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Briefwechsel mit Goethes Mutter:Am 1. März 1807.

时间:2024-08-30来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Briefwechsel mit Goethes Mutter
Liebste Frau Rat! Ich warte schon lange auf eine besondere Veranlassung, um den Eingang in unsere Korrespondenz zu machen. Seitdem ich aus Ihrem Abrahamsschoß, als dem Hafen stiller Erwartung, abgesegelt bin, hat der Sturmwind noch immer den Atem angehalten, und das Einerleileben hat mich wie ein schleichend Fieber um die schöne Zeit gebracht. Wie sehr bejammere ich die angenehme Aussicht, die ich auf der Schawell zu Ihren Füßen hatte, nicht die auf den Knopf des Katharinenturms, noch auf die Feueresse der rußigen Zyklopen, die den goldnen Brunnen bewachen; nein! die Aussicht in Ihren vielsagenden feurigen Blick, der ausspricht, was der Mund nicht sagen kann. – Ich bin zwar hier mitten auf dem Markt der Abenteuer, aber das köstliche Netz, in dem mich Ihre mütterliche Begeistrung eingefangen, macht mich gleichgültig für alle. Neben mir an, Tür an Tür, wohnt der Adjutant des Königs; er hat rotes Haar, große blaue Augen, ich weiß einen, der ihn für unwiderstehlich hält, der ist er selber. Vorige Nacht weckte er mich mit seiner Flöte aus einem Traum, den ich für mein Leben gern weiter geträumt hätte, am andern Tag bedankt' ich mich, daß er mir noch so fromm den Abendsegen vorgeblasen habe; er glaubte, es sei mein Ernst, und sagte, ich sei eine Betschwester, seitdem nennen mich alle Franzosen so und wundern sich, daß ich mich nicht drüber ärgere: – ich kann aber doch die Franzosen gut leiden.
 
Gestern ist mir ein Abenteuer begegnet. Ich kam vom Spaziergang und fand den Rothschild vor der Tür mit einem schönen Schimmel; er sagte: es sei ein Tier wie ein Lamm, und ob ich mich nicht draufsetzen wolle? – Ich ließ mich gar nicht bitten, kaum war ich aufgestiegen, so nahm das Lamm Reißaus und jagte in vollem Galopp mit mir die Wilhelmshöher Allee hinauf, ebenso kehrte es wieder um. Alle kamen totenblaß mir entgegen, das Lamm blieb plötzlich stehen, und ich sprang ab; nun sprachen alle von ihrem gehabten Schreck; – ich fragte: »Was ist denn passiert?« – »Ei, der Gaul ist ja mit Ihnen durchgegangen!« – »So!« sagt' ich, »das hab' ich nicht gewußt.« – Rothschild wischte mit seinem seidnen Schnupftuch dem Pferd den Schweiß ab, legte ihm seinen Überrock auf den Rücken, damit es sich nicht erkälten solle, und führte es in Hemdärmel nach Haus; er hatte gefürchtet, es nimmermehr wiederzusehen. – Wie ich am Abend in die Gesellschaft kam, nannten mich die Franzosen nicht mehr Betschwester, sie riefen alle einstimmig: »Ah l'hëroine!«
 
Leb' Sie wohl, ruf' ich Ihr aus meiner Traumwelt zu, denn auch über mich verbreitet sich ein wenig diese Gewalt. Ein gar schöner (ja, ich müßte blind sein, wenn ich dies nicht fände), nun, ein feiner, schlanker, brauner Franzose sieht mich aus weiter Ferne mit scharfen Blicken an, er naht sich bescheiden, er bewahrt die Blume, die meiner Hand entfällt, er spricht von meiner Liebenswürdigkeit; Frau Rat, wie gefällt einem das? Ich tue zwar sehr kalt und ungläubig, wenn man indessen in meiner Nähe sagt: »Le roi vient«, so befällt mich immer ein kleiner Schreck, denn so heißt mein liebenswürdiger Verehrer.
 
Ich wünsche Ihr eine gute Nacht, schreib' Sie mir bald wieder.
 
Bettine. 
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