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CAP. III. GOTTESDIENST.

时间:2014-04-21来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: GOTTESDIENST
Die einfachsten handlungen, wodurch der mensch den göttern seine verehrung [Fußnote] [Fußnote] kund that, und fortwährende verbindung mit ihnen unterhielt, waren gebet und opfer. das opfer ist ein mit gaben dargebrachtes gebet. wo aber zum gebet fand sich auch anlaß zum opfer [Fußnote].
Erwägen wir das Wort, dessen sich Ulfilas für den begrif des anbetens bedient, so ergibt sich gleich wieder eine übereinstimmung mit dem nord. sprachgebrauch. προσκυνέω wird durch das goth. inveita, inváit, invitum verdeutscht Matth. 8, 2. 9, 18. Marc. 5, 6. 15, 19. Luc. 4, 7, 8. Joh. 9, 38. 12, 20. 1 Cor. 14, 25; einmal auch ασπάζομαι Marc. 9, 15. [Fußnote] ob damit die προσκύνησις genau erfaßt wurde, steht zu bezweifeln, schon weil der Gothe überall den acc., statt des gr. dat., hinzufügt. προσκυνει̃ν gilt in neugriech. volksliedern vom niederfallen des besiegten, für sich ergeben, gefangen geben. wir wissen nicht, von welcher gebärde das inveitan begleitet war, ob das haupt geneigt oder die hand bewegt, das knie gebogen wurde? wenn es 1 Cor. 14, 25 heißt: driusands ana andavleizn inveitiþ guþ, so widerstreitet jenes flehende niederfallen nicht dem begrif des worts. da ein alts. ags. giwîtan, gevîtan abire bedeutet, könnte inveitan auch nur annäherung, hinzugehen ausdrücken? und Paul. Diac. 1, 8 hat zweimal accedere. fraveitan ist vindicare. zu vergleichen scheint das altn. vîta inclinare, das Biörn unter veit anführt, und wie ich glaube unrichtig vita schreibt. davon abgeleitet ist veita (goth. váitjan?), veita heiđr, honorem peragere, veita tîđir, sacra peragere, veitsla (epulum, goth. váitislô? [Fußnote]).
bida ist goth. preces, bidjan, precari, rogare, orare, beide im weltlichen wie im geistlichen verstand. nicht anders ahd. pëta und pittan, aber von pëta wird nun ein pëtôn (adorare) geleitet und mit dem acc. der person construiert: O. I. 17, 62. II. 14, 63. nidarfallan joh mih bëtôn. O. II. 4, 86. 89. 97. III. 11, 25. T. 46, 2. 60, 1. pëtôta inan. Diut. 1. 513b. doch bëtôn kann auch geistliches orare ausdrücken. T. 34, 1, 2. 3. bëtoman cultores O. II. 14, 68. mhd. finde ich bëten im sinn von adorare stets mit der praep. an verbunden [Fußnote] bëten an diu abgot. Barl. 72, 4. an ein bilde bëten. das. 98, 15; sô muoz si iemer mê nâch gote sîn mîn anebët (gegenstand meiner verehrung) Ben. 146. nhd. unterscheidet sich bitten, beten und anbeten, so wie bitte von gebet. das alts. bëdôn (adorare) hat nicht den acc. bei sich, sondern die praep. te: bëdôn te mînun barma. Hel. 33, 7. 8. und schon daraus mag folgen was gramm. 2, 25 vermutet wurde, daß bidjan ursprünglich den sinnlichen begrif von jacere, prosterni enthielt, aus welchem allein auch sich badi κλινίδιον und das alte badu, ags. beado caedes, strages erklärt [Fußnote]. In dem ags. N. T. wird adorare übersetzt geeáđmêdan, d. i. sich demütigen, humiliare. Das mhd. flêhen, wenn es supplicare ausdrückt, regiert den dativ: gote flehen. Aegid. 30. den goten vlêhen. Parz. 21, 6. Wh. 126, 30. Türl. Wh. 71a. wenn aber demulcere, solari, den acc. Parz. 119, 23. 421, 25. Nib. 499, 8 [Fußnote] [Fußnote] es ist das goth. þláihan, fovere, consolari. ahd. kenne ich flêhôn (vovere) nur aus N. Cap. 8, Bth. 178 und er schreibt fléhôn, ten (quem) wir flehoton. nhd. zu gott flehen, oder gott anflehen. das goth. aíhtrôn προσεύχεσθαι, προσαιτει̃ν drückt mehr betteln als bitten, beten aus, das ahd. diccan, alts. thiggian precari, impetrare, wie ags. þicgan, altn. þiggja überall bloß impetrare, accipere, so daß bitten schon in erbitten, erlangen übergegangen ist [Fußnote].
Eigenthümlich der nord. und ags. mundart, fremd allen übrigen, ist noch ein ausdruck für gebet. altn. bôn oder bœn, schwed. dän. bön, ags. bên, gen. bêne (fem.) Cædm. 152, 26., bei Chaucer bone, engl. boon. davon bêna supplex, bênsian supplicare. Endlich das isl. schwed. dyrka, dän. dyrke, welches ganz wie das lat. colere von der gottesverehrung, wie von dem landbau gilt, scheint erst ein später aufgekommner, der altn. sprache fremder ausdruck.
Ueber die art und weise des heidnischen gebets entbehren wir nachrichten; ich vermute bloß, daß damit blicken gen himmel, neigen des leibs (worauf schon bidjan führte), händefalten, kniebeugen, hauptentblößen verbunden war. diese gebärden erwachsen aus kindlich roher vorstellung des alterthums, wonach der flehende mensch dem mächtigen gott, seinem sieger, sich als wehrloses opfer darbietet und unterwirft [Fußnote] precari deos, coelumque suspicere bezeugt schon Tac. Germ. 10. genuflectere ist goth. knussjan, supplicare den Römern flexo corpore adorare. niederfallen und
neigen war auch gewohnheit der Christen, daher heißt es Hel. 47, 6. 48, 16. 144, 24 te bedu hnîgan, 58, 12. te drohtine hnîgan 176, 8. te bedu fallan, 145, 3 gihnêg an kniobeda. im Sôlarliođ der merkwürdige ausdruck: henni (der sonne) ec laut. Sæm. 126a, ihr neigte ich mich, von lûta, inclinare. falla â knê ok lûta. Vilk. saga cap. 6. nu strauk kongsdôttir sinn legg ok mælti ok sêr î loptid upp. Vilk saga cap. 61. ebenso wird in Oiaf des heil. saga erzählt, daß sich die männer vor Thors bildseule neigten (lutu þvî skrimsli). fornm. sög. 4, 247. fell til iardar fyrir lîkneski. fornm. sög. 2, 108. von den Langobarden erzählen die dial. Gregorii M. 3, 28, daß sie ein göttlich verehrtes ziegenhaupt submissis cervicibus angebetet hätten. Man pflegte noch im mittelalter sich vor leblosen gegenständen zu neigen, d. i. sie zu segnen und benedeien: einem geliebten lande, dem wege, den jemand gewandelt war, dem tage [Fußnote]. Lat. schriftsteller des mittelalters, z. b. Lambert setzen pedibus provolvi für inständig bitten, die gebärde fand, wie vor gott, vor allen statt, die man ehren wollte: neig im ûf den fuoz. Morolt 41b hie viel sie ûf sînen vuoz. Iw. 8130. ouch nîge ich ir unz ûf den fuoz. Ms. 1, 155a valle für si und nîge ûf ir fuoz. Ms. 1, 54a. buten sich weinende ûf sinen vuoz. Greg. 355. neig im nider ûf die hant. Dietr. 55b. Die stellen lehren, daß man vor den fuß, zu den füßen dessen, der zu verehren war, niederfiel, ihm zu füßen fiel: wilt fallan te mînun fôtun, bedôs te mînun barma. Hei. 33, 7. sich bôt ze tal gein sînen füezen nieder. Wh. 463, 2 [Fußnote]. Ein altböhm. lied hat: sie klanieti bohu, sich vor gott neigen, ihn anbeten. königinh. hs. 72. ebendaselbst aber auch das undeutsche: se biti w čelo přede bohy, sich an die stirne schlagen [Fußnote]. Entblößung des haupts [Fußnote] war gewis von frühe her unsern vorfahren eine ehrbezeugung, die, gleich dem neigen, der gottheit wie königen und vornehmen erwiesen wurde. vielleicht machten die priester, wenigstens die gothischen, hiervon eine ausnahme, deren namen pileati Jornandes daher erklärt, quia opertis capitibus tiaris litabant, während das übrige volk unbedeckt stand. in einem überrest heidnischer erntegebräuche werden wir cap. VII noch ein solches hauptentblößen bestätigt finden. in des Nicolaus Magni de Göw registrum superstitionum (von 1415) heißt es: insuper hodie inveniuntur homines, qui cum novilunium primo viderint flexis genibus adorant vel deposito caputio vel pileo, inclinato capite honorant alloquendo et suscipiendo [Fußnote]. Eine ags. legende von Cuđberht erzählt, daß dieser heilige nachts zur see ging, bis an den hals in die flut stieg und auf den kieseln kniend, mit gen himmel ausgestreckten händen, betete [Fußnote]. Emporheben und falten der hände [Fußnote] galt auch gegenüber dem herrn, namentlich lehnsherrn. ›bat mit zertânen armen‹ heißt es Ls. 3, 78; bei dem altbairischen stapfsakên kam ein solches emporrichten der hände vor (RA. 927) [Fußnote]. Es ist nicht unmöglich, daß die bekehrten Christen einige heidnische gebräuche bei ihrem gebet bewahrten. auffallend sind die gebärden, die in einer handschrift vermuthlich des 12 jh. den gebeten hinzugefügt werden: sô miz den ubir dîn herza in modum crucis, unde von demo brustleffile zuo demo nabile, unde miz denne von eime rippe unz an daz andire unde sprich alsus. und wiederum: sô miz denne die rehtun hant von deme lengistin vingire unz an daz resti, unde miz denne von deme dûmin zuo deme minnisten vingire. ein gebet hieß ›der vane des almehtigin gotis‹, den sollen neun (frauen) neun sonntage, ›sô ez morginet‹ lesen; die neunte hat den psalm domini est terra zu lesen: daz ir lîb niet ruore die erde, wan die ellebogin unde diu chnie. die andern sollen alle stehen, bis das angezündete licht verbrennt ist. Diut. 2, 292. 293.
