Es ist einmal ein Bäuerle gewesen, das hat ein Haus, ein Weib und ein Kühlein gehabt, aber keine Handbreit Boden dazu. Das Weib hätte gern gemolken und geanknet (Butter gemacht), und das Kühlein hätte gerne gefressen und woher nehmen und nicht stehlen? Aber das Bäuerle weiß sich bald einen Rat und läßt sein Kühlein mir nichts dir nichts auf den Gütern von den Nachbarn aufs Gschand gehen. Den Nachbarn ist aber das bald erleidet und sie gehen aus Täube, bringen das Kühlein um und verstecken die Haut, daß der Schelm sie nicht könne gerben lassen. Wo da am Abend das Bäuerle das Kühlein heimholen will, so findet es das arme Tier maustot im Gras liegen und von den Stichen in die Haut ganz voll Blut, und gelb und grün vor Zorn schwört es, den Bauern einmal eine Suppe zu kochen, daß gewiß alle dran genug haben sollten.
Da schleipft es das Kühlein heim, zieht ihm die verstochene Haut ab und trägt sie am anderen Morgen zum Gerber. "Vielleicht", meint es, "gibt er mir doch ein paar Batzen dafür". Der Gerber ist nicht grad daheim, aber die Gerberin hat auch ein bißchen von der Hantierung verstanden, und sie schaut die Haut an, sagt aber bald: "Ja Männle, das ist eine Reiter (Sieb), aber keine Haut, ich kann dir nichts dafür geben." Das Bäuerle jammert und sagt, sie soll ihm sonst etwas geben, der Gottswillen. Die Gerberin geht und holt ihm ein Gütterlein Branntwein und ein paar dürre Birnenschnitz. Wie das das Bäuerle ißt und trinkt und schmatzget, kurzweilet der Gerberin Buebi auf der Laube draußen. Auf der Laube ist auch ein alter Trog gestanden, und das Buebi geht, hebt das Lid auf, schlieft hinein und versteckt sich drin, wie halt die nichtsrichtigen Buben beim Häuslen allerhand Einfäll haben. Das alles hat das Bäuerle gesehen, denn die Stubentür ist offen gewesen, aber die Gerberin hat derweil, ich weiß nicht wie, büetzt und nichts gewahrnet. Das Bäuerle trinkt noch eine Weile an seinem Branntwein, schaut aber in einem fort auf den Trog, ob das Buebi wieder herauskäme. Das Buebi ist aber, ich weiß nicht wie, nicht mehr fürhergekommen, und das Bäuerle sagt bei ihm selber: "Der ist gewiß eingeschlafen." Beim Gehen sagt es da zur Gerberin: "Wolltet Ihr mir nicht den Trog dort auf der Laube geben, ich tät ihn manglen zum Korn." Die Gerberin lacht und sagt: "Wenn dir mit der alten Rustig gedient ist, so nimm sie halt mit dir." Da nimmt das Bäuerle den Trog höfele auf den Buggel und geht mit ihm davon und stiehlt der Gerberin das Buebi, denn das hat im Trog fest geschlafen.
Das Bäuerle geht eine Weile mit seiner Bürde und kommt auf einen Steg, der über ein tiefes Tobel führt. Da schottlet es am Trog und ruft: "Ich wirf den Trog ins Wasser." Da erwacht der Bub im Trog und hört es und ruft in der Angst: "Nei, nei, ich bin im Trog." Aber das Bäuerle tut nicht dergleichen und ruft: "Ich wirf den Trog ins Wasser!" Der Bub kommt schon in Todsängsten und ruft nocheinmal: "Der Gottswillen, ich bin im Trog", und da sagt das Bäuerle: "Los, Bue, im Trog: deine Mutter hat mir den Trog geschenkt, und jetzt ist er mein, und ich kann mit ihm tun, was ich will. Und wenn du mir aber hundert bairische Taler geben willst, so will ich dick auslassen." Der Bub verspricht es, das Bäuerle stellt ab, läßt den Bub aus, geht mit ihm heim und bekommt hundert bairische Taler. Munter kehrt es drauf heimzu, und wie es auf denselben Steg kommt, so steht der Trog noch leer da, und es nimmt ihn und wirft ihn holops ins Tobel hinab und lacht: "Was brauch ich die alte Rustig zu meinen hundert Talern?" Wie es heimkommt, zeigt es den Nachbarn seinen Haufen Taler und sagt, es habe sie für die verstochene Haut überkommen, weil so durchsichtige Häute etwas Seltenes seien.
