Eben mal zum Mond und retour auf die Erde, um mal rasch die Welt zu retten, ehe es zurück geht gen All... Heftroman für Heftroman wieder kein Problem für einen wie Perry Rhodan. Autorin: Brigitte Kohn
Major Perry Rhodan, die Lichtgestalt der amerikanischen Raumfahrt, ist einfach durch nichts zu erschüttern. Auch durch das fremde Raumschiff nicht, das er bei seiner ersten Reise auf den Mond überraschenderweise dort antrifft. Es gehört den Arkoniden, einer Großmacht der Milchstraße. Die Arkoniden sind hier gestrandet, und statt einen Ausweg aus ihrer Misere zu suchen, hängen sie matt und krank rund um die Uhr vor futuristischen Fernsehern ab. Perry Rhodan kommt ihnen gerade recht. Er ist die Luxusausgabe eines Erdenbürgers, knackfrisch und voller Tatendrang, mit blauen Augen, die schimmern wie die Bruchstellen grobkörnigen Stahls. Er kennt die Lösung für jedes Problem.
Lösungskompetent
So stehts zu lesen im ersten Heft der Perry-Rhodan-Serie, die am 8. September 1961 an deutschen Kiosken ihren Einstand gibt. Eine Reise zum Mond, das ist damals noch echte Science Fiction. Neil Armstrong ist ja erst acht Jahre später dran und erlebt auf dem Mond im Grunde nichts, verglichen mit Perry Rhodan.
Der nimmt die Arkoniden erst mal mit zur Erde, stellt sie dort gesundheitlich wieder auf die Beine und erhält zum Dank Zugriff auf ihr schwindelerregendes Waffenarsenal. Damit gründet er die Dritte Macht, verhindert einen Atomkrieg, eint die in zwei verfeindete Machtblöcke geteilte Menschheit und führt sie auf den Weg ins All. Das ist in der Zeit des Kalten Krieges nicht nur spannende Unterhaltung, sondern beruhigt auch die Ängste der Nachkriegsdeutschen vor einem dritten Weltkrieg.
Widerstand gibt’s freilich auch. Bundesrepublikanische Bildungsbürger verabscheuen Perry Rhodan als Ausgeburt der Schundliteratur und linksintellektuelle als Neuauflage des Führerprinzips. Und das, obwohl die Erfinder der Serie, die Science-Fiction-Autoren Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting, immer wieder beteuern, dass Perry Rhodan eben kein Diktator ist: sondern als Großadministrator des solaren Imperiums demokratisch gewählt und mit Billigung des solaren Senats unterwegs.
Dass er es gut mit der Menschheit meint und auch gegen noch so bizarre galaktische Völkerschaften nichts hat, solange sie ihm das Leben nicht allzu schwer machen.
Solarimperator
Allen Kritikern zum Trotz wächst die Auflage ständig und das Autorenteam auch, und es geht mit der Zeit. In den 70ern, als junge Leute lange Haare und Batikhemden tragen und Friedenszeichen um den Hals, entwickelt auch Perry Rhodan erstaunlich viel Sinn für die Poesie des Kosmos und für humanistische Ideale. Vielleicht hat das ja ebenso viel zu seiner Unsterblichkeit beigetragen wie der ganze technische Schnickschnack, der ihm im Laufe der Zeit so angedichtet wird.