Das liebe Geld - braucht auch eine Geistesgröße wie Friedrich Schiller. Vielleicht als Ehemann durch eine reiche Gattin? Oder doch besser als Professor für Geschichte in Jena? Autorin: Gabriele Bondy
Drei Jahre war er mit dem "Don Carlos" beschäftigt gewesen. Und was hatte es ihm gebracht? Soviel wissen wir: Das Honorar reichte jedenfalls nicht, um seine Schulden zu begleichen. Mit dem Dichten allein konnte sich auch ein Erfolgsautor wie Schiller nicht über Wasser halten. Deshalb wusste er früh: "Für meine späteren Jahre muss mir freilich immer irgendeine Zukunft in einer academischen Wissenschaft bleiben." - Und die Ernennung zum Weimarischen Rat? ... Eine Ehre gewiss. Doch sie berechtigte allenfalls zu den schönsten Hoffnungen auf spätere Anstellung... (Fragte sich bloß wann?)
Die gute Partie mit gar keinem Geld
Das liebe Geld. Woher nehmen und nicht stehlen. Heiraten vielleicht? "Weißt du mir übrigens eine reiche Partie, so schreibe mir immer..." bittet Schiller den verdutzten Freund Körner in Dresden "... entweder sehr viel Geld...oder lieber gar keines und desto mehr Vergnügen im Umgang." Letztere Variante wird ihm dann beschieden sein. Ganz ohne Fremdvermittlung übrigens. Seine Gattin, die verarmtem thüringischen Adel entstammte, erhellte zwar Schillers Gemüt; doch finanziell blieb er in den Miesen. So hieß es: weiterackern. Manchmal 12 Stunden hintereinander. Oft vergaß er darüber sogar das Essen, das Lottchen ihm hingestellt hatte. "Die Geschichte vom Abfall der Niederlande" wollte geschrieben werden. "Ich ringe mit einem heterogenen... und oft undankbaren Stoff, dem ich Leben und Blüte geben soll." Schiller will geschichtliche Prozesse verständlich machen. Die Leute sollen seine Sachen mit Spannung lesen. Was gelingt. Als professioneller Historiker sieht er sich aber nicht. Die komplizierte Materie ist in erster Linie ein "Magazin für meine Phantasie; und die Gegenstände müssen sich gefallen lassen, was sie unter meinen Händen werden". Nichtsdestotrotz - einer Professur an der Universität Jena ist er nicht abgeneigt. Am 15. Dezember 1788 lässt er Freund Körner wissen: "Vor einer Stunde schickt mir Göthe das Rescript aus der Regierung, worin mir... Weisung gegeben wird, mich darauf einzurichten."- Professor für Geschichte also. Doch schon kommen ihm Zweifel: "Aber die Herren wissen nicht, wie wenig Gelehrsamkeit bei mir vorauszusetzen ist."
Die Antrittsvorlesung "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?" gerät zum Triumph: "Den ganzen Abend hörte man in der Stadt davon reden, und mir widerfuhr eine Aufmerksamkeit von den Studenten, die bei einem neuen Professor das erste Beispiel war. Ich bekam eine Nachtmusik, und Vivat wurde dreimal gerufen."
400mal missverstanden
Dem euphorischen Anfang folgt bald die Ernüchterung. Zwischen dem "Catheder und den Zuhörern ist eine Art Schranke, die sich kaum übersteigen läßt. Man wirft Worte und Gedanken hin, ohne zu wißen... daß sie irgendwo fangen, fast mit der Überzeugung, daß sie von 400 Ohren 400mal, und oft abentheuerlich, mißverstanden werden. Keine Möglichkeit, sich im Gespräch, an die Faßungskraft des anderen anzuschmiegen." Einige Studenten erreicht der Professor natürlich schon. Und deren Aufmerksamkeit und Verehrung geben Schiller die Kraft, weiterzulehren. Die Doppelbelastung zehrt an ihm. Längst ist er ein kranker Mann und weiß, dass ihm nicht genug Zeit bleiben wird, seine dichterischen Projekte zu vollenden. Also muss er mit der Lehrtätigkeit kürzer treten. Finanziell geht es bescheiden aufwärts. Immerhin kann er inzwischen am ersten eigenen Schreibtisch arbeiten. Dieses wichtige Möbelstück hatte er speziell nach seinen Wünschen - für zwei Karolin - anfertigen lassen. Es ist noch heute im Schillerhaus in Weimar zu besichtigen.