»Durch wen? Auf welche Weise? Ich bringe ihn um!« rief Vater Goriot.
»Gestern ließ er mich in sein Zimmer rufen. Als ich erschien, rief er mit einer Stimme – die Stimme genügte, ich ahnte bereits alles: ›Anastasie, wo sind Ihre Diamanten?‹ – ›In meinem Zimmer.‹ – ›Nun‹, sagte er, mich anblickend, ›hier sind sie, auf meiner Kommode.‹ Er zeigt mir den Kasten, der mit einem Taschentuch bedeckt war. ›Sie wissen, woher sie kommen?‹ fragte er. Ich bin ihm zu Füßen gefallen, ich habe geweint, ich wollte ihn bestimmen lassen, welchen Todes ich sterben solle.«
»Das hast du gesagt!« rief Vater Goriot. »Beim heiligen Namen Gottes, den, der euch Übles tut, den werde ich bei lebendigem Leibe rösten! Ich könnte ihn in Stücke reißen, wie . . .«
Vater Goriot verstummte, die Worte blieben ihm in der Kehle stecken.
»Schließlich, meine Lieben, forderte er von mir etwas, was schwerer ist, als zu sterben. Der Himmel bewahre jede Frau davor, das anzuhören, was ich gehört habe!«
»Ich ermorde diesen Menschen«, sagte Vater Goriot ruhig. »Er hat nur ein Leben, aber mir schuldet er zwei. Nun, und weiter?« sagte er, Anastasie ansehend.
»›Anastasie‹, sagte er, ›ich will alles mit Stillschweigen zudecken, wir bleiben zusammen, wir haben ja Kinder. Ich werde Herrn de Trailles nicht töten, ich könnte ihn verfehlen, und wenn ich mich anders seiner entledigen wollte, so könnte ich mit der irdischen Gerechtigkeit in Konflikt kommen. Wenn ich ihn in Ihren Armen tötete, würde ich die Kinder entehren (er sagte ›die Kinder‹, nicht ›unsere‹). Aber wenn weder die Kinder noch ihr Vater untergehen sollen, so stelle ich zwei Bedingungen. Antworten Sie: Ist eines der Kinder von mir?‹ Ich bejahte, ›Welches?‹ fragte er. ›Ernest, unser Ältester.‹ – ›Gut‹, sagte er. ›Jetzt schwören Sie, mir in Zukunft in einem einzigen Punkte zu gehorchen.‹ Ich schwor es. ›Sie werden den Verkauf Ihrer Besitztümer unterzeichnen, sobald ich es von Ihnen fordere.‹«