Die Bauern losen und lugen und die hundert Silbertaler für eine einzige Haut stechen ihnen unig in die Augen, und nach und nach meinen sie, Kühe seien zwar nützliche Tiere, aber so ein Haufen Geld für die Häute vom Tisch streichen wäre halt doch auch nicht letz, und gehen und metzgen die Kühe und verlöchern die Häute. Das Bäuerle lacht sich halb krank dabei, aber das Lachen wäre ihm bald vergangen. Wo die Bauern mit den verlöcherten Häuten zum Gerber kommen und für die hundert Taler wacker ausgelacht werden, so steigt ihnen das Blut in den Kopf und feurigtob kommen sie heim und reden ab, in der Nacht zum Fenster von des Bäuerles Schlafkammer hineinzulangen und ihm den Garaus zu geben. Aber das Bäuerle hat das, ich weiß nicht wie, erfahren, und am Abend sagt es zum Weible: "Los, wolltest du nicht so gut sein und hinacht ans Fenster liegen, ich habe ein bißchen den Strauchen und da möcht mir der Luftzug etwa gar nicht guttun." Das Weible tut ihm den Gefallen und legt sich ans Fenster. Um Mitternacht kommen die Bauern, langen zum Fenster hinein und erstechen das arme Weib und haben gemeint, jetzt seien sie dem Bäuerle abgekommen. Aber dem Bäuerle ist noch wohl gewesen unter der Bettdecke, und sobald die Bauern sind fortgewesen, so nimmt es das tote Weib, ein Spinnrad und einen Stuhl und trägt die ganze Bürde mitten auf die Landstraße. Dort setzt es die Leiche auf den Stuhl, stellt das Rad vor sie hin und richtet ihr die Hände, als täte sie spinnen, und drauf versteckt es sich in der Nähe und passet.
Jetzt am Morgen ist ein Herr in einer Scheesa im größten Galopp auf der Landstraße gefahren gekommen und wie er die Spinnerin mitten auf der Straße sieht, so ruft er: "Flieh, flieh!" Aber das Weible ist halt nicht ausgewichen, und vor der Herr die Rosse zurückheben kann, fährt der Wagen schon darüberaus. Der Herr, gräuselig erschrocken, hebt an, steigt aus und zieht das Weible unter dem Wagen heraus und merkt, daß es maustot sei. Ratlos und stuchenbleich steht er da und schaut um, ob ihn niemand sähe, daß er geschwind davonfahren könne. Aber im selben Augenblick kommt das Bäuerle herfür und räsonniert mit dem Herrn wie wütig, daß er ihm sein Weib überfahren habe, und es werde beim Gericht die Anzeige machen. Der gute Herr meint, er habe schon den Galgenstrick um den Hals und sagt: "Lueg, Männlein, ich will dir die ganze Scheesa mit den zwei Rappen lassen, wenn du mich nicht beim Gericht anzeigst." Das Bäuerlein sagt: "No, das läßt sich hören, und wir sind handelseinig." Der Herr geht tusem weiter, und das Bauerle steigt in die Scheesa und fährt gravitätisch heimatzu. Wie es daheim durchs Dörflein fährt, machen die Bauern die Fenster auf und schauen, was doch für ein hoher Herr gefahren komme. Aber da sie das Bäuerle in der Scheesa sitzen sehen, da wissen sie nicht mehr, wie ihnen geschieht. Zuerst meinen sie gar, es sei der Geist vom Bäuerle, erst wie es aussteigt und ihnen guten Morgen zuruft, glauben sie, daß es der Hannes sei, und nach und nach kommen sie zuher und wundern, wie es doch zu der kostlichen Menni (Gespann) gekommen sei. Das Bäuerle erzählt ihnen alles haarklein. Die Bauern losen und schauen und zuletzt gehen sie, töten die Weiber und stellen die Leichen auf der Straße neben den Spinnrädern auf und richten ihnen die Hände, gottversprich, als täten sie spinnen. Freilich ist halt kein so närrischer Herr gefahren gekommen, und die Bauern sind wieder angeführt gewesen.