Wir fassen das goth. aviliudôn ευχαριστει̃ν nicht mehr deutlich, es ist von aviliud χάρις gebildet, dem ein alts. alat, olat gratiae gleicht; liegt darin liuþ cantus und war schon etwas heidnisches dabei? Die alten gebetformeln verdienen genauere samlung, in den nordischen, welche den beistand der götter anrufen, findet sich meist das verbum duga mit dem sinn von propitium esse: biđ ec Ottari öll gođ duga. Sæm. 120b. biđja þâ dîsir duga. Sæm. 195a. duga ist helfen vgl. gramm. 4, 687. schön ist das altn. gebet: biđjom herjaföđr i hugom sitja (rogemus deum in animis sedere nostris) Sæm. 113a, wie die Christen den heiligen geist flehen herab zu kommen [Fußnote]
Gen osten schaut beim gebet auch der Inder am frühen morgen, daher ihm der süden daxa, daxima, die rechte seite heißt. beim anrufen Odins blickt man nach osten, bei Ulfs nach westen sv. forns. 1, 69. solem respiciens heißt es vom Bojocalus. Tac. ann. 13, 55. gegen die sonne wird das gebet gerichtet. n. pr. pr. bl. 1, 300, wie auch nicht nach sonnenuntergang geopfert werden darf. Geo. 2281. dagegen norđr horfa dyr kommt auch Saem. 7b vor. Jötunheimr liegt nördlich. Rask afh. 1, 83. 94. GDS. 981. 982.
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Betende und beichtende Christen schauten gen osten, mit aufgehobnen armen (Bingham lib. XI. cap. 7. ed. hal. 3, 273) und so heißt es auch in dem Kristinbalkr des alten Gulathinggesetzes ver skulum lûta austr, oc biđja til ens helga Krists ârs ok friđar (vgl. syntagma de baptismo p. 65). contra orientalem prostratus corpore partem precatur. Waltharius 1159, in ags. formeln: eástveard ic stande; kêret iuch gên ôrient Troj. 9298. 9642. Betende und opfernde Heiden schauten aber gen norden (horfa î norđr. fornm. sög. 11, 134. leit î norđr. Sæm. 94a); beten gegen mitternacht (Keisersperg omeiss 49b); und der Norden wurde unter den Christen als die unselige heidnische gegend angesehen, welches ich RA. 808 näher ausgeführt habe; gegen mitternacht soll kein wurf geschehn (RA. 57), in langobard. grenzurkunden heißt der nördliche strich: nulla ora (RA. 544). Dieser gegensatz muß zur erklärung einer stelle im roman de Renart angewendet werden, wo der fuchs christlich, der wolf heidnisch betet (Reinhart fuchs s. xli) [Fußnote].
Wie jene ausdrücke des betens und erlangens zusammenfallen (s. 25), hielt man ein gebet für desto wirksamer, von je mehrern es ausgesprochen wurde:
got enwolde so manegem munde
sîn genâde niht versagen.   Wigal. 4458.
die juncvrouwen bâten alle got,
nu ist er sô gnædec unt sô guot
unt sô reine gemuot,
daz er niemer kunde
sô manegem süezen munde
betelîchiu dinc versagen.   Iw. 5351.
in (den nonnen) wâren de můnde sô royt,
so wes si god bâden,
of syt mit vlîze dâden,
he id in nummer inkůnde
dem rôsenrôten můnde
bedelicher dinge versagen.
 
ged. von der vrouwen sperwere (cod. berol. 184, 54d). daher: helfen singen. Ms. 1, 57a. 2, 42b. vgl. cento novelle 61 [Fußnote]. Das wort opfer wurde in unsere sprache erst durch das christenthum eingeführt, und stammt aus dem lat. offero, offerre [Fußnote]. mit recht haben die Angelsachsen nur das verbum offrian und ein daraus gebildetes offrung (oblatio). ahd. hat sich aus opfarôn, opforôn auch ein subst. opfar erzeugt, mhd. ophern, opher, opfer [Fußnote], und von Deutschland aus mag dieser ausdruck weiter vorgedrungen sein, altn. offr, schwed. dän. offer, lith. appiera, lett. uppuris, ehstn. ohwer, finn. uhri, böhm. ofěra, poln. ofiara, sloven. ofer. Überall wichen die älteren, heidnischen benennungen [Fußnote].
Die älteste, allgemein verbreitete für den begrif ›gott durch opfer verehren‹ war blôtan (wir wissen nicht, ob im goth. prät. báiblôt oder blôtáida?), ich möchte damit ganz die bedeutung des gr. θύειν verbinden [Fußnote] [Fußnote]. Ulfilas fand es noch unanstößig, dadurch σέβεσθαι und κατρεύειν Marc. 7, 7. Luc. 2, 37 zu übersetzen, er construiert dazu den acc. der person, blôtan fráujan heißt ihm deum colere, schwerlich denkt er dabei an grausame opfer. blôtinassus Rom. 12, 1 ist ihm λατρεία, guþblôstreis Joh. 9, 31 θεοσεβής. letzteres setzt ein subst. blôstr (cultus, oblatio) voraus, dessen S gramm. 2, 208 erklärt worden ist. usblôteins (παράκλησις) 2 Cor. 8, 4 verlangt ein verbum usblôtjan (flehen, obsecrare). Cædmon braucht das ags. blôtan, blêot, onblôtan, onblêot von dem jüdischen opfer, und verbindet damit acc. der sache, dat. der person, blôtan sunu (filium sacrificare) 173, 5. onblêot thät lâc gode (obtulit hostiam deo) 177, 21. in Älfreds Orosius steht auch blôtan, blôtte. ich leite davon her blêtsian, später blessian, engl. bless, benedicere. Das ahd. pluozan (pliez und pluozta) erscheint nur in glossen und für libare, litare, victimare, immolare. gl. Hrab. 959a 960a 966b 968b Diut. 1, 245. 258a, casusconstruction ist nicht zu ersehen, doch acc. der sache aus kaplôzaniu immolata zu folgern. das subst. pluostar (sacrificium) bluostar Is. 382. gl. emm. 411. gl. jun. 209. T. 56, 4. 95, 102 [Fußnote]. pluostarhûs (idolium) gl. enim. 402. ploashûs fanum, pluostrari (sacrificator) das. 405; offenbar hat das wort hier ein mehr heidnisches ansehn, und wurde um diese zeit nicht vorn christlichen dienst gebraucht; bald sterben mit der sache die ausdrücke ganz aus. Ihre allgemeine anwendung im nord. heidenthum läßt aber keinen zweifel übrig, daß sie unter Gothen, Alamannen, Sachsen, vor dem übertritt zum christlichen glauben, ebenso galten. Gleich dem goth. verbum hat das altn. blôta (blêt und blôtađi) den acc. der person oder sache, die man göttlich verehrt, bei sich, Grâgâs 2, 170 in der formel des trygdamâl heißt es: svâ viđa sem kristnir menn kirkior sœkia, heiđnir menn hof blôta (fana colunt) und in der edda: Thôr blôta, mik blôta, blôtađi Ođin (Sæm. 111a 113b 141a 165a) [Fußnote]; der sinn ist immer sacrificio venerari, also das goth. altn. verbum heben mehr den persönlichen begrif, das ahd. ags. mehr den sächlichen heraus. noch die altdän. übersetzung des A. T. gebraucht blothe (immolare) blodhmadh (libamina) blotelsä (holocaustum) Molbechs ausg. s. 171. 182. 215. 249. auch das altschwed. Uplandslag, gleich zu anfang des kirchenbalkens, hat: ængin skal affguþum blotæ, schon mit persönlichem dat., der einen acc. der sache voraussetzt. Die rechte abstammung des wortes kenne ich nicht [Fußnote]. auf keinen fall ist sie in blôþ (sanguis) zu suchen, wie die abweichenden consonanten beider goth. wörter lehren; gerade so stehen ahd. pluozan und pluot von einander. auch war die dadurch bezeichnete götterverehrung nicht nothwendig blutig. Eine merkwürdige stelle in der livländ. reimchronik 4683 erzählt von den Sameiten (Schamaiten, Samogiten)
ir bluotekirl der warf zuo hant
sîn lôz nâch ir alden site,
zuo hant er bluotete alles mite
ein quek.
 
hier freilich wird ein thier geopfert, ich glaube der dichter behielt den aus Scandinavien nach Litthauen gedrungnen ausdruck bei, ohne ihn selbst zu verstehen, bluotkirl ist ein altschwed. blôtkarl, heidnischer priester, der litthauischen sprache war die benennung fremd [Fußnote].
Einige andere allgemeine ausdrücke sind folgende [Fußnote]. ahd. antheiz (hostia, victima). Diut. 1, 240a 246. 258. 278b und im verbo sowol antheizôn als inheizan (immolare). Diut. 1, 246. 258. ahd. insakên (litare) gl. Hrab. 968b insagêt pim (delibor) das. 959a 960a, wozu man das bairische stapfsakên (RA. 927) nehme; ebenso ags. onsecgan cod. exon. 171, 32. 257, 23. onsecgan tô tibre. Cædm. 172, 30. tiber onsägde 90, 29. 108, 17. tifer onsecge ps. 65, 12. lâc onsecge cod. exon. 254, 19. 257, 29. lâc onsägde Cædm. 107, 21. 113, 15. cod. exon. 168, 28. gild onsägde Cædm. 172, 11 und onsägdnes (oblatio). wie inheizan und onsecgan mit der partikel and gebildet scheint auch das ahd. ineihan pim (delibor) Hrab. 960a, was ein goth. andáikan ergeben würde; aus diesem ahd. ineihhan, wofür Graff 1, 128 wol irrig ireihan liest, scheint mir aber hernach neihhan immolare, libare (Graff 2, 1015) durch aphaeresis entsprungen (gramm. 2, 810) wie nëben aus inëben, vgl. eichôn (dicare, vindicare) Graff 1, 127. hierher gehört ebenwol das ahd. pifëlahan (libare, immolare) Diut. 1, 245. 248. Alles dies bezeichnet eigentlich nur die ansagung, widmung, weihung, dedication des opfers, und es geht aus dem sprachgebrauche wenigstens hervor, daß einzelne gegenstände vorher zum opfer auserlesen wurden [Fußnote]. antheiz ist sonst auch gelübde, votum, feierliche zusage, intheizan vovere; daher werden dem ags. onsecgan bestimrnende subst. hinzugefügt.
