onder den hoet, Ferg. 2772, die form guichelen gemahnt an wichelen (s. 863) und wirklich kommt eine ags. schreibung hveolere, hveohlere (an hveohl rota gemahnend) für vigelere vor, so daß man wol ein altfränk. chuigalari vermuten und darauf cauculator zurückführen möchte, wenn nicht alles andere entgegenstände. Auch das böhm. kauzlo (zauber) kauzliti (zaubern) poln. gusla (zauber) guslarz (zauberer) sei hier noch angeführt. die letzte form wäre man versucht auf das serb. gusle, russ. gusli, d. i. leier, geige, harfe, das bezaubernde instrument zurückzuführen, wiche nicht poln. gesle, böhm. hausle ab [Fußnote]
Ein altes wort ist ahd. hliodar, ags. hleođor sonus, vaticinium, das altn. hliođ heißt nur sonus. ahd. hleodarsâzo hariolus, necromanticus. hleodarsizzeo, hleodarsezzo ariolus. hleodarsâza vaticinium. Graff 6, 302. 304. liodersâza Hattemer 1, 261. in cervulo in liodersâza, coragius liodirsâzo. gl. schlettst. 23, 3. 8. vgl. abergl. A. der wahrsager sitzt also auf einem stul? der sahsluzzo magus (Graff 6, 91. 2, 322) scheint mit messer oder schwert zu weissagen.
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Die verschiednen benennungen des zaubers haben uns auf die begriffe thun, opfern [Fußnote], spähen, weissagen, singen, segnen (geheimschreiben), verwirren, blenden, kochen, heilen und loßen geführt.
Sie zeigen, daß er von männern wie von frauen getrieben wurde. Unser frühstes alterthum hat ihn aber schon vorzugsweise frauen zugeschrieben. einflußreicher, kundiger als der zouparari, vigelere, spâmađr, galdramađr scheint die zoupararâ, vicce, wikkerske, kalstararâ, galdrakona, spâkona, ja es treten andere, fast bloß auf weibliche zauberkunst bezügliche namen hinzu.
Den grund hiervon suche ich in allen äußeren und inneren verhältnissen. Frauen, nicht männern, war das auslesen und kochen kräftiger heilmittel angewiesen, wie die bereitung der speise ihnen oblag. salbe fertigen, linnen weben, wunden binden mochte ihre linde, weiche hand am besten; die kunst buchstaben zu schreiben und zu lesen wird im mittelalter hauptsächlich frauen beigelegt. Den unruhigen lebenslauf der männer füllte krieg, jagd, ackerbau und handwerk; weibern verliehen erfahrung und behagliche muße alle befähigung zu heimlicher zauberei. das einbildungsvermögen der frauen ist wärmer und empfänglicher, von jeher wurde in ihnen eine innere, heilige kraft der weissagung verehrt (s. 77. 329). frauen waren priesterinnen und wahrsagerinnen (s. 45. 77. 78); germanische und nordische überlieferung hat uns ihre namen und ihren ruhm erhalten, das vermögen des schlafwandelns zeigt sich noch heute größtentheils an frauen. wiederum aber muste, von einer seite her betrachtet, die zauberkunde hauptsächlich alten weibern eigen sein, die der liebe und arbeit abgestorben ihr ganzes sinnen und trachten auf geheime künste stellten [Fußnote]. Schon Snorri in seiner merkwürdigen äußerung über den ursprung des zaubers (Yngl. cap. 7) sagt, den männern (karlmönnum) sei es unehrlich erschienen die zweideutige kunst zu üben, so habe man die göttinnen oder priesterinnen (gyđjur kann beides bezeichnen) darin unterwiesen. Je nach verschiedenheit der volksmeinung berühren sich nornen und völven (s. 333. 334), valkyrien und schwanjungfrauen mit göttlichen wesen oder zauberinnen. Auf diesem allem zusammen, auf einer mischung natürlicher, sagenhafter und eingebildeter zustände beruht die ansicht des mittelalters von der hexerei. Phantasie, tradition, bekanntschaft mit heilmitteln, armut und müssiggang haben aus frauen zauberinnen gemacht, die drei letzten ursachen auch aus hirten zauberer [Fußnote].
Den lat. ausdrücken saga [Fußnote], strix, striga [Fußnote], venefica, lamia, furia entspricht unser hexe, worunter man sich bald eine alte, bald eine junge frau denkt, und es kann schmeichelnd von einer schönen, lebendigen hexe die rede sein. die ahd. form dieses wortes lautet hazus, hazusa, hazasa (Graff 4, 1091); hazzuso (eumenidum) Diut. 2, 350a ist gen. pl. von hazus, hazes (Diut. 2, 346a); hezesusun (furiis) Diut. 2, 337b scheint verderbt aus hegezusun? gl. flor. 21 geben hegezisse, der echten vollen form hagazus oder hagazusa (anm. 2615) versichert uns das ags. hägtesse, mnl. hagetisse Diut. 2, 229b, haghedisse hor. belg. 1, 119, die kürzung zeugt, wie in tâlanc aus tagalank, für alter und gangbarkeit des worts und dann wäre auch ahd. hâzus vorzuziehen, N. Cap. 105 scheint hâzessa zu stehn (Wackern. lb. 153, 36), Graffs hâzessa zum trotz. Nur selten begegnet ein mhd. hegxse, hexse (Martina 90c 106b) hecse (Oberl. bihteb. 46); in der Schweiz sagt man hagsch, haagsch (Stald. 2, 10); nach Schmid schw. id. 156 heißt zu Ulm ein altes, geiziges weib hekkäs, das ist nichts als hexe, nur anders geschrieben. Weil aber neben dem ags. hägtesse auch hägesse, engl. hag, mhd. hächel (Ls. 2, 638), schweiz. häggele (vgl. sträggele) erscheint, mögen die ableitenden buchstaben der einfachen wurzel hag wenig zufügen. das altn. adj. hagr bedeutet dexter, artificiosus, kann also ganz den sinn des lat. sagus haben: hexe ist ein kluges, verschmitztes weib. die altn. sprache verwendet aber weder ein männliches hagr, noch weibliches hög auf solche weise, das schwed. hexa, dän. hex verrathen schon in der schreibung nhd. ursprung. Für hexen (fascinare) gewähren oberd. mundarten hechsnen und damit überein tritt das altfries. verbum hexna (Richth. 159, 25. eine hs. hat hoxna), dalekarlisch gilt hågsa, hugsa. Noch bis ins 16. 17 jh. wird jenen unhäufigen mhd. formen die benennung unholde vorgezogen, die eigentlich teufelin (s. 221) aussagt, diu unholde (Martina 170c 172c), woneben zuweilen das masc. unholdære, bei Keisersberg und H. Sachs ist unholde der gewöhnliche name; erst im 17. 18 jh. gewan dafür hexe allgemeinheit. hin und wieder bedient sich das volk eines masc. hex für zauberer; in Schwaben der hengst (Schmid 273) in der Schweiz haagg, hagg, hak, betrieger, gaukler, auch jenes ahd. hâzus strio (masc. zu stria, striga? kaum histrio?) könnte männlich sein. Vielen schon lag die vergleichung der griech. Hecate (‛Εκάτη) allernächst, doch die buchstaben stimmen zu sehr, gegen die lautverschiebung, und dem mittelalter würde wol ein unaspiriertes Ecate überliefert worden sein; weder Ecate noch Hecate erscheint in mlat. und roman. quellen für zauberin, wie sollte das wort in Deutschland um sich gegriffen haben? Bei dem mnl. haghedisse (strix) wäre aber zu erwägen, daß nnl. eghdisse, egdisse, haagdisse lacerta ausdrückt = nhd. eidechse, ahd. egidehsa, ags. âđexe und die eidechse ein zauberthier zu sein scheint, und in den hexenprocessen wirklich vorkommt, daß hexen statt der gewöhnlich genannten elben eidechsen geboren hätten [Fußnote] [Fußnote]. Im span. hechicero und hechicera finde ich wieder nur zufälligen anklang (s. 862); das span. bruxa (südfranz. bruesche) bezeichnet einen unheilbringenden nachtvogel, und wurde wie strix auf die vorstellung hexe übertragen. Häufig gilt drut oder drude für gleichviel mit hexe, genauer unterschieden bedeutet drut den plagenden, drückenden nachtmahr; aus welchem heidnischen wesen diese drut entsprang wurde s. 351 gewiesen, es war leicht, elbische geister des alterthums später mit menschlichen zauberinnen zu mengen; auch bilwiz, belewitte (s. 391. 392) werden verschiedentlich im hexenwesen begegnen.
Vorzügliche aufmerksamkeit verdient aber eine reihe uns in den altn. denkmälern dargebotner benennungen, und hier sehen wir die zauberfrauen zunächst an den begrif der riesinnen stoßen. tröll ist der allgemeine bald riesische und elbische, bald zauberische wesen begreifende ausdruck (s. 436), so jedoch, daß früher die riesennatur, später die teuflische vorwaltet. tröllahâls, tröllaskögr, tröllatûnga hat das Landnâmab. tröllskapr darf einmal jenem iötunmôđr (s. 439), dann auch unserm hexerei und zauber entsprechen. wiederum aber ist kaum von einem tröllmađr, häufig von einer tröllkona die rede und namen von riesinnen wie flagđ, skass, skessa (s. 436) werden unbedenklich auf zauberinnen angewandt. zahlreiche ausdrücke sind Sn. 210 hergezählt, die zum theil schwer zu deuten noch lange den forscher beschäftigen müssen. andere alterthümliche und dichterisch aufgefaßte nennt eine tröllkona selbst Sn. 175 dem ihr abends begegnenden Bragi. aus der fülle dieser benennungen geht ein hohes alter der zauberei im Norden und ihre tiefgewurzelte berührung mit dem zauberwesen des übrigen Europas hervor; ich werde die bedeutsamsten solcher namen im laufe der abhandlung anführen und erklären.
Auf diese etymologische grundlage der in betracht kommenden allgemeineren ausdrücke lasse ich eine erörterung der sache selbst folgen.
Anheben will ich aber diesmal von dem altn. stand der zauberei, dessen ältere und wie mir scheint unvermischtere beschaffenheit uns vor allen dingen bestätigt, daß frauen und nicht männern die hauptrolle dabei überwiesen war.
Zwar unterscheidet edda Sæm. 118a völur, vitkar und seiđberendr, wovon nur die ersten weiblich, die beiden andern männlich sind, ja alle drei werden von Vidôlfr, Vilmeiđr und Svarthöfđi abgeleitet, über welche angebliche urheber alles zaubers nichts befriedigendes zu sagen ist; wie wenn Svarthöfdi, Schwarzhaupt auf jene schwarze kunst und die schwarze teuflische farbe insgemein (s. 829) zu ziehen wäre? Vilmeiđr aus vil (favor, beneplacitum) und meiđr (arbor) zusammengesetzt würde vielmehr auf die frohe kunst des dichtens (s. 750) gehn dürfen. Viđôlfr mag einerlei sein mit einem von Saxo gramm. 122 genannten Vitolfus ›medendi peritus‹. Dennoch scheinen mir die völur, wie sie auch zuerst genannt werden, den andern vorzuragen, in jenem mit Bragi gewechselten liede (Sn. 175) wird der zauberin vilsinn (besser wol vilsinni, acc. vilsinna) völu, d. i. freund und gefährte der völa beigelegt; vitkar, vîtkar sind die ahd. wîzagon, weissager, vates, was meiner deutung des Vilmeiđr zu statten kommt. seiđr darf nicht ausschließlich den männern zugesprochen werden, wir sahen schon (s. 865) und wollen gleich näher ermitteln, daß er auch den frauen gebührt, neben den seiđberendr treten seiđkonor auf. beide müssen oft zahlreich in gewissen gegenden vorgekommen sein; nach Haralds hârf. saga cap. 36 ließ könig Eirîkr seinen bruder Rögnvald und 80 seiđmenn verbrennen. Die vala oder völva ist wahrsagerin, priesterin, norn, ein hochheiliges wesen des alterthums (s. 79. 338), zugleich auch seiđkona. schon von der eddischen vala heißt es Sæm. 4b: ›seiđ hon kunni.‹ solche zauberfrauen sind Heiđr, Hamglöm, Skuld und andre, alle ursprünglich luftreitende valkyrien (s. 349); völva, skass, valkyrja stehn Sæm. 154b neben einander [Fußnote]. für ihr abendliches, nächtliches umstreifen im wald sollen hernach wichtige zeugnisse angeführt werden. mit ihrem gefolge (međ sitt liđ) ziehen sie im land um, werden ehrerbietig von den menschen eingeladen, bewirtet, zu weissagen aufgefordert. sie thun es, auf vierbeinigem stul oder schämel (seiđhiallr) sitzend. es heißt efla seiđ (zauber festigen, zu stand bringen) fornald. sög. 2, 72. 3, 318; setja seiđ (z. setzen) das. 1, 97; seiđrinn verđr erfiđr (wird gearbeitet) das. 1, 12; færa â hiallinn (auf den stul führen) das. 2, 72. Die jüngeren sagen schildern sichtbar schon mit verächtlichen zügen. im gefolg der Skuld, heißt es fornald. sög. 1, 97, fanden sich elbe, nornen und anderes gezücht (âlfar ok nornir ok annat illþŷđi). Heiđr fährt noch mit 15 jünglingen und 15 jungfrauen einher (das. 2, 165. 506), Oddr aber hält sie gering, redet sie an ›allra kellînga örmust‹ (armseliges altes weib) das. 168. 508. auch fornm. sög. 3, 212 wird solcher landfahrerinnen gedacht, die den leuten wahrsagen, und wiederum heißt es das. 214: ›völvan arma‹ (unselige zauberin), wie im dän. volkslied ›usle havfrue‹ (DV. 1, 110) [Fußnote]. könig Frôđi wollte sich von der völva Heiđr wahrsagen lassen: giörđi hann þa gilda veizlu î môti henni, ok setti hana â seiđhiall einn hâan, . . . ok svara mer sem skiotast, seiđkona! (fornald. sög. 1, 10). da sie zaudert und nicht alles aussagt, droht er ihr mit gewalt: þik skal pîna til sagna (1, 11. 12) [Fußnote]. Merkwürdig ist aber, daß der seiđr nachts, wenn die menschen schlafen, von den völven, die samt ihrem gefolge ausfahren, bereitet wird: menn fôrn at sofa, en völva för til nâttfars seiđs međ sitt liđ (das. 2, 166), in der parallelstelle heißt es: gekk hun þâ ût međ liđi sînu, er ađrir gengu til svefns, ok efldi seiđ (das. 2, 507). Ketill erwachte nachts von heftigem geräusch im walde, lief heraus und sah eine zauberin, mit fliegenden haaren (sâ tröllkonu, ok fêll fax â herđar henni); auf sein befragen sagte sie ihm, er möge sie nicht aufhalten, sie müsse zur zauberversamlung, dahin komme Skelking, der geister könig, aus Dunibshaf, Ofôti (ohnefuß) aus Ofôtansfirđ, Thorgerđr, Hörgatröll und andere mächtige geister von Norden her (ek skal till tröllaþings, þar kemr Skelkîngr, norđan or Dumbshafi konûngr trölla, ok Ofôti ur Ofôtansfirđi, ok Thorgerđr Hörgatröll ok ađrar stôrvættir norđan ur landi) fornm. sög. 1, 131 vgl. 3, 222. Jenes nächtliche ausfahren und zaubern nannte man sitja ûti (Biörn 2, 251a erklärt: sub dio nocturnis incantationibus operam dare); im norweg. recht heißen die ausfarten ûtisetor und aufweckungen der zaubergeister: ›spâfarar allar oc ûtisetor at vekja tröll upp, oc fremja međ þvî heidni.‹ Gulath. p. 137. Von den zwecken der nord. zauberei nur einige beispiele. man gab den zauberinnen geld, damit sie sturm erregten: ›sendu eptir seiđkonum, tveimr, Heiđi ok Hamglöm, ok gâfu þeim fê til, at þœr sendi veđr . . . þœr efldu seiđinn, ok fœrđust â hiallinn međ göldrum ok giörnîngum‹. fornald. sög. 2, 72. der zauber machte menschen fest gegen waffen und unverwundbar: ›var seidt at Haraldi at hann skyldi eigi bîta iarn‹. das. 1, 374. ›þeir lêtu seiđa at Ögmundi, svâ at hann skyldi engi iarn bîta atkvæđalaus‹ das. 2, 241.
Man könnte einige züge, die mit der nachher zu liefernden darstellung des hexenwesens übereintreffen, für erborgt halten. ich zweifle daran. zwar ist die nächtliche zusammenkunft bei Skelking, Ofôti und Thôrgerđ nicht recht im geist des altn. glaubens, kann aber im Norden selbst durch allmäliches abstufen älterer vorstellungen sich erzeugt haben. kein teufel wird dabei genannt, obwol der unfüßige an den pferdefüßigen erinnern mag. das nord. tröllaþîng gleicht vielmehr der zusammenkunft unserer nachtfrauen, die ich aus weisen frauen und völven entsprungen glaube und dafür gewährt das nächtliche ausfahren der Heiđr mit ihrem gefolge von dreißig leuten, und der Skuld mit elben und nornen vollkommenste bestätigung. Thôrgerđ, Skuld, Heiđ sind wie Hulda, Berhta echtheidnische halbgöttinnen, an die sich der zauberhafte reigen schließt. sie erregen sturm und wetter, machen unverwundbar und weissagen. Ihr seiđhiallr mit vier stützen oder spitzen (stôlpar, sliklar) fornald. sög. 1, 12. 3, 319 [Fußnote] hat im deutschen hexenthum seines gleichen nicht, gemahnt uns aber des dreifußes der delphischen weissagerin; vielleicht läßt sich auch deutschen nachtfahrerinnen bei fernerer nachsuchung ein dreifuß vindicieren, zumal dies geräth sonst in alter heiligkeit steht (RA. 80. 189. 208); vgl. abergl. F 59. 60 das setzen auf den dreifuß und abergl. 111 das verbot einen leeren dreifuß aufs feuer zu bringen. Skuld, hier königin, zaubert in einem schwarzen zelt, auf ihrem seiđhiallr: sat î sînu svarta tialdi â seiđhialli sînum, skiptir nû svâ um, sem dimm nôtt komi eptir biartan dag. fornald. sög. 1, 105. Bei den nord. zauberinnen herscht noch die gabe und das bedürfnis der weissagung vor, die bei den deutschen nachtfrauen und hexen zurücktreten. Andere züge des nordischen zauberglaubens flechte ich lieber der nun folgenden darstellung unsrer eignen alterthümer ein.
Das christenthum hat den begrif zauberübender weiber als heidnischen nicht bloß bei Römern und Griechen, sondern auch Celten und Germanen vorgefunden, aber vielfach verändert; vorstellungen der ketzer und was man diesen zur last legte mischte sich darunter und aus allem zusammen muß die zauberei erklärt werden. bis auf die jüngste zeit ist in dem ganzen hexenwesen noch offenbarer zusammenhang mit den opfern, und der geisterwelt der alten Deutschen zu erkennen. Hieraus ergibt sich die ungerechtigkeit und ungereimtheit der späteren hexenverbrennungen von selbst.
Ein uralter unter alle völker gedrungner wahn leitet aus der zauberei das vermögen ab, die gestalt zu bergen und zu wandeln. zauberer pflegten in wölfe, zauberinnen in katzen überzugehen; der wolf war Wuotans, die katze der Frouwa heiliges thier, zweier götter die es vorzugsweise mit seelen und geistern zu thun haben. der zauberkundige nahm eine larve, grîma (s. 197) [Fußnote] einen trollsham vor, mittelst deren er sich unkennbar machte und rasch durch die lüfte fuhr, wie die geister grîmhelme, helidhelme (s. 383) anlegten; den begrif der zauberin sehen wir häufig dem der larve [Fußnote] begegnen, die leges Roth. 197. 379 setzen striga quod est masca; striga quae dicitur masca. dieser letzte ausdruck soll im verfolg weiter besprochen werden [Fußnote].
Den zauberinnen steht aber auch vogelgestalt, federkleid, namentlich das der gans zu gebot, alterthümlich aufgefaßt des schwans, und sie gleichen schwanfrauen, walkyrien, die durch alle lüfte fliegen und sich zur schlacht versammeln. von der vorstellung des zaubers ist die des flugs und ritts durch die luft (s. 354) unzertrennlich, und die alte Thrûđr wird zur drut (s. 350), die Holda zur unholdin. gleich den holden geistern ziehen unholde mit dem wütenden heer in den lüften. sie sammeln sich in haufen zu gemeinschaftlichem amt.