Das ist den guten Bauern doch anfangen zu arg gewesen und sie packen das Männle beim Kragen, binden es in einen Sack und wollen es in eine tiefe Gülle werfen, vorher gehen sie aber noch miteinander heim und wollen bei einem Gütterlein Branntwein Guraschi fassen und lassen das Männle im Sack liegen. Zuerst hat es drin unig ge- sperzt, um herauszukommen, es hat aber nichts genützt. Da will es der Zufall, daß ein Schweintreiber eine Hab Fährlein in derselben Gegend vorbeitreibt. Das Bäuerle im Sack hört ihn, ich weiß nicht wie, kommen und ruft überlaut: "Die Königstochter begehr ich nicht." Der Schweintreiber hört es und denkt: "Ich wollte sie schon", und geht und bindet den Sack auf. Das Bäuerle kommt heraus, und wie der Schweintreiber fragt, wie es eigentlich mit der Königstochter stünde, so sagt er, der König habe ein vielrares Töchterlein, und zu dem Töchterlein seien so viel Prinzen zur Stubete gekommen, daß das schöne Meiggi unmöglich zu einer Wahl habe kommen können. Da sei der König ertaubet und habe verkünden lassen, wer sich sie- ben Stund lang in einen Sack sperren lasse, den müsse das Töchter- lein nehmen. Es selber habe sich dann zuerst erboten, es sei ihm aber zu lang geworden. Wie der Schweintreiber das hört, so sagt er ge- schwind: "Die sieben Stunden halte ich schon aus, sei doch so gut und pack mich in den Sade hinein und tu dem König berichten, ich will dir gern die ganze Hab Fährle lasse." Das Männle sagt: "Ich will ihm schon berichten", und bindet den Schweintreiber in den Sack und fährt mit der Hab Fährle davon. Mittlerweile kommen die Bauern und werfen den Schweintreiber, der schon meint, seine Ge- spausa komme, in die Gülle und gehen wieder heim.
Nach einer Zeit geht das Bauerle gravitätisch durchs Dörflein und treibt seine Hab Fährle vor ihm hin. Wie das die Bauern sehen, so machen sie halt zuerst wieder ein unigs Paar Augen und drauf kommen sie wundern, wie das Bäuerle doch zu denen Färle gekommen sei. Das Bäuerle erzählt: "Ich bin in der Gülle tief, tief hinuntergesunken, und auf einermal bin ich stehngeblieben. Ich hantiere und sperz eine Weile im Sack, bis der Bändel aufgeht. Ich komme heraus aus dem Sack und wo meint ihr, bin ich gewesen - im Güllawasser meinet ihr? Nein, beileib, in einer wunderlieblichen Gegend bin ich gewesen, wo der Himmel noch einmal so blau und die Rosen nocheinmal so rot sind als bei uns. Ich hab geschwind gemerkt, daß das die Unterwelt ist und bin eine Weile spazieren gegangen und hab mir das Hääß von der Sonne trocknen lassen. Wie ich so geh, seh ich auf einer Wiese eine Hab vom schönsten Vieh: ein paar stolze gelbe Kühe mit weißen Sternlein auf der Stirne, mit breiten gefärbten Schellriemen und Singosa dran wie kleine Glöckle. Weiter hab ich gesehen einen Fasel propere Geiß und Schaf mit Gitzi und Lämmle und Schweine mit Färle. Die Schweine und Färle haben mir am meisten gefallen, und ich hab mir drum eine Hab mit mir genommen. Was den Weg in die Unterwelt anbelangt, so ist der durch die Gülle der nächste."
Die stolzen Kühe mit den breiten, gefärbten Schellriemen machen die Bauern wieder halbnärrsch und zuletzt ganznärrsch. Sie werden einig, auch ein Gängle in die Unterwelt zu machen und Vieh heraufzuholen. Dermal aber wollen sie die Sach gescheit angehen. Einer soll vorausspringen, machen sie aus, und merkt er, daß die Unterwelt kommt, so soll er rufen: "Sie kommt!" Ruft er aber nicht, so soll man ihn weidlich herausziehen. Man geht zur Gülle, der Waghals springt und plomp - drin liegt er. Die andern meinen, das "plomp" heiße „kommt" und springen nach und ersaufen. Das gescheite Bäuerle ist dann Erbe vom ganzen Dörflein worden und ein reicher, reicher Mann gewesen.