Es kam einmal ein Herr in ein Bauernhaus und fand da einen Knaben. Weil er ihn gerade allein sah, dachte er sich, es sei sonst niemand im ganzen Haus, und fragte, wo denn der Vater wäre. Der Knabe schaute ihn gescheit an und sagte: "Der Vater ist auf das Feld hinausgegangen, um aus einem Schaden zwei zu machen."
Der Herr verstand diese Worte des Knaben nicht und bat ihn, er möchte ihm doch erklären, was diese Antwort sagen wolle.
"Ja, die Leute sind immer über das Getreidefeld gegangen", antwortete der Knabe, "und haben sich einen ganzen Weg hindurch gemacht. Jetzt ist der Vater hinausgegangen, diesen Weg mit einem Zaun zu vermachen. Meinst du nicht auch, jetzt werden die Leute neben dem alten Weg vorbeigehen und sich einen neuen bahnen? Und so sind denn wohl zwei Schäden aus einem gemacht."
Der Herr staunte über die Pfiffigkeit des Knaben und sagte: "Schau, schau, das hätt' ich von dir nicht gedacht, daß du so gescheit bist. Aber jetzt sag mir, wo du die Mutter hast?"
"Die Mutter ist beim Backofen draußen und bäckt das Brot, das wir die vorige Woche gegessen haben."
"Wie ist aber das möglich, daß sie heute das Brot bäckt, das ihr schon gegessen habt?"
"Ist halt doch, wie ich gesagt habe. Die Mutter hat ja das Brot geliehen, das wir in der vorigen Woche gegessen haben. Und jetzt bäckt sie eines, um es zurückzugeben."
Der Herr staunte noch mehr als das erstemal und fragte wieder: "Und wo hast du denn die Schwester?"
"Die Schwester, die ist in der Kammer oben und beweint, daß sie das vorige Jahr gelacht hat."
Der Herr verstand wieder nicht, was hiermit gemeint sei, und verlangte eine Aufklärung.
Der Knabe erklärte ihm die Sache so: "Die Schwester hat das vorige Jahr in Saus und Braus, in Lust und Leichtsinn dahingelebt, und jetzt weint sie immerfort über ihr schlechtes Leben." Der Herr bedankte sich für die Erklärung, sagte "Behüt' dich Gott!" und ging nachdenklich von hinnen. Wohin er gegangen ist, das weiß der liebe Himmel.