Kindergeschichten：Schlaglöcher

Emil stand mitten auf dem harten Asphalt der Sackgasse, in der sich die Kinder der umliegenden Häuser täglich zum Fußballspielen trafen. Seine Mannschaft war nur wenige Sekunden vom Sieg entfernt. Er musste nur noch diesen einen Elfer verwandeln.

Er spuckte einmal auf den Boden, nahm Anlauf und wollte gerade das Leder ins Tor kicken, als er stolperte und stürzte. Den entscheidenden Punkt konnte Emil nicht mehr holen. Das Spiel endete unentschieden.

»Verdammter Mist!«, fluchte Emil. »Ich hasse diese Schlaglöcher. Jedes Mal passiert mir das. Ich wünschte, wir könnten auf einem ordentlichen Rasen spielen.«

 

Am nächsten Nachmittag hatten sich die Kinder zu einem neuen Spiel getroffen. Doch dieses Mal standen sie nicht in der Sackgasse. Sie waren über einen nahen Zaun geklettert und spielten nun auf einer riesig großen Wiese.

Wieder einmal stand es unentschieden. Keine der beiden Mannschaften hatte in der Spielzeit genug Tore schießen können. Am Ende hatten sie sich erneut für ein Elfmeterschießen entschieden.

Während die Gegner fünf Treffer auf dem Konto hatten, kam es nun wieder auf Emil an, der noch einen Schuss zum Ausgleich machen durfte.

»Dieses Mal mache ich ihn rein. Das schwöre ich euch.« Auf Rasen spielte er noch viel besser, als auf der löchrigen Straße. Hier konnte ihm niemand was. Er würde dem Torwart ein ganz dickes Ding in seinen Kasten zimmern, von dem er noch wochenlang Alpträume bekommen sollte.

Emil spuckte auf den Rasen, nahm Anlauf, zielte mit dem Fuß auf das runde Leder und stolperte. Mit weit aufgerissenen Augen stürzte er dem Grün entgegen und schlug hart auf. Mit braun verschmiertem Gesicht und Grashalmen im Mundwinkel rappelte er sich wieder auf und sah dem Ball hinterher, der langsam in die Hände des Torwarts kullerte. Sie hatten wieder verloren.

»Verdammt! Was soll denn das? Warum stürze ich immer im entscheidenden Moment?« Emil sah hinter und entdeckte das Loch, in dem er mit seinem Fuß hängen geblieben war.

»Seit wann gibt es Schlaglöcher im Rasen?«, wunderte er sich.

»Vielleicht solltest du dir das nächste Mal nicht den Golfplatz zum pöhlen aussuchen.«, lachte ihn der gegnerische Torwart aus, während dieser sein Team zum Sieg abklatschte.