Da sind einmal ein Büeble und ein Meiggele in einem Wald beim Erdbeernen einer Fenggin verkommen, und die Fenggin steht an, schwätzt freundlich mit ihnen und verführt sie, daß sie mit ihr gehen ins Fenggenhaus. Dort sperrt sie aber die armen Tröpfle in den Schweinstall und will sie mästen und mit der Zeit metzgen, braten und essen. Es dauert eine Weile, und die Fenggin will schauen, ob die Kinder anfangen leibig genug seien. In der Tür zum Schweinstall ist ein Astloch gewesen, und da ruft sie hinein: "Büeble, gang, heb einmal dein Zeigfingerlein heraus durch das Löchlein, ich geb dir ein Krämlein", und derweil steht sie mit dem offenen Messer unter der Schoß schon gerüstet, ins Fingerlein zu hauen.
Das Büeble - ein Allfanz ist es gewesen - hat einen Schweinzahn auf dem Boden gefunden und den steckt es zum Lödilein hinaus: "Seh, Fenggin, da wär mein Zeigerlein." Die Fenggin merkt es nicht, daß es ein Zahn ist, nimmt das Messer und will Speck und Fleisch von dem Fingerlein probieren; aber, lieber Gott! ab dem Fingerlein sind halt lützel Lempen zu schneiden gewesen. "Es ist ja noch lauter Bein", jammert sie, "da mag es das Mästen noch leiden." Das Büeble zieht seinen beinernen Zeiger zurück, und die Fenggin fangt auf ein neues an futtern und hebt den Kindern noch mehr zu als früher. Jetzt einmal vergißt sie beim Futtern die Tür zu schließen, und geht drauf fort dem Wald zu. Das Büeble merkt es, drückt das Fällelein, macht auf: "Komm weidlich, Schwesterle, wir springen heim."
Fremd und unbekannt sind sie gewesen, und da gehen sie, die zwei armen Kind, halb zutod in dem Wald, und zum Unglück kommen sie da noch an einen breiten, tiefen Bach, wo sie nicht hinüberkönnen. Kann man sich denken, wie sie jetzt drin sind: vor ihnen sehen sie weder weit noch nah eine Brugg oder einen Steg und hinter ihnen haben sie die Fenggin zu erwarten. Aber auf einmal sind ihnen die Schutzengele zu Hilfe gekommen und haben ein jedwederes sorgsam über den Bach getragen. Grad waren sie überdort, so kommt die Fenggin gelaufen, aber durch den Bade zu waten, traut sie sich halt nicht. Sie will es noch listig angehn und ruft den Kindern freundlich zu: "Ja auf der ganzen lieben Welt, saget mir, ihr Herzkäferlein, wie seid ihr ohne Weg und Steg über das wilde Wasser gekommen?" Das Büeble, immer noch der alte Phantast, ruft: "Ja, meine gute Fenggin, wir haben uns ein Brett auf den Hintern genagelt und sind denweg hergeschwommen." Die Fenggin ist so närrisch und glaubt, was ihr das Büeble vorgibt, und nagelt sich richtig auch ein Brett aufs Hinterquartier und setzt sich damit aufs Wasser und meint, sie könne mit dem Angericht hinüberschwimmen. Aber der Wildbach reißt sie abhin durch, wie sie auch zappelt und werket, und schlägt sie im rauhen Rinnsal halt meisterlich um. Das Büeble am Port lacht dabei, daß es den Bauch heben muß, und nimmt dann sein Schwesterle am Arm, geht gutes Muts seines Weges weiter und kommt mitsamt dem Schwesterlein glücklich heim zum Ätti.