Hiervon sind also heidnische opferbräuche gar nicht auszuschließen. Schon unsere ältesten volksrechte, zumal das salische, wissen von zusammenkünften der hexen zum kochen, und ich erinnere an jene gotländischen suđnautar (oben s. 46) beim opfer. lex. sal. cap. 67 ist als ehrenrührigste schelte hervorgehoben, daß ein man hexenkesselträger geheißen werde: ›si quis alterum chervioburgum, hoc est strioportium clamaverit, aut illum qui inium dicitur portasse, ubi strias (d. h. striae) cocinant‹ chervioburgus habe ich RA. 645 zu deuten gesucht [Fußnote]. wer sich hergibt den hexen ihr geräth zu tragen wird männern verächtlich; er kann auch bloß strioportius, hexenträger heißen, sie haben ihn dazu gedungen. eines solchen kesselträgers erwähnen freilich die jüngeren hexensagen nicht, zu ihren versammlungen nehmen sie aber häufig einen spielmann, der ihnen zu mahlzeit und tanz aufpfeifen muß, ohne gerade theilnehmer der zauberei zu sein, und dieser ließe sich jenem handlanger vergleichen. Die worte ›ubi striae cocinant‹ (andere hss. coquinant, cucinant, die lex emend. fehlerhaft concinunt) setzt gemeinsames kochen und sieden (seyđr, s. 865) mehrerer zauberinnen voraus. Im Macbeth kommen drei hexen, die aber noch weirdsisters (s. 337) heißen, also an die alte bedeutung von drût erinnern, auf einer heide und in einer höle zusammen, um in ihrem cauldron zu sieden. sie sind weniger teuflische zauberweiber, als schicksal verkündende weise frauen oder priesterinnen, die aus dem kessel weissagen (s. 45 [Fußnote]).
Die shakspearischen hexen gleich neben den alten wahrsagerinnen der Cimbern, neben den strigen des salischen gesetzes zu nennen scheint gewagt; es gibt aber hier noch andere anknüpfungspuncte der ältesten an die jüngere zeit.
Cap. XX bei abhandlung des heilawâc habe ich mit vorbedacht die salzquellen unerwähnt gelassen, um ihre heiligkeit hier in unmittelbare beziehung auf die spätere hexerei bringen zu können. Tacitus, in einer vielfach wichtigen stelle, ann. 13, 57 berichtet: ›eadem aestate inter Hermunduros Chattosque certatum magno praelio, dum flumen gignendo sale foecundum et conterminum vi trahunt; super libidinem cuncta armis agendi religione insita, eos maxime locos propinquarc coelo, precesque mortalium a deis nusquam propius audiri. inde indulgentia numinum illo in amne illisque silvis salem provenire, non ut alias apud gentes eluvie maris arescente, sed unda super ardentem arborum struem fusa, ex contrariis inter se elementis igne atque aquis concretum‹ [Fußnote]. Um salzquellen kriegten auch Burgunder und Alamannen: ›Burgundii salinarum finiumque causa Alamannis saepe jurgabant‹. Amm. Marc. 28, 5. Daß nicht bloß in Germanien, auch in Gallien salz durch aufguß auf glühenden brand gewonnen wurde, versichert Plinius 31. 7, 39: ›Galliae Germaniaeque ardentibus lignis aquam salsam infundunt‹; darum können auch die gebräuche dabei Celten und Deutschen gemein gewesen sein. Solcher salzhaltigen flüsse gab es nun schon damals in Deutschland ohne zweifel manche und es läßt sich kaum bestimmt sagen, welcher von Tacitus gemeint ist [Fußnote]. sie quollen auf bergen, in heiligen wäldern, man betrachtete ihren ertrag als der nahen gotheit unmittelbare gabe, besitz der stätte schien blutiges krieges werth, gewinnung und austheilung des salzes ein heiliges geschäft; wahrscheinlich waren opfer und volksfeste mit dem salzsieden verbunden? [Fußnote].
Wenn nun etwa frauen oder priesterinnen die bereitung des salzes verwalteten, wenn der salzkessel unter ihrer aufsicht und sorge stand; so wäre ein zusammenhang des salzsiedens mit der späteren volksansicht von der hexerei nachgewiesen: an gewissen festtagen stellen sich die hexen in dem heiligen wald, auf dem berge ein, wo das salz sprudelt, kochgeräthe, löffel und gabeln mit sich führend; nachts aber glüht ihre salzpfanne [Fußnote]. Diesen vermutungen zu statten kommt ein gedicht der Wiener hs. 428, 154d von Stricker oder einem seiner lands und zeitgenossen, welches ich hier einschalte.
Ich bin gewesen ze Portigâl
und ze Dolêt sunder twâl,
mir ist kunt Kalatrâ daz lant,
dâ man di besten meister vant.
ze Choln und ze Parîs
dâ sint di pfaffen harte wîs
di besten vor allen rîchen.
dar fuor ich wærlîchen
niwan durch diu mære. 
waz ein unholde wære?
daz gehôrt ich nie gelesen,
waz ein unholde müge wesen.
daz ein wîp ein chalp rite,
daz wæren wunderliche site,
ode rit ûf einer dehsen,
ode ûf einem hûspesem
nâch salze ze Halle füere;
ob des al diu welt swüere
doch wolde ich sîn nimmer gejehen,
ich enhet ez mit mînen ougen gesehen,
wand sô würde uns nimmer tiure
daz salz von dem ungehiure.
oh ein wîp einen ovenstap über schrite
und den gegen Halle rite
über berge und über tal,
daz si tæte deheinen val,
daz geloube ich niht, swer daz seit,
und ist ein verlorniu arbeit;
und daz ein wîp ein sib tribe
sunder vleisch und sunder ribe,
dâ niht inne wære,
daz sint allez gelogniu mære.
daz ein wîp ein man über schrite
und im sîn herze ûz snite,
wie zæme daz einem wîbe,
daz si snite ûz einem lîbe
ein herze, und stieze dar in strô,
wie möhter leben ode werden frô?
ein mensche muoz ein herze haben,
ez habe saf od sî beschaben.
Ich wil iu sagen mære,
waz sîn rehte unholdære:
daz sint der herren râtgeben
di ir êre furdern solden und leben,
di siflent in zuo den ôren
und machent si ze tôren,
si niezent ir erbe und ir lant
und lâzent och si ze hant
scheiden von êren und von guote
von vröuden und hôhem muote.
ditz ist ein wârez mære:
di selben unholdære
die sougent ûz herze unde bluot,
daz vil mangem herren schaden tuot.
 
Unter Halle ist hier wahrscheinlich das östreichische, bairische gemeint, und damals herschte in jenen gegenden also noch der volksglaube, daß die unholden auf besen, ofengabel oder reis (Schm. s. v. dächsen, vgl. diesse oben s. 224), über berg und thal gen Halle ritten. Wähnte man, daß sie sich dorther ihren salzvorrath nach haus holten? fast scheint es aus den worten zu folgern: wenn ihm so sei, würden sie ihren nachbarn das salz nicht theuer machen (wegnehmen). Da auch Christen kraft und nothwendigkeit des salzes anerkannten, so begreift es sich, wie nun umgekehrt den teuflischen hexenversamlungen das wolthätige salz abgesprochen und als sicherungsmittel gegen alle zauberei angesehn werden konnte (abergl. no. 182). denn der hexenküche und den teuflischen mahlzeiten fehlt gerade das salz [Fußnote], die kirche hatte jetzt die heiligung und weihung des salzes übernommen. Neben das ungetaufte, ausgesetzte kind pflegte man zur sicherung salz zu legen (RA. 457). Die auswandernden Salzburger tauchten den benetzten finger in salz und schwuren. zauberern und hexen wurde misbrauch des salzes zur taufe von thieren schuld gegeben. Ich finde hier der erwähnung werth, daß die zauberkräftigen riesinnen der edda nicht allein gold sondern auch salz zu malen verstanden (Sn. 146. 147) und durch jenes ruhe und friede, durch dieses seesturm folglich unwetter herbeigeführt wurde.
Gleich bedeutsam scheint mir die anwendung des pferdefleisches und überhaupt des pferdes unter den zauberern und hexen. es ist s. 38 gelehrt worden, daß die Heiden ihren göttern pferde opferten und die neigung zum genuß des pferdefleisches noch lange zeit verhaßt blieb und als hinneigung zum heidenthum ausgelegt wurde; erst heutzutage beginnt der widerwille vor dem essen eines so reinen thiers zu weichen. den hexen wurde nun schuld gegeben, daß sie in ihren zusammenkünften diese speise liebten, d. h. noch heidnischer opfer pflägen. Henry Boguet in seinem discours execrable des sorciers, Rouen 1603 p. 82. 83 erwähnt nicht nur: ›qu'il y avoit une grande chaudière sur le feu, dans laquelle chacun alloit prendre de la chair‹, und ›mais il n'y a iamais du sel‹, sondern auch ausdrücklich ›que la chair n'est autre chair que de cheual‹. Nimmt man hierzu, daß das aufrichten der pferdehäupter (s. 38) [Fußnote] mit jenen opfern zusammenhängen muß, ins Johannisfeuer pferdehäupter geworfen werden (s. 514), jener spielmann der hexen (s. 874) in ihren versamlungen oder andere gespenster (s. 708) auf pferdeköpfen dudeln [Fußnote], während der teufel mit pferdefuß erscheint und auch aus pferdehufen getrunken wird, so gewinnt dies alles ein noch alterthümlicheres ansehn heidnischer opferbräuche [Fußnote].
Stand aber die altheidnische zubereitung und austheilung des geheiligten salzes, der genuß des pferdefleisches in bezug auf opfer und volksversamlungen, welche häufig mit einander verbunden waren, so lehren und bestätigen ihn auch alle übrigen eigenthümlichkeiten der hexenfarten. zeit und ort lassen sich gar nicht anders erklären.
Es ist bekannt, daß allgemein in Deutschland ein jährlicher hauptauszug der hexen auf die erste mainacht (Walpurgis) angesetzt wird, d. h. in die zeit eines opferfestes und der alten maiversamlung des volks. Am ersten mai wurden noch lange jahrhunderte vorzugsweise die ungebotnen gerichte gehalten (RA. 822. 824), auf diesen tag fiel das fröhliche maireiten (s. 647. 648), das anzünden des heiligen feuers (s. 509): der tag ist einer der hehrsten des ganzen heidenthums [Fußnote]. Werden aber zwei oder drei hexenfeste genannt, zu pfingsten und im herbst, auf Walpurgis, Johannis und Bartholomaei, so erscheinen wiederum die üblichen feiertage und gerichtstage des mittelalters. dänische hexenprocesse nennen Valdborg aften, s. Hans aften und Mariä besögelsesdags aften. Seine ehrliche gerichtszeit hätte das volk nicht den hexen eingeräumt, wären diese nicht in althergebrachtem besitz gewesen [Fußnote].
Noch deutlicher zu trift die örtlichkeit. die hexen fahren an lauter plätze, wo vor alters gericht gehalten wurde oder heilige opfer geschahen. ihre versamlung findet statt auf der wiese, am eichwasen, unter der linde, unter der eiche, an dem birnbaum, in den zweigen des baums sitzt jener spielmann, dessen hilfe sie zum tanz bedürfen. zuweilen tanzen sie auf dem peinlichen richtplatz, unter dem galgenbaum, in der sandgrube. Meistens aber werden berge als ort ihrer zusammenkunft bezeichnet, hügel (an den drei büheln, an den drei köpchen) oder die höchsten puncte der gegend. Nicht zu übersehen ist, wie die elben und bilweisen in bergen (s. 391), daß auch die sorbischen vilen und romanischen feen auf bergen hausen, eine merkwürdige stelle vom zauber auf dem berg (puegau, pueg, puy, lat. podium) wurde s. 341 angeführt. der ruf einzelner hexenberge erstreckt sich über ganze reiche, wie nach göttern, opfern, gerichten hohe berge benannt sind. fast alle hexenberge waren alte opferberge (s. 47. 48), malberge (RA. 801. 802), salzberge. bei Rothenburg am Neckar auf der Hirschauer markung wird ein hexenbukel, unweit Passau ein unholdenberg bezeichnet; gewöhnlich aber gibt es besondere namen. Norddeutschland kennt den Brocken, Brocks oder Blocksberg [Fußnote], des Harzes höchste spitze, als hauptversamlungsort der hexen. ein beichtbuch des 15 jh. redet von den zauberinnen, ›die uf den Brockisberg varen‹ (Hoffm. zeitschr. 753); ich kenne kein früheres zeugnis für den sicher in weit ältere zeit reichenden volksglauben. gerichtsplätze wird im MA. der Harz mehr als einen gehabt haben, eine salzquelle hat er noch heute zu Juliushall im amt Neustadt. der name scheint aber weit allgemeiner, in Meklenburg (und gewis noch andern norddeutschen gegenden) heißen mehrere berge blocksberge (Mekl. jahrsber. 2, 114. 3, 189), auch in Preußen (Tettau und Temme s. 264). Die übrigen hexenstätten vermag ich nur unvollständig aufzuzählen. Man nennt noch den Huiberg bei Halberstadt; in Thüringen fahren sie zum Horselberg bei Eisenach, oder zum Inselberg bei Schmalkalden; in Hessen zum Bechelsberg oder Bechtelsberg bei Ottrau, einer alten ziegenhainischen gerichtsstätte; in Westfalen zum Köterberg bei Corvei, zum Weckingsstein (Wedigenstein, wo Wittekind oder Wittich hauset) bei Minden: in Schwaben zum Schwarzwald, zum Kandel im Breisgau, oder zum Heuberg bei Balingen, welcher Heuberg [Fußnote] schon im jahre 1506 als hexenberg bezeichnet wird und dem halberstädtischen Huiberg gleicht; in Franken zum Kreidenberg bei Würzburg, zum Staffelstein bei Bamberg, vermutlich hat auch der Fichtelberg und das schlesische Riesengebirge eigne hexenörter. im Elsaß werden Bischenberg, Büchelberg (vgl. Bechelsberg), Schauenberg und Kniebiß (kniebeißend, von der steilheit, anderwärts Kniebrecher), auf den Vogesen Hupella genannt. Der schwedische sammelplatz heißt Blåkulla (nach Ihre ein meerfelsen zwischen Småland und Öland, wörtlich schwarzer berg, welcher name noch andern gebirgen zustehen mag) [Fußnote], und Nasafjäll (in Norrland). auch die norwegischen hexen fahren nach Blaakolle, ferner auf Dovrefjeld, auf Lyderhorn (bei Bergen), Kiärru in Tvedsogn, nach Vardö und Domen (in Finmarken), alle solche sammelorte heißen balvolde (böser wall, campus malus). In Dänemark sagt man ›fare til Hekkelfjelds‹ (s. 836), d. i. zum isländischen berge Hekla (Heklufiall); auch ›ride til Trums, fare til Troms‹, d. i. nach Trommenfjeld, einem berge der norwegischen insel Tromsö, ganz oben an der Finnmark. Die neapolitanischen streghe versammeln sich unter einem nußbaum bei Benevent, das volk nennt es die beneventische hochzeit; gerade an diesem ort stand jener heilige baum der Langobarden (s. 83. 540. 541), hier hängt die hexerei wieder deutlich an altheidnischem cultus. italienische hexenberge sind der Barco di Ferrara, der Paterno di Bologna, Spinato della Mirandola, Tossale di Bergamo, und ein berg: la croce del pasticcio, dessen lage ich nicht weiß. In Frankreich wird der Puy de Dome bei Clermont in Auvergne ausgezeichnet, andere landschaften haben andere berge. Die spanischen hechizeras halten ihren tanz auf der heide von Baraona, im sande von Sevilla, im gefilde von Cirniegola; in Navarra auf Aquelarre, was baskisch bockswiese bedeuten soll, die serbischen hexen na pometno guvno (der gekehrten tenne), wahrscheinlich auf einem hohen berg; die ungrischen auf Kopasz tetö (dem kahlen scheitel), einer spitze des Tokaier weinbergs [Fußnote], wozu das ›na Lysagorę‹ der polnischen zauberinnen (Woycicki 1, 17. 2, 77) stimmt. ein theil der Carpathen zwischen Ungern und Polen heißt poln. babia gora (altweiberberg), ich kann nicht sagen, ob dahin hexenfeste verlegt werden? auch die Kormakssaga p. 76. 204. 222 nennt ein Spâkonufell (berg der weisen frau). Am vorabende Johannistags läßt der litthauische volksglaube alle zauberer zum berge Szatria geflogen kommen, wo sie von Jauterita, einer gewaltigen zauberin, bewirtet werden [Fußnote]. Merkwürdig, wie durch ganz Europa hin die wallfarten der Heiden zu opfern und festen von dem christenthum in einförmige, überall ähnliche zauberei umgewandelt werden. hat sich die vorstellung dieses zaubers unter jedem volk von selbst gestaltet? oder ist (unglaublicher) irgendwo der ton angegeben worden, und von da aus weiter vorgedrungen [Fußnote] [Fußnote].
Daß schon nach heidnischen begriffen des alten Nordens die zauberinnen abendlich und nächtlich ausfuhren oder ritten ergibt sich deutlich aus der edda. Heđinn zog eines abends einsam durch den wald, da stieß er auf eine tröllkona, die ihm ihre fylgđ (ihr gefolge, gleich einer schützenden valkyrja) anbot, was er ausschlug. Sæm. 146a. eine bedeutsame sage wird Sn. 175 nur beiläufig berührt: als Bragi der alte (s. 870) spät abends durch einen wald fuhr, begegnet er einer tröllkona, die ihn mit einem lied anredete und fragte, wer da fahre? dabei nennt sie ihm ihre tröllnamen und Bragi ihr seine dichternamen in dem lied, das er zur antwort entgegnete. Darum heißt nun die zauberfrau qveldriđa (abendreiterin) Sæm. 143b und myrkriđa (dunkelreiterin) Sæm. 77a, worunter ungeheure, übelthätige riesenweiber gemeint sind, wilde frauen, waldminnen, iarnviđjur (s. 399), auf deren vernichtung die helden ausgehn. ›hefi ec qvaldar qveldriđor‹, ich habe die hexen getödtet, sagt Atli. ihr ritt hieß gandreiđ (vectura magica) Nialss. s. 195, gandr ist sonst wolf, wölfe sollen sie bestiegen und mit schlangen gezäumt haben: ›fann tröllkono, sû reiđ vargi ok hafđi orma î taumom‹ Sæm. 146a. ›Hyrrokin reiđ vargi ok hafđi höggorm at taumum.‹ Sn. 66. ein runenbild (bautil 1157) stellt vor, wie ein tröll auf dem wolf reitet und einen krummen zweig zum zaum nimmt. ein schwed. volkslied läßt sie auf dem bär reiten, den wolf als sattel überlegen und mit der schlange peitschen: ›björnen den så red hon uppå, ulfven den hade hon till sadel derpå, och ormen den hade hon till piska.‹ sv. vis. 1, 77. es ist nicht zu übersehn, daß die serbische vila, die viel elbischer gehalten ist, auf einem hirsche reitet (vgl. s. 385) und ihn mit einer schlange zäumt. Unter den namen der zauberinnen Sn. 210b steht Munnriđa, mundreiterin, vielleicht im mund den schlangenzaum haltend? daneben steht auch Munnharpa (nach Biörn rigor oris ex gelu), beide ausdrücke fordern genaueren aufschluß, doch in jedem fall wird -riđa zum begrif des nächtlichen reitens gehören. ein dichter (Sn. 102) bedient sich der umschreibung qveldrunnin qven (femina vespere excurrens). Gleich dem salischen gesetz (s. 872) kommt auch Vestgötalag bei gelegenheit ehrenrühriger schelte auf die hexerei zu sprechen, es heißt s. 38 ›iak sa at rêt a quiggrindu lösharäþ ok i trolsham, þa alt var iam rift nat ok dagher‹ und beinahe mit denselben worten s. 153, wo dem löshareþ noch zugefügt wird ›lösgiurp‹: ich sah dich mit gelöstem haar und gürtel, als tag und nacht sich schieden (in der dämmerung) auf der hürde reiten: dürfte man lesen qvîgindu, so wäre es ein reiten auf dem kalb, wie im mhd. gedicht (s. 876). Weder in diesem gesetz noch der edda wird erzählt, daß die zauberweiber an bestimmten plätzen haufenweise zusammenkommen, doch reiten die valkyrien zu zwölfen oder zwanzigen miteinander. Aber die idee des nachtritts selbst darf sogar von göttinnen hergeleitet werden: dem Hyndluliođ zum grunde liegt, daß Freyja in finstrer nacht auf ihrem eber, dessen borsten glühen, und Hyndla (canicula) ihre schwester auf einem wolf hinauf zur heiligen Valhöll reiten [Fußnote] [Fußnote].
