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Briefwechsel mit Goethes Mutter:September 1807

时间:2024-08-30来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Briefwechsel mit Goethes Mutter
Frau Rat, so oft mir was Komisches begegnet, so denk' ich an Sie, und was das für ein Jubel und für eine Erzählung sein würde, wenn Sie es selbst erlebt hätte. Hier, in dem traubenreichen Mildeberg sitze ich bei meinem Herrn Schwab, der ehmals bei unserm Vater Schreiber war und uns Kinder alle mit seinen Märchen großgezogen hat. Er kann zum wenigsten so gut erzählen wie Sie, aber er schneidet auf und verbraucht Juden- und Heidentum, die entdeckte und unentdeckte Welt zur Dekoration seiner Abenteuer; Sie aber bleibt bei der Wahrheit, aber mit so freudigen Ausrufungszeichen, daß man wunder denkt, was passiert ist. Ich habe das Eichhörnchen, was Sie mir mitgab, im großen Eichenwald ins Freie gesetzt, es war Zeit – die fünf Meilen, die es im Wagen fuhr, hat es großen Schaden gemacht, und im Wirtshaus hat es über Nacht dem Bürgermeister die Pantoffel zerfressen. Ich weiß gar nicht, wie Sie es gemacht hat, daß es Ihr nicht alle Gläser umgeworfen, alle Möbel angenagt und alle Hauben und Tocken beschmutzt hat. Mich hat's gebissen, aber im Andenken an den schönen stolzen Franzosen, der es auf seinem Helm vom südlichen Frankreich bis nach Frankfurt in Ihr Haus gebracht hat, hab' ich ihm verziehen. Im Wald setzte ich's auf die Erde, wie ich wegging, sprang es wieder auf meine Schulter und wollte von der Freiheit nichts profitieren, und ich hätt's gern wieder mitgenommen, weil mich's lieber hatte als die schönen grünen Eichbäume. Wie ich aber in den Wagen kam, machten die andern so großen Lärm und schimpften so sehr auf unsern lieben Stubenkameraden, daß ich's in den Wald tragen mußte. Ich ließ dafür auch lange warten; ich suchte mir den schönsten Eichbaum im ganzen Wald und kletterte hinauf. Da oben ließ ich's aus seinem Beutel, es sprang gleich lustig von Ast zu Ast und machte sich an die Eicheln, unterdessen kletterte ich hinunter. Wie ich unten ankam, hatte ich die Richtung nach dem Wagen verloren, und obschon ich nach mir rufen hörte, konnte ich gar nicht unterscheiden, wo die Stimmen herkamen. Ich blieb stehen, bis sie herbeikamen, um mich zu holen; sie zankten alle auf mich, ich schwieg still, legte mich im Wagen auf drei Selterskrüge unten am Boden und schlief einen herrlichen Schlaf, bis bei Mondschein, wo der Wagen umfiel, ganz sanft, daß niemand beschädigt ward. Eine nußbraune Kammerjungfer flog vom Bock und legte sich am flachen Mainufer in romantischer Unordnung grade vor das Mondantlitz in Ohnmacht; zwei Schachteln mit Blonden und Bändern flogen etwas weiter und schwammen ganz anständig den Main hinab; ich lief nach, immer im Wasser, das jetzt bei der großen Hitze sehr flach ist, alles rief mir nach, ob ich toll sei, – ich hörte nicht, und ich glaub', ich wär' in Frankfurt wieder mitsamt den Schachteln angeschwommen, wenn nicht ein Nachen hervorgeragt hätte, an dem sie haltmachten. Ich packte sie unter beide Arme und spazierte in den klaren Wellen wieder zurück. Der Bruder Franz sagte: »Du bist unsinnig, Mädchen«, und wollte mit seiner sanften Stimme immer zanken; ich zog die nassen Kleider aus, wurde in einen weichen Mantel gewickelt und in den zugemachten Wagen gepackt. –
 