Ähnlich mag sehr frühe schon biudan (olferre) gebraucht worden sein, ags. lâc bebeodan. Cædm. 173, 9. altn. bodn (oblatio). von diesem biudan leite ich her biuds (mensa) altn. biođr (discus) ags. beod (mensa, lanx) ahd. piot, insofern es ursprünglich den heiligen opfertisch oder altar bedeutete.
fullafahjan (mit dat. der pers.) ist ein goth. wort für λατρεύειν Luc. 4, 8, eigentlich genüge thun [Fußnote]. atbairan προσφέρειν, darbringen Marc. 1, 44. Luc. 5, 15 wie ags. bring oblatio ausdrückt und schon Wolfram Parz. 45, 1 sagt: si brâhten opfer vil ir goten; fundgr. II, 25: ein lam zopphere brâhte. Merkwürdig steht goth. saljan, das sonst intransitiv divertere, manere ausdrückt, Luc. 1, 9. Marc. 14, 12. 1 Cor. 10, 20. 28 transitiv für θυμια̃ν und θύειν, hunsla saljan ist Joh. 16, 2 λατρείαν προσφέρειν, was sich der bedeutung des ahd. ags. sellan, altn. selja tradere, darreichen anschließt, vielleicht weil feierliche übergabe mit einem hingehen verbunden war. das ahd. pigangan (obire) wird verschiedentlich auf gottesdienst bezogen: piganc (ritus) Diut. 1, 272a afgoda begangan. Lacomblet 1, 11. Auch das vieldeutige gildan, këltan hängt mit cultus und opferdienst zusammen, von den alten opferschmäusen führen die gilden ihren namen. alts. waldandes gëld. Hel. 3, 11. 6, 1. that gëld lêstian. Hel. 16, 5. brynegield (holocaustum) Cædm. 175, 6. 177, 18. gild onsecgan. 172, 11. Abels opfer heißt gield. Cædm. 60, 5. deofolgield (idololatria) Beda 3, 30. cod. exon. 245, 29. 251, 24. hæđengield cod. exon. 243, 23, ahd. heidankëlt sacrilegium. gote ir gelt bringent warn. 2906. ahd. offeruncghëlstar (sacrificium) Is. 395. dhiu blôstar iro ghëlstro (libamina et sacrificia) Is. 382. eigenthümlich der ags. mundart ist die allgemeine benennung lâc (neutr.), oft durch verba, die den begrif opfer hervorheben, verdeutlicht: onbleot thät lâc gode. Cædm. 177, 26. dryhtne lâc brohton. 60, 2. lâc bebeodan. 173, 9. lâc onsägde. 107, 21. 113, 15. ongan lâc. 90, 19 [Fußnote]. das wort scheint einer wurzel mit dem goth. masc. láiks (saltatio) ahd. leih (ludus, modus) altn. leikr, ursprünglich also tanz und spiel, die das opfer begleiteten, allmählich die gabe [Fußnote] selbst zu bezeichnen. daß spiel und gesang bei den opfern war, lehren die weiter unten aus Gregors dialogen und Adam von Bremen ausgehobnen stellen.
Für bestimmtere ausdrücke halte ich die folgenden [Fußnote]. απαρχή, das darbringen der erstlinge beim opfer, delibatio, gibt Ulf. Rom. 11, 16 ufarskafts, was ich nicht von skapan, sondern von skaban radere herleite, insofern απαρχαί die zuerst abgeschabten, abgeschnittnen stirnhaare des opferthiers Odyss. 14, 422. 3, 446 waren; erklärt man es aus skapan, so müste dies aus der bedeutung von creare in die von facere, immolare übergehn. vitôd ist goth. lex, das ahd. wizôt Graff 1, 1112. fundgr. 1, 398b sowol lex als eucharistia, das fries, vitat überall nur letzteres, das serb. zakon wiederum beides. θυσία wird durch das goth. hunsl verdeutscht Matth. 9, 13. Marc. 9, 49. Luc. 2, 24 und λατρείαν προσφέρειν Joh. 16, 2. wiederum hunsla saljan, wo gerade gemeint ist durch tödtung. θυσιαστήριον heißt hunslastaths Matth. 5, 23. 24. Luc. 1, 11. das entsprechende ags. hûsel, engl. housel verträgt aber anwendung auf das christliche sacrament und bedeutet die eucharistie, hûselgong den genuß derselben, hûselfät das heilige opfergefäß, vgl. Cædm. 260, 5 hûslfatu hâlegu von den jüdischen gefäßen zu Jerusalem. ebenso findet sich altn. hûsl in den norweg. und schwed. gesetzen christlich gebraucht, niemals heidnisch; ein ahd. hunsal mangelt, die wurzel errathe ich nicht. Zweimal übersetzt aber Ulf. θυσία durch sauþs, pl. sáudeis Marc. 12, 33. Rom. 12, 1. ich glaube, er hat sich dabei das opfer eines geschlachteten und gekochten thiers gedacht; die wurzel scheint siuþan, sieden, altn. ist sauđr ein widder, vermuthlich weil sein fleisch gesotten wird. Eph. 5, 2 stehn hunsl jah sáuþ, προσφορὰν καὶ θυσίαν neben einander, und Skeir. 37, 8 gasaljands sik hunsl jah sauþ. Auch das ahd. zëpar ist sacrificium im sinn von hostia, victima hymn. 10, 2. 12, 2. 21, 5. gl. Hrab. 965b Diut. 240a 272a [Fußnote]
Zu ahd. wîhan opfern vgl. oben das ags. vîgveorđung opfer und litt. weikiu ago, facio. finn. waikutan.
; ein goth. tibr wäre nachgewiesen, dürfte man jenes seltsame áibr (δω̃ρον) Matth. 5, 23 emendieren (vgl. gramm. 1, 63). meine vermutung, daß noch unser nhd. ungeziefer, früher ungeziber [Fußnote], und das altfranz. atoivre dahin gehöre (Reinh. liv), hat gute gründe für sich. ziefer, geziefer heißt in Franken und Thüringen noch jetzt nicht nur das hausfedervieh, sondern begreift auch zuweilen ziegen und schweine (Reinwald henneb. id. 1, 49. 2, 52. vgl. Schm. 4, 228). dagegen schiene zwar, daß das ags. tiber Cædm. 90, 29. 108, 5. 172, 31. 175, 3. 204, 6. 301, 1. sigetiber 203, 12. sigortifer cod. exon. 257, 30. nicht einmal auf thiere beschränkt werden darf, vielmehr Cains getraideopfer, im gegensatz zu Abels gield, gerade tiber heißt 60, 9. und Älfr. gl. 62b vîntifer (libatio) haben. darin könnte spätere verwirrung liegen, oder ungeziefer auch das unkraut mitbegreifen, folglich zëpar alles opfermäßige von pflanzen und bäumen bezeichnen? [Fußnote] indessen ist auch das altn. tafn victima und esca ferarum zu erwägen. Zuletzt will ich eine der altn. sprache eigne, sicher heidnische benennung angeben: fôrn (victima, hostia) fem., fôrna (immolare) wofür auch fôrnfæra gesagt wurde, vgl. fornm. sög. 1, 97. 2, 76, nach Biörn soll dieses fôrna zugleich elevare, tollere bedeuten. ags. fôrn porcus, porcaster (?). hinderte nicht ô, so ließe sich das adj. forn (vetus) forn (zau-berer) fornæskia (zauberei) und das ahd. furnic antiquus, priscus, canus (Graff 3, 628) hinzuhalten, zumal dieselben glossen zur erklärung von baccha pluostar verwenden. forn wäre dann der von den Christen gewählte ausdruck für das heidenopfer der alten vorzeit, was leicht überschlug in zauberei, ja es wäre buchstäbliche verwandtschaft zwischen zëpar und zoupar denkbar, und dann ein weiterer zusammenhang der begriffe opfern und zaubern, wie die verba garawan, wîhan, vielleicht zouwan auf beide bezogen werden mögen, unser ahd. karo, karawi (victima) Graff 4, 241 drückt nichts anders aus als das zubereitete, heilig gemachte, geweihte [Fußnote]. Man wird außerdem die vorstellungen gelübde und opfer, mittellat. votum und census genauer zu sondern haben, so nahe sie aneinander reichen: das gelübde ist gleichsam ein privatopfer.
Unserer alten sprache standen also hier mehrfache wörter zu gebot, es läßt sich erwarten, daß davon unterschiede abhiengen [Fußnote], aber es ist schwer, diese nun selbst in der sache zu entwickeln.
Das opfer beruhte auf dem gedanken, daß den göttern menschliche speise angenehm sei, gemeinschaft zwischen göttern und menschen stattfinde. man läßt den gott beim opfer mit essen und die speise behagt ihm auch. erst später setzt man ihm besondere götterspeise vor [Fußnote]. Beweggründe der opfer waren überall, entweder den göttern dank für ihre wohlthaten abzustatten oder ihren zorn zu versöhnen, die götter sollten gnädig erhalten oder wieder gnädig gemacht werden, also zwei hauptarten, dankende und sühnende opfer. wenn das mahl begangen, ein wild erlegt, der feind besiegt [Fußnote], ein erstling vom vieh geboren, getraide geerntet wurde, gebührte dem verleihenden gott voraus ein theil der speise, des tranks und des ertrags, der beute, des fangs bei der jagd (auf welche vorstellung sich auch hernach der zehnte an die kirche gründete); dagegen sobald hungersnoth, miswachs, seuche über das volk hereinbrach, säumte es wiederum nicht abwendende gaben darzubringen [Fußnote]. solche sühnopfer haben ihrer natur nach etwas unständiges, während die dem gnädigen gott zu leistenden gern in regelmäßig wiederkehrende feste übergehen. Eine dritte art von opfern ist, wodurch der ausgang eines unternehmens erforscht, und die hilfe des gottes, dem es gebracht wird, herbeigeführt werden soll [Fußnote]. doch war weissagung auch ohne opfer thunlich. Außerdem gab es besondere opfer für einzelne gelegenheiten, z. b. bei königswahlen, geburten, hochzeiten und leichbestattungen, die meistens auch mit feierlichen mahlzeiten verbunden wurden.
Weil die götter mehr huld als zorn erweisen, die menschen eher froh gestimmt, als von ihren sünden und fehlern gedrückt sind, waren dankopfer die frühsten und häufigsten, sühnopfer die seltneren, ergreifenderen. Was den göttern aus dem pflanzenreich dargebracht werden kann, ist heiter, unschuldig, aber auch minder bedeutsam und kräftig als ein thieropfer. das hinströmende blut, das vergossene leben scheint stärker bindende und sühnende gewalt auszuüben. thieropfer sind dem krieger, jäger und hirten natürlich, getraide und blumen wird der ackerbauer hingeben.
