Irgendwo auf dem Grunde des Meeres trafen sich ein großer Dorsch, ein alter Hummer, ein Seestern und ein halber Sandwurm.
Der Dorsch stand übersatt im Wasser und starrte mit seinen dummen Augen vor sich hin; er mochte sich nicht vom Flecke rühren.
Der Seestern hatte seine fünf Arme um eine Auster geschlungen und war im Begriff, sie auszusaugen. Die Auster hatte zunächst ihre Schalen fest geschlossen; aber da spritzte der Seestern etwas Giftiges auf die Stelle, an der sich die Schalen schlossen, und nun konnte die Ärmste nicht mehr. Schon war sie halb ausgesogen; und der Seestern fing an, sich nach weiterer Nahrung umzusehen. Das konnte er, denn er hatte ein Auge auf der Spitze eines jeden seiner Arme.
Dem Hummer ging es nicht gut.
Er hatte vor einigen Tagen die Schale gewechselt, und das neue Gehäuse war noch ganz weich. Darum verbarg dieser Herr sich unter einem großen[S. 185] Stein, aß nicht und war ziemlich verdrießlich, wenn jemand ihn anredete.
Um den Sandwurm aber war es ganz schlimm bestellt.
Der hatte nämlich gestern seine hintere Hälfte eingebüßt. Wie das zugegangen war, wußte er selbst nicht. Augen hatte er nicht; es war allerdings auch kein Grund vorhanden, über diesen Mangel Tränen zu vergießen. Denn der Sandwurm hatte ganz und gar keine Verwendung für die Augen, weil er gewöhnlich im Sande wühlte. Und dann war’s auch im übrigen ein armseliger, weicher Bursch, der das Leben hinnehmen mußte, wie es kam, und dem es auch nicht einfiel, sich zu beklagen.
Aber natürlich suchte er nach seiner Hälfte. Man büßt ja ungern ein, was man hat. Und je weniger man hat, desto mehr Wert legt man begreiflicherweise auf seine Siebensachen.
Wie nun die vier Leutchen sich da unten aufhielten und jeder genug mit seinen Angelegenheiten zu tun hatte, da kam ein großer Tümmler zu ihnen hinunter.