Im innern Deutschland lassen sich abstufungen nachweisen. vor dem christenthum mögen auch hier die alten riesinnen (eteninnen) zauberfrauen gewesen sein, wie in unserm heldenbuch noch eine solche erscheint (s. 461) und ein riese auf dem hexenberg bewirtet. Lisch 5, 83. Seit der bekehrung bindet sich die zauberei an die heidnischen götzen der heimat wie des auslands, aber noch nicht gleich an den teufel, dessen idee kaum unter dem volk zu wurzeln begann. Die hexen gehören zum gefolge ehmaliger göttinnen, die von ihrem stul gestürzt, aus gütigen, angebeteten wesen in feindliche, gefürchtete verwandelt, unstät bei nächtlicher weile umirren und statt der alten feierlichen umzüge nur heimliche, verbotene zusammenkünfte mit ihren anhängern unterhalten. Wenn auch der große haufen für die neue lehre gewonnen war, einzelne menschen mochten eine zeitlang dem alten glauben treu bleiben und insgeheim ihre heidnischen gebräuche verrichten; bald aber erloschen diese paganien in der wirklichkeit und hafteten desto dauernder in der überlieferung und umgestaltenden phantasie der menschen, als sie sich an volksfeste und den erlaubten oder sträflichen brauch bei heilungen oder vergiftungen schlossen. übung, sage und wahn griffen vielfach in einander und unmöglich kann irgend einem jahrhundert die vorstellung verbotner und abgöttischer zauberei gefehlt haben, wenn wir auch nicht anzugeben vermögen, wie sie sich ihm gestaltete. Aber unter allen Christen gieng die kunde davon unausrottbar fort, und bildete sich zu einem loseren oder festeren zusammenhang aus, je nach dem die kirche die begriffe des volks sich gewähren ließ oder strenger zu zügeln unternahm. was sie strafen und austilgen wollte muste allmälich der milden einbildungskraft entzogen werden und den grellen schein einer schauderhaften realität annehmen.
Zauberer und zauberinnen, davon will ich ausgehn, fügen sich zunächst an den gespenstigen zug der gottheiten, an jenes wütende heer, dem man elbische und böse wesen aller art zugesellte; in der Vilkinasaga cap. 328. 329 zeigt uns das wilde heer der Ostacia (oder Ostansia, wie wol lautete die ursprüngliche namensform?) bedeutsame anknüpfung. zauberinnen aber musten vorzugsweise göttinnen beigeordnet werden, aus welchen die bekehrer eine römische Diana oder jüdische Herodias gefabelt hatten, denen jedoch das volk die hergebrachte, einheimische benennung nie ganz entzog. Wie nahe lag es, wenn frau Holda, jene Freyja, oder Abundia (gleichviel ob Folla s. 256, ob eine celtische göttin) vormals im reigen der elbe und holden erschienen war, sie nun selbst in eine unholde zu verkehren und von unholden geleiten zu lassen. (s. 773). im norw. märchen no. 15 tritt die troldkiäring an stelle der frau Holda. in dem jeu d'Adans (oben s. 342) sammeln sich die drei feen auf einer wiese, wo die alten frauen aus der stadt ihrer warten: ›or tost allons ent par illeuc, les vielles femes de le vile nous i atendent.‹ es bestand also gemeinschaft zwischen den feen und hexen.
Zu der entwickelten ansicht stimmt vollkommen, daß der thüringische Horselberg aufenthalt der Holda und ihres heers (s. 377. 780. 801), zugleich aber sammelort der hexen war (s. 879). Keisersberg (omeiß 36. 40) läßt die nachts fahrenden weiber nirgend anders als im Venusburg (s. 795) zusammenkommen, wo gutes leben, tanzen und springen ist. Noch entschiedneres gewicht haben aber die im anhang s. abergl. C int. 44. 10, 1. p. 194a. D 140 v beigebrachten stellen, aus denen hervorgeht, daß bis ins zehnte, vierzehnte jh. nachtfrauen im dienst der frau Holda zu bestimmten nächten auf thieren durch die lüfte streichen, ihr gehorchen und ihr opfern, von einem bund mit dem teufel aber durchaus noch keine rede ist. Ja diese nachtfrauen, blanken mütter, dominae nocturnae, bonnes dames (s. 237. 238), bei Hincmar lamiae sive geniciales feminae waren ursprünglich dämonische, elbische wesen, die in frauengestalt erschienen und den menschen wohlthaten erwiesen; Holda, Abundia, welchen noch ein dritter theil der ganzen welt unterthänig ist (s. 235–238), führen tanzende reigen an, auf dem umziehenden schif der göttin wurden tänze getreten (s.  216); aus solchem tanz bei heidnischem göttercultus, aus dem luftigen elbentanz (s. 389), dem hüpfen der irlichter (s. 763. 764) [Fußnote] leite ich die idee der hexentänze hauptsächlich ab; wenn auch festtänze heidnischer maiversammlungen mit dabei angeschlagen werden können. Den christlichen eiferern schien aller tanz sündhaft und heidnisch, und sicher stammte er oft aus gebräuchen des heidenthums her, gleich andern schuldlosen freuden und sitten des gemeinen volks, das sich an großen festen seine erheiterung nicht leicht nehmen ließ. daher die alten tänze auf fastnachten (s. 642), beim osterfeuer, maifeuer und auf sonnewenden, bei der ernte und zu weihnachten; aus einer genaueren untersuchung der hergänge bei diesen festen, als sie bisher gepflogen worden ist, würde sich vieles deutlicher entfalten. Afzelius 2, 5 meldet, daß noch heute in Schweden sagen von tänzen und reigen gehn, die das heidnische volk rings um heilige götterplätze geführt habe: so ausgelassen aber auch verlockend seien sie gewesen, daß zuletzt die zuschauer von der wut ergriffen und in den tanz fortgerissen wurden. Wenn in chroniken unsers MA. verschiedentlich der entweihung heiliger festtage durch wilden tanz gedacht wird, und der darauf gefolgten strafe, daß er ein ganzes jahr lang unablässig fortgeführt werden muste (DS. no. 231); so drückt das wieder den abscheu der Christen vor überresten des heidenthums aus und gleicht der verdrehung des Wuotanzugs in die jagd des ewigen jägers [Fußnote]. Herodias ist jenem kreise der nachtfrauen eben auch zugezogen, weil sie spiel und tanz übte und nach ihrem tod als windsbraut durch die lüfte saust. In diese geisterhafte schaar versetzte nun der christliche volkswahn zugleich auch menschliche zauberinnen, d. h. dem heidenthum anhängige übelberüchtigte frauen, alte fantastische weiber: ›et si aliqua femina est, quae se dicat, cum daemonum turba in similitudinem mulierum transformata certis noctibus equitare super quasdam bestias, et in eorum (daemonum) consortio annumeratam esse‹, und: ›quaedam sceleratae mulieres retro post satanam conversae, daemonum illusionibus seductae, credunt se nocturnis horis cum Diana Paganorum dea vel cum Herodiade et innumera multitudine mulierum equitare super quasdam bestias, et multa terrarum spatia intempestae noctis silentio pertransire, ejusque jussionibus velut dominae obedire, et certis noctibus ad ejus servitium evocari.‹ So dachte man sich früher [Fußnote] die hexenfarten, und die gewis noch heidnischen benennungen nahtfarâ, nahtfrowâ, nahtritâ kamen ganz mit jenen altn. qveldriđa, myrkriđa (s. 880) überein. ich vermag sie freilich erst aus dem 13 jh. aufzuweisen: Wh. 1, 82b ›wil der (Machmêt) helfe sparn, sô helfen in die nahtvarn; daz sint alter wîbe troume‹; Ls. 3, 10 ›ez konde niemen bewarn, ich mües eine ûz farn mit der nahtfrouwen (der göttin); dô sprach ich zuo mîme gesellen: als schiere sô ez naht wirt, diu vart mich niht verbirt, ich sol liden grôze nôt, bezzer wære mir der tôt. ist aber daz mir wol ergât, so kum ich umb die hankrât, des enweiz ich aber niht. mîn triu, dû solt mir ein lieht kleiben hin an etewaz, daz ich kunne dester baz komen her wider hein: kleibez an einen stein oder kleibez an die want.‹ in dieser zweiten stelle ist merkwürdig, daß die frau dem einfältigen mann ihre angebliche ausfahrt als ein schwieriges, unvermeidliches unternehmen schildert [Fußnote]. Bei Vintler (abergl. G v. 274 ff.) heißt es: ›so farent etlich mit der (nacht)far auf kelbern und auf pecken durch stein und durch stecke.‹ kälber und böcke sind also jene ›quaedam bestiae‹. Wir sahen s. 603 sogar auf einen am himmel ziehenden stern den namen nachtfare passend angewandt. Joannes saresberiensis, der in England und Frankreich lebte († 1182) und an dämonischen einfluß glaubte, hat im Policr. II, 17 folgende merkwürdige stelle: ›quale est quod nocticulam (vielleicht nocticolam oder noctilucam?) quandam vel Herodiadem, vel praesidem noctis dominam consilia et conventus de nocte asserunt convocare, varia celebrari convivia, ministeriorum species diversis occupationibus exerceri et nunc istos ad poenam trahi pro meritis, nunc illos ad gloriam sublimari, praeterea infantes exponi lamiis, et nunc frustatim discerptos edaci ingluvie in ventrem trajectos congeri, nunc praesidentis miseratione rejectos in cunas reponi. quis vel caecus hoc ludificantium daemonum non videat esse nequitiam? quod vel ex eo patet, quod mulierculis et viris simplicioribus et infirmioribus in fide ista proveniunt‹. Ich will noch andere entscheidende zeugnisse aus französichen gegenden über die beschaffenheit der nachtfarten beifügen, alle dem 13 jh. gehörend, man wird ihre analogie nicht verkennen. Die acta sanct. 32 jul. p. 287b schöpfen aus einer pergam. hs. des 13 jh. folgendes, was in den älteren lebensbeschreibungen des Germanus fehlt, aber auch in die legenda aurea cap. 102 eingegangen ist: ›hospitatus (sanctus Germanus autissiodorensis) iu quodam loco, cum post coenam iterum mensa pararetur, admiratus interrogat cui denuo praepararent? cui cum dicerent, quod bonis illis mulieribus, quae de nocte incedunt [Fußnote], praepararetur, illa nocte statuit s. Germanus vigilare. Et ecce, videt mullitudinem daemonum in mensa, in forma hominum et mulierum venientem. Qui eis praecipiens ne abirent, cunctos de familia exultavit, inquirens, si personas illas cognoscerent? qui cum omnes vicinos suos et vicinas esse dicerent misit ad domos singulorum, daemonibus praecipiens ne abirent. Et ecce, omnes in suis lectulis sunt inventi. Adjurati igitur se daemones esse dixerunt, qui sic hominibus illudebant.‹ Guilielmus alvernus p. 1066: ›idem et eodem modo sentiendum est tibi de aliis malignis spiritibus, quos vulgus stryges et lamias vocant, et apparent de nocte in domibus, in quibus parvuli nutriuntur, eosque de cunabulis raptos laniare vel igne assare videntur [Fußnote]. apparent autem in specie vetularum. Vetularum autem nostrarum desipientia opinionem istam mirabiliter disseminavit et provexit atque animis mulierum aliarum irradicabiliter infixit. Similiter et de dominabus nocturnis, quod bonae mulieres sint, et magna dona domibus quas frequentent per eas praestentur, mulieribus potissimum persuaserunt; et ut ad unum dicam pene omnes reliquias idololatriae retinuit et reservavit et adhuc promovere non cessat anilis ista fatuitas.‹ Vincentius bellov. spec. mor. III. 3, 27: ›cum in quadam parochia homines talibus crederent, quidam ribaldi transfiguraverunt se in similitudinem mulierum, earum assumto habitu, et domum cujusdam divitis rustici cum tortiis (fackeln) intrantes et choreas ducentes suppressa voce canebant gallice 'un en prenes, cent en rendres', latine: unum accipite, centum reddite! et sic in oculis rustici domum ejus evacuaverunt omnibus bonis dicentis uxori suae: 'tace, et claude oculos, divites erimus, quia bonae res [Fußnote] sunt, et centuplicabunt bona nostra.‹ Ferner derselbe: ›cum quaedam vetula volens blandire suo sacerdoti diceret ei in ecclesia: domine, multum me debetis diligere, quia liberavi vos a morte: quia cum ego vadebam cum bonis rebus, media nocte intravimus domum vestram cum luminaribus, ego videns vos dormientem et nudum, cooperui vos, ne dominae nostrae viderent nuditatem vestram, quam si vidissent ad mortem vos flagellari fecissent. Quaesivit sacerdos, quomodo intraverant domum ejus et cameram, cum essent fortiter seratae? tunc ait illa, quod bene intrabant domum januis clausis. Sacerdos autem vocans eam intra cancellum, clauso ostio verberavit eam cum baculo crucis dicens 'exite hinc, domina sortilega!' et cum non posset exire, emisit eam sacerdos dicens: 'modo videtis quam fatuae estis, quae somniorum creditis vanitatem'.‹ dieser priester geht recht vernünftig mit der zauberin um und ist fern davon sie peinlich zu hetzen. Gervasius tilberiensis 3, 85: ›lamiae dicuntur esse mulieres, quae noctu domos momentaneo discursu penetrant, dolia vel cophinos, cantharos et ollas perscrutantur, infantes ex cunis extrahunt, luminaria accendunt, et nonnunquam dormientes affligunt.‹ 3, 93 versichert er frauen gekannt zu haben, welche behaupteten: ›se dormientibus viris suis cum coetu lamiarum celeri penna mare transire, mundum percurrere, et si quis aut si qua in tali discursu Christum nominaverit, statim in quocunque loco et quantovis periculo fecerit, corruere.‹ so sei einmal eine in die Rhone niedergefallen. ›scimus quasdam in forma cattorum a furtive vigilantibus de nocte visas ac vulneratas in crastino vulnera truncationesque ostendisse.‹ Also die hexen ziehen im nächtlichen reigen gütiger frauen [Fußnote], denen der mensch tische deckt, wie besuchenden feen und elben (s. 338. 341 abergl. C 198d), weil sie glück bringen und vervielfachen, das hausgeräthe untersuchen, die kinder in der wiege segnen. heidnisch war dieser aberglaube, denn Christi name durfte nicht ausgesprochen werden; allein für teuflisch galt er noch nicht. zwar mengt sich schon die vorstellung von kinderraub (dessen auch die elbe geziehen werden, s. 387) unter und steigert sich zu grausamem braten und verzehren; aber auch das hängt an mythen von elben und göttinnen und wurde den zauberfrauen von jeher zur last gelegt. hier wird noch die vorsitzerin und ordnerin des festes als mitleidig gerühmt: sie lasse die entwandten säuglinge wieder in die wiegen zurücktragen [Fußnote].
Crescentia, die sich zur kinderpflege hergegeben hatte, wird als unholde angeredet: ›waz huotes dû dâse, ubele hornblâse! dû soldes billecher da ce holze varn, dan die megede hie bewarn; dû bist ein unholde und sizist hie behangen mit golde.‹ Sie versetzt: ›got weiz wol die sculde, ob ich bin ein unholde, oder ie dicheinis zouberes gephlac‹. Kaiserchr. 12199. Diemer s. 373 (umgedichtet kolocz. 261. 262). Man glaubte also im 12 jh. daß die unholden in den wald fahren, zum wilden heer, und hörner blasen, ganz wie Tutosel, als tutende, pustende eule, d. i. strix im wütenden heer zieht (s. 709); sollte hortuta, eine schelte im Vestgötalag s. 38 hornþuta, hornþyta gewesen sein? altn. þiota (ululare), goth. þuthaúrn σάλπιγξ; die genaue bedeutung von dâse, wenn es nicht dwâse, twâse ist (s. 763), entgeht mir [Fußnote]. solche unholden sind nachtfrauen, bonae dominae, weit eher als teufelsgenossinnen. Das fahren in holz und wald drückt den verwiesne, gebannte leute treffenden fluch aus, deren aufenthalt in der einöde unter den wölfen ist (RA. 733), für die der wald mutter wird (schuma ti mati!), vgl. saltibus assuetus (oben s. 398). Noch der heutige schwedische volksglaube schuldigt alte weiber, die einsam im walde hausen, an, wölfe, wenn sie gejagt werden, aufzunehmen und zu bergen: man nennt sie vargamödrar (wolfmütter) und eine solche meint das lied von Sämung (Sæmîngr s. 305): ›inde satt gamla djuramor, rörde med näsa i brände‹ (innen saß die alte thiermutter, rührte mit der nase in die kohlen) [Fußnote]. hier geht die langnäsige unholdin deutlich in den begrif der alrune, die sich mit waldschraten mischt (s. 335) und der wilden waldfrau (s. 359) über, sie gleicht der altn. iarnviđja (s. 399).
Was aber diese mildere, den teufel aus dem spiel lassende erklärung des hexenwesens, wie mich dünkt, vollends bestätigt sind die im anhang abgedruckten formeln. größtentheils geschöpft aus den acten der letzten jahrhunderte, als in der volksmeinung das band zwischen hexen und teufel längst entschieden war, beziehen sie sich nie auf teuflische, überall auf elbische oder gar christliche verhältnisse. zum theil mögen sie von hohem alter, heidnisches ursprungs und durch lange mündliche überlieferung fortgepflanzt worden sein. ihre heilende oder schadende kraft beruht auf dem glauben an elbe und geister, deren stelle später engel und heilige namen vertreten. wie alb und elbin, zwerg und zwergin, bilwiz und bilivizin (s. 391) aufgerufen werden, stehn in der alten ags. formel (anh. beschwör. I) êsa gescot, ylfa gescot und hägtessan gescot nebeneinander. Solche formeln, deren worte den hexen des 16. 17 jh. längst unverständlich sein musten, thun mit einem mal die ungerechtigkeit der wider sie erhobnen anklage dar. Bedeutsam scheint mir, daß die phantasie der gemarterten hexen zuweilen noch ausdrücklich ein fahren ›auf Venesberg und in das paradis‹ bekennt (Mones anz. 7, 426) also den alten elbischen oder gar christlichen aufenthalt der seligkeit, nicht einen teuflischen meint.
Die allmäliche eindrängung des teufels, von dem, nach dem glauben der kirche, menschen besessen wurden (s. 848), erläutert sich leicht. sein begrif war den Deutschen ursprünglich fremd, sie hatten ihn schon frühe durch übertragung auf ein weibliches wesen zu popularisiren gesucht (s. 827. 828). Umgekehrt aber muste nun alles was sie von frau Holda erzählten, da mit der zeit die christliche vorstellung eines männlichen teufels überwog, auf ihn anwendung finden. Aus der botmäßigkeit und dem gefolge jener unholden nachtfrau traten die hexen über in die gesellschaft des teufels, dessen strengere, schärfere natur das ganze verhältnis in bösartigeres, sündhafteres steigerte. Jene nächtlichen zauberfarten beruhten noch auf der gemeinsamen unterwürfigkeit, welche der alten göttin gebührte, die frauen fuhren in ihrem geleite; jetzt holt der teufel die weiber ab und trägt sie über berg und thal (s. 846. 859), es entsprang die idee eines buhlerischen bündnisses zwischen dem teufel und jeder einzelnen hexe.
Faden des zusammenhangs lassen sich in menge nachweisen. Geisterhafte wesen konnten in nähere und vertrautere lage zu den menschen versetzt werden; ein ganzes elbisches geschlecht bindet seine schicksale nachbarlich an das heil oder unheil eines menschlichen, hausgeister widmen sich dem dienst eines menschen, dem sie mit eigensinniger, überlästiger treue anhängen (s. 424); allein diese zuneigungen werden weder durch förmlichen bund hervorgebracht noch sind sie dem menschen gefährlich. ein gleich zartes unschuldiges verhältnis besteht zwischen ihm und seinem angebornen schützenden folgegeist (s. 729).