Die großen jahrsfeste der Heiden berühren sich mit volksversamlungen und ungebotnen gerichten [Fußnote]. in der Ynglînga saga cap. 8 werden sie so angegeben: þâ skyldi blôta î môti vetri til ârs, enn at miđjum vetri blôta til grôđrar, it þriđja at sumri, þat var sigrblôt. in der Olafs helga saga cap. 104 (fornm. sög. 4, 237): en þat er siđr þeirra at hafa blôt â haustum ok fagna þa vetri, annat blôt hafa þeir at miđjum vetri, en hit þriđja at sumri, þa fagna þeir sumari; vgl. ed. holm. cap. 115 [Fußnote]. das herbstopfer geschah zum empfang des winters und til ârs (pro annonae ubertate), das mitwinteropfer til grôđrar (pro feracitate), das sommeropfer zum empfang des sommers und til sigrs (pro victoria). Hâlfdan der alte brachte ein großes mitwinteropfer für die lange dauer seines lebens und reichs (Sn. 190). Bei dem großen hauptblôt zu Upsal im winter wurde aber zugleich geopfert til ârs ok friđar ok sigrs (fornm. sög. 4, 154). die formel lautet auch: til ârbôtar, oder til friđar ok vetrarfars gôđs. In einer merkwürdigen stelle des Gutalagh s. 108 werden die großen volksopfer von den kleineren vieh, speise und trankopfern unterschieden: firi þann tima oc lengi eptir siþan troþu menn â hult oc â hauga, vi ok stafgarþa, oc â haiþin guþ blôtaþu þair synum oc dydrum sinum, oc fileþi miþ mati oc mundgati, þat gierþu þair eptir vantro sinni. land alt hafþi sir hoystu blôtan miþ fulki, ellar hafþi huer þriþiungr sir. en smêri þing hafþu mindri blôtan med, fileþi mati oc mungati, sum haita suþnautar: þi et þair suþu allir saman.
Die osterfeuer, maifeuer, sonnwendfeuer mit ihren mannigfachen gebräuchen, leiten auf heidnische opfer zurück, zumal ist das reiben der heiligen flamme, laufen durch die brände, werfen von blumen in das feuer, backen und austheilen großer brote oder kuchen, und der reihentanz zu erwähnen. tänze gingen in spiel und dramatische vorstellung über (vgl. cap. XIII das schiff ziehen, cap. XXIII und die hexentänze cap. XXXIV). Afzelius 1, 3 schildert ein noch jetzt an gothländischen orten aufgeführtes opferspiel, das von verkleideten burschen, die sich ihr gesicht schwärzen und schminken (vgl. cap. XVII gegen schluß), dargestellt wird. einer als opferthier in pelz gehüllt sitzt auf einem stul und hält im munde einen büschel scharf abgeschnittner halme, die ihm bis zu den ohren reichen und ein ansehn von schweinsborsten haben: das bedeutet den dargebrachten juleber, den in England lorbeer und rosmarin schmücken (s. cap. X.), wie das teufelsopfer raute, rosmarin und pomeranze (s. cap. XXXIII). Der alten Sachsen großes opferfest war den 1. oct., und wird auf einen 534 über die Thüringer davongetragnen sieg (s. cap. VI.) bezogen; noch in urk. des MA. führt diese hehre zeit den namen der gemeinwoche (vgl. cap. XIII. Zisa) (Würdtwein dipl. magunt. 1 praef. III–V. Scheffers Haltaus s. 142. vgl. Höfers östr. wb. 1, 306), eine andere chronik gibt den 25. sept. an (Ecc. fr. or. 1, 59), und Zisa wurde am 29., Michael am 28. sept. gefeiert, so daß überall begang eines herbstopfers gemeint sein muß. Außer den großen festen opferte man bei besondern gelegenheiten, zumal hungersnoth und verheerenden krankheiten; auch für langes leben: blôta til lânglifi (Landn. 3, 4) und für beliebtheit (thockasaeld) beim volk: Grîmr, er blôtinn var dauđr für thokkasaeld ok kallađr kamban (Landn. 1, 14. 3, 16) dieser beiname kamban muß auf das opfer des todten leichnams gehn und ich nehme dazu das ahd. pichimpida funus, mnl. kimben (comere) Diut. 2, 207a. vgl. anm. zu Andr. 4.
Menschenopfer sind ihrem wesen und ursprung nach sühnend, ein großes unheil, ein schweres verbrechen kann nur durch menschliches blut beschworen und getilgt werden; bei allen völkern des alterthums waren sie hergebracht [Fußnote], die folgenden zeugnisse setzen es für Deutschland außer zweifel [Fußnote]. Tac. Germ. 9: deotum maxime Mercurium colunt, cui certis diebus humanis quoque hostiis litare fas habent. Germ. 39: stato tempore in silvam coeunt, caesoque publice (für das volk) homine celebrant barbari ritus horrenda primordia. Tac. ann. 1, 61: lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant. Tac. ann. 13, 57: sed bellum Hermunduris prosperum, Cattis exitiosius fuit, quia victores diversam aciem Marti ac Mercurio sacravere, quo voto equi, viri, cuncta victa occidioni dantur. Isidori chron. Gothorum, aera 446: quorum (regum gothicorum) unus Radagaisus . . . Italiam belli feritale aggreditur, promittens sanguinem Christianorum diis suis litare, si vinceret. Jornandes cap. 5: quem Martem Gothi semper asperrima placavere cultura. nam victimae ejus mortes fuere captorum, opinantes bellorum praesulem aptius humani sanguinis effusione placandum [Fußnote]. Orosius 7, 37 von Radagaisus, den er einen Scythen nennt, aber Gothen nach Italien führen läßt: qui (ut mos est barbaris hujusmodi generis) sanguinem diis suis propinare devoverat [Fußnote]. Procop de bello goth. 2, 15 von den Thuliten, d. i. Scandinaviern: θύουσι δὲ ενδελεχέστατα ιεραι̃α πάντα καὶ εναγιζουσι. τω̃ν δὲ ιερείων σφίσι τὸ κάλλιστον άνθρωπός εστιν, όνπερ άν δοριάλωτον ποιήσαιντο πρω̃τον. του̃τον γὰρ τω̃ ’Άρει θύουσιν, επεὶ θεὸν αυτὸν νομίζουσι μέγιστον ει̃ναι. das 2, 14 von den Herulern: πολύν τινα νομίζοντες θεω̃ν όμιλον, οὺς δὴ καὶ ανθρώπων θυσίαις ιλάσκεσθαι όσιον αυτοι̃ς εδόκει ει̃ναι. das. 2, 25 von den schon bekehrten Franken beim Poübergang: επιλαβόμενοι δὲ τη̃ς γεφύρας οι Φράγγοι, παι̃δάς τε καὶ γυναι̃κας τω̃ν Γότθων, ούσπερ ενταυ̃θα ευ̃ρον ιέρευόν τε καὶ αυτω̃ν τὰ σώματα ες τὸν ποταμὸν ακροθόνια του̃ πολέμου ερρίπτουν. οι βάρβαροι γὰρ ου̃τοι, Χριστιανοὶ γεγονότες, τὰ πολλὰ τη̃ς παλαια̃ς δόξης φυλάσσοισι, θυσίαις τε χρώμενοι ανθρώπων καὶ άλλα ουχ όσια ιερεύοντες, ταύτη τε τὰς μαντείας ποιούμενοι. Sidonius Apollinaris 8, 6 von den Sachsen: mos est remeaturis decimum quemque captorum per aequales et cruciarias poenas, plus ob hoc tristi quod superstitioso ritu necare. Capitul. de partib. Saxon. 9: si quis hominem diabolo sacrificaverit, et in hostiam, more paganorum, daemonibus obtulerit. Lex Frisionum, additio sap. tit. 42. qui fanum effregerit – immolatur diis, quorum templa violavit, das gesetz galt nur noch für die trans Laubachi wohnenden, länger heidnischen Friesen. Was Strabo von den Cimbern, Dietmar von den Nordmännern erzählt, wird nachher angezogen werden. Epist. Bonif. 25 (ed. Würdtw.): hoc quoque inter alia crimina agi in partibus illis dixisti, quod quidam ex fidelibus ad immolandum paganis sua venundent mancipia; es war den herrn erlaubt knechte zu verkaufen, und Christen verkauften sie den Heiden zum opfer. Der kriegsgefangne Graecus Avar de (a) Suevis pecudis more litatus (vgl. cap. XIII. bei der göttin Zisa) [Fußnote]. Zeugnisse über nordische menschenopfer hat Müllers sagabibl. 2, 560. 3, 93. In der regel waren die schlachtopfer gefangene feinde, erkaufte knechte oder schwere verbrecher; das frauen und kinderopfer bei den Franken beim flußübergang gemahnt an die griech. διαβατήρια [Fußnote], die erstlinge des kriegs, der erste gefangne sollten heil bringen; in volkssagen sind noch spuren von opferung der kinder, sie wurden zur heilung des aussatzes getödtet, in grundwälle eingemauert (s. cap. XXXV. XXXVI. schluß.), und der zug deutet eigens auf uralten opferbrauch, daß dem kinde spielzeug und eßwaaren hingestellt sind, während die wölbung vollbracht wird. auch bei den Griechen und Römern fielen die opfer unter lärm und flötenspiel, damit das schreien überhört würde und die thränen der kinder wurden durch liebkosungen erstickt, ›ne flebilis hostia immoletur‹. Seltne fälle konnten den tod der königssöhne und töchter, ja der könige selbst verlangen. Thoro opfert seinen sohn den göttern. Worm mon. dan. 285. könig Ön der alte brachte hinter einander dem Ođin neun söhne für sein langes leben dar (Yngl. saga cap. 29) und die Schweden in großer hungersnoth, nachdem andere große opfer vergeblich waren, opferten ihren eignen könig Dômaldi (das. cap. 18).
Thieropfer waren hauptsächlich dankende, aber auch sühnende, und als solche traten sie nicht selten zur milderung an die stelle älterer menschenopfer. ich will auch erst die zeugnisse anführen [Fußnote]. Herculem et Martem concessis animalibus placant. Tac. Germ. 9, d. h. mit dazu geeigneten (hist. 5, 4), das concessum steht als sacrum dem profanum entgegen, und nur solche thiere eigneten sich, deren fleisch von den menschen gegessen werden konnte. es wäre unschicklich gewesen, dem gott eine speise zu bieten, die der opfernde selbst verschmäht hätte; zugleich scheinen diese opfer auch schmäuse, ein bestimmtes stück des geschlachteten thiers wird dem gotte dargebracht, das übrige zerlegt, ausgetheilt und in der versamlung verzehrt. das volk trat dadurch in gemeinschaft mit dem heiligen opfer, so wie die götter für mitschmausende an seinem mahl gelten [Fußnote]. den königen bei großen opfern war es geboten von allen speisen zu kosten, und das abergläubische volk stellt noch spät den hausgeistern und zwergen ihren theil beiseits. Quadraginta rustici a Langobardis capti carnes immolatitias comedere compellebantur. Greg. M. dial. 3, 27, das heißt weiter nichts, als daß die heidnischen Langobarden den gefangnen Christen gestatteten oder zumuteten, an ihrem opfermahl theil zu nehmen. dieser immolatitiae carnes und hostiae immolatitiae, quas stulti homines juxta ecclesias ritu pagano faciunt, geschieht auch in Bonifacii epist. 25 und 55 (ed. Würdtw.) meldung.
