„Ich kann dir nicht sagen, wie traurig mich dein Benehmen macht,“ sagte der Mann. „Vor der Menschen Bosheit und Grausamkeit bin ich in die friedliche Natur geflohen und stoße da auf einen Banditen wie dich. Du hast wahrlich kein Herz im Leibe; denn du hattest keine Freude an den kleinen unschuldigen Goldammern, die eben zur Welt gekommen waren, und an ihrer Mutter, die so glücklich darüber war. Ehrgefühl kennst du auch nicht... Geziemt sich’s denn für eine alte, ergraute Katze, drei winzigkleine Vogeljunge zu morden?“
Er ergriff wieder einen Stein und warf, traf[S. 283] aber auch diesmal nicht. Die Katze lief höher in den Baum hinauf.
„Hör’ auf mit den Steinen!“ sagte sie. „Du könntest einmal fehlwerfen und mich treffen. Setz’ dich nur auf den Zaun, so will ich dir etwas erzählen.“
„Hast du etwas zu deiner Entschuldigung anzuführen, so soll’s mich freuen,“ meinte der Mann.
„Ich denke gar nicht daran, mich zu entschuldigen,“ erwiderte die Katze. „Ich habe nichts andres getan, als was ich tun darf; dagegen will ich dich angreifen, heuchlerischer Patron du.“
„Was sagst du?“ rief der Mann und setzte sich auf den Zaun.
„Jawohl,“ sagte die Katze, „du bist mir ein nettes Bürschchen. Gestern kamst du zu unsrem Hof hinüberspaziert und holtest mich, damit ich die Mäuse in deinem Keller fräße. Da meintest du, ich wäre eine prächtige Katze und eine gute Katze und gerade so, wie eine Katze sein soll. Als ich mit der Arbeit fertig war, an die du mich gesetzt hattest, da streicheltest du mich und lobtest mich. Keinen Augenblick fiel es dir ein, mich einen Banditen zu nennen. Und heute schiltst und schimpfst du nach Herzenslust, weil ich drei elende Goldammernjunge gefressen habe.“
„Die Maus hatte meinen Schinken verzehrt,“ sagte der Mann.
„Und damit, glaubst du, wäre es gut? Darf ich fragen... was bekamst du gestern zu Tisch?“
„Es gab junge Hähnchen,“ sagte der Mann.