Zonen kommen an ihre Grenzen, die eine früher, die andere später. Manch Zonenrand ist dem einen ganz recht, bei anderen möchte man gerne zum Grenzgänger werden. Autor: Thomas Grasberger
Manche Begriffe haben es verdammt schwer. "Zone" zum Beispiel. Eigentlich ein schönes Wort, das uns die alten Griechen da überliefert haben. Es bedeutet so viel wie "Gürtel". So einen Gürtel kann man immer brauchen. Ohne ihn stände mancher ganz schön nackt da. Ist also wirklich nützlich. Und doch denkt man bei "Zone" heutzutage unweigerlich an arme Verwandte im Osten, die den Gürtel enger schnallen und mit Bohnenkaffee und Milchschokolade versorgt werden mußten. Kein besonders prickelnder Gedanke!
Spreewaldgurke und Knusperflocken
Dabei hätte das Wörtchen ja durchaus positives Potenzial: Die erogene Zone zum Beispiel! Liegt aber leider unterhalb der Gürtellinie und kann daher hier nicht weiter untersucht werden. Wir bleiben lieber bei den "anständigen" Zonen, als da wären: die Umweltzone, die demilitarisierte Zone, die nuklearverseuchte Zone, die Kurzparkzone - Letztere bitte nicht zu verwechseln mit der Kurpark- oder Kur-Zone! Dann selbstverständlich die Parkverbotszone und nicht zu vergessen die allseits geschätzte Tempo-30-Zone. Womit wir schon fast bei unserem Thema wären!
Zonen-Wesen
Vorab sei aber noch angemerkt: Zum Wesen jeder Zone gehört es, dass es drinnen anders zugeht als draußen. Sonst wär´s nämlich keine! Weshalb an Zonengrenzen auch gern mal Warn- und Verbotsschilder stehen. "Wir müssen draußen bleiben! ", zum Beispiel. Oder - man denke nur an die Ostzone: "Wir müssen drinnen bleiben! " Ist auch nicht viel besser!
In unserem Fall aber - Und Achtung! Jetzt sind wir gleich mitten drin, in der Kern-Zone unseres heutigen Kalenderblattes ! - sind es die Autos und die Fußgänger, die drinnen bzw. draußen bleiben sollen. Es geht also, wie unschwer zu erraten ist, um die Fußgängerzone!
Ihre Erfindung war übrigens keineswegs zur Diskriminierung der Autos gedacht, im Gegenteil. Sie ist Teil der autogerechten Stadt: Hier wird gewohnt, dort wird gearbeitet, dazwischen autogefahren! Und Gehen? Ach ja, muss man ja auch noch. Nun, dafür sollte es dann eben Fußgängerzonen geben. Zum Beispiel im hessischen Kassel. Dort hatte man 1947 einen Wiederaufbauwettbewerb ausgeschrieben, um die vom Krieg schwer beschädigte Innenstadt wieder mit Leben zu erfüllen. Am 9. November 1953 wurde als erste offizielle Fußgängerzone Deutschlands die Kasseler Treppenstraße eröffnet.
Der Name ist übrigens Programm, bis heute ist die Treppenstraße mit zahlreichen Stufen gespickt. Ein unüberwindliches Hindernis für Kinderwagen, Rollstühle und Lieferfahrzeuge! Was natürlich keine gute Voraussetzung fürs Geschäft ist. Denn der Mensch sollte in Zeiten des Wirtschaftswachstums ja vor allem eines: Nämlich stehenbleiben und shoppen! Deshalb folgten bald schon weitere, "treppenlose" Fußgängerzonen in vielen Städten des Landes.