In der ältesten zeit scheinen vornemlich pferde geopfert worden zu sein, ohne zweifel aß man ihr fleisch allgemein vor einführung des christenthums. [Fußnote] neubekehrten blieb nichts anstößiger an den Heiden, als daß diese dem pferdeschlachten (hrossaslâtr) und dem genuß des pferdefleisches nicht entsagten. vgl. Nialss. cap. 106. christliche Normänner schimpften die Schweden hrossæturnar (fornm. sög. 2, 309. Fagrsk. s. 63). könig Hâkon, den seine unterthanen des christenthums verdächtigten, wurde aufgefordert, at hann skyldi eta hrossaslâtr. saga Hâk. gôda cap. 18. Schon Tac. ann. 13, 57 meldet, daß die Hermunduren die pferde der besiegten Catten opferten. Den Thüringern wurde noch zur zeit des Bonifacius verbot des pferdefleisches eingeschärft (epist Bonif. ed. Würdtw. 25. 87. Serr. 121. 142) [Fußnote]. den alamannischen brauch bezeugt Agathias: ίππους τε καὶ βόας, καὶ άλλα άττα μυρία καρατομου̃ντες απιθειάζουσι (ed. bonn. 28, 5). nicht übersehen werden darf hier das abschneiden des haupts, das nicht mit verzehrt, sondern vorzugsweise dem gott geheiligt wird. Wenn Caecina, als er sich dem schauplatz der varischen niederlage nahte, auf baumstämmen pferdehäupter befestigt erblickte (equorum artus, simul truncis arborum antefixa ora. Tac. ann. 1, 61), so waren diese keine andere als die römischen pferde, welche die Deutschen in der schlacht erbeutet und ihren göttern dargebracht hatten [Fußnote] [Fußnote]. ein solches immolati diis equi abscissum caput kommt bei Saxo gr. p. 75 vor; im Norden errichtete man damit die zauberkraft wirkende neidstange (Egilss. p. 389). in einem hessischen kindermärchen (n° 89) lebt unverstandene erinnerung an die wunderbare bedeutung eines aufgehängten pferdehauptes [Fußnote]. Über die nordischheidnischen pferdeopfer sind aber noch besonders wichtige nachrichten vorhanden. In Olafs des heiligen sage cap. 113. (ed. holm. 2, 181) heißt es: þat fylgđi ok þeirri sögn, at þar væri drepit naut ok hross til ârbôtar. eines andern gedenkt ganz am schluß der Hervararsaga ein zusatz, das die vom christenthum abtrünnigen Schweden bei der wahl könig Sveins (zweite hälfte des 11 jh.) brachten: var þâ framleidt hross eitt â þîngit ok höggvit î sundr, ok skipt til âts, en rioþuđu blôđinu blôttrê; köstuđu þâ allir Svîar kristni ok hôfust blôt (fornald. sög. 1, 512). Dietmars von Merseburg beschreibung des großen nordischen, eigentlich dänischen opferbrauchs, der aber schon hundert jahre vor ihm erloschen war, enthält offenbar sagenhaft übertriebene und entstellte umstände; er erzählt 1, 9: sed quia ego de hostiis (Northmannorum) mira audivi, haec indiscussa praeterire nolo. est unus in his partibus locus, caput istius regni, Lederun nomine in pago qui Selon [Fußnote] dicitur, ubi post novem annos mense Januario, post hoc tempus, quo nos theophaniam domini celebramus, omnes convenerunt, et ibi diis suismet LXXXX et IX homines, et totidem equos, cum canibus et gallis pro accipitribus oblatis, immolant, pro certo, ut praedixi, putantes, hos eisdem erga inferos servituros, et commissa crimina apud eosdem placaturos. quam bene rex noster (Heinrich I. a. 931) fecit, qui eos a tam execrando ritu prohibuit. Neunjährig wiederkehrende große festopfer, die eine beträchtliche zahl von thieren kosteten, haben nichts unglaubliches. so gut der name hekatombe blieb, wenn viel weniger thiere dargebracht wurden, darf auch hier die sage sich an die feierliche zahl halten; den greuel des menschenopfers fügte sie vielleicht ganz hinzu. offenbar stimmt aber nicht der angegebene grund des thieropfers: er vermischt was bei leichbestattungen [Fußnote] und zur sühne geschah. nur den leichen edler, reicher männer, damit sie sich ihrer jenseits bedienen könnten, folgten unfreie, und haus und jagdthiere in den tod. wären 99 menschen, wir wollen annehmen kriegsgefangene, den göttern geopfert worden, so können die angegebnen thiere weder den feinden zum geleit, noch den göttern selbst bestimmt gewesen sein, denen man niemals pferde oder jagdthiere in der meinung weihte oder schlachtete, daß sie davon gebrauch machen sollten. beziehe sich also das zweideutige eisdem auf homines oder diis (wie hernach eosdem nur auf letztere geht), immer scheint etwas unpassendes behauptet. ich glaube daß an den neujahrfesten von allen genannten opfern nur die der rosse fielen; menschen, hunde, hähne hat die sage hinzugethan [Fußnote]. wie sich zu Dietmars die erzählung Adams von dem upsalischen opfer verhalte, soll s. 43 erwogen werden.
Unter allen thieropfern war das des pferds das vornehmste und feierlichste. Unsere vorfahren haben es mit mehreren slavischen und finnischen völkern gemein, mit Persern und Indern. ihnen sämmtlich galt das pferd für ein besonders heiliges thier [Fußnote].
Rinder geopfert [Fußnote]. jene stelle des Agathias bezeugt den alamannischen brauch, die aus der Olafssaga den nordischen. ein brief an Bonifacius (ep. 82. Würdtw.) erwähnt gottloser priester: qui tauros et hircos diis paganorum immolabant. Von den Angeln versichert ein brief des Gregorius M. ad Mellitum (epist. 10, 76 und in Bedas hist. eccl. 1, 30): boves solent in sacrificio daemonum multos occidere. Der schwarze ochs, die schwarze kuh, die nicht ins haus geschlachtet werden sollen (abergl. 887), sind es heilige opferthiere? Val. Suplit, ein freibauer an der samländischen küste, opferte einen schwarzen bullen mit seltsamen gebräuchen [Fußnote]. Ich setze noch einige nordische beispiele her. als in Schweden unter könig Dômaldi hungersnoth entsprungen war, þâ eflđo Sviar blôt stôr at Uppsölum, it fyrsta haust blôtuđu þeir yxnum, bei der unzulänglichkeit des opfers wurde stufenweise zu höheren arten aufgestiegen. Yngl. saga c. 18. þâ gekk hann til hofs Freyss, ok leiddi þagat uxa gamlan ok mælti svâ ›Freyr nù gef ek þer uxa þenna‹. en uxanum brâ sva viđ, at hann qvađ vid ok fêll niđr dauđr. Islend. sög. 2, 348. vgl. Vigaglumssaga cap. 9. Bei feierlichem zweikampf opferte der sieger einen stier mit den waffen, die eben den gegner erlegt hatten: þâ var leiddr fram grâdûngr mikill ok gamall, var þat kallat blôtnaut, þat skyldi sâ höggva er sigr hefđi. Egilssaga p. 506. vgl. Kormakss. p. 214. 218. Kühe geopfert. Sæm. 141. fornm. sög. 2, 138. Die griech. εκατόμβη (wie der name zeigt, stierhundert) bestand ursprünglich aus einer grossen zahl rinder, bald auch anderer thiere. auch indische hundertopfer gab es. Holzmann 3, 193. [Fußnote]
Eber, ferkel [Fußnote]. im salischen gesetz tit. 2 wird auf den majalis sacrivus oder votivus höhere composition als auf jeden andern gelegt, das scheint überbleibsel von alten opfern der heidnischen Franken; warum hieße es sonst sacrivus? zwar 700 von 600 den. (17 von 15 sol.) stehen nicht bedeutend ab, allein solcher zu heiligem gebrauch ersehnen thiere muß es im heidenthum eine menge gegeben haben, so daß das einzelne in keinem hohen werth zu sein brauchte. vermuthlich wurden sie gleich nach der geburt ausgesucht, gezeichnet und bis zur opferzeit mit den übrigen auferzogen. In fränkischen und alamannischen urkunden erscheint oft der ausdruck friscing, meist für porcellus, doch auch für agnus, einigemal mit der näheren bestimmung porcinus und agninus; das wort selbst mag ursprünglich aussagen recens natus (frisch geboren) [Fußnote], heute lebt es nur im sinn von porcellus fort (frischling). Wie wäre nun erklärbar, daß dieses ahd. friscing geradezu bei einigen schriftstellern das lat. hostia, victima, holocaustum übersetzt (N. Cap. 8. ps. 15, 4. 26, 6. 33, 1. 39, 8. 41, 10. 43, 12. 22. 50, 21. 115, 17; ôsterfriscing. ps. 20, 3. lamp unkawemmit kakepan erdu friscing. hymn. 7, 10) als aus der erinnerung des heidenthums? das jüdische pascha kann es nicht verursacht haben, schon weil der begrif von porcellus vorherrschte. Im Norden war der dem Freyr gebrachte sühneber, sônargöltr, ein feierliches opfer, und bis auf jüngere zeiten hat Schweden den gebrauch forterhalten, alle julabende brot oder kuchen in ebergestalt zu verbacken. dieser güldenborstige eber läßt sich auch im innern Deutschland aufspüren. Wer am Christabend bis zum abendessen sich der speise ganz enthält, bekommt nach dem thüringischen volksglauben [Fußnote] ein goldnes junges ferkel zu gesicht (d. h. es wurde vor alters zuletzt beim abendschmaus aufgetragen). Ein Lauterbacher weisthum von 1589 (3, 369) verordnete, daß zu einem auf dreikönigstag, also in der julzeit, gehaltnen gericht die hübner ein reines, schon bei der milch vergelztes (noch säugend verschnittnes) goldferch liefern sollten: es wurde rund durch die bänke geführt, und ohne zweifel hernach geschlachtet [Fußnote]. so wurde aus dem opferschwein bei den Welschen ein zum königsschmaus bestimmtes. Es ist das svîn ealgylden, eofor îrenheard der Angelsachsen und von seinen genauen bezügen auf den Frôhocultus wird im verfolg näher zu handeln sein. Die Griechen pflegten schweine der Demeter zu opfern, welche als Nerthus dem Niörđr, Freyr und der Freyja sehr nahe steht.