In Aschaffenburg legte man mich mit Gewalt ins Bett und kochte mir Kamillentee. Um ihn nicht zu trinken, tat ich, als ob ich fest schlafe. Da wurde von meinen Verdiensten verhandelt, wie ich doch gar ein zu gutes Herz habe, daß ich voll Gefälligkeit sei und mich selber nie bedenke, wie ich gleich den Schachteln nachgeschwommen, und wenn ich die nicht wiedergefischt hätte, so würde man morgen nicht haben mit der Toilette fertig werden können, um beim Fürst Primas zu Mittag zu essen. Ach! sie wußten nicht, was ich wußte, – daß nämlich unter dem Wust von falschen Locken, von goldnen Kämmen, Blonden, in rotsamtner Tasche ein Schatz verborgen war, um den ich beide Schachteln ins Wasser geworfen haben würde mit allem, was mein und nicht mein gehörte, und daß, wenn diese nicht drin gewesen wär', so würde ich mich über die Rückfahrt der Schachteln gefreut haben. In dieser Tasche liegt verborgen ein Veilchenstrauß, den Ihr Herr Sohn, in Weimar in Gesellschaft bei Wieland, mir heimlich im Vorübergehen zuwarf. – Frau Mutter, damals war ich eifersüchtig auf den Wolfgang und glaubte, die Veilchen seien ihm von Frauenhand geschenkt; er aber sagte: kannst du nicht zufrieden sein, daß ich sie dir gebe? – Ich nahm heimlich seine Hand und zog sie an mein Herz, er trank aus seinem Glas und stellte es vor mich, daß ich auch draus trinken sollte; ich nahm es mit der linken Hand und trank und lachte ihn aus, denn ich wußte, daß er es hier hingestellt hatte, damit ich seine Hand loslassen sollte. Er sagte: »Hast du solche List, so wirst du auch wohl mich zu fesseln wissen mein Leben lang.« Ich sag' Ihr, mach' Sie sich nicht breit, daß ich Ihr mein heimlichstes Herz vertraue; – ich muß wohl jemand haben, dem ich's mitteile. Wer ein schön Gesicht hat, der will es im Spiegel sehen, Sie ist der Spiegel meines Glücks, und das ist grade jetzt in seiner schönsten Blüte, und da muß es denn der Spiegel oft in sich aufnehmen. Ich bitte Sie, klatsch' Sie ihrem Herrn Sohn im nächsten Brief, den Sie gleich morgen schreiben kann und nicht erst eine Gelegenheit abzuwarten braucht, daß ich dem Veilchenstrauß in der Schachtel in kühler Mondnacht nachgeschwommen bin, wohl eine Viertelstunde lang, so lang war es aber nicht, und daß die Wellen mich wie eine Wassergöttin dahingetragen haben, – es waren aber keine Wellen, es war nur seichtes Wasser, das kaum die leichten Schachteln hob; und daß mein Gewand aufgebauscht war um mich her wie ein Ballon. Was sind denn die Reifröcke seiner Jugendliebschaften alle gegen mein dahinschwimmendes Gewand! Sag' Sie doch nicht, Ihr Herr Sohn sei zu gut für mich, um einen Veilchenstrauß solche Lebensgefahr zu laufen! Ich schließ' mich an die Epoche der empfindsamen Romane und komme glücklich im »Werther« an, wo ich denn gleich die Lotte zur Tür hinauswerfen möchte. Ihr Herr Sohn hat einen schlechten Geschmack an dem weißen Kleide mit Rosaschleifen. Ich will gewiß in meinem Leben kein weißes Gewand anziehen; grün, grün sind alle meine Kleider.
 
Apropos, guck' Sie doch einmal hinter ihren Ofenschirm, wo Sie immer die schön bemalte Seite gegen die Wand stellt, damit die Sonne ihn nicht ausbleicht; da wird Sie entdecken, daß das Eichhörnchen der Ofengöttin großen Schaden getan hat, und daß es ihr das ganze Angesicht blaß gemacht hat. Ich wollt' Ihr nichts sagen, weil ich doch das Eichhörnchen gegen Ihren Befehl an den Ofenschirm gebunden hatte, und da fürchtete ich, Sie könnte bös' werden, drum hab' ich's Ihr schreiben wollen, damit Sie in meiner Abwesenheit Ihren Zorn kann austoben lassen. Morgen geht's nach Aschaffenburg, da schreib' ich Ihr mehr. Mein Schawellchen soll die Lieschen ausklopfen, damit die Motten nicht hineinkommen, lasse Sie ja keinen andern drauf sitzen, adje, Frau Rat, ich bin Ihre untertänige Magd. – 
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