Nur nicht aufregen, erst mal langsam, kein Stress büdde: Faultiere verbringen ihr Leben, ohne sich groß anzustrengen. Meist hängen sie einfach nur ab. Ihre Trägheit hat ihnen evolutionär nicht geschadet - im Gegenteil. Manchmal aber ist selbst beim Chill-Meister Schluss mit gemütlich.
Das zottelige Fell ist nicht schmutzig, es hat nur Moos angesetzt, daher die modrig-grüne Farbe. Ein Faultier bewegt sich einfach nicht gern - wie in Zeitlupe hangelt sich dieses Wesen durch die Regenwälder Mittel- und Südamerikas.
Vor rund hundert Millionen Jahren hatten sich die Vorgänger der Faultiere von den anderen Säugetieren getrennt. Und es scheint, als wollten sie seitdem den ganzen hektischen nicht mehr mitmachen. Das "Survival of the fittest", das ewige "Schneller, höher, weiter" der Natur - die Faultiere hielten sich da raus.
In der Natur hat alles einen Sinn, heißt es. Was aber ist der Sinn dieser Langsamkeit? Warum chillt das Faultier den lieben langen Tag - und turnt nicht munter durch die Äste wie die Affen?
"Mit Faulheit hat das nichts zu tun", sagt John Nyakatura vom Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Diese Langsamkeit ist ein sehr cleveres Erfolgskonzept." Das Faultier spart durch seine gemächlichen Bewegungen eine Menge Energie. Auf diese Weise kann es eine Futterquelle nutzen, die vielen anderen Tieren zu mager wäre: Es ernährt sich von den extrem nährstoffarmen Blättern der Baumkronen. "Möglichst wenig bewegen, um keine Energie zu verschwenden - so schafft es das Faultier, damit auszukommen", sagt Nyakatura, der es schon mal mit Mats, dem faulsten Tier der Welt, zu tun bekam.
Zweifingerfaultiere erreichen eine Länge von etwas über einem halben Meter und werden bis zu neun Kilogramm schwer. Den größten Anteil an diesem Gewicht stellt allerdings der Mageninhalt, denn für den Bewegungsapparat des Faultieres reicht eine sehr kleine Muskelmasse aus. "Faultiere sind unter ihrem langen Fell erstaunlich dünn", sagt Nyakatura.
Mit diesem Konzept der Sparsamkeit hatten die Tiere beachtlichen Erfolg. Die sechs unterschiedlichen Faultierarten konnten sich die Wälder Mittel- und Südamerikas erobern und leben dort in oft beachtlicher Dichte.
Die Langsamkeit bietet noch einen weiteren Vorteil. "So moosgrün und ohne auffällige Bewegungen sind Faultiere für Feinde in den Baumkronen kaum auszumachen", erklärt der Forscher. Dadurch entgehen sie oft selbst den scharfen Augen der Harpyie - einer großen Adlerart, die in den Wäldern nach Beute Ausschau hält.