Widderopfer [Fußnote]. wie aus friscing die bedeutung victima hervorgieng, scheint umgekehrt ein name des thieropfers, goth. sáuþs, den altn. des thiers sauđr (hammel) veranlaßt zu haben. diese art von opfer war also nicht selten, so wenig ihrer im einzelnen gedacht wird, vermutlich als eines geringen opfers. Nur die saga Hâkonar gôda cap. 16 berichtet: þar var oc drepinn allskonar smali ok sva hross. smali bedeutet hauptsächlich schafe (μη̃λα), auch allgemeiner das kleine vieh der heerde, gegenüber den rindern und pferden, und weil hier allskonar (omnis generis) beigefügt wird, scheinen böcke mitbegriffen. Geopferter böcke gedenkt die vorhin angeführte epist. Bonif. 82. Nach schwedischem aberglauben muß dem wassergeist, wer harfenspiel von ihm erlernen will, ein schwarzes lamm opfern (svenska folkv. 2, 128). Von ziegenopfern redet einmal Gregor der große, die Langobarden sollen, seiner ansicht nach dem teufel, d. i. einem ihrer götter caput caprae darbringen, hoc ei, per circuitum currentes, carmine nefando dedicantes. dial. 3, 28. vor diesem (aufgerichteten) haupt der ziege oder des bocks? neigte sich das volk. Bekannt ist unter den alten Preußen die bocksheiligung (Luc. David 1, 87. 98.) der slav. gott Triglav wird mit drei ziegenhäuptern vorgestellt (Hankas zbjrka 23). hätte sich jenes langob. carmen nefandum aufbewahrt, es würde genauer von dem gebrauch zu urtheilen sein, als aus dem bericht des kirchenvaters, der ihn mit feindseligem auge betrachtete.
Anderer opferthiere werden wir nicht versichert, denn von Dietmars hunden, habichten, hähnen möchten fast nur die letzten zulässig sein [Fußnote]. vielleicht auch sonst noch eßbares hausgevögel, gänse, hüner, tauben? die taube war ein jüdisches und christliches opferthier, hähne brachten die Griechen dem Aesculap, auch dem heil. Christoph pflegte man in Touraine für ein übel am finger einen weißen hahn zu opfern (Henri Estienne cap. 38, 6). Vom wild waren ohne zweifel nur eßbare thiere auch opferbar, hirsche, rehe, wildschweine, niemals bären, wölfe, füchse, denen selbst ein geisterhaftes wesen und gewisser cultus zukommt. Doch ließe sich annehmen, daß zur sühne, gleich menschen, uneßbare thiere dargebracht werden durften, so wie knechte, auch hunde und falken dem verbrannten leichnam des herrn folgten. Hier muß vor allem Adams von Bremen beschreibung 4, 27 des großen opfers zu Upsala zur seite gestellt werden jener nachricht von dem zu Hlethra (s. oben s. 39): solet quoque post novem annos communis omnium Sveoniae provinciarum solennitas celebrari, ad quam nulli praestatur immunitas; reges et populi, omnes et singuli sua dona ad Vbsolam transmittunt, et quod omni poena crudelius est, illi, qui jam induerunt christianitatem, ab illis ceremoniis se redimunt. sacrificium itaque tale est: ex omni animante quod masculinum est, novem capita offeruntur, quorum sanguine deos tales placari mos est. corpora autem suspenduntur in lucum, qui proximus est templo. is enim lucus tam sacer est gentilibus, ut singulae arbores ejus ex morte vel tabo immolatorum divinae credantur. ibi etiam canes, qui pendent cum hominibus, quorum corpora mixtim suspensa narravit mihi quidam Christianorum se septuaginta duo vidisse. ceterum naeniae, quae in eiusmodi ritibus libatoriis fieri solent, multiplices sunt et inhonestae, ideoque melius reticendae. Neunzahl herscht in diesem schwedischen opferfest gerade wie in dem dänischen, aber auch hier ist alles sagenmässig aufgefaßt. wiederum scheinen die opferhäupter das wesentliche, nicht anders als bei Franken und Langobarden, die hunde aber bestätigen jene hlethrischen hunde und habichte, auch die alte rechtssitte, neben missethätern wölfe oder hunde aufzuhängen (RA. 685. 686) kann dabei in betracht kommen. Daß hier von jedwedem lebendigen geschöpfe nur das männliche geschlecht opferbar ist, stimmt auffallend zu einer episode des Reinardus, der kein volles jahrhundert nach Adam gedichtet wurde, in seiner grundlage ihm gleichzeitig sein konnte. zur hochzeitsfeier eines königs sollten die männchen aller vierfüßigen thiere und vögel geschlachtet werden, hahn und gansert waren entflohen (Reinh. fuchs lxxiv). es scheint mir eine uralte opfersage, die noch im 11, 12 jh. verbreitet war, und wovon selbst ein kindermärchen (n°. 27 die stadtmusikanten) etwas weiß [Fußnote]. Wenigstens scheinen im heidenthum vorzugsweise männliche thiere zum opfer gefordert zu werden [Fußnote]. Die tödtung eines von jeder gattung (das liegt nicht einmal in des Agathias καὶ άλλα άττα μυρία) würde ein so ungeheures opfer bilden, daß an keine wirkliche ausführung je zu denken gewesen wäre, es beruhte also nur in der volksüberlieferung. Nicht unähnlich ist übrigens, wenn nach dem Sachsen und Schwabenspiegel alle lebenden wesen, die bei einer notnunft waren, namentlich rinder, rosse, katzen, hunde, hüner, gänse, schweine und leute, außer dem eigentlichen missethäter (d. i. ursprünglich ihrem hausherrn) enthauptet werden sollten [Fußnote], oder wenn in der edda die eide aller thiere und pflanzen, und alle wesen zum weinen erfordert werden. Die von einem menschen abhängigen geschöpfe, seine hausthiere, haben bei leichenverbrennung, bei opfer und strafe mitzuleiden.
Nächst dem geschlecht war gewis auch an der farbe des thiers gelegen, und unter allen die weiße die günstigste. Von weißen rossen ist vielfach die rede (Tac. Germ. 10. weisth. 3, 301. 311. 831), schon bei den Persern (Herod. 1, 189). auch der opferfriscing war vermutlich fleckenlos weiß; noch in spätern rechtsdenkmälern ist unverletzbarkeit schneeweißer ferkel ausgesprochen [Fußnote]. Die Votjaken opferten einen rothen, die Tscheremissen einen weißen hengst. Da bei alten viehbußen und zehnten des deutschen rechts oft fahle oder bunte farbe begehrt wurde [Fußnote], so könnte darin zusammenhang mit den opfern statt finden; auch zur zauberei waren thiere bestimmter färbung erforderlich. der wassergeist heischte ein schwarzes lamm und den huldren wird ein schwarzes lamm, eine schwarze katze gebracht. Asb. 1, 159. Saxo gr. p. 16 sagt: rem divinam facere furvis hostiis; heißt das schwarzes vieh opfern? Man kann sich denken, daß das vieh zum opfer bekränzt und geschmückt wurde. goldhörnige kühe verlangt eine stelle der edda Sæm. 141a und im mansfeldischen dorfe Fienstädt war ein kohlschwarzes rind mit weißer bläße und weißen füßen und ein ziegenbock mit vergoldeten hörnern zur entrichtung auferlegt [Fußnote]
σοὶ δ'αυ̃ εγὼ ρέξω βου̃ν η̃νιν, ευρυμέτωπον,
αδμήτην, ὴν ούπω υπὸ ζυγὸν ήγαγεν ανήρ·
τήν τοι εγὼ ρέξω, χρυσὸν κέρασιν περιχεύας.
 
. Einiges deutet an, daß vor der opferung die thiere erst im kreise der volksversamlung herumgeleitet wurden, darauf beziehe ich jenes durch die bänke führen und per circuitum currere (s. 41, 42), vielleicht um ihnen, wie bei Griechen und Römern, den schein zu geben, daß sie freiwillig zu tode giengen [Fußnote] [Fußnote]. Wahrscheinlich war auch darauf zu achten, daß das opferthier vorher nicht zu menschlichem gebrauch gedient, z. b. das rind noch nicht im pflug oder wagen gezogen hatte. denn solche fohlen und rinder fordern unsere alten rechtsdenkmale zu feierlichem landerwerb oder todpflügen der marksteinfrevler.
Vom eigentlichen hergang des opfers enthalten fast nur die nordischen quellen nachricht. während das thier auf dem opferstein sein leben ließ, wurde alles herab rinnende blut (altn. hlaut) entweder in einer angebrachten grube, oder in gefäßen aufgefangen. mit dem opferblut bestrich man die heiligen tische und geräthe und besprengte die theilnehmer [Fußnote]. Wahrscheinlich geschahen auch weissagungen aus dem blut, vielleicht wurde ein theil davon unter bier oder meth gemischt und getrunken. Im Norden scheinen die blutgefäße (hlautbollar, blôtbollar) nicht groß zu sein; anderswo gab es eigne, große kessel [Fußnote]. den Schweden machte Olafr Tryggvason den vorwurf, sie säßen daheim und leckten ihre opfernäpfe (at sitia heima ok sleikja blôtbolla sîna) fornm. sög. 2, 309. Eines opferkessels der Cimbern gedenkt Strabo 7, 2. έθος δέ τι τω̃ν Κίμβρων διηγου̃νται τοιου̃τον, ότι ται̃ς γυναιξὶν αυτω̃ν συστρατευούσαις, παρηκολούθουν προμάντεις ιερείαι πολιότριχες, λευχείμονες, καρπασίνας εφαπτίδας επιπεπορπημέναι, ζω̃σμα χαλκου̃ν έχουσαι, γυμνόποδες· τοι̃ς ου̃ν αιχμαλώτοις διὰ του̃ στρατοπέδου συνήντων ξιφύρεις· καταστέψασαι δ'αυτοὺς η̃γον επὶ κρατη̃ρα χαλκου̃ν, όσον αμφορέων είκοσι· ει̃χον δὲ αναβάθραν, ὴν αναβα̃σα (η μάντις) υμερπετὴς του̃ λέβητος ελαιμοτόμει έκαστον μετεωρισθέντα· εκ δὲ του̃ προχεομένου αίματος εις τὸν κρατη̃ρα,μαντείαν τινὰ εποιου̃ντο. Eines der Sueven die vita S. Columbani: sunt etenim inibi vicinae nationes Suevorum; quo cum moraretur et inter habitatores illius loci progrederetur, reperit eos sacrificium profanum litare velle, vasque magnum, quod vulgo cupam vocant, quod viginti et sex modios amplius minusve capiebat, cerevisia plenum in medio habebant positum. ad quod vir dei accessit et sciscitatur, quid de illo tieri vellent? illi ajunt: deo suo Wodano, quem Mercurium vocant alii, se velle litare. Jonas bobbiensis vita Columb. (aus der ersten hälfte des 7 jh. Mabillon ann. Bened. 2, 26). hier wird ausdrücklich gesagt, daß der opferkessel mit bier gefüllt, nicht aber, daß blut eines geschlachteten thiers darunter gemengt war; es könnte, wenn die erzählung nicht unvollständig ist, ein bloßes trankopfer gemeint sein.