In bildung ihrer eigennamen sind die teufel der hexen den elben und kobolden so auffallend ähnlich, daß man kaum etwas anders annehmen darf, als daß fast alle teufelsnamen dieser art aus älteren volksmäßigen benennungen jener geister entsprungen sind. eine samlung solcher namen, die ich aus den hexenprocessen geschöpft habe, wird uns willkommne aufschlüsse über den alten elbischen haushalt selbst gewähren. manche sind von heilkräftigen kräutern und blumen entnommen und sicher aus einer schuldlosen, keiner teuflischen phantasie hervorgegangen: Wolgemut (origanum), Schöne (bellis minor, tausendschön), Luzei (aristolochia), Wegetritt (plantago), Blümchenblau (vgl. die wunderblume s. 811), Peterlein (petersilie); gerade so heißen in Shakespeares sommernachtstr. zwei feen Peaseblossom (erbsenblüte) und Mustardsced (senfsame). Gleich anmutige werden dem waldleben der geister entlehnt: Grünlaub, Grünewald, Lindenlaub, Lindenzweig, Eichenlaub, Birnbaum, Birnbäumchen, Rautenstrauch, Buchsbaum, Hölderlin (Holder, hollunder), Kränzlein, Springinsfeld, Hurlebusch, Zumwaldfliehen; grüngekleidet, gleich dem teufel (KM. 101) erscheinen die schottischen elbe (minstrelsy 2, 152. 154. 160. 164), die nordischen huldre (Faye s. 42); laub und kränze musten bei den alten opfern wie beim zauber vielfach vorkommen, zumal auf eichenlaub sind die hexen angewiesen und brauchen es zum wetterbrauen (Mones anz. 8, 129). Da der teufel oft schön und englisch auftritt (schon Ls. 3, 72 ›in eines jungen mannes schîn‹), eignen sich für ihn namen wie Jüngling, Junker, Schönhans, und gern wird ihm federschmuck oder flügelgestalt zugeschrieben, darum heißt er Feder, Federhans, Federling, Federbusch, Weißfeder, Straußfeder, Straußwedel, Grünwedel, unter allen namen, die die hexen bekennen, ist keiner häufiger als Flederwisch (Voigts abh. 62. 68. 69. 105. 109. 113. 129), in volkssagen aber werden kobolde so geheißen (Jul. Schmidt 158); ausgelassne zecher pflegten die gesundheit ›allen flederwischen!‹ zu bringen (franz. Simpl. 1, 47. 57), unter flederwisch verstehn wir das erste glied des flügels, dessen man sich zum abstäuben bedient, daher auch Kehrwisch als teufelsname vorkommt, das schnelle hin und her wischen des geistes geschickt bezeichnend. Sehr gewöhnlich sind sodann menschliche eigennamen, am liebsten in der vertrauten koseform, wie sie auch kobolden zustehn (s. 417): Hans, Hänschen, junker Hans, Grauhans (vgl. Graumann s. 830), Grünhans, Hans vom busch, Heinrich, Grauheinrich, Hinze, Kunz, Künzchen (vgl. Kueni s. 838), Konrad, Nickel, Großnickel, Martin (s. 777), Merten, Kaspar, Käsperle, Dewes, Rupel, Rüppel (s. 417), Rausch (s. 427), Wendel (s. 311), Hemmerlin (s. 151), Stöphel, junker Stof (? Christoph, mit bedeutsamer kürzung der ersten silbe, vgl. Stöpchen s. 838); wovon einzelne gleich stark an das heidnische und teuflische anklingen; Perlebitz (in hess. acten auch Berlewitzchen, Berlewitchen) wahrscheinlich eins mit pilwitz (s. 391) [Fußnote]. Bedenklicher lauten schon: Leidenoth, Machleid, Unglück, Reicheher, Hintenhervor, Allerleiwollust (vielleicht blumenname?), Schwarzburg, Dreifuß, Kuhfuß, Kuhhörnchen, Dickbauch, die doch auch auf die satyrgestalt der schrate oder das quälende, unheimliche des dämonischen umgangs überhaupt gehn dürfen. Das alte osterspiel bietet folgende teufelsnamen dar, welche mindestens in den anfang des 15 jh. gehören: Kottelrey, Rosenkranz, Krezlin, Federwisch, Raffenzan, Binkebank, Spiegelglanz, Schorbrant, Schoppenstak, Hellekrug [Fußnote], Schorzemage; es ist leicht nach dem vorhergesagten sie zu deuten. Italienische streghe nennen den teufel Martinello, Martinetto und wieder Fiorino; französ. acten liefern: maistre Persil, Verdelet, Verdjoli, Jolibois, Sautebuisson. ich erinnere noch an Moth (motte) und Cobweb (spinnweb) aus dem sommernachtstraum. Mit den namen des jüdischen oder christlichen teufels haben sie gar nichts gemein, außer mit den s. 826. 838 angeführten, selbst koboldischen [Fußnote]. Einzelne der aufgeführten teufelsnamen scheinen zugleich auf die hexen selbst gerecht, wie auch unter den elben beide geschlechter mehrere gemein haben. so passen die weiblichen kräuter und blumennamen mehr auf zauberinnen [Fußnote].
Liebeshändel unter geistern und menschen werden durch ihren traulichen umgang herbeigeführt. niemals geschieht meldung von koboldinnen, nie wird erzählt, daß kobolde frauen nachstellen; elbe hingegen stehlen jungfrauen, und männer leben in heimlicher liebe mit elbinnen. so zeugt Helgi die Skuld mit einer âlfkona. fornald. sög. 1, 32. 96. Außer dem daß Elberich Otnits mutter und ein âlfr die königin, Aldrians gemahlin, unsichtbar bewältigt und mit ihr Högni erzeugt wird, erinnere ich mich aber keines beispiels von buhlerei, wie sie allen hexensagen zum grund liegt. Die vorstellungen von incuben und succuben scheinen mir undeutsches ursprungs, obwol sie sich nachher mit denen vom alb und nachtgeist vermengt haben. eine ags. von Wanley ausgezogne hs., ich weiß nicht ob des 12, 11 oder eines noch früheren jahrhunderts, redet von menschen, denen sich der teufel vermische (monnom, þe deofol mid hæmđ). Dem späteren begrif der hexen ist unzüchtige buhlschaft wesentlich, sie besiegelt das geschlossene bündnis und sie verleiht dem teufel freie macht über die zauberinnen: einer reinen jungfrau kann er nichts anhaben [Fußnote]. ohne diesen greuel kommt hernach überhaupt keine hexe vor [Fußnote].
Es fragt sich, zu welcher zeit hexenbündnisse und buhlschaften mit dem teufel am frühesten in Deutschland erwähnt werden? ohne zweifel gab ersten anlaß dazu die verfolgung und verbreitung der ketzereien, die seit der mitte des 13 jh. von Italien und Frankreich her nach Deutschland kam. In welchem maße ketzer schuldig oder unschuldig gewesen seien, die vergrößernde, entstellende sage legte ihren zusammenkünften abgöttische ausschweifungen zur last, deren verwandtschaft mit dem hexenwesen unverkennbar ist. Unter den ketzern selbst, bei ihrer absonderung, zurückhaltung und dem immer wieder gelingenden anknüpfen an neue jünger und theilnehmer haben sich uralte glaubensabweichungen und bräuche zäh und hartnäckig fortgepflanzt; ebenso untilgbar erhoben sich wider sie falsche anklagen. man zieh sie der anbetung eines thiers oder thierhaupts, das in den teufel übergieng, der bald als schwarzer geist, bald als lichter verführerischer engel, thierisch am liebsten als kater oder auch kröte sichtbar wurde. bei ihren zusammenkünften sollen sie kinder geschlachtet, deren blut in mehl oder asche geknetet, und nach löschung der lichter untereinander fleischliche unzucht getrieben haben. neugeworbne genossen zeichneten sie durch nadelstich, dabei wurde dem schöpfer geflucht, dem bösen feind gleich weltlichen herrn durch einen kus huld und treue geleistet [Fußnote]. Es konnte auch nicht fehlen, daß in der unanstößigeren lehre und übung einzelner ketzer heidnisches und christliches vermischt wurde; der eifer der kirche muste sich zugleich gegen neue irlehren und überreste des heidenthums, die sich jenen zugesellten, richten. Den ketzerverfolgungen giengen gerüchte teuflischer bündnisse und zusammenkünfte zur seite, die nun das volk mit seinem alten aberglauben von dämonischen wesen verknüpfte. Überlieferungen von einem bund des teufels mit männern waren schon früher, wenigstens seit dem 10 jh. (s. 850) im Occident verbreitet; um so eher ließen sie sich auch auf frauen anwenden. Die älteste sichere erwähnung eines buhlbundes zwischen teufel und hexe findet sich im jahre 1275 unter einem inquisitor zu Toulouse [Fußnote]; die erste hälfte des vierzehnten jahrhunderts scheint die annahme einer teuflischen genossenschaft (secta strigarum) vorzüglich in Italien fester gestellt zu haben. Bartolus († 1357) gab ein gutachten über eine hexe aus Ortha und Riparia im bisthum Novara [Fußnote], die anklage war ihm neu und ungewohnt, er beruft sich des verbrechens wegen auf theologen, man darf nach der ganzen fassung seines urtheils annehmen, daß vorher im Mailändischen wenig oder keine hexenprocesse vorgekommen waren. es heißt unter andern: ›mulier striga sive lamia debet igne cremari, confitetur se crucem fecisse ex paltis et talem crucem pedibus conculcasse. . . . se adorasse diabolum illi genua flectendo . . . pueros tactu stricasse et fascinasse, adeo quod mortui fuerunt. audivi a sacris quibusdam theologis, has mulieres, quae lamiae nuncupantur, tactu vel visu posse nocere etiam usque ad mortem fascinando homines seu pueros ac bestias, cum habeant animas infectas, quas daemoni voverunt.‹ Zwischen den jahren 1316 und 1334 war eine undatierte päbstliche bulle Johannes des XXII ergangen, welche die güter verurtheilter zauberer gleich denen der ketzer einzuziehen verordnet. Was nun von inquisitoren und richtern geschah hat Soldan s. 160–210 einer ausführlichen forschung unterworfen, ich brauche hier nur einzelnes hervorzuheben. Alfonsus de Spina in seinem fortalitium fidei (geschrieben um 1458) lib. 5 berichtet: quia nimium abundant tales perversae mulieres in Delphinatu et Gaschonia, ubi se asserunt concurrere de nocte in quadam planitie deserta, ubi est aper quidam in rupe, qui vulgariter dicitur el boch de Biterne, et quod ibi conveniunt cum candelis accensis et adorant illum aprum osculantes eum in ano suo; ideo captae plures earum ab inquisitoribus fidei et convictae ignibus comburuntur; signa autem combustarum sunt depicta, qualiter scilicet adorant cum candelis praedictum aprum, in domo inquisitoris tholosani in magna multitudine camisearum, sicut ego propriis oculis aspexi. man wird überall caper f. aper zu setzen haben, da bock, boc, bouc deutlich jenen bezeichnet. Das anbeten und küssen des bocks oder katers wurde gerade den ketzern schuld gegeben, deren namen sogar davon hergeleitet worden ist [Fußnote]. diese parodie göttlicher anbetung kann an bocksopfer der Heiden (s. 42) und an die heiligkeit dieses thiers geknüpft, aber auch aus der uralten bockfüßigen gestalt des teufels erklärt werden (s. 831). Das küssen der kröte (Soldan s. 133. 136) stimmt auffallend zu dem, welches den erlösungen weißer frauen vorausgehen muß (s. 809. 810); hier begegnen ketzerische meinungen dem aberglauben. Im jahr 1303 wurde ein bischof von Coventry in England zu Rom einer reihe großer verbrechen angeklagt, unter anderm ›quod diabolo homagium fecerat, et eum fuerit osculatus in tergo‹; Bonifaz VIII sprach ihn frei [Fußnote]. Die nemliche beschuldigung lastet gewöhnlich auf den späteren hexen. Hartlieb (abergl. H cap. 34) redet im jahre 1446 von gott entsagen und sich drei teufeln ergeben.
Durch die inquisition der geistlichen, durch die zu gleicher zeit in den gerichten eingedrungene förmlichkeit des canonischen und römischen processes, zuletzt noch durch Innocenz VIII bulle von 1484 (MB. 16, 245. 247), den malleus maleficarum [Fußnote] und die peinliche halsgerichts ordnung wurde seit dem vierzehnten vier jahrhunderte lang die verfolgung und verurtheilung der zauberinnen unerhört gesteigert, und zahllose schlachtopfer fielen in fast allen theilen Europas. Das frühere mittelalter kannte zauberer und hexen nur in jenem milderen sinn als sagenhafte, dem volksglauben heimfallende elbische oder gar teufelbesessene wesen, nicht als wirkliche von gott abgewichene übelthäter, die gerichtlich verfolgt worden wären. zwar hat man sich vielfach auf die annales corbej. berufen, welche ad a. 914 ausdrücklich erzählen. ›multae sagae combustae sunt in territorio nostro‹, allein diese annalen sind erst 1464 niedergeschrieben und neuerdings ganz verdächtigt worden. Mehrere der alten volksrechte setzen auf zauberei strafen [Fußnote]; aber den fällen, welche vorkamen, lagen doch wirkliche übelthaten zum grunde, mord und vergiftung, die stria ist eine herbaria, d. h. venefica [Fußnote]; angeschuldigtes wettermachen haben wol wenige mit dem leben gebüßt. Vorzüglich bemerkenswerth sind die gerade gegen solche verhängten strafen, welche im wahn angeblicher zauberei männer oder frauen verbrannt oder getödtet hatten [Fußnote]; nicht zauberei, sondern tödtung vermeinter zauberer nennt das aufgeklärte gesetz etwas teuflisches und heidnisches. Wegen bloßer nachtfahrt mit unholden dachte niemand daran frauen peinlich zu belangen, und jener beichtvater des 13 jh. widerlegt das bekenntnis der domina sortilega aus vernunftgründen (s. 886) [Fußnote]. Seitdem aber durch unselige vermengung der ketzerei und zauberei die vorstellung sich befestigt hatte, daß jede hexe gott entsage und dem bösen zufalle, gewann alles ein anderes ansehn: sie war als genossin des teufels, ohne rücksicht auf andere verbrechen, die sie verübt haben könnte, todes schuldig, und ihre unthat galt für eine der größten, schaudervollsten. seit der zeit hörte aber die frühere vorstellung von teufelbesessenen beinahe auf: die phantasie hatte sich anders gewendet.
Hexenprocesse aus dem 16. 17. 18 jh. sind reichlich bekannt gemacht, aus dem 15 jh. wenige vollständig [Fußnote]. man braucht bloß einige gelesen zu haben; durchweg das nemliche verfahren in unbegreiflicher einförmigkeit, immer derselbe ausgang. anfangs leugnet die angeklagte: gefoltert [Fußnote] bekennt sie was alle vor ihr hingerichteten ausgesagt haben, und dann wird sie aufs schnellste verdammt und verbrannt (incinerata, nach dem ausdruck des malleus). Diese übereinstimmung factisch grundloser aussagen erklärt sich aus dem fortgepflanzten, die phantasie des volks erfüllenden wahnglauben. ich will es versuchen alle wesentlichen puncte hier zusammenzufassen [Fußnote] [Fußnote]
zauberei und kupelspiel
das machen si nit teuer,
es wird doch ie eine versêrt
mit einem heißen feuer.
 
›vil fewers zu! ist der beste rat‹ meint Matthias von Kemnat s. 117, dagegen sah H. Sachs 1, 532c hell:
des teufels eh und reuterei
ist nur gespenst und fantasei,
das bockfaren kumpt aus misglauben.
 
eine englische abhandlung über die hexen und die hexerei von G. Gifford aus dem j. 1603 ist abgedruckt für die Percy society 1842. Das verbrennen und ausstreuen der asche kommt schon Rudl. 6, 49 vor: rogo me comburatis, in aquam cinerem jaciatis. fornm. sög. 2, 163: klauf hann þâ þôr î skîđur einar, lagđi î eld ok brendi at ösku, sîđan fêkk hann ser lög nökkurn, kastađi þar â öskunni, ok gerđi af graut, þann graut gaf hann blauđum hundum (al. grey hundum). vgl. oben s. 157.
