Konrad war völlig aus der Puste. Schon seit Stunden flog der kleine Käfer mit den auffälligen schwarzen und gelben Streifen auf den Deckflügeln durch den Wald. Jedes Mal, wenn er eine Pause einlegen wollte, stürzte sich ein großer Vogel auf ihn, um ihn zu fressen. Nur mit Mühe und Not konnte er dann seine gefräßigen Verfolger abschütteln.
Konrad suchte mal unter einem großen Blatt, mal in einer Blüte oder auf einem hohen Ast Schutz. Durch seine Färbung wurde er aber immer schnell gefunden.
Mittlerweile war Konrad fix und fertig. Er war müde. Seite Flügel taten ihm weh und wer konnte kaum noch die Augen offen halten.
»Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann mich doch nicht einfach fressen lassen? Wenn ich doch bloß ein Versteck finden würde.«
Wieder senkte sich ein großer Schatten auf ihn herab. Er musste weiterfliegen.
Plötzlich wurde Konrad von einem Schwarm Hummeln überholt. »Folge uns, wenn du überleben willst.«
Konrad wusste er nicht, was er davon halten sollte. Auf der anderen Seite blieb ihm aber nichts anderes übrig. Wenn er diese Chance nicht nutzte, würde er früher oder später im Flug einschlafen und gefressen werden. Er schloss sich den Hummeln an und folgte ihnen in ihr unterirdisches Nest.
»Nehmt ihr mich jetzt in euer Volk auf? Kann ich mich hier unten versteckt halten?«
Eine besonders stattliche Hummel, die eine Lederjacke trug, Fliegerbrille und einen dicken Schnurrbart, trat vor und schüttelte den Kopf. »Wenn ich mich vorstellen darf: mein Name ist Heinz Hummel. Leider können wir dich hier nicht aufnehmen. Wir sammeln den ganzen Tag Pollen und Nektar. Das reicht aber nur für uns und die Wintervorräte. Es reicht nicht für Gäste. Aber wir haben eine Idee, die dir da draußen helfen wird.«
Die Hummeln stellten sich in einer Reihe auf. Nacheinander rupften sie sich ein paar ihrer Haare aus und legten sie vor dem Käfer.
»Die kleben wir jetzt auf deinen Körper.« Heinz spuckte sich in die Hände, und verkleidete Konrad nach und nach, bis er wie eine Hummel aussah. »Mit Spucke kann man alles kleben.«, erklärte Heinz und lachte laut auf. »Du wirst sehen, kein Vogel wird sich in Zukunft in deine Nähe trauen. Sie wissen ganz genau, dass wir einen Stachel haben. Deswegen halten sie gebührenden Abstand. Und jetzt flieg los in deine neue Freiheit.«
Konrad war sich unsicher, aber die Worte der Hummel klangen irgendwie sehr sicher. Also klappte er seine Deckflügel auseinander und flog aus der unterirdischen Höhle. Er sauste zwischen Blüten und Blumen hindurch, über dicke Äste hinweg und winkte den hungrigen Vögeln zu, die tatsächlich Abstand hielten. Der Trick hatte funktioniert.
»Ist prima, sich als Hummel zu verkleiden, nicht wahr?« Heinz Hummel flog neben Konrad her und grinste. »Und jetzt nehmen wir dich gern in unser Volk auf. Jetzt weißt du, dass du getarnt sicher bist und kannst uns beim Sammeln von Pollen und Nektar helfen. Dann schaffen wir es gemeinsam durch den Winter.«
Konrad nickte »Ich bin dabei.«