Gewöhnlich dienten die kessel zum kochen (d. h. sieden) des opferfleisches; nie wurde es gebraten. ebenso beschreibt Herodot 4, 61 ein kochen (έψειν) des opfers in dem großen kessel der Scythen. von diesem sieden, wie ich vermutet habe, hieß der widder sáuþs, und die theilnehmer am opfer suđnautar (sudgenossen) Gutalag s. 108; das kochen, die kessel und töpfe der späteren hexen mögen damit zusammenhängen [Fußnote]. Die austheilung der stücke unter das volk besorgte wahrscheinlich ein priester; an großen festtagen wurde die mahlzeit [Fußnote] gleich in der versamlung gehalten, bei andern gelegenheiten durfte sich wol jeder sein theil mit nach haus nehmen. Daß priester und volk die speise genossen geht aus vielen stellen hervor vgl. oben s. 38. in die capitularien 7, 405 ist aufgenommen was in den epist. Bonifacii cap. 25 (a. 732) von dem presbyter Jovi mactans et immolatitias carnes vescens gesagt wird, nur heißt es dort: diis mactanti et immolatitiis carnibus vescenti. Vermutlich war es einzelnen gestattet, den göttern bei besonderem anlaß kleine gaben darzubringen, und einen theil davon zu verzehren; das nannten die Christen: more gentilium offerre et ad honorem daemonum comedere. capit. de part. Sax. 20. Wahrscheinlich auch wurden den göttern gewisse edlere stücke des thiers überwiesen, haupt, leber, herz, zunge [Fußnote]. haupt und fell des erlegten wilds pflegten ihnen an bäume aufgehängt zu werden [Fußnote].
Reine brennopfer, wobei das thier auf dem holzstoß in asche verwandelt wurde, scheinen ungebräuchlich. das goth. allbrunsts übersetzt Marc. 12, 33 nur das gr. ολοκαύτωμα, ebenso steht albrandopher N. ps. 64, 2, und das ags. brynegield onhreáđ rommes blôde soll Cædm. 175, 6. 177, 18 ganz ein brandopfer im jüdischen sinn ausdrücken [Fußnote].
Auch keine rauchopfer galten; der Christen süßer weihrauch war den Heiden etwas neues. Ulphilas behält das gr. thymiama bei Luc. 1, 10. 11; unser weihrauch, alts. wîrôc Hel. 3, 22, das altn. reykelsi, dän. rögelse sind nach christlichem begrif gebildet [Fußnote].
Das blutige thieropfer ist gesellschaftlicher, allgemeiner, die gesamtheit des volks oder die gemeinde pflegt es zu bringen, frucht oder blumen, milch oder honig darf jeder haushalt und selbst der einzelne mensch opfern. diese fruchtopfer sind daher einsamer, ärmlicher; die geschichte gedenkt ihrer kaum, aber in der volkssitte haben sie desto fester und länger gehaftet [Fußnote].
Der ackermann läßt, wenn er sein korn schneidet, dem gott der es segnete einen haufen ähren stehen und schmückt sie mit bändern. noch jetzt bei der obsternte bleiben in Holstein auf jedem baum fünf oder sechs äpfel unberührt hängen, dann gedeiht die nächste ernte. merkwürdigere beispiele dieser gewohnheit werde ich erst im verfolg bei abhandlung der einzelnen gottheiten mittheilen. Wie aber hauptsächlich zahme und eßbare thiere, taugen auch fruchtbäume (frugiferae arbores. Tac. Germ. 10) und getraide zum opfer, und bei feierlicher übergabe von grundstücken dienen zweige mit blättern, äpfeln oder nüssen als wahrzeichen des geschäfts. Cains opfer umschreibt der mhd. dichter (fundgr. II, 25) in den worten: eine garb er nam, er wolte sie oppheren mit eheren joch mit agenen, diese formel drückt sowol den oberen theil, die spitze (arista), als die ganze ähre (spica) insgemein aus. Hierher gehört auch das bekränzen des götterbildes, eines heiligen baums, oder eines geopferten thiers mit laub oder blumen; in den nordischen sagen zeigt sich nicht die geringste spur davon, ebenso wenig in unsern ältesten überlieferungen. Aus der späteren zeit und fortlebenden volkssage kann ich einiges anführen. am himmelfahrtstage winden in mehr als einer gegend Deutschlands die mädchen kränze aus weißen und rothen blumen, und hängen sie in der stube oder im stall über dem vieh so lange auf, bis sie das nächste jahr durch frische ersetzt werden [Fußnote]. Im dorfe Questenberg am Harz bringen am dritten pfingsttage die bursche eine eiche auf den die ganze gegend beherschenden burgberg, und befestigen, sobald sie aufgerichtet steht einen großen kranz daran, der von baumzweigen geflochten ist und einem wagenrad gleicht. alles ruft: die queste (d. i. der kranz) hängt! und dann wird oben auf dem berge um den baum getanzt, baum und kranz aber jährlich erneuert [Fußnote]. Unweit dem hessischen berge Meisner steht eine hohe felsenwand, unter der sich eine höle öffnet, die den namen des holen steins führt. in diese höle tragen am zweiten ostertage jünglinge und mädchen der benachbarten dörfer blumensträuße und schöpfen sich dann kühlendes wasser. ohne blumen mitzubringen wagt es niemand hinabzusteigen [Fußnote]. Grundstücke einzelner hessischen dorfschaften haben jährlich einen strauß maiblumen zu zinsen [Fußnote]. In allen diesen beispielen, die sich durch manche ähnliche vermehren lassen werden, scheint heidniche gewohnheit auf christliche feste und abgaben überführt [Fußnote].
Wie es uralter und verbreiteter brauch war, den hausgöttern bei festlicher mahlzeit einen theil der speise zurückzustellen und namentlich der Berhta und Hulda eine schüssel mit brei hingesetzt wurde, ließ man die götter auch den feierlichen trank mitgenießen. Aus dem gefäß pflegte der trinkende, eh er selbst genoß, etwas für den gott oder hausgeist hinzugießen, wie die Litthauer, wenn sie bier tranken, auch davon für Zemynele, ihre erdgöttin, auf den boden schütteten [Fußnote]. Hierher gehören norwegische sagen von Thor, der auf hochzeiten eingeladen erscheint und ungeheure biertonnen ansetzt und leert. Ich will nochmals auf jene erzählung des Jonas von der suevischen bierkufe zurückkommen und sie zur erklärung der heidnischen, im christenthum lange unausgerotteten gewohnheit des minnetrinkens verwenden. auch hier scheinen name und sitte allen deutschen volksstämmen gemein.
Den Gothen hieß man (pl. munum, præt. munda) ich denke, gaman (pl. gamunum, præt. gamunda) ich gedenke, erinnere mich. davon leitet sich das ahd. minna = minia amor, minnôn = miniôn amare, des geliebten gedenken. in altn. sprache giebt es sowol jenes man, munum, als auch minni memoria, minna recordari, die nebenbedeutung amor hat sich gar nicht entwickelt.
Einen abwesenden oder verstorbenen pflegte man zu ehren, indem man seiner bei versamlung und mahlzeit erwähnte, und auf sein andenken einen becher leerte, dieser becher, dieser trunk wurde altn. erfi dryckja, und wiederum minni genannt.
Bei festlichen opfern und gelagen ward des gottes, oder der götter gedacht und minni getrunken. minnis öl. Sæm. 119b (gegensatz zum ôminnisöl) minnis horn, minnis full. fôro minni mörg ok skyldi horn dreckia î minni hvert. um gôlf gânga at minnom öllum. Egilss. 206. 253. minniöl signođ âsom. Olafs helg. saga (ed. holm.) 113. signa ist segnen, weihen. signa full Odni, Thôr. Ođins full, Niarđar full, Freys full drecka. saga Hâkonar gôda cap. 16. 18. in der Herrauđssaga cap. 11 wird Thors, Odins und Freyas minne getrunken. bei dem begräbnis eines königs wurde ein becher dargebracht, welcher Bragafull hieß, vor ihm erhob sich jeder, that ein feierliches gelübde und leerte ihn. Yngl. saga cap. 40; andere stellen lesen bragarfull Sæm. 146a fornald. sög. 1, 345. 417. 515. der becher hieß auch minnisveig. Sæm. 193b. Dieser sitte entsagte man nach der bekehrung nicht, sondern trank nun Christus, Marien und der heiligen minne, z. b. Krists minni, Michaêls minni. fornm. sög. 1, 162. 7, 148. Nach fornm. sög. 10, 178 verlangt der heil. Martinus von Olaf, daß statt Thors, Odins und der übrigen âsen sein minni angeführt werde.
Die andern stämme hatten ebensowenig davon abgelassen, und da wo unterdessen die bedeutung des ausdrucks minne verändert war, übersetzt man ihn auch in das lat. amor statt memoria [Fußnote]. merkwürdig schon bei Liutprand hist. 6, 7 (Muratori II. 1, 473). u. Liutpr. hist. Ott. 12. diaboli in amorem vinum bibere. Liutpr. antapod. 2, 70. amoris salutisque mei causa bibito. Liutpr. leg. 65. potas in amore beati Johannis praecursoris. hier ist also der täufer gemeint, nicht der evangelist; in des Fel. Faber evagat. 1, 148 aber bestimmt der letztere. bei Eckehard (casus s. Galli, Pertz 2, 84) amoreque, ut moris est, osculato et epoto, laetabundi discedunt; im Rudlieb 2, 162.
post poscit vinum, Gerdrudis amore, quod haustum
participat nos tres, postremo basia fingens,
quando vale dixit post nos gemit et benedixit;
 
im sogenannten liber occultus heißt es, nach der Münchner hs., bei darstellung eines raufhandels:
hujus ad edictum nullus plus percutit ictum,
sed per clamorem poscunt Gertrudis amorem;
 
im Peregrinus (einem lat. gedicht des 13 jh.) v. 335 (Leyser 2114):
et rogat, ut potent sanctae Gertrudis amore,
ut possent omni prosperitate frui.
 
Bei Ereks abschied: der wirt neig im an den fuoz, ze hand truog er im dô ze heiles gewinne sânt Gêrtrûde minne. Er. 4015; (der gewafnete kämpfer) trânc sant Johannes segen. Er. 8651; Hagene sagt, indem er Etzels kind erschlägt Nib. 1897, 3:
nu trinken wir die minne unde gelten sküneges wîn,
iz mac anders niht gesîn
wan trinkt und geltet Ezeln wîn.   Helbl. 6, 160. 14, 86.