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Der teufel erscheint in gestalt eines stattlichen jünglings, federgeschmückt und buhlerisch; erst als es zu spät ist gewahrt die hexe des pferdefußes oder gänsefußes [Fußnote]. Er zwingt sie dann gott abzusagen (s. 850), tauft sie um, wozu sie sich pathen wählen muß, und legt ihr einen namen bei, so wie er ihr seinen namen entdeckt. ihrem leib wird ein zeichen eingedrückt (s. 901), dessen stelle fortan unempfindlich ist, auch das kommt vor, daß ihr aus dem schopf haare gerissen werden. zuweilen naht er als maus, bock, krähe, fliege, wandelt sich aber bald in menschliches aussehn um. auch bei wiederholter buhlerei empfängt die hexe nur kleine geldgeschenke; was er als glänzendes geld gab, war beim licht besehn mist und koth [Fußnote]. Hauptsache ist, daß an gewissen tagen der teufel sie abholt oder bestellt zu nächtlichen festen, die in gesellschaft anderer zauberinnen und teufel begangen werden. nachdem sie sich mit einer salbe [Fußnote] füße und achseln geschmiert oder einen gürtel umgebunden hat, beschreitet sie stecken, rechen, besen, spinnrocken, schaufel, kochlöffel oder ofengabel, und fährt, eine formel murmelnd, zum schornstein hinaus, über berg und thal, durch die lüfte [Fußnote]. dehselrite Helbl. 1, 1196 (s. 876), gabelreiterin, besenreiterin bedeutet hexe und bei der Hätzlerin s. lxviib quostenpinderin (quaste perizoma, cingulum) nichts anderes. Nach einer bei Herm. von Sachsenheim (Wackern. lb. 1005. 1006) erzählten sage des 14 jh. bestreicht ein altes weib zu Urach das kalb, auf dem der ritt geschehn soll, mit salbe. Holt der buhler ab, so sitzt er vornen auf dem stab, die hexen hinten, oder er zeigt sich als bock, den sie besteigt, oder sie fährt mit rossen, die aus dem boden kommen. ältere sagen haben, daß sie der teufel in seinen mantel nimmt und so durch die luft führt, wovon die benennung mantelfahre, mantelfahrerin. Am sammelplatz finden sich viele hexen, jede mit ihrem buhlteufel ein, meistens lauter nachbarinnen, zuweilen längst verstorbene frauen, einige (die vornehmeren) verlarvt und vermummt. ihre liebhaber sind aber nur diener des obersten teufels, der in bocksgestalt, mit schwarzem menschengesicht, still und ernsthaft, auf einem hohen stul oder einem großen steinernen tisch in der mitte des kreises sitzt, dem alle durch knien und küssen ehrfurcht beweisen. trägt der oberste teufel besonderes wolgefallen an einer zauberin, so wird sie zur hexenkönigin ernannt, die den ersten rang vor allen übrigen behauptet [Fußnote] und zu jenem nord. trölla konûngr (s. 872) stimmt. Das unerfreuliche mahl erhellen schwarze fackeln, die alle an einem licht entzündet werden, das dem großen bock zwischen den hörnern brennt. ihren speisen mangelt salz und brot [Fußnote], getrunken wird aus kuhklauen und rosköpfen. sie erzählen sich dann was sie übels gethan, und beschließen neues übel; wenn dem teufel ihre unthaten nicht genügen; so schlägt er sie. Nach der mahlzeit [Fußnote], welche weder sättigt noch nährt, beginnt der tanz; auf einem baum sitzt der spielmann, seine geige, sein dudelsack ist ein pferdehaupt (s. 877), seine pfeife ein knüttel oder katzenschwanz. sie drehen beim tanz einander die rücken zu, nicht die gesichter und wenden diese nach außen; morgens aber sieht man im gras kreisförmige spuren von kuh und bocksfüßen eingetreten. der tanz soll (nach hessischen acten von 1631) dem der schwerttänzer (s. 252) gleichen, häufig heißt es: eine der frauen trage am rechten fuß den güldnen schuh, war sie königin oder hauptmännin? bei Martin von Amberg kommt vor: ›der trut rote schuechel machen‹, doch zum tanz? wenn der reigen aus ist, schlagen sie sich einander mit schwingen und mangelhölzern und treiben buhlschaft. Zuletzt brennt sich der große bock zu asche, die unter allen hexen ausgetheilt wird, und mit der sie schaden stiften. Eine junge unerfahrne hexe wird nicht alsogleich zu mahl und tanz gelassen, sondern beiseits gestellt, um mit einem weißen stecken [Fußnote] kröten zu hüten; auch daheim ziehen und halten sie dieses thier, schon bei der Hätzlerin lxviiia ›inhitzige krotensack!‹ schelte einer hexe. eine solche angehende hexe stellt der teufel auf den kopf und steckt ihr ein licht in den after (thür. mitth. VI. 3, 69). Die heimreise erfolgt wie die hinfart, der ehmann, welcher unterdessen einen ins bett gelegten stock für seine schlafende frau gehalten hat, wird nichts von allem gewahr. Wer von ungefähr hexentänze zu schauen bekommt, braucht nur den namen gottes oder Christi auszusprechen, so wird alles gestört und verschwindet plötzlich [Fußnote]. Unthaten, welche hexen verrichten, beziehen sich hauptsächlich auf vieh und getraide ihrer nachbarn, denen sie zu schaden trachten. fremden kühen verstehen sie, ohne daß sie ihnen nah kommen, den euter leer zu melken (abergl. G v. 132): sie stecken ein messer in eine eichenseule, hängen einen strick daran und lassen aus dem strick die milch fließen (Reusch Samland s. 66); oder sie schlagen eine axt in die thürseule und melken aus dem axthelm; sie ziehen die milch aus einer spindel oder aus einem aufgehangnen handtuch [Fußnote]. gute milch wandeln sie in blaue, oder in blutige; ihr lobspruch, wenn sie in ein fremdes haus treten, bringt der milch gefahr: soll eben milch gestoßen werden, so geräth keine butter (abergl. 823). darum heißt eine hexe überhaupt milchdiebin (wie der schmetterling milchdieb, buttervogel), milchzauberin, molkenstehlerin, molkentöversche [Fußnote]. Der zusammenhang zwischen hexen, elben und schmetterlingen leuchtet von neuem ein, denn auch den zwergen gab der volksglaube schuld, die milch aus dem euter der kühe zu ziehen; dvergspeni heißt altn. die papilla vaccarum vacua. verzauberte milch peitsche man in einem topf, oder fahre mit einer sichel darin herum: jeden streich oder schnitt wird die hexe empfinden (abergl. 540). ein wetterauischer aberglaube drückt sich so aus: wann ein stück vieh verhext ist, so stellt man die schmelzpfanne über und hackt bei verriegelten thüren mit der grassichel in die pfanne: die erste welche dann kommt ist die hexe. Des vermögens der zauberinnen, milch und honig aus dem hause des nachbars in das ihrige zu ziehen, erwähnt bereits Burchard (abergl. C p. 199d). Mit ihren besen in bäche schlagend, wasser in die luft sprützend, oder kiesel ausschüttend, sand gegen sonnenuntergang stäubend verursachen die hexen sturm und hagel (s. 909), der getraide und obst des nachbarn zu boden schlägt. sie sollen zu gleichem zweck borsten oder auch eichenlaub in töpfen sieden, oder von jener teuflischen asche auf die felder streuen. das sind die blitzhexen, wetterhexen, von deren geschäft nachher noch näher zu handeln sein wird. man sagt ihnen nach, daß sie den thau vom grase streichen oder streifen, um dem vieh dadurch zu schaden (abergl. 1118), auch daß sie den thau frühmorgens vor sonnenaufgang von fremden wiesen streifen und auf ihre eignen tragen, um deren gras üppiger zu machen; davon sollen sie an ihren großen plumpen füßen kennbar sein und heißen sie thaustreicher (in Ostfriesland daustriker), doch werden auch andere verdächtige männer oder frauen so gescholten. das hängt deutlich mit den thaustreifen nach nächtlichem elbentanz und dem thau, den die rosse der valkyrien aus der mähne schütteln, zusammen, ist nur hier zum bösen verkehrt. Indem die hexen schemelbeine verbinden können sie zerbrochene knochen abwesender menschen heilen. Sind sie bei der trauung eines ehpaars zugegen, so knappen sie, während der segen gesprochen wird, ein schloß zu und werfen es ins wasser: das heißt nestelknüpfen; so lange das schloß nicht wieder gefunden und eröfnet wird, sind die ehleute untüchtig. Hexen können menschen tödten, indem sie bildern oder puppen stiche versetzen; auf kirchhöfen graben sie die leichen junger kinder aus und schneiden ihnen finger ab [Fußnote], von dem fett dieser kinder sollen sie ihre salbe bereiten. das scheint der hauptgrund weshalb sie kindern nachstellen; den zauberinnen früherer zeit wurde der kinderraub viel häufiger schuld gegeben (s. 885). Aus der hexen vermischung mit dem teufel geht keine menschliche frucht hervor, sondern elbische wesen, welche dinger (vgl. wihtir s. 364), elbe und holden genannt werden, deren bildung aber verschieden angegeben ist. bald sollen es schmetterlinge sein, bald hummeln oder queppen, bald raupen oder würmer. schon eine ahd. glosse bei Graff 1, 243: alba, brucus, locusta, quae nondum volavit. die räthselhafte käfer und larvengestalt eignet sich ganz für solche wesen [Fußnote]. sie heißen abwechselnd gute oder böse dinger, gute und böse elbe, gute [Fußnote] oder böse holden, holderchen, holdiken. ihrer bedienen sich die hexen zur hervorbringung von krankheit oder geschwulst bei menschen und vieh, indem sie sie in haut und gebein beschwören. sie verweisen sie aber auch in den wald auf bäume, graben sie unter hollunderbüsche ein, wie die elbe das espenholz abfressen, fressen sie den menschen, dem sie zugedacht sind. welche hexe die holden einem zubringt, die muß sie auch wieder abbringen; sie geht, wenn sie ihrer bedarf, in den wald und schüttelt sie von den bäumen, oder gräbt sie unterm hollunder (dem elbengrab) wieder hervor. ein mensch, in den holden gezaubert sind, ist erkennbar daran, daß man in seinen augen kein männlein oder kindlein (κόρη, pupa) sieht, oder nur ganz trübe (Voigt p. 149. 152). das gemahnt an die kröte, die der teufel den hexen in den stern des linken auges zeichnen soll. die neunerlei arten der holden werde ich im cap. von den krankheiten angeben. Nicht selten erscheint aber der teuflische buhle selbst in gestalt des albs oder schmetterlings. Ihre in menschlicher ehe erzeugten töchter müssen die hexen dem teufel bei der geburt versprechen und in seinem dienste erziehen; bei den großen versamlungen reichen sie ihm überhaupt ihre kinder, hinterrücks in die höhe hebend, dar. zuweilen opfern sie ihm schwarzes vieh. Sie finden sich gern auf wegscheiden [Fußnote] zusammen, sie können gleich dem teufel (s. 834) durch das schlüsselloch in häuser aus und einfahren (abergl. G v. 106. 107 und Tobler 146a), wo drei lichter im zimmer sind, hat die hexe gewalt; dem glockenläuten sind sie gram. Vor gericht darf man sie nicht die bloße erde berühren lassen, weil sie sich sonst plötzlich verwandeln; sie sind unvermögend eine zähre zu vergießen, ins wasser geworfen schwimmen sie oben [Fußnote], worauf sich das in den gerichten herkömmliche hexenbad, ein altes gottesurtheil, gründete (RA. 925). gelingt es ihnen zu anfang der verhandlung dem richter ins auge zu sehen, so wird er mitleidig und kann sie nimmer verdammen.
Characteristisch ist nun, daß alle hexen, ihrer kunst und der macht des teufels ungeachtet, in elend und tiefer armut stecken bleiben; es kommt kein beispiel vor, daß eine sich reich gezaubert und für den verlust himmlischer seeligkeit zum wenigsten weltliche freuden erworben habe, wie sonst in den sagen von männern, die sich dem teufel verschreiben (s. 850), wol erzählt wird. Diese krumnäsigen, spitzkinnigen, hänglippigen, schiefzähnigen, rauchfingrigen weiber [Fußnote] stiften übel, ohne daß es ihnen nützt, höchstens können sie schadenfreude empfinden. ihre buhlerei mit dem bösen, ihre theilnahme an seinen festen schaft ihnen immer nur halbes behagen [Fußnote] [Fußnote].
Dieser eine zug hätte über den grund aller hexerei die augen öfnen sollen. Das ganze elend gründete sich bloß in der einbildung und dem erzwungnen bekenntnis der armseligen; wirklich war nichts, als daß sie kunde heilender und giftiger mittel hatten und ihre träume [Fußnote] durch den gebrauch von tränken und salben erregten. Aufgefordert die namen ihrer genossinnen anzugeben, bezeichneten sie häufig verstorbene, aus schonung oder um der untersuchung auszuweichen; was sie übles aussagten wurde buchstäblich als wahrheit angenommen. Es kommt vor, daß hexen gestanden leute getödtet zu haben, die noch am leben waren [Fußnote]. Niemals fiel den richtern ein zu erwägen, wie es doch geschehe, daß unzählige hexenversamlungen an lauter bekannten, gangbaren orten nicht von zeugen, die ihr weg dahin hätte führen müssen, überrascht worden seien. Durch welche zulassung gottes sollte in dörfern und städten des ganzen landes ein früher unerhörtes zauberpack sich zu jenen zeiten auf einmal eingenistet haben!
Längst bevor hexen gemartert wurden, hatte man gegen schwere missethäter leibliche qualen angewandt, die ihnen ein bekenntnis ihrer schuld entreißen sollten. von torquere redet schon die lex Visig. III. 4, 10. 11 und der marterbalken, auf welchem der angeschuldigte reiten muste, hieß equuleus, poledrus, woher unser folter, franz. poultre, poutre stammt. jenes altn. erzwingen und erpressen der vollen aussage, ›pîna til sagna‹ (s. 871) braucht nicht aus den hexenprocessen entlehnt zu sein.
In den hexensagen scheint die teufelsverschreibung, absagung gottes und anbetung des bocks ketzerisch, der abschwörende parodiert zugleich die den täuflingen gebotne abrenuntiatio diaboli [Fußnote]; in allen andern elementen überwiegt das heidnische. an alten göttercultus muß dennoch der bock und das opfer schwarzer thiere (s. 42. 408. 843) erinnern; es ist merkwürdig, daß nach einer dalekarlischen überlieferung beim hexenfest der teufel nicht den hochsitz einnimmt, sondern unter dem tisch gebunden an einer kette liegt (ganz wie in deutscher sage neben den spinnenden frauen, s. 844). von dieser kette erzählen die dortigen hexen vielerlei, wenn sich ihre glieder abnutzen, kommt ein engel und löthet sie neu zusammen (Bergman p. 217. 219). Mit der kraft des salzes wurde mancher zauber getrieben (abergl. 713. 846), fast scheint es, als dürfe man zusammenhang finden zwischen jenem salzsieden, salzmalen, salzstreuen, salzbrennen, salzholen (s. 875) und dem verbrennen des bocks, mitnehmen und ausstreuen seiner asche [Fußnote]. gleich heidnisch erschien der genuß des pferdefleisches (s. 877). Die hexenausflüge wurden gewöhnlich in der mainacht, in der Johannisnacht und weihnachten unternommen, kommen aber auch in der fastnacht und auf ostern oder zu andern zeiten vor; das waren die tage großer heidnischer feste, der osterfeuer, maifeuer, sonnwenden und julfeuer, und man braucht darin keine parodie der christlichen feste zu erblicken. die nachtfart, der fackelzug, das durchdringen verschlossener häuser ist genau wie bei dem holdischen heer; namen der buhler, beschwörungsformeln, gezeugte holden, reihentänze, alles dies ist elbisch [Fußnote]. die stärkung der hexe durch berührung bloßer erde (iardarmegin s. 534) kann an heidnischen riesenglauben gemahnen. anwendung der altdeutschen wassertauche auf hexen folgt aus dem frühen gerichtsgebrauch, der sie gegen zauberinnen, die sich wirklicher verbrechen schuldig gemacht hatten, gelten ließ. ich weiß nicht, ob man das blutzeichen der hexen (s. 895) beim eingang des teuflischen bundes nothwendig aus dem ketzerischen brauch (s. 890) abzuleiten hat. blutmischung bei eiden und bündnissen war uralt und weitverbreitet (RA. 192. 193), vom stigma wuste man in Deutschland lange bevor die hexen verfolgt wurden [Fußnote], und gebraucht dafür den ausdruck anamâli (Graff 2, 715), mit dem entsprechenden altn. âmæli finde ich bloß den ethischen begrif von nota = vituperium verbunden. aber die helden des alten Nordens, wenn sie auf dem bett den strohtod (strâdauđi) starben, pflegten sich vorher dem Ođinn, der nur blutende helden annahm, durch speerritz zu weihen, wie er sich selbst vor seinem tode mit Gûngnir (s. 121) geritzt hatte, das hieß marka sik geirs oddi, marka sik Ođni (Yngl. saga cap. 10. 11). ich möchte dazu noch das tîres tâcen (s. 166), selbst des Tôdes zeichen (s. 707) halten; hierbei war kein gedanke an sträflichen zauber [Fußnote].
Die art des zaubers, das herzessen, das wettermachen, das reiten durch die lüfte gründen sich auf uralte, weitverbreitete überlieferungen, die ich jetzt noch näher untersuchen will.
Vorausgehn mag eine darstellung des serbischen volksglaubens. Die vjeschtitza ist von einem bösen geist besessen: wenn sie in schlaf fällt, geht dieser aus ihr heraus, und nimmt dann die gestalt eines schmetterlings oder einer henne an, dieser geist ist wesentlich eins mit der hexe. sobald er ausgegangen ist, liegt der hexe leib wie todt, und dreht dann jedesmal den kopf dahin wo die füße sind, so kann sie nicht wieder erweckt werden. Die hexe strebt leuten nach, die sie aufißt, besonders jungen kindern. findet sie einen schlafenden mann, so stößt sie ihn mit einer ruthe durch die linke brustwarze, öfnet seine seite, nimmt das herz heraus und ißt es, worauf die brust wieder zuwächst. einige dieser ausgegessenen leute sterben alsbald, andere leben noch eine zeitlang. die hexen essen keinen knoblauch; viele leute schmieren sich in der fastenzeit brust, sohlen und unter der achsel mit knoblauch, um sich gegen die hexe zu sichern. man glaubt, daß sie in der faste mehr leute esse als sonst. junge schöne frauen stehen nie im ruf der zauberei, hexen sind immer alte weiber [Fußnote], aber das sprichwort lautet: ›mlada kurva stara vjeschtitza‹. hat die hexe einmal gebeichtet und sich angegeben, so kann sie keine leute mehr essen und keinen zauber mehr treiben. Wenn die hexen nachts ausfliegen, glänzen sie wie feuer, ihr sammelplatz ist eine tenne (guvno), beim ausfahren aus der küche schmiert sich jede mit einer salbe unter die achsel und sagt ihren nachher noch anzuführenden spruch. Sterben in einem dorf viel kinder oder leute und fällt auf eine alte frau verdacht, so binden und werfen sie sie ins wasser; geht sie unter, so wird sie herausgezogen und frei gelassen, kann sie aber nicht untergehn, getödtet, denn keine hexe vermag im wasser zu sinken. Wer vor Mariäverkündigung eine schlange tödtet, in ihren kopf ein stück knoblauch bindet, und auf Mariäverkündigung beim kirchgang den schlangenkopf an eine mütze steckt, der kann alle weiber, die hexen sind, daran erkennen, daß sie sich um ihn versammeln, und ihm die schlange oder ein stück davon zu stehlen suchen. (Vuk s. v. vjeschtitza, pometno und blagovijest).
Diese merkwürdige nachricht führt zu erläuterungen. Auch bei uns gab es solche erkennungsmittel der hexen. wer einen gefundenen eggenagel bei sich trägt, oder getraidekörner, die ins brot gebacken waren, oder ein gründonnerstagsei, sieht die hexen mit melkkübeln auf dem kopf in der kirche (abergl. 539. 636. 685. 783. 808). gerade so in Dänmark (abergl. 169). Bergman p. 219 meldet, daß in Dalarne die hexen selten zur kirche kommen, wol aber eine strohgarbe oder ein schweintrog ihre stelle vertritt. was jedoch nur die aus der Blåkullagesellschaft wahrnehmen können. ich weiß nicht, ob kübel oder trog aus der milchverzauberung oder daher zu erklären sind, daß nach nord. überlieferung riesinnen, ellekoner und huldrefrauen einen trog auf dem rücken tragen (Faye 118. Müllers sagabibl. 1, 367. Molbech dial. lex. 98). Keisersberg (omeiß 36c) berichtet, daß eine nachtfahrerin sich in eine teichmulde setzte, mit öl salbte, zauberworte sprach und entschlief. Sn. 210a findet sich unter den zauberfrauennamen schon Bakrauf, d. i. fissura dorsi, rückenspalt. dän. ellekone bagtil huul som et deigtrug (Thiele 4, 26). das sind lauter wichtige analogien. Im anhang ist eine formel abgedruckt, worin der alb angeredet wird: ›mit dem rücken wie ein teigtrog!‹ Der alp, die hexe zeigen sich nur von vornen schön, hinten sind sie greuelhaft und ungestalt, wie frau Gurorysse (s. 789) oder frau Welt in Conrads gedicht. Aus dem gründonnerstagsei, wird es ausgebrütet, geht ein buntgefiedertes huhn, das jedes jahr seine farbe wechselt, hervor, wer am ersten ostermorgen ein solches ei mit in die kirche nimmt, erkennt bei sonnenschein alle weiber, die des teufels sind; sie aber wittern es und trachten das ei in des trägers tasche zu zerdrücken, daher man die vorsicht brauchen muß es in einer büchse bei sich zu führen. denn gelingt es ihnen das ei zu zerdrücken, so wird dem menschen auch sein herz zerbrochen. Tobler 102a gewährt uns den schweizerischen aberglauben: weme ma n'am sonntig vor sonna nufgang e nübblättlets chlee ine schue ina thued ond mit dem schue i dchilacha god, so sieht mas, wenn e häx dinen ist: die wo hönder för sitzid sönd häxa. Ferner, wer sich in der Christnachtsmette auf einen schemel von neunerlei holz stellt, erkennt alle hexen der gemeinde: sie alle wenden dem hochaltar ihren rücken zu. aber die hexen sehen auch ihn, und wehe wenn sie seiner nach dem gottesdienste habhaft werden; er ist ein kind des todes, hat er sich nicht mit etwas vorgesehn, was ihre habsucht reizt, das muß er stück für stück von sich werfen (wie nach alter sage verfolgte auf der flucht ihren feinden gold und ringe ausstreuten) und während sie es auflesen rennen was er kann, bis ihn seine wohnung aufnimmt. Einfacheres gibt eine Wiener pergam. hs. des 14 jh. an (cod. bibl. graec. 39/63 bl. 133a): ›wil du, daz di vnholden zu dir chomen, so nym ein leffel an dem fassangtag vnd stoz in in gesoten prein vnd behalt in also vntz in die drey metten in der vasten, vnd trag den leffel in dy metten, so wird ez dir chunt, wor sew sint‹. fast einstimmend in Mones anz. 4, 310: wer am ersten knöpfleintage den löffel ungesehn aus dem teige zieht und ihn am zweiten und dritten eben so unbemerkt wieder einsteckt und auszieht, daß zuletzt teig von allen drei tagen daran hängt und ihn nun am Christtage mit in die kirche nimmt, der sieht daselbst alle hexen verkehrt stehn; er muß aber bevor der segen gesprochen wird zu hause sein, es könnte ihm sonst das leben kosten. Alle solche erkennungen können nur beim kirchgang statt finden; doch scheint es dabei aufs erstsehen anzukommen, wie gegenüber dem wolf und basilisk. Eine hexe ist auch daran erkennbar: sieht man ihr ins auge so steht man verkehrt darin, den kopf unten abgebildet [Fußnote]. triefende augen sind ein zeichen alter hexen (abergl. 787) [Fußnote].
