„Nein, nein,“ sagte nachdenklich der Mann.
„Brüderlein!“ rief die Katze.
Der Mann ließ den Stein fallen, den er der Katze hatte nachwerfen wollen, und saß mit der Hand unterm Kinn da und dachte nach.
Aber die Katze hörte nicht auf, ihn zu necken: „Vielleicht hast du auch die Freundlichkeit, mir zu erzählen, woher der Schinken stammte, den du für deinen eignen Magen bestimmt hattest, und der in den Magen der Maus kam?“
„Der stammte von einem Schwein,“ sagte der Mann.
„Ganz recht. Ich kannte das Schwein wohl... es hauste drüben auf unserm Hof und grunzte und fraß und krümmte keiner Katze ein Haar. Ich sah auch, wie sie es schlachteten. Darf ich mir die Frage erlauben: Was hat das Schwein dir Böses getan, daß du den Schinken verzehren wolltest?“
„Du hast eigentlich recht,“ sagte der Mann.
„So bist du,“ fuhr die Katze fort. „Mich lobst du, wenn ich Mäuse fresse; und du schiltst mich, wenn ich Goldammernjunge verzehre. Du selbst aber machst dich mit gutem Gewissen über Schweine und Hähnchen her. Und du bist doch ein Mensch und willst klüger sein als wir Tiere!“
Der Mann sah wohl ein, daß er mit der Katze nicht fertig würde. Da ging er in sein Häuschen und setzte sich hin und sann nach über die Dinge... Er hatte das alles satt. Denn es war gar häßlich anzuhören, wie die Goldammermutter im Tannenwipfel jammerte und schrie. Und auch die Hähnchen hatten eine Mutter, die jetzt umherschlich und ihnen nachtrauerte. Und die Maus hatte vielleicht Kinderchen, die verhungern mußten, weil niemand mehr da war, um für sie zu sorgen. Und auch das war nicht von der Hand zu weisen, daß trauernde Hinterbliebene das Schwein beweinten.
Dem Manne wurde ganz weh um sein gutes, gutes Herz, wenn er daran dachte. Und als er eine Zeitlang nachgedacht hatte, erhob er sich und schlug auf den Tisch.
„Ich will nie mehr Fleisch essen,“ sagte er.