Der beste Freund des Menschen - ist auch der beste Freund der Maus. Und irgendwie gönnt man es Mickey, dieser durch und durch guten Vorzeigemaus, dass sie wenigstens bei der Erziehung ihres Hundes nicht vorwärts kommt. Autorin: Anja Mösing
Er ist ein Tier! Und: er benimmt sich auch so.
Das ist bei einem Hund eigentlich nicht überraschend. Wenn dieser Hund einer Maus gehört schon eher. Vor allem weil diese Maus ganz selbstverständlich spricht, Autofahren kann,
in den unterschiedlichsten Berufen arbeitet und überhaupt extrem talentiert ist.
Sonnenklar: diese Maus ist mehr als ein Tier.
Ein nur kurze Zeit namenloser Köter
Logo, sie ist ja auch die berühmteste Maus der Welt: Micky Maus. Und wie im richtigen Leben ähneln sich Herr und Hund ein bisschen: irgendwie haben sie beide einen fadendünnen Mauseschwanz. Ansonsten ist Pluto ein großer Hund mit kurzem Fell, langen Schlappohren und langer Schnauze. Sonst nichts. Er ist ein Tier!
In Mickys Leben taucht er ganz plötzlich auf, am 18. August 1930, als namenloser Köter eines Gefängniswärters. Nicht im Comic, sondern in einem der damals viel beliebteren kurzen Micky Maus Filme, die schon seit zwei Jahren im Kino gezeigt wurden. Micky begegnet diesem Hund, als er selbst noch sehr jung, sehr wild und gar nicht brav ist, sondern eher ein mit allen Wassern gewaschener Bursche. In diesem ersten gemeinsamen Film ist er sogar ein Sträfling. Einer, der mit allerhand Tricks aus seiner Steine klopfenden Sträflingskolonne auszubrechen versucht, erfolgreich