Was aber in unsern hexensagen schon zurücktritt, daß sie den leuten das herz aus dem leib essen, steht in der alterthümlichen serbischen volksansicht ganz voran. in einem liede bei Vuk no. 363 ruft ein hirtenknabe, den seine schwester aus dem schlafe nicht erwecken kann: veschtitze su me izele, majka mi srtze vadila, strina joj lutschem svetlila (hexen haben mich ausgegessen, mutter nahm mir das herz, base leuchtete ihr). Fortis cap. 8 erzählt, daß zwei hexen einem schlafenden jüngling das herz wegnahmen und braten wollten; ein geistlicher hatte ohne es hindern zu können alles mit angesehn, erst beim erwachen des jünglings löste sich der zauber, und als nun der geistliche den hexen näher trat, salbten sie sich aus einem krüglein und entflohen. er zog das halb gebratne herz vom feuer und hieß es eilig den jüngling verschlucken, der dadurch völlig wieder hergestellt wurde. Mir scheint diese serbische, in der fastenzeit auftretende, menschen die brust öfnende hexe unserer Berhta, die knechten den leib aufschneidet und mit heckerling füllt (s. 226), sehr vergleichbar; aus der göttin wurde das schreckende scheusal. auf manchen dörfern, erzählt man, soll es böse weiber geben, die eine weiße leber haben, deren ehmänner abzehren und dahin sterben. Daß der nemliche wahn unter den alten Deutschen herschte, bezeugen stellen der volksrechte: lex sal. 67 ›si stria hominem comederit‹, und was s. 893 aus der lex. Roth. 379 und dem capit. de part. Sax. 5 angeführt worden ist. der indic. paganiar: ›quod feminae possint corda hominum tollere juxta paganos‹ und Burchard: ›ut credas, te januis clausis exire posse, et homines interficere et de coctis carnibus eorum vos comedere, et in loco cordis eorum stramen aut lignum aut aliquod hujusmodi ponere et comestis iterum vivos facere et inducias vivendi dare‹. N. Cap. 105 ambrones und anthropofagi (manezon) nennend fügt hinzu: ›alsô man chît, taz ouh hâzessa hier im lande tûen‹ [Fußnote]. das zehnte, eilfte jahrhundert hatte die heidnische vorstellung nicht fahren lassen, ja sie dauert noch späterhin. zum grunde liegt sie den worten Diomedes bei Herbort 9318 ff.: ›si hât min herze mit ir . . . . ich hân niht in dem libe, da mîn herze solde wesen, dâ trage ich eine lîhte vesen, oder ein strô, oder einen wisch‹; nur nicht eine alte hexe, die geliebte hat ihm das herz weggeholt, und in solchem sinn reden die liebenden aller zeiten vom entführen des herzens [Fußnote]. in dem s. 875 mitgetheilten gedicht wird erzählt, daß die unholde über den mann schreite, ihm sein herz ausschneide und stroh hinein stoße, daß er aber leben bleibe. Berthold (cod. pal. 35 fol. 28a): ›pfei, gelawbestu, das du ainem man sein herz auß seinem leib nemest und im ain stro hin wider stoßest?‹ Ebenso wird im Norden von einer weiblichen mannæta (nicht einem männlichen mannæti) geredet, und selbst für zauberer dieser ausdruck gebraucht: tröll ok mannæta (fornm. sög. 3, 214). eine poln. sage bei Woycicki läßt die hexe das herz ausziehen und dafür das eines hasen einlegen. kinderfressende striges altd. bl. 1, 125. Unsere heutigen märchen stellen die hexe als waldfrau dar, die sich kinder zur speise füttert und mästet (KM. no. 15), entrinnen sie, so folgt die hexe in meilenstiefeln nach (KM. no. 51. 56. 113). schauerlich wirft im märchen von frau Trude die hexe ein mädchen als holzblock ins feuer und wärmt sich ruhig daran. Daß die Römer an hexen glaubten, welche einzelne theile eines fortlebenden menschen verzehrten, lehren folgende stellen. Petronius cap. 134: ›quae striges comederunt nervos tuos?‹ cap. 63 ›strigae puerum involaverunt et supposuerunt stramentum‹. und Plautus im pseudolus III. 2, 31 ›sed strigibus vivis convisis intestina quae exedint‹. die atelianische larve, der manducus ist von mandere, manducare abzuleiten, ein gefräßiger, kauender butz (s. 419), den die kinder scheuten. masca (s. 873), ital. maschera läßt sich auf mâcher, mascher oder masticare zurückführen, und die hexe heißt larve, maske, weil sie kinder verzehrt. Auch die indischen zauberfrauen trachten nach dem genuße des menschenfleisches (Somadeva 2, 62) [Fußnote].
Gleich alt ist die meinung, daß der geist aus der entschlafenen zauberin als schmetterling gestaltet, fahre. die seele wurde überhaupt einem schmetterling verglichen (s. 691), vesha heißt den Slovenen irlicht, schmetterling und hexe. der alp erscheint als schmetterling, phaläne (nachttoggeli, Stald. 1, 287), als teuflisches thier (s. 860), holden und elbe der hexen sind schmetterlinge. Unsere einheimische sage erwähnt aber noch anderer thiere, die aus dem munde schlafender hervorgehen. könig Gunthram war im wald ermüdet auf dem schoß eines treuen dieners entschlafen: da sieht der diener aus seines herren munde ein thierlein, gleich einer schlange laufen und auf einen bach zugehen, den es nicht überschreiten kann. jener legt sein schwert über das wasser, das thier lauft darüber hin, und jenseits in einen berg. nach einiger zeit kehrt es auf dem selben wege in den schlafenden zurück, der bald erwacht und erzählt, wie er im traum über eine eiserne brücke in einen mit gold erfüllten berg gegangen sei (Aimoin 3, 3. Paulus Diac. 3, 34, daher Sigebert bei Pertz 8, 319). Ähnliches melden spätere von einem schlafenden landsknecht, aus dem ein wiesel gelaufen kam (deutsche sag. no. 455). in noch jüngeren geschichten wird es aber auf entschlafne teufelsbräute angewandt, aus deren mund eine katze oder eine rothe maus lauft, während der übrige leib in schlummer erstarrt liegt (das. no. 247–249) [Fußnote]. ein müller machte holz im Schwarzwald und schlief über der arbeit ein, da sah der knecht eine maus aus ihm kriechen und fortlaufen; alle suchten nach ihr, konnten sie aber nicht finden und der müller blieb todt. Hängt damit jenes mäuse machen der hexen (s.  912) zusammen und die schmale von der seele auf dem weg nach der unterwelt zu überschreitende dratbrücke (s. 696)? es wird gerade wie bei den Serben gemeldet, wenn man den leib der entschlafnen umdrehe, daß sich dann das rückkehrende thier nicht zurecht finden könne und der tod erfolge (abergl. 650). Den zustand jener inneren ecstase, wenn der leib in starrem schlaf liegt, bezeichnet unsere alte sprache durch irprottan (raptus) d. h. entzückt [Fußnote]. Aber schon die altn. mythe hinterbringt uns das wichtigste aller beispiele: Ođinn skipti hömum (wandelte die gestalt), lâ þâ bûkrinn sem sofinn eđa dauđr, enn hann var þâ fugl eđa dŷr, fiskr eđa ormr ok fôr â einni svipstund â fiarlæg lönd, at sînum erindum eđr annara manna. Yngl. cap. 7. sein leib lag entschlafen oder todt und er fuhr als thier, vogel, fisch oder schlange urplötzlich in ferne länder [Fußnote].
Auch die serbische ausfahrformel ›ni o trn ni o grm, vetch no pometno guvno!‹ (nicht an dorn nicht an eiche sondern zur gefegten tenne!) stimmt zu deutschen. gewöhnlich heißt es: ›auf und davon! hui oben hinaus und nirgend an!‹ oder ›wol aus und an, stoß nirgend an!‹ ›fahr hin, nicht zu hoch, nicht zu nieder!‹ in England: ›tout tout, throughout and about!‹ wenn aber die hexe leute verfolgt: ›vor mir tag, hinter mir nacht!‹ dän. ›lyst foran og mörkt bag!‹ Ein nordischer zauberer nahm ein geißfell, wand es um sein haupt und sprach: ›verđi þoka ok verđi skrîpi, ok undr mikil öllum þeim sem eptir þer sœkja!‹ (es werde nebel und werde zauber und allen wunder, die hinter dir suchen!) Nialss. cap. 12. Boguet s. 111 führt die von den zauberern beim steigen auf den stock gesprochne formel nur unvollständig an: ›baston blanc, baston noir etc.‹ Von indischen zauberfrauen wird gleichfalls erzählt, daß sie einen spruch zum auffliegen hersagen: Kalaratri sagte ihn her und flog alsbald mit ihren schülerinnen und dem kuhstall, auf dessen dach sie stand, empor und fuhr auf dem wolkenpfad wohin sie wollte; ein mann der sie belauscht hatte nutzte denselben spruch, um ihr nachzufahren (Somadeva 2, 58. 59), ganz wie in unsern hexensagen gemeldet ist, daß männer den hexen, deren salbe oder spruch sie erkundet haben, nachfahren [Fußnote].
Wo zuerst findet sich des stecken und besenritts erwähnt? ich kann wirklich nur ein ziemlich altes zeugnis für das reiten auf rohr und binsen, die sich aber in ein leibliches pferd wandeln, beibringen. Guilielm. alvernus p. 1064: ›si vero quaeritur de equo, quem ad vectigationes suas facere se credunt malefici, credunt, inquam, facere de canna per characteres nefandos et scripturas, quas in ea inscribunt et impingunt, dico in hoc, quia non est possibile malignis spiritibus de canna verum equum facere, vel formare, neque cannam ipsam ad hanc ludificationem eligunt, quia ipsa aptior sit, ut transfiguretur in equum, vel ex illa generetur equus, quam multae aliae materiae. forsitan autem propter planitiem superficiei et facilitatem habendi eam alicui videatur ad hoc praeelecta . . . . sic forsan hac de causa ludificationem istam efficere in canna sola et non alio ligno permittuntur maligni spiritus, ut facilitas et vanitas eorum per cannam hominibus insinuetur . . . . . si quis autem dicat, quia canna et calamus habitationes interdum malignorum spirituum sunt [Fußnote] . . . . ego non improbo.‹ Deutlicher ist die irische sage von den binsen und halmen, aus denen, sobald man sie beschreitet, rosse werden [Fußnote]. von solchem ros braucht man hernach nur den zaum aufzuheben und ihn zu schütteln, wenn man seiner bedarf, es naht dann alsogleich (abergl. H cap. 31. beschwör. xvi). Bei Hartlieb (abergl. H cap. 32) sind die unholden auf rechen und ofengabeln, in dem oben s. 876 mitgetheilten älteren gedicht auf besen, dehsen, ofenstäben und kälbern, im ackermann aus Böhmen p. 8 auf krücken und böcken reitend vorgestellt, im tkadlezek p. 27 aber auf spinnrocken (kuzly). des böhm. rufs ›staré baby na pometlo!‹ (alte weiber auf dem ofenbesen) gedenkt Dobrowsky im Slavin p. 407. Wichtiger ist, was in der sage von Thorsteinn bœarmagn, die Müller (3, 251) in das 15 jh. setzt, vorkommt: Thorsteinn lag im ried verborgen und hörte einen knaben in den hügel rufen, ›mutter, reiche mir krummstab und bandhandschuhe, ich will auf den zauberritt (gandreiđ, s. 880), es ist hochzeit unten in der welt!‹ da wurde aus dem hügel alsbald der krôkstafr gereicht, der knabe bestieg ihn, zog die handschuhe an, und ritt wie kinder pflegen. Thorsteinn nahte sich dem hügel und rief dieselben worte: sogleich kam stab und handschuh heraus, Thorsteinn stieg auf den stab und ritt dem knaben nach. Sie gelangten an einen fluß, stürzten sich hinein und fuhren zu einer felsenburg, wo viele leute an tafel saßen und alle wein tranken aus silberbechern, könig und königin waren auf einem goldnen thron. Thorsteinn, den sein stock unsichtbar gemacht hatte, erkühnte sich einen kostbaren ring und ein tuch zu ergreifen, verlor aber darüber den stock, wurde von allen erblickt und verfolgt. glücklicherweise kam jedoch sein unsichtbarer reisegefährte auf dem andern stock, den nun Thorsteinn mit bestieg, und so entrannen beide (fornm. sög. 3, 176–178). Hat auch diese dichtung kein echtnordisches gepräge, so lehrt sie nichts destoweniger, welche ansicht man im 14 oder 15 jh. mit solchen zauberritten verband; kein teufel tritt dabei auf. Aber stab und stock scheinen erst spätere behelfe des hexenthums. weder die nachtfrauen, noch das wütende heer, noch die valkyrien bedürfen eines geräths um die lüfte zu durchziehen; den nachtfrauen wurden schon kälber und böcke beigelegt (s. 884). Sehr merkwürdig ist die formel, einen zaunstecken zu wecken, der zum bock werden und die geliebte herholen soll; ursprünglich mögen keine andere stecken gemeint sein, als die sich beim beschreiten sogleich in thiere wandelten [Fußnote].
Wie die hexen durch schlüssellöcher und thürritzen schlüpfen (s. 899), vermögen sie in den engsten raum, sogar zwischen holz und rinde einzudringen (vgl. anm. 1673). darum schält der teufel bei H. Sachs II 4, 10 vorher den haselstab, auf dem er dem alten weibe die ausbedungnen schuh darreichen will: er fürchtet, daß sie sonst zwischen holz und rinde zu ihm kriechen könne. Iw. 1208 die größte heimlichkeit auszudrücken, heißt es: ›sam daz holz under der rinden, alsam sît ir verborgen‹. Als ein bekehrter Litthauer in heiligem wald die bäume zu entrinden begann, sprach er: ›vos me meis anseribus gallisque spoliastis, proinde et ego nudas (sc. arbores) vos faciam‹. credebat enim deos rei suae familiari perniciosos intra arbores et cortices latere. bezaubernde sänger läßt das schwed. lied die rinde vom baum, das kind aus der mutter, die hindin aus dem wald, das auge aus dem nacken spielen. (Arvidsson 2, 311, 312. 314. 317).
Auch der hexen widerwille gegen glocken ist heidnisch, elbisch und riesisch (s. 380). gebet der frommen und glockenläuten hindert ihre anschläge. sie nennen die glocken ›bellende hunde‹. Nach einer schwed. volkssage (Ödmans Bahusläns beskrifn. p. 228) rief eine alte heidin, als sie die christliche glocke von Tegneby herüber läuten hörte, verächtlich aus: ›nu må tro, Rulla på Rallehed har fådt bjälra‹ (Rulla, die christliche kirche, hat eine schelle bekommen). hier ist noch kein gedanke an hexerei. aber es wird auch von schwedischen hexen erzählt, daß sie die glocken oben im dachstuhl losschaben: wenn sie auf ihrer luftfart einen thurm erreichen, setzen sie die entführten kinder (s. 902) aufs kirchendach, die dann wie kleine dohlen aussehen, schaben unterdessen die glocke los und schleppen sie fort; hernach lassen sie das erz durch die wolke von der höhe niederfallen und rufen: ›nie soll meine seele gott näher kommen, als dieses erz wieder zur glocke werde!‹ [Fußnote].
In das höchste alterthum hinauf aller völker beinahe reicht das zauberhafte hagelmachen und saatverderben. Wie von gütigen göttern gedeihen der früchte ausgeht, wie von den mähnen ihrer rosse luftreitende valkyrien heilsamen thau auf das gefilde niedertriefen lassen (s. 350); so trachten bösartige, zauberübende wesen danach, alles was grün ist zu vernichten. Die griech. eumeniden (ein wort das schon unsere alten glossen durch hâzasa verdeutschen) verderben mit ihrem geifer die saat und mit schlossen die frucht (Aesch. Eum. 753. 768. 777. 795). In den röm. XII tafeln war eine strafe verhängt wider den ›qui fruges excantassit‹, sive ›alienam segetem pellexerit‹ [Fußnote]. Im 8 und 9 jh. legte man das wettermachen mehr zauberern als zauberinnen zur last; die schon s. 530. 531 angegebnen stellen nennen nur tempestarii, keine tempestariae. Auch bei Ratherius p. 620 heißt es: ›contra eos, qui dicunt quod homo malus vel diabolus [Fußnote] tempestatem faciat, lapides grandinum spergat, agros devastet, fulgura mittat‹ etc. Burchard nennt jene zauberer immissores tempestatum (abergl. C 10, 8. p. 194a). Doch im Norden waren Thorgerd und Irpa, welche sturm und unwetter machten, frauen (s. 530), die salzmalenden Fenja und Menja riesinnen; ihr schif gleicht dem nebelschif der wolken. Wie beim wettermachen verfahren wurde ist nirgend angeführt. aus weit späteren zeugnissen sehe ich, daß die zauberer sich einer wanne oder eines kruges (s. 493) bedienten. Ls. 2, 314 sagt meister Irreganc (G Abent. 3, 90):
und kæm ein wann in mîn hant,
der hagel slüeg über allez lant.
 
Im Apollonius von Tyrland (9183. 10970. 11010 ff.) werden krüge genannt, goß man sie aus, so erfolgte schauer und hagel: der eine krug schuf blitze und donnerstralen, der andere hagel und schauer, der dritte regen und sauere winde. Ein holzschnitt in Keisersbergs omeiß (ed. 1516. 36b) stellt drei auf schemel, spinnrocken und pferdeköpfen sitzende nackende unholden dar, töpfe in die höhe haltend, aus welchen schauer und sturm emporsteigt. Merkwürdig ist eine stelle im Rudlieb. die reuige verbrecherin bittet (6, 48)
    post triduum corpus tollatis ut ipsum
et comburatis, in aquam cinerem jaciatis,
ne jubar abscondat sol, aut aer neget imbrem,
ne per me grando dicatur laedere mundo,
 
ihr leichnam möge vom galgen genommen, verbrannt und die asche ins wasser gestreut werden, weil, besorgt sie, durch ausschütten in die luft wolken, dürre und hagel entspringen könne. Gerade so erregt die ausgestreute teufelsasche sturm und unwetter (s. 890); das chronicon s. Bertini meldet, Richilde vor der schlacht mit Robert dem Friesen habe gegen die Friesen unter verwünschungsformeln staub in die luft geworfen, der aber zum zeichen ihres eignen nahen untergangs auf ihr haupt zurückfällt. sie wollte gleich Thorgerdr und Irpa (s. 530) die feinde durch sturm vernichten. Justingers Bernerchronik p. 205 erzählt, wie eine heimlich besendete frau einem grafen von Kyburg, der ihr verhieß, sie nicht zu melden, an der zinne seiner burg stehend, und heimliche worte sprechend, wolken, regen und wetter machte, die seine feinde verjagten (a. 1382). Die norwegischen zauberweiber verfahren noch gerade so, wie von den Vinländern (s. 532) gemeldet wurde; sie schließen wind und unwetter in einen sack, dessen knoten sie zu gelegner zeit lösen, wobei sie ausrufen: ›wind, ins teufels namen!‹ dann fährt sturm heraus, verheert das land und stürzt schiffe im meer um. Wie Hartlieb (abergl. H cap. 34) darstellt, opfern die alten weiber den teufeln, daß sie hagel und schauer machen. Nach deutschen acten des 16, 17 jh. versammeln die hexen sich haufenweise an wasserbächen oder seen und schlagen mit gerten solange hinein, bis nebel hervorsteigen, die sich allmälich in schwarze wolken verdichten; auf diesen wolken fahren sie dann in die höhe und lenken sie an die stellen, wo sie schaden wollen. auch setzen sie zaubertöpfe ins wasser und rühren um [Fußnote]. einigemal wird vom windsack geredet (Voigt 131). sie sollen blaue lichter in das wasser tröpfeln, kieselsteine in die luft werfen, oder fässer rollen, deren zersprengung sturm erzeugt. sie lesen eichenlaub in ein mannshemd, und hängen es, angefüllt mit den blättern, an einen baum: sofort erhebt sich wind, der allen regen vertreibt, und schönes wetter erhält. Aus kleinem wölkchen machte eine hexe großes unwetter (Arx Buchsgau p. 103). Ein starkes gewitter währte so lange, daß ein jäger auf der landstraße sein gewehr mit einer geweihten kugel lud und mitten in die schwärzeste wolke schoß; da fiel aus ihr (wie s. 531 aus dem schif) ein nacktes weibsbild todt zur erde und das unwetter verzog sich augenblicklich (Mones anz. 4, 309). In Kärnten schießt das volk gegen die wetterwolken, um die darin rath haltenden bösen geister zu verscheuchen. da man dem pfarrer gewalt zutraut das wetter zu beschwören, so bringen ihm die weiber schürzen voll schloßen ins haus getragen: ›da habe er seinen gebührenden zehnten vom wetter, weil er ihm nicht gesteuert‹ [Fußnote]. In einigen gegenden Frankreichs ruht auf ganzen geschlechtern der verdacht, daß sie sturm erregen können: sie finden sich, wenigstens zu dreien am see ein und schlagen, unter fürchterlichem geschrei, das wasser in die höhe, es geschieht nachts vor sonnenaufgang, und heftiger sturm ist die unmittelbare folge (mém. de l'ac. celt. 2, 206. 207). dergleichen leute heißen meneurs des nuées (mém. des antiq. 1, 244). In Deutschland waren gewöhnliche schimpfwörter gegen hexen: wettermacherin, wetterhexe, wetterkatze, donnerkatze, nebelhexe, strahlhexe, blitzhexe, zessenmacherin (vom alten zessa, sturm); früher auch wolkengüsse Ms. 2, 140b. aus einem noch reinen verhältnis läßt sich der ahd. frauenname Wolchandrût (trad. fuld. 2, 101) deuten, die valkyrie (s. 350) reitet entweder in den wolken oder sprengt fruchtbaren thau aus ihnen: so mag selbst das streuen der asche auf die äcker ursprünglich deren tragbarkeit erhöht haben. von der hexe findet sich zuweilen feldfrau und feldspinnerin gebraucht, weil sie über feld und wiesen fährt oder zauberfäden spinnt? (vgl. s. 920). wer weiß, ob nicht der volksmäßige ausdruck: die alten weiber schütteln ihren rock aus (de aule wiver schüddet den pels ut, Strodtmann p. 336) für: es schneit, eigentlich identisch zu nehmen ist mit dem s. 222 angeführten: frau Holle macht ihr bett? göttin, valkyrie, hexe, nach dem stufengang solcher mythen. den Griechen war noch Zeus selbst νεφεληγερέτα, den Serben sammelt die vile wolken (oblaki). Auch im Norden gehen hagel und unwetter aus von jenen halbgöttinnen Thorgerđr und Irpa, nicht saatverderblich, sondern heergefährlich [Fußnote], nach Sn. 175 führt die zauberfrau sogar den namen El (procella) [Fußnote] [Fußnote]
In Estand kneten die hexen roggenhalme zusammen und sagen einen zauberspruch darüber her. werden die knoten nicht schnell entdeckt und verbrannt, so ist miswachs unausbleiblich. Possart s. 164 vgl. 162.
