Warum ist eigentlich in der kalten Jahreszeit besonders viel los im Wald? Und: Muss das überhaupt sein, dass Bäume gefällt werden?
Wenn die kalte Jahreszeit beginnt, wird in den Wäldern häufiger gearbeitet. Dann sind manche Waldwege gesperrt mit Hinweisen wie: „Achtung Forstarbeiten – Lebensgefahr!“. An vielen Stellen sieht man Holzstapel oder Spuren von Sägearbeiten.
Nur sehen kann man die Forstleute selten. Denn die Stellen, an denen sie Bäume fällen, werden zur Sicherheit abgesperrt.
Warum werden Bäume gefällt?
Dass in den Wäldern Forstleute unterwegs sind und Bäume fällen, ist ganz normal. Denn der allergrößte Teil der Wälder in Deutschland wird bewirtschaftet. Das bedeutet, dass dort regelmäßig Holz geerntet wird.
Nur ein kleiner Teil der Wälder ist komplett der Natur überlassen. In Hessen ist das zum Beispiel im Nationalpark Kellerwald-Edersee der Fall.
Bäume werden gefällt, weil Holz ein wichtiger Rohstoff ist. Es kann zum Bauen genutzt werden, für Möbel, oder für die Papierherstellung.
Schadet es den Wäldern, wenn Bäume gefällt werden?
Wälder sind mehr als Bäume. Sie sind eine Lebensgemeinschaft von vielen Pflanzen- und Tierarten. Viele davon sind aufeinander angewiesen. Wenn Bäume gefällt werden, ist das immer ein Eingriff in diese Lebensgemeinschaft.
Doch die Wälder in Deutschland werden schon seit vielen Jahrhunderten bewirtschaftet. Die Forstleute haben schon früh erkannt, dass sie dabei Rücksicht nehmen müssen auf die Natur. Vor ungefähr 300 Jahren haben sie das Wort Nachhaltigkeit erfunden, das heute oft benutzt wird. In der Forstwirtschaft bedeutet es: Um den Wald zu erhalten, darf man nie mehr Bäume fällen als nachwachsen.
Daher gibt es in deutschen Wäldern normalerweise keinen „Kahlschlag“. Sondern die Forstleute wählen im Wald bestimmte Bäume aus, die gefällt werden. Nur wenn viele Bäume krank oder beschädigt sind, werden manchmal ganze Lichtungen in den Wald gesägt. Sie werden aber wieder mit jungen Bäumen bepflanzt.
Seit 2018 sind mehr dieser Lichtungen entstanden als normalerweise. Denn es war lange Zeit sehr trocken und häufig auch sehr warm. Die Trockenheit hat viele Bäume geschwächt. Zusätzlich haben sich die Borkenkäfer stark vermehrt. Kranke Bäume können sich gegen diese Käfer kaum noch wehren und sterben ab. Die Forstleute müssen diese Bäume fällen, damit sich die Borkenkäfer nicht noch stärker ausbreiten.
Heute werden an diesen Stellen oft Mischwälder gepflanzt, das heißt, eine Mischung verschiedener Baumarten. Denn wegen der Klimakrise wird es in Zukunft häufiger trocken und heißt werden. In einem Mischwald können sich Schädlinge und Krankheiten nicht so schnell ausbreiten. Und bestimmte Baumarten kommen mit Dürre besser zurecht.
Was ist mit den Tieren?
Die Waldwirtschaft wirkt sich auch auf die Tiere im Wald aus. Dort leben viele Arten, die großen Abstand zu Menschen halten. In Hessen gibt es zum Beispiel einige Luchse. Sie brauchen Gebiete, in die sie sich zurückziehen können.
Um die Natur in den Wäldern zu schützen, müssen sich die Forstleute an Regeln halten. Viele Wälder sind Schutzgebiete wie zum Beispiel Naturschutzgebiete oder Vogelschutzgebiete.
Wie arbeiten die Forstleute im Wald?
Bäume zu fällen ist schwere Arbeit. Baumstämme sind lang und viele hundert Kilo schwer. Dabei werden viele Maschinen eingesetzt. Nicht nur Motorsägen, sondern auch Kräne, Transportmaschinen und LKW.
Darum gibt es in bewirtschafteten Wäldern auch viele befestigte Wege. Auf ihnen gelangen die Maschinen zum Einsatzort, und das Holz wird mit LKW aus dem Wald gebracht.
Wer genau hinschaut, kann an vielen Stellen Schneisen entdecken, die von den befestigten Wegen in den Wald hineinführen. Sie sehen auch ein wenig aus wie Wege, und oft sieht man Reifenspuren. Aber die Schneisen enden im Wald. Es handelt sich um sogenannte Rückegassen. Hier gelangen die schweren Maschinen tief in den Wald, und hier werden die Bäume herausgezogen auf die Wege.
Wie geht schonende Waldwirtschaft?
Die schweren Maschinen sind einer der Gründe dafür, dass die Holzernte vor allem im Winter stattfindet. Denn wenn der Boden gefroren ist, richten sie weniger Schaden an. Ansonsten würde der Boden verdichtet, das heißt zusammengepresst. Dadurch sterben Bodenlebewesen ab. Außerdem kann Wasser nicht mehr gut in den Boden sickern, das kann den Bäumen in der Nähe schaden.
Es gibt noch einen praktischen Grund für die Arbeiten im Winter: Die Laubbäume tragen dann keine Blätter. Dann ist es leichter, die Bäume zu begutachten und diejenigen auszusuchen, die gefällt werden.
Bei dieser Auswahl wird auch auf die Natur geachtet. Wenn Bäume von Tieren bewohnt werden, sollen sie stehenbleiben. In Baumhöhlen leben zum Beispiel Spechte, Eulen oder Fledermäuse.
Oft bleiben auch Stämme von abgestorbenen Bäumen stehen. Denn sie bieten besonders vielen Tieren Unterschlupf. Gut für die Natur im Wald ist es außerdem, wenn auch auf dem Boden tote Äste und Stämme liegenbleiben. Das Totholz wird von Vögeln, kleinen Säugetieren und vielen Insekten genutzt. Sie finden dort Höhlen oder Nahrung. Außerdem zersetzen Pilze, Insekten und Bakterien das Holz. Es wird schließlich wieder zu fruchtbarem Boden.
Ein Siegel für naturnahen Wald
Es gibt Auszeichnungen für naturnahe Forstwirtschaft, ähnlich wie das Bio-Siegel in der Landwirtschaft. Bekannt ist vor allem das FSC-Siegel. Es wird nur vergeben, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden. Zum Beispiel müssen zwischen den Rückegassen größere Abstände eingehalten werden, es muss eine Mischung verschiedener Baumarten angepflanzt werden und ein Teil der Fläche darf nicht bewirtschaftet werden.
Das Siegel findet sich dann auch auf den Produkten, die aus dem Holz entstehen. Schau dich mal in einer Schreibwarenhandlung um: Dort findest du auf vielen Schreibheften oder auf Druckerpapier das FSC-Siegel. Auch Bücher werden oft auf FSC-Papier gedruckt.