 
wo auch gelten an die beim opfer entwickelte bedeutung gemahnt (vgl. Schm. 2, 40). si dô zucten di suert unde scancten eine minne. herz. Ernst in Hoffm. fundgr. 1, 230, 35. minne schenken. Berthold 276. 277; sant Johannis minne geben. Oswald 611. 1127. 1225 [Fußnote]. was später wol hieß: einen ehrenwein schenken, denn schon in der älteren sprache bezeichnete êra, êre höheren und geliebten wesen erwiesene verehrung. Im mittelalter waren es also vorzugsweise zwei heilige, denen zu ehre minne getrunken wurde, Johannes (der evangelist) und Gerdrut. Johannes soll vergifteten wein ohne schaden getrunken haben, der ihm geheiligte trunk wiederum alle gefahr der vergiftung abwenden; Gerdrut verehrte den Johannes über alle heiligen und darum scheint ihr andenken dem seinigen hinzugefügt. Sie galt aber auch für eine friedensstifterin und im Latinarius metricus eines Andreas rector scholarum wird sie angerufen:
o pia Gerdrudis, quae pacis commoda cudis
bellaque concludis, nos caeli mergito ludis!
 
ein schreiber betete täglich zu ihr: daß sie ihm schueffe herberg guot, und in einer hs. des 15 jh. wird angeführt: aliqui dicunt quod quando anima egressa est tunc prima nocte pernoctabit cum beata Gerdrude, secunda nocte cum archangelis, sed tertia nocte vadit sicut diffinitum est de ea; diese merkwürdige äußerung wird sich im verfolg auf Freyja beziehen lassen, an welche, wie an Hulda und Berhta Gerdrut auch darin erinnert, daß sie spinnend vorgestellt wurde. Beider (Johannes und Gerdrutens) minne pflegten besonders scheidende, reisende und friedliebende zu trinken, wie die angeführten stellen lehren. ein älteres zeugnis über Gertruden minne (welche Johannes minne voraussetzt) kenne ich nicht, als das aus Rudlieb; in späteren jahrhunderten steht ihrer noch eine menge zu gebot. der brâhte mir sant Johans segen. Ls. 3, 336; sant Johans segen trinken. Ls. 2, 262; ich dâht an sant Johans minne. Ls. 2, 264; varn mit sant Gêrtrûde minne. Amgb. 33b; setz sant Johans ze bürgen mir, daz du komest gesunt herwider schier. Hätzl. 191b; sant Johannes namen trinken. altd. bl. 413; sant Gêrtrûde minne. cod. kolocz. 72; trinken sant Johannes segen und scheiden von dem lande. Morolt. 3103. diz ist sancte Johans minne. cod. pal. 364, 158; s. Johans segen trinken. Anshelm 3, 416; Johans segen. Fischart gesch. kl. 99b; Simpliciss. 2, 262 [Fußnote].
Die Sueven, denen sich Columban näherte, tranken vermutlich Wuotans minne; Jonas erzählt, wie der heilige das ganze gefäß entzwei geblasen, ihnen die freude verdorben habe; manifesto datur intelligi, diabolum in eo vase fuisse occultatum, qui per proanum litatorem caperet animas sacrificantium. so dürfte man sich bei Liutprands teufel, dessen minne getrunken wird, einen heidnischen gott denken. gefa priggja sâlda öl Ođni. fornm. sög. 2, 16; gefa Thôr ok Ođni öl, ok eigna full Asum. das. 1,280. drecka minni Thörs ok Ođins. das. 3, 191. Wie im Norden Thors hammerzeichen wandte man unter den Christen das kreuz zur segnung des bechers an, vgl. poculum signare. Walthar. 225, ganz jenes signa full.
Wahrscheinlich dauert das minnetrinken selbst als kirchlicher gebrauch noch heute in einigen gegenden Deutschlands. jährlich am 27 dec. wird zu Otbergen, einem hildesheimischen dorfe, ein kelch mit wein vom priester geweiht und als Johannis segen dem in der kirche versammelten volk zu trinken gereicht; in keinem der benachbarten orte geschieht es. In Schweden und Norwegen kommt auf lichtmesse ein dricka eldborgs skal vor (schwed. abergl. 122).
Jene biergefüllte suevische cupa (s. 45) war aber ein geheiligter opferkessel, dergleichen die Cimbern einen dem römischen kaiser August sandten [Fußnote]. An den skythischen kessel wurde schon s. 46 gedacht, und man weiß, welche rolle der kessel in der Hŷmisqviđa spielt und beim gottesurtheil des kesselfangs. Auch sind die altn. eigennamen Asketill und Thorketill (verkürzt Thorkel) ags. Oscytel (Kembles urk. 2, 302) nicht zu übersehen, sie führen auf kessel, die dem gott und dem Thor geweiht waren.
Wie aus beachtung dieser bis in die spätere zeit fortgepflanzten trinkgebräuche wird die kunde der heidnischen alterthümer vortheil ziehen aus der gestalt des backwerks, das entweder noch die alte götzenform nachahmte oder die vorschriften der opfer beibehielt. eine geschichte der deutschen kuchen und semmeln ließe sich nicht ohne unerwartete aufschlüsse zusammenstellen. schon der indic. superstit. 26 nennt simulacra de consparsa farina. gebackne thiergestalten scheinen verehrte thiere oder attribute eines gottes [Fußnote]. Aus einer merkwürdigen stelle der Fridthiofssaga (fornald. sög. 2, 86) geht hervor, daß die Heiden beim dîsa blôt götterbilder buken und mit öl schmierten: sâtu konur viđ eldinn ok bökuđu gođin, en sumar smurđu ok þerđu međ dûkum. durch Friđþiofs schuld fällt ein gebackner Baldr ins feuer, daß fett in die flamme schlägt und das haus vom feuer verzehrt wird. Nach Voetius de superstitione 3, 122 pflegte man am tage Pauls bekehrung ein ströhern bild vor den herd zu stellen, auf dem man buk, und wenn es einen hellen lieblichen tag brachte, mit butter zu schmieren, sonst aber vom herd zu stoßen, mit unrath zu bestreichen und ins wasser zu werfen.
Manches also was in den abgaben und bräuchen des volks nicht recht erklärlich wäre, die farbe der thiere (s. 44), das umführen des ebers (s. 41), die blumen (s. 47), das minnetrinken (s. 49), selbst die form der kuchen, gemahnt noch an die opfer des heidenthums [Fußnote]
Das feierliche umtragen der götterbilder kannte auch das alterthum. Syriam deam per vicos agrosque circumferre. Lucian de dea Syria 49, und im Lucius cap. 36. circumgestare deam. Apulejus p. m. 194–196. die Nordmänner von Guđbrandsdalr tragen die bildseule Thors aus seinem hause in das þing, stellen sie dort auf und neigen sich ihr. Olaf h. s. ed. Christ. s. 23. 26. die Delbrücker trugen früher auf langer stange einen abgott hilgerio umher. weisth. 3, 101 anm. darf des Ulrich von Lichtenstein umzug als frau Venus, die man empfängt und willkommen heißt, aus einer sitte erklärt werden die noch auf heidnische umzüge zurückzuführen ist? es geschah auch zur pfingstzeit, vom 25. april 1227 – 26. mai. pfingsten fiel auf den 30. mai.
Hier wäre der heiligen feste zu gedenken, über deren namen die GDS. s. 71. 72 handelt, über die jahres-, monats- und tageszeit, in die sie fielen. festa ea Germanis nox (sideribus inlustris d. h. illunis) et solemnibus epulis ludicra. Tac. anm. 1, 50. vgl. Germ. 24, wo ludicrum der schwerttanz heißt. zum fest gehören nicht nur schmäuse und spiele, sondern auch die waschungen der (weiblichen) götterbilder (s. 210. 211).
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Außer den gebeten und opfern muß noch ein wesentlicher bestandtheil des heidnischen cultus hervorgehoben werden: das feierliche umtragen, umführen der götterbilder; nicht bloß an einer stätte sollte die gottheit weilen, sondern sich von zeit zu zeit dem ganzen umkreis des landes vergegenwärtigen (s. cap. XIV.). so fuhr Nerthus einher (invehebatur populis) und Berecynthia (s. cap. XIII.), so zog Frô im frühling aus, so wurde das heilige schif, der heilige pflug umgeführt (s. Isis cap. XIII.). des ungenannten gothischen gottes bild zog auf dem wagen (cap. VI.). einholen des Sommers oder Mais, austragen des Winters oder Todes beruhen auf gleicher vorstellung. Holda, Berhta und alle ähnlichen wesen halten zu bestimmter jahrszeit ihren umgang, den Heiden zur freude, den Christen zum schrecken; selbst Wuotans heerszug kann so aufgefaßt werden (vgl. frau Gauden cap. XXXI.). Seit Fro nicht mehr erschien, zeigte sich noch Dietrich mit dem ber (aper) und Dietrich Bern (cap. X. XXXI.) oder man führte den sônargöltr zum heldengelag (cap. X.), den eber durch die bänke (s.41). In den öffentlichen rechtsgebräuchen ist der umritt neugewählter könige durch die landesstraßen, die feierliche lustration der wege, der grenzbegang, wobei vor alters götterbilder und priester kaum gefehlt haben, ganz zu vergleichen. Nach der bekehrung gestattete auch die kirche solche umzüge fortwährend, nur daß ein Marienbild oder heiligenbilder getragen wurden, namentlich wann dürre, miswachs, seuche, oder krieg ausgebrochen war, um regen (cap. XX.), fruchtbarkeit der äcker, genesung und sieg zurückzuführen; selbst einer feuersbrunst trug man heilige bilder entgegen. Der indicul. paganiar. meldet XXVIII ›de simulacro quod per campos portant‹, wozu Eccard 1, 437 aus noch ungedruckter vita Marcsvidis (nicht Maresvidis) eine wichtige stelle mittheilt: statuimus ut annuatim secunda feria pentecostes patronum ecclesiae in parochiis vestris longo ambitu circumferentes et domos vestras lustrantes, et pro gentilitio ambarvali in lacrymis et varia devotione vos ipsos mactetis et ad refectionem pauperum eleemosynam comportetis, et in hac curti pernoctantes super reliquias vigiliis et cantibus solennisetis, ut praedicto mane determinatum a vobis ambitum pia lustratione complentes ad monasterium cum honore debito reportetis. confido autem de patroni hujus misericordia, quod sic ab eo gyrade terrae semina uberius proveniant et variae aëris inclementiae cessent. Die römischen ambarvalia waren entsündigungen der felder und es wurde bei dem terminus publicus geopfert; maigänge und beritte der grenzen und wege zur zeit des deutschen heidenthums müssen ihnen sehr ähnlich gewesen sein. Auf der Gabelheide in Meklenburg zogen noch im 15 jh. die Wenden mit lautem geschrei um die grünende saat (Giesebrecht 1, 87). 
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