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Zuweilen geht aber die absicht des zaubers weniger darauf die frucht zu verwüsten, als vielmehr sich ihrer zu bemächtigen, sie aus dem felde zu entführen, sei es zur eignen vorrathskammer, oder zu der des günstlings [Fußnote]. das nannten schon die Römer: satas alio traducere messes (Virg. eci. 8, 99); cantus vicinis fruges traducit ab agris (Tibull. I. 8, 19). Man wähnte, wenn unholden durch reben giengen und die stöcke schüttelten, kämen die trauben aus des nachbars stück in das ihre (Hartmann vom segenspr. 341). ein alter thalbauer gab seiner enkelin einen stock, den sie an einem gewissen ort auf dem feld in das korn stecken sollte. unterwegs wurde das mädchen vom regen übereilt, flüchtete unter eine eiche und ließ da den stab stecken: als sie wieder heim kam, fand sich ein dichter haufen eichenlaub auf des großvaters boden (das. p. 342). Auch kommt vor, daß reben im topf gesotten werden, wahrscheinlich zum verderb des weinbergs. die hexengiftkräuter sieden und verdunsten unter dem himmel.
Es wird erzählt, daß sich hexen nackend im sande [Fußnote], oder im korn baden; ich weiß nicht warum; abergl. 519 redet von sich nackt im flachse wälzen. Drei hexen sah man zum roggenfeld gehn, sich ihrer kleider entledigen und splitternackend mit hängenden haaren im korn baden. als zeugen nahten, verschwanden zwei plötzlich mit zurücklassung ihrer kleider, die dritte stürzte ihr hemd über (Voigt 130–132). Ist hier zusammenhang mit kornweibern und roggenmuhmen (s. 394)?
Hexen und hexenmeister bedienen sich verschiedner geräthe, von denen aber meistentheils keine genaue beschreibung gegeben wird. des stabs, mit dem die alten zauberer gewöhnlich ausgerüstet sind, finde ich in unsern sagen keine meldung, die wünschelrute erscheint als ein höheres edles werkzeug; doch könnten die hexen den stab oder stecken, auf dem sie reiten sollen, ursprünglich geführt haben. auch finde ich den stecken: den dritten fuß des hexenmanns genannt (Mones anz. 7, 426). in bairischen acten ist oft des sogenannten mäuse oder fackel (ferkel) machens erwähnt: die hexe hat ein dunkelgelbes, hartes, unbiegsames, vierbeiniges werkzeug, sie bildet aus einem tuch die gestalt einer maus oder eines ferkels, hält jenes geräth darunter, und spricht:
lauf hin und komm wieder zu mir!
 
dann lauft das thier lebendig davon; wahrscheinlich, um ihr etwas von andern leuten herzuholen, zuzutragen. eine hexe heißt deswegen mausschlägerin, ein zauberer mausschlägel. norddeutsche processe haben den ausdruck mäusemacher (müsemaker) und einen andern hergang: die hexe siedet zauberkräuter und ruft dann ›maus maus, heraus ins teufels namen!‹ worauf die thiere aus dem pott springen [Fußnote]. man gedenkt dabei der von Apollo Smintheus im zorn geschafnen verderblichen mäuse und der feldverheerenden leminge in Lappland, so daß diese plage mit vollem fug dem verheerenden wetter und hagel zur seite steht, ob schon in unsern hexenacten kaum von dem unheil gemeldet wird, das die zauberthiere anstellen [Fußnote]. nur eine niederl. sage bei Wolf no. 401 erzählt, wie ein junges mädchen zwei kügelchen erde hintereinander hinwarf und plötzlich das ganze feld von mäusen wimmelte. Die schwed. überlieferung nennt ein bjäraan oder bare, welches nach Ihre (dial. lex. 18a) ein melkgefäß (mulctrale) war und aus neunerlei gestolnen webknoten zusammengeknüpft wurde. man ließ drei blutstropfen aus dem kleinen finger hineinfließen und sprach:
på jorden skal tu för mig springa,
i Blåkulla skal jag för thig brinna!
 
der name rührt daher, weil das gefäß den verehrern des teufels milch oder andre dinge ins haus zutrug (bar, von bära). Hülphers (fierde samlingen om Angermanland. Vesteräs 1780 p. 310) schildert es als einen runden ball, der aus lumpen, werk, und wacholder u. s. w. gemacht und zu mehrern zauberkünsten gebraucht wurde: er lief aus und trug zu. In bewegung geräth er, sobald der aussendende sich in den linken kleinen finger schneidet, und das blut darauf tropft:
smör och ost skal du mig bringa,
och derför (skal jag) i helfvetet brinna!
 
Wer erinnert sich nicht des wasserholenden besens in Göthes zauberlehrling?
Ähnlich gewesen sein mag der isländische snackr, was sonst eine weberspule bezeichnet. er wird, nach Biörn, in gestalt einer schlange, aus eines todten menschen rippe gemacht und von der hexe in graue wolle gewickelt, dann saugt er an ihren brüsten und kann hernach auch fremdes vieh aussaugen und dessen milch zutragen [Fußnote] [Fußnote].
Verbreiteter ist die zauberei mit dem sieb, deren ich hernach gedenken werde, und mit wachsbildern, denen man, unter aussprechung geheimer worte, etwas anthut, um auf abwesende menschen einzuwirken. entweder wird das wachsbild (der atzmann) in die luft gehängt, oder ins wasser getaucht, oder am feuer gebäht, oder mit nadeln durchstochen unter die thürschwelle vergraben; der, auf welchen es abgesehn ist, empfindet alle qualen des bildes (abergl. G v. 28. H cap. 79) [Fußnote]. ein fahrender schüler sagt (Aw. 2, 55):
mit wunderlîchen sachen
lêr ich sie denne machen
von wahs einen kobolt,
wil sie daz er ir werde holt,
und töufez [Fußnote] in den brunnen,
und leg in an die sunnen.
 
gegenmittel bewirken aber daß die gefahr zurückschlägt und den zauberer selbst trift [Fußnote]. Auch aus teig und leim können zauberbilder gebacken werden, aus metall geschmiedet, doch das wachs der heiligen biene (s. 579) scheint dafür am geeignetsten; es liegt darin eine nachahmung göttlichen schaffens (vgl. s. 472), die nur bis auf gewissen grad gelingen kann. In Pulcis Morgante 21, 73 besitzt eine zauberin ein bild gemacht aus dem lauteren wachse junger bienen (delle prime ape), mit allen gliedern bis auf eine rippe [Fußnote]: an dies bild war der zauberin eigne lebenskraft gebunden und als es Malagigi bei langsamem feuer schmelzen ließ, schwand sie dahin. Daß man solche wachsbilder zuweilen taufte, zeigt eine predigt Bertholds (cod. pal. 35 fol. 27b): ›so nimpt diu her, und tauft ein wachs, diu ein holz, diu ein tôtenpein, alles, daz sie domit bezouber‹ [Fußnote], und hieraus geht zusammenhang des zaubermittels mit abergläubischen heilmitteln hervor. Wie genesene und sieche ein wachsbild oder wachsglied in kirchen weihen und aufhängen ließen, so verletzte und tödtete die hexe durch bilder. Ohne zweifel reicht diese zauberei in das höchste alterthum; schon Ovid gedenkt ihrer (amor. III. 7, 29):
sagave punicea defixit nomina cera,
    et medium tenues in jecur egit acus?
 
vgl. Horat. (epod. 17, 76): movere cereas imagines. bei Theocrit 2, 28 ist das wachsschmelzen deutlich: ως του̃τον τὸν καρὸν εγὼ σὺν δαίμονι τάκω, ὼς τάκοιθ' υπ' έρωτος, aber nicht daß es ein bild war; bei Virg. ecl. 8, 74 ff. scheint ein zauberbild (terque haec altaria circuni effigiem duco) aus leim und wachs gemacht [Fußnote]
Unsichtbar machende dinge sind der tarnhelm (s. 383), das vogelnest (anm. 2470), die rechte schwanzfeder des hahns (anm. 1724), der farnsame (s. 1012), der ring, vielmehr der stein im ring (s. 759). Troj. 9203. 9919 und der unter einen stein gelegte sonnenwendel. Mone 8, 614.
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Ganz ähnlich solchem aufhängen und bähen des atzmanns war der alte gebrauch, die erde oder den rasen auszuscheiden, auf welchen der fuß eines menschen gestanden hat, den man verderben will. dieser erdschnitt, wie ihn Vintler nennt (abergl. G v. 92), wird in den schornstein gehängt, und wenn er zu welken oder zu dürren beginnt, muß auch jener mensch abzehren (abergl. 524. 556). schon Burchard führt es an (abergl. C p. 199d). einen gesellen aus fremdem lande herbeizubringen siedet man dessen strümpfe; oder man nimmt des gesellen schuhe in einen neuen topf, schöpft damit gegen den strom wasser und siedet nun die schuhe im topf vier tage lang; nach deren verlauf wird er kommen nach hessischem aberglauben. man kann ein pferd lähmen durch das einschlagen eines nagels in seinen frischen fußtritt, einen dieb verrathen, wenn man zunder hineinlegt (abergl. 978). Plinius 28, 20 sagt: vestigium equi excussum ungula (ut solet plerumque) si quis collectum reponat, singultus remedium esse recordantibus quonam loco id reposuerint.
Auch das vermögen, thiergestalt anzunehmen (an sich eine göttliche eigenschaft, vgl. s. 271), haben unsere zauberer mit denen der Griechen und Römer gemein: männer werden gern zu wölfen oder habichten, frauen zu katzen oder schwänen; in die sprache unsers alterthums übersetzt: sie schließen sich dem dienste von Wuotan und Frouwa an. diese verwandlungen in thiere (s. 546) sind entweder freiwillige oder gezwungne: das höhere, mächtige wesen wandelt sich selbst in die ihm bequeme thiergestalt, oder es verhängt sie zur strafe oder aus rache über einen menschen. in den sagen sind es häufig schwiegermütter oder stiefmütter, die kinder verwandeln, altn. stiupmôđur sköp. fornald. sög. 1, 31. 58.
Herodot 4, 105 meldet von den Neuren, unter Scythen und in Scythien wohnhaften Hellenen gelten sie für zauberer (γόητες), weil sich jeder von ihnen alljährlich auf einige tage in einen wolf wandele, dann aber wieder menschliche gestalt annehme (ως έτεος εκάστου άπαξ τω̃ν Νευρω̃ν έκαστος λύκος γίνεται ημέρας ολίγας, καὶ αυ̃τις οπίσω ες τωϋτὸ κατίσταται). Ähnliches berichten Plinius 8, 34, Pomp. Mela 2, 1 und Augustin (de civ. dei 18, 17): ›his ego saepe lupum fieri et se condere silvis Moerin . . . vidi‹. Virg. ecl. 8, 97. Ein mensch, den diese gabe oder sucht auszeichnete, hieß λυκάνθρωπος [Fußnote], welcher wortbildung das ags. verevulf (leges Canuti, Schmid 1, 148) engl. werewolf genau entspricht, goth. vairavulfs? ahd. werawolf? bei mhd. dichtern kein werwolf. altn. wird nur vargr (RA. 733. Reinh. xxxvii) gebraucht, verûlfr Sn. 214b ist schwertname, das schwed. dän. varulf, varulv scheinen nach der roman. oder deutschen form gebildet. ich finde werwolf zuerst bei Burchard (abergl. C p. 198c). ›strigas et fictos lupos credere‹ stellt schon Bonifacius zusammen (sermon. bei Mart. et Dur. 9, 217). aus warulf, garulf (Gervas. tilb. schreibt gerulphus) kann das franz. loupgarou (warou in altfranz. gedichten) umgestellt scheinen, doch hat auch der bretagn. dialect bleizgarou, bleizgaro (von bleiz, wolf) und denvleiz (mannwolf, von den, mann) grékvleiz (femmeloup); bisclaveret bei Marie de France 1, 178 mag aus bleizgarv entstellt sein, wie das normandische garwal aus guarwolf. poln. finde ich wilkołak, wilkołek, böhm. wlkodlak, das eigentlich wolfhaarig bedeutet und an den haarigen waldgeist (s. 397) erinnert. das serb. vukodlac bezeichnet einen vampir. die Letten bilden aus wilks (wolf) wilkats (werwolf). wilkáscha radda ds. 1644.
Nach ältesten einheimischen begriffen hängt annahme der wolfsgestalt ab von dem überwerfen eines wolfgürtels oder wolfhemds (ûlfahamr), wie verwandlung in schwan vom anziehen des schwanhemds oder schwanrings (s. 354. 355) [Fußnote]. wer einen wolfsgürtel, ûlfhamr trägt, heißt ahd. wolfhetan, altn. ûlfheđinn (das đ steht für organisches d) und zumal wurden wütende berserkir ûlfhednir: þeir höfđu vargstaka fyrir brynjur. Vatnsdœla s. 36; berserkir þeir vâru kallađir ûlfhiedar (l. ûlfheđnir). Grettissaga 32a. Ulfheđinn ist aber auch mannsname wie ahd. Wolfhetan MB. 28 no. 52. 246. ebenso kommt vor biarnheđinn, geitheđinn, der ein bärenfell, geißfell angethan hat, als mannsname Biarnheđinn landn. 45, und das einfache Heđinn, stammvater der Hiađnîngar, ags. Heodeningas von Heden oder Heoden. der vocal ist also ë (nicht e) und man hatte ein verlornes verbum ahd. hëtan, hat, hâtum (goth. hidan, had, hêdum) anzusetzen. Lye führt an heden casla, was wol casula, kleid ausdrückt, und altn. soll auch geitheđinn pallium e pelle caprina bedeuten, doch ziehe ich in Wolfhetan die participialform vor. Es braucht also gar nicht in der absicht des zauberns zu geschehen, jeder das wolfhemd anlegende und der damit bezauberte erfährt umwandlung, und bleibt neuntagelang wolf, erst am zehnten tag darf er in menschliche gestalt zurückkehren [Fußnote], nach andern sagen muß er drei, sieben oder neun jahre in dem wolfsleib beharren. mit dem aussehen nimmt er zugleich wildheit und heulen des wolfs an: wälder durchstreifend zerfleischt er alles was ihm vorkommt [Fußnote]. fornald sög. 1, 50 erwähnt ein liosta međ ûlfhandska, ein schlagen mit dem wolfshandschuh, wodurch jemand in einen bär verwandelt wird, die thiergestalt bei tag, die menschliche bei nacht annimmt. Auf solche weise mischt sich die vorstellung waldflüchtiger verbannter auch mit der von werwölfen. ein berühmtes beispiel ist Sigmunds und Sinfiötlis (fornald. sög. 2, 130. 131): wenn sie schliefen, hiengen neben ihnen die wolfshemde.
Die werwölfe sind nach jungem blute gierig und rauben kinder und mädchen mit blinder kühnheit. aus vielem von Woycicki 1, 101–113. 152–158 erzähltem entnehme ich nur, daß eine hexe ihren gürtel zusammendrehte und in einem hochzeitshaus auf die schwelle legte: als die neuvermählten darüber traten, wurden braut, bräutigam und sechs brautführer in werwölfe gewandelt. sie entflohen aus der hütte und liefen drei jahre lang heulend um der hexe haus. endlich nahte der tag ihrer lösung. die hexe brachte einen pelz, dessen haar nach außen gewandt war, sobald sie einen werwolf damit bedeckte, kehrte dessen menschliche gestalt zurück, dem bräutigam reichte die decke über den leib, nicht über den schwanz, und so wurde er zwar wieder zum menschen, muste aber den wolfsschwanz behalten. Schafarik (slow. st. 1, 167) bemerkt, daß diese wolfssagen ganz besonders in Volhynien und Weißrußland zu hause seien und zieht daraus bestätigungen seiner ansicht, daß die Neuren ein slavischer volksstamm waren.
Nach dem franz. lai de Melion p. 49. 50 muß der entkleidete [Fußnote] mensch mit einem zauberring berührt. werden: alsbald verwandelt er sich in einen wolf, der das wild verfolgt. Nach Marie de Fr. 1, 182 wird ein ritter wöchentlich drei tage zum bisclaveret, und lauft nackend im wald umher; nimmt ihm jemand die beiseits gelegten menschlichen kleider weg, so muß er wolf bleiben [Fußnote]. Pluquet (cont. pop. 15) bemerkt, man könne ihn nur befreien dadurch daß man ihn mit einem schlüssel blutrünstig schlage.
Gewöhnliche annahme unseres volksglaubens ist, die verwandlung werde durch einen um den leib gebundnen riemen bewirkt; der gürtel sei nur drei finger breit, und aus der haut eines menschen geschnitten. von natürlichen wölfen soll ein solcher werwolf an seinem abgestumpften schweif zu erkennen sein. Lothringische hexenacten ergeben, daß durch ausrupfen, segnen und werfen von grashalmen wider einen baum wölfe hervorsprangen, die augenblicklich in die heerde fielen; die stellen bei Remigius p. 152. 162 lassen zweifelhaft, ob die graswerfenden männer selbst zu wölfen wurden; nach p. 261 kann man nichts anders dafür halten. mehrere werwolfsgeschichten hat Bodins dämonomanie (nach Fischarts übers. p. 120 ff.). Der rheinischwestfälische volksglaube läßt bloß männer zu wölfen werden, mädchen und frauen verwandeln sich in einen ütterbock (euterbock, hermafrodit?). ein altes, unheimliches weib wird gescholten: der verfluchte ütterbock! Eigenthümlich ist der dän. aberglaube no. 167, wonach eine braut, die sich eines angegebnen zaubers bedient, um schmerzlos zu gebären, knaben zur welt bringe, die werwölfe, mädchen, die nachtmahren werden. Thiele 1, 133 bemerkt, der werwolf sei bei tag menschlich gestaltet, doch so daß seine augbrauen über der nase zusammenwachsen [Fußnote], nachts aber wandle er sich zu gewisser zeit in einen dreibeinigen hund, erst dadurch, daß man ihn werwolf schilt, werde er frei. Auch nach Burchards äußerung scheint lykanthropie etwas dem menschen angebornes [Fußnote].
Es ist zu erwarten, daß dem nord. alterthum auch ein übergang des menschlichen leibs in den des bären wolbekannt war, da dies thier für vernünftig galt (Reinh. nachtr. zu s. lvi) und hochgehalten wurde (s. 556). Finnbogi redet mit ihm und nennt ihn bessi (Finnb. saga s. 246). ein dän. lied läßt durch umbinden eines eisenhalsbandes die verwandlung in einen bären ergehn (DV. 1, 184). In Norwegen herscht der glaube, daß die Lappländer sich in bären verwandeln, von einem recht dreisten, schädlichen bären heißt es: ›das kann kein christlicher bär sein‹. ein alter bär, in Ofodens prästegjeld, der sechs menschen und über sechzig pferde getödtet haben soll, stand in solchem ruf, und als er endlich erlegt wurde, will man bei ihm einen gürtel gefunden haben. Sommerfelt Saltdalens prästegield p. 84.
Die verwandlung in katze läßt sich zunächst mit dem wesen der hausgeister (s. 416. 421) in verbindung bringen; niemals ist von überwerfen eines gürtels oder hemdes die rede. Das volk sagt: eine zwanzigjährige katze werde zur hexe, eine hundertjährige hexe wieder zur katze. Vintler (abergl. G v. 232) gedenkt der angenommnen katzengestalt. Wie bei den nachtfrauen (s. 886) kommen in fast allen hexenprocessen beispiele vor, und besonders oft wird von verwundeten katzen erzählt, die man hernach an verbundnen weibern wieder erkannte. begegnende katzen sind zweideutig (abergl. 643). fremden katzen soll man nichts zu leid thun; die hexe könnte sich rächen. ein bauer siechte seit seinem hochzeitstage: er hatte an ihm eine katze, die gesattelt in seinen hof gekommen war, mit einem stein geworfen. die gesattelte katze ist eine art gestiefelten katers (KM. 3, 259). Nl. sagen von zauberkatzen hat Wolfs Wodana s. 123. 131. Man soll aber auch der katze schonen, weil sie Frouwas thier war (s. 254); wem es auf den hochzeittag regnet, der hat, heißt es in der Wetterau, die katze nicht gefüttert, folglich die botin oder dienerin der liebesgöttin beleidigt. nachtfrauen und hexen scheinen aber im gefolge dieser gottheit zu ziehen.
Auch die gans ist zauberthier und auf den edleren schwan älterer sagen leicht zurückführbar. Ein jäger schoß nach wildgänsen und traf eine, die herab ins gebüsch fiel; als er hinzutrat fand er eine nakte frau unverwundet darin sitzen, die ihm wol bekannt war und die ihn dringend bat sie nicht zu verrathen und ihr aus ihrem hause kleider bringen zu lassen. er warf ihr sein schnupftuch zur bedeckung zu und ließ die kleider holen (Mones anz. 6, 395). Niclas von Wyle (in der zueignung seiner übersetzung des Apulejus) hinterbringt uns einen verschiednen fall, den er aus dem munde des kaiserlichen kammerschreibers Michel von Pfullendorf vernommen hatte, ein wirt und gastgeber sei durch zauberei [Fußnote] einer frau, länger als ein ganzes jahr wilde gans gewesen und unter solchen gänsen herumgeflogen, bis er sich einmal mit einer andern gans gezankt und gebissen und diese ihm zufällig das tüchlein, worin der zauber verstrickt war, vom hals abgerissen habe; wieder also ein schwanring, nur daß ihn hier die zauberin nicht selbst trägt, sondern einen unschuldigen mann in das thier verwandelt, wie auch die werwölfe theils zauberer theils bezauberte sind. im KM. 193 stellen weiße lappen das schwanhemd vor.
Wie dem wolfe der rabe gleicht, dürfen auch wandlungen der zauberer in raben vermutet werden, doch fällt mir kein beispiel ein, trolde erscheinen in dän. liedern oft als raben (s. 830). vielleicht lassen sich eher übergänge der hexen in die krähengestalt aufweisen, da es schon von einer ôskmey (Völs. cap. 2) heißt: hun brâ â sik krâku ham ok flŷgr, im Wolfdietrich schlägt, nach abgelegten kleidern, Marpalie die hände zusammen (s. 857) und wandelt sich in eine krähe [Fußnote]
Etwas anders ist das tauschen der gestalt zwischen menschen. dies altn. skipta litum, hömum, skipta litom ok lâtom, vixla litum scheint durch bloßen willen, ohne formel und kleid, vollzogen zu werden, so zwischen Sigurd und Gunnar. Sæm. 178a. 177b. 202. 203. Völs. sag. c. 27, zwischen Signy und der zauberin Völs. sag. cap. 7. es geschieht zumal unter blutsbrüdern, die sich äußerlich zum verwechseln gleichen, im Nibel. 337, 3. 429, 3. 602, 2 aber durch die unsichtbar machende tarnhût. ähnlich werden falsche bräute oder frauen nachts ins bett untergeschoben, Brangaene für Isot vgl. Berthe au grand pied und das fabliau vom haarabschneiden. statt dessen wird roher und später ein bloßes tauschen der kleider angegeben.
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Wenn die abgelegte kleidung (menschliche oder thierische) weggenommen wird (s. 354. 356), so ist keine wiederherstellung der verlassenen gestalt möglich: daher auch in sagen und märchen die abgestreifte thierhaut heimlich pflegt verbrannt zu werden [Fußnote]. Doch kann die menschengestalt unter der bedingung zurückkehren, daß ein unschuldiges mädchen sieben jahre lang, stumm und schweigend, ein hemd fertig spinne und nähe, das über den verzauberten geworfen werde (KM. 1, 53. 246. 3, 84). Ein solches hemd löst nicht nur den zauber, es macht auch fest und siegreich (abergl. 656. 708 [Fußnote]); in der letzten stelle ist siegen vor gericht für das ältere siegen im kampf gesetzt. Im MA. hieß es s. Georgn hemde und wurde am samstag gesponnen (Vintler vgl. abergl. 333 den christnachts gesponnenen zwirn); Wolfdieterich empfängt es von Siegminne, d. h. einer weisen, spinnenden norn oder valkyrie (s. 361); sichtbar ist die altheidnische idee hernach auf den siegreichen heiligen der christlichen kirche übertragen. ähnlich ist das gegen ertrinken schützende goldne hemd Beov. 1095–1100 und das fridhemede (beschwör. X), von einer gewebten siegsfahne wird s. 931 die rede sein. mir scheinen diese gefeierten schicksalshemde zusammenhängend mit dem gespinst und gewebe der nornen und der frau Holda. Wahrscheinlich schrieb man den hexen, welche feldspinnerinnen hießen (abergl. 824), zauberhaftes weben und spinnen zu; Burchards stellen vom aberglauben in lanificiis et ordiendis telis (abergl. C int. 52. p. 193d) sind zu vergleichen. Hincmar von Rheims (opp. 1, 656) gedenkt der zaubereien ›quas superventas feminae in suis lanificiis vel textilibus operibus nominant‹. und p. 654 sagt er: ›quidam etiam vestibus carminatis induebantur vel cooperiebantur‹ [Fußnote]. ähnlich ist der zauber und segen bei schwestern (vgl. oben s. 573) [Fußnote].
Es ist zauber durch bloßen blick, ohne alle leibliche berührung möglich, was man in der alten sprache entsehen nannte (s. 864), ital. gettare gli sguardi, neapol. jettatura, fascino dei malvagi occhi. das triefende, neidische, üble auge [Fußnote] der eintretenden hexe (abergl. 787) geschweige ihr hauch und gruß kann plötzlich verletzen, säugenden frauen die milch entziehen, säuglinge schwindsüchtig machen. ein kleid, einen apfel verderben: visu obfascinare (s. 891 und abergl. C p. 199d); ›der rock ist so schön, der apfel so roth, daß ihn kein böses auge, onda öga (schwed. abergl. 57) ansehen soll.‹ schädlicher blick. abergl. 874, obliquus oculus, Horat. epist. I. 14, 37. Vorzüglich heißt es von kränkelndem vieh: ›es ist ein böses auge dabei gewesen‹, ein vieh mit scharfem auge ansehen. Virgil. ecl. 3, 103: ›nescio quis teneros oculus mihi fascinat agnos‹. Renn. 18014 sagt, der augenblick tödte schlangen, schrecke wölfe, brüte straußeneier, erwecke aussatz. Radulfi ardentis homiliae 42a: ›cavete ab illis, qui dicunt, quosdam oculis urentibus alios fascinare‹. urentes oculi hat Persius 2, 34 und fascinare βασκαίνειν galt den alten vorzugsweise von dieser art zauberei. der altn. ausdruck ist sionhverfîng. ›sundr stauk sûla for sion iötuns‹ Sæm. 53b, vor des riesen blick sprang die seule entzwei. Stigandi kann durch seinen blick alles verderben; dem gefangengenommenen ziehen sie einen sack übers gesicht (dreginn belgr â höfut honum): er schaut durch ein loch im sack, und verdirbt mit einem blick ein grasfeld (Laxd. p. 152. 156). Verschieden und doch ähnlich sind die scharfen augen einzelner helden (s. 324) und jungfrauen, die gebundne Svanhildr soll von pferden todt getreten werden: ›er hun brâ î sundr augum þâ þorđu eigi hestarnir at spora hana; ok er Bikki sâ þat, mælti hann, at belg skyldi draga â höfuđ henni‹. (fornald. sög. 1, 226). Und von einem Sigurđr heißt es formn. sög. 2, 174: ›at hana hefđi snart augnabragđ, at allir hundar hurfu frâ honum, ok var enginn svâ grimmr, at þyrđi â hann at râđa, er hann hvesti augun îmôt þeim‹. wie die hunde den blick der geister und götter nicht ertragen (s. 555). Wer solch ein gefährdendes auge hat, evileyed ist, kann die schädliche wirkung seines blicks dadurch abwenden, daß er ihn auf etwas lebloses richtet. man sagt: ›no one shall say black is your eye‹, d. h. niemand kann dir gerade übles nachsagen. Brockett p. 66. Steht mit der hexe bösem auge jene seltsame gestaltung ihres augapfels (s. 903) in verbindung? als sicherungsmittel gegen seinen einfluß wird die pfote des blinden maulwurfs getragen [Fußnote] [Fußnote].
Wie aber hohe schönheit mit dem strahlenblick der augen zaubert, hat sie auch zaubergewalt in dem lächeln ihres mundes. Nach einem neugriech. liede, wenn die reizende jungfrau lacht, fallen rosen in ihre schürze (οπου̃ γελα̃ καὶ πέφτουνε τὰ ρόδα 'σ τὴν ποδιάν της) Fauriel 2, 382. In Heinrichs von Neuenstadt Apollonius von Tyrus, der um 1400 gedichtet wurde, heißt es z. 182. ›wâ sach man rôsen lachen?‹ und dann wird ein märchen erzählt, in dem ein rôsenlachender man auftritt:
›der lachet, daz es vol rôsen was,
perg und tal, laub und gras.‹
 
ein niederl. sprichwort (Tuinman 1, 306) lautet: ›als hy lacht, dan sneuwt het rosen‹. dieser mythus muß sehr gangbar gewesen sein, da ich in urkunden (z. b. Böhmers cod. francof. 1, 185), und noch heute, den eigennamen Rosenlacher, Rosenlächler, Blumlacher öfter finde. das nemliche gedicht von Apollonius hat z. 2370
er kuste sie wol dreißig stunt
an iren rôsenlachenden munt,
 
andere hierher gehörige stellen sind Aw. 1, 74. 75 angezogen. Begabte glückskinder haben das vermögen rosen zu lachen, wie Freyja gold weinte; vermutlich waren es ursprünglich heidnische lichtwesen, die ihren glanz am himmel über die erde verbreiteten, rosen und sonnenkinder (Georg 48. 49), lachende morgenröthe (s. 623), rosenstreuende Eos (s. 624). nach Mart. Cap. hieß eine silberne urne, quae praeferebat serena fulgentia et vernantis coeli temperie renidebat, risus Jovis [Fußnote].
Noch höhere gewalt als der lächelnde hat der küssende mund. in unsern kindermärchen kehrt wieder, daß ein kus alles vergessen macht (2, 168. 508), aber auch die erinnerung erstattet (2, 463). am kus hängt die lösung des bannes (s. 809. 810). in den nord. sagen wird die vergessenheit durch einen trank hervorgebracht, welcher ôminnisöl, ôminnisdryckr heißt und dem minnisöl (s. 48) entgegensteht: solch ein ôminnisöl reichte Grimhild dem Sigurd, worauf er Brynhild vergaß, und auch der Gođrun muste, eh sie Sigurd vergessen und Atli wählen konnte, ein ôminnisveig gegeben werden, dessen zauberhafte bereitung das lied schildert (Sæm. 223b 234a). so bieten valkyrien, elbinnen und zauberfrauen den helden ihre trinkhörner (s. 348) daß sie bei ihnen bleiben und alles andere vergessen sollen, man vgl. die schwed. sage bei Afzelius 2, 159. 160 und das lied bei Arvidsson 2, 179. 282, wo der bergmann die jungfrau aus dem glömskans horn trinken läßt, daß sie vater und mutter, himmel und erde, sonne und mond vergißt. Da nun in den schwed. volksliedern minna küssen ausdrückt (minna uppå munnen, sv. vis. 3, 123. 124), in den dän. minde (d. vis. 1, 256. 298), wie φιλει̃ν amare und osculari, bei uns im 16 jh. ›das liebmahl ansetzen‹ den kus umschreibt; so liegt küssen und minnetrinken beim opfer und zauber einander sehr nahe [Fußnote]. Zaubertränke sind aber manigfalter art und von höchstem alter, ihr zubereiten greift in heilkunst und giftmischerei ein. den liebestränken stehn liebeskuchen zur seite. Burchard beschreibt, wie frauen sich nackt auf waizen wälzen, ihn zur müle gegen die sonne (alt. andsœlis, inverso ordine) malen lassen und daraus brot backen. Nach dem volksaberglauben in Samland soll eine frau, wenn sie wahrnimmt, daß ihr mann gleichgültig gegen sie werde, beim brot oder fladen backen neunmal hintereinander etwas von dem rohen teig zurücklegen und ihm zuletzt einen fladen daraus backen, so wird sich bei dessen genuß die alte liebe wieder finden. Den Ehsten heißt karwakak (haarbrot) ein brot, in das zum zauber haare gebacken sind. Auch die liebesäpfel, in die man zeichen schrieb (Hoffm. schles. monatschr. s. 754), gehören dahin [Fußnote].
Es gibt einige allgemeine sicherungsmittel gegen den einfluß der zauberei. Auf eine frage der hexe darf man nicht antworten (abergl. 59), auf ihre anrede nicht danken (abergl. 568); überhaupt ist es rathsam für gewisse dienstleistungen und geschenke, wenn sie nützen sollen, nicht zu danken (abergl. 398. schwed. 35. 52. ehstn. 94). eine hexe ist daran erkennbar, daß sie für geliehene dinge dankt (abergl. 566), keine hexe antwortet dreimal (abergl. 563). Lobt sie etwas, so misräths (abergl. 823), man entgegne ihr denn schnell durch schimpfen, schelten, ›eben soviel‹ anwünschen (abergl. 696) oder ausspeien. ins gesicht loben schadet. Plin. 28, 2; ›si ultra placitum laudarit, baccare frontem cingite, ne vati noceat mala lingua futuro.‹ Virg. ecl. 7, 27; daher wurde beim selbstrühmen ein praefiscini (prae fascino?) zugefügt. Plaut. Asinar. II. 4, 84. schelte und verwünschung hintertrieben die alten mit den worten: εις κεφαλήν σοι, das möge dein haupt treffen! Auch Neugriechen und Slaven fürchten lob und suchen sich durch speien zu retten: die russische amme speit einem dritten, der ihr kind rühmt, ohne ein schützendes gott behüts! hinzuzusetzen, auf der stelle ins gesicht. vor einer hexe haus wird dreimal ausgespuckt (abergl. 756), desgl. bei nächtlichem überschreiten eines unheimlichen wassers (schwed. abergl. 40); die Griechen spien beim anblick eines rasenden menschen dreimal in den busen. Theocr. 6, 39. 21, 11. ›ter dictis despue carminibus.‹ Tibull. I. 2, 55. hausgeister hassen das ausspeien (s. 425). vgl. abergl. 317. 453. von solchem despuere, adspuere, inspuere, exspuere hat Plin. 28, 4 lesenswerthes und einstimmendes. Nöthigenfalls soll man unbedenklich die verdächtige hexe schlagen, daß blut fließt (s. 918), oder einen feuerbrand nach ihr werfen (schwed. abergl. 96). Brot, salz und kohlen sind schutzmittel gegen den zauber (abergl. 564. 713), wie die hexen brotes und salzes entrathen (s. 896). mir scheint das den holzweibchen widerwärtige pipen des brots (s. 401. 403) ein heiliges, zauberabwendendes zeichen, vgl. placenta digito notata bei Lasicz 49. Wirft man über verzauberte thiere einen stahl, so müssen sie ihre natürliche gestalt annehmen (abergl. 886) [Fußnote]; wer über die hexe ein bekreuztes messer wirft, erkennt sie (abergl. 554); einer warf stahl zwischen die elbin und den berg, wodurch sie verhindert wurde hinein zu gehn (s. 379); stahl sichert das kind in der wiege gegen verwechslung. von solchen anwendungen des stahls gegen den zauber hat beispiele Faye p. 20. 24. 25. 26. 51. 141, vgl. schwed. abergl. 71. Dem kreuzzeichen weichen hexen und teufel aus: in der ersten mainacht sieht man darum so viele kreuze an den thüren. in die vier winkel seines ackers pflügt der bauer ein kreuz. an den wiegen neugeborner kinder, solange die taufe nicht erfolgt war, wurde das kreuz nicht gespart zur sicherung gegen elbe und teufel; die Heiden brauchten so ihren hammer, und davon äußert sich eine bedeutsame spur: malleum, ubi puerpera decumbit, obvolvunt candido linteo (Gisb. Voetii sel. disput. theol. Ultraj. 1659. pars 3 p. 121). Nicht weniger hassen und scheuen die bösen geister alle glocken (s. 853. 899) und glockenläuten stört ihren tanz auf den kreuzwegen (abergl. 542). Hierher gehören auch die s. 902 aufgezählten mittel, hexen zu erkennen und sich vor ihnen zu hüten [Fußnote].
Diese sind die eigenthümlichsten erscheinungen im gebiet des zaubers. Viele, die meisten zaubermittel laufen über in aberglauben, zwischen welchem und der eigentlichen zauberei feste grenze abzustecken unmöglich ist. als merkmal für den begrif der zauberei habe ich zwar den bösen willen schaden zu stiften aufgestellt, und aus der umkehrung des heilsamen gebrauchs geheimer naturkräfte scheint sie hervor gegangen (beinahe wie der teufel aus gottes umkehrung, s. 823); die einzelnen anwendungen der rechten und falschen kunst lassen sich aber nicht immer sondern. Wie ein kraut, ein stein, ein segen zum heilmittel gereicht, so können sie auch verderblich wirken; gebrauch war anständig und erlaubt, misbrauch wurde verabscheut und sträflich. Eine giftmischerin ist an sich keine zauberin, sie wird es in den augen des volks, sobald sie sich übernatürlicher mittel bedient. eine siechthumheilende, wundensegnende weise frau fängt dann erst für eine hexe zu gelten an, wenn sie mit ihrer kunst übeles thut; ihre mittel seien so natürlich wie das gift der mörderin. Hexen waren dem höheren alterthum priesterinnen, ärztinnen, sagenhafte nachtfrauen, die man ehrte, scheute, endlich gering schätzte, aber noch nicht zu verfolgen und hinzurichten trachtete. Wie jungfrauen in schwäne wandelten helden sich in werwölfe, ohne in der öffentlichen meinung dadurch zu leiden. Als im verlauf der zeit einmischung des teufels bei jedweder art von zauberei angenommen wurde, fiel auf alle persönlichen verhältnisse strafbare schuld; seine althergebrachten zaubermittel behielt aber das volk noch großentheils bei in dem unschuldigen sinn des aberglaubens, den nur leichter als vorher ein anflug von hexerei treffen konnte. 
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