An der Nordküste von Schottland lebte ein Mann, der sich mit dem Fischfang abgab und vorzugsweise jene seltsamen Geschöpfe fing, die man Seehunde nennt, deren Häute ihm gut bezahlt wurden. Aber die meisten sind nicht Hund oder Fisch, sondern ganz eigentlich Elfen. Eines Tages, als der Fischer von seinem Gewerbe heimkam, wurde er von einem Manne angerufen, der ihm fremd vorkam und sagte, er sei von jemand abgeschickt, der mit ihm einen Handel über eine Anzahl Seehundsfelle schließen wolle, daß er ihn aber sogleich zu dieser Person begleiten müsse. Der Fischer, erfreut über die Aussicht auf einen guten Handel, willigt ein und beide besteigen zwei dem Fremden zugehörige Pferde und reiten so geschwind, daß der Wind, der ihnen vom Rücken her kommt, wegen der Schnelligkeit ihrer Bewegung ins Gesicht zu blasen scheint. Als sie bei einem furchtbaren in die See hinein ragenden Abhang angelangt sind, sagt der Führer, sie wären jetzt an dem Ort ihrer Bestimmung, ergreift den Fischer mit übernatürlicher Kraft und stürzt sich mit ihm gerade ins Meer hinein. Sie sinken und sinken, bis sie endlich auf dem Grund zu einer offenen Türe gelangen, durch welche sie in eine Reihe von Gemächern treten, alle mit Seehunden angefüllt, die aber sprechen und menschliche Empfindung zeigen; zuletzt bemerkt der Fischer zu seinem höchsten Erstaunen, daß er selbst, ohne es zu wissen, in einen Seehund verwandelt worden ist. Sein Führer zog ein ungeheures Messer hervor und er glaubte sein Ende sei gekommen, aber jener beruhigte ihn und fragte, ob er das Messer nicht mehr gesehen habe? Er erkannte sein eigenes, womit er heute einen Seehund getroffen hatte, welcher ihm entwischt war. »Dies war mein Vater«, sagte der Führer, »er liegt gefährlich darnieder und kann ohne deine Hilfe nicht genesen.« Er führte den vor Angst zitternden Fischer zu dem Kranken, der in großen Schmerzen auf dem Bette lag; der Fischer mußte ihm mit eigener Hand die Wunde verbinden, worauf er unmittelbar hergestellt wurde und von seinem Lager aufstand. Die Trauer verwandelte sich in allgemeine Lust und Freude. Der Führer sagte zu dem Fischer: »Ich will dich selbst zu den deinigen zurückbringen, nur mußt du geloben, dein Lebtag keinen Seehund mehr zu töten.« Beide schwammen wieder aufwärts, bis sie die Oberfläche des Meers erreichten und bei dem Platz landeten, wo die Pferde schon bereit standen. Der Führer hauchte den Fischer an, und sie erhielten beide die menschliche Gestalt. Bei seiner Haustüre empfing der Fischer ein so großes Geschenk, daß er es nicht zu bedauern brauchte, seinem Handwerk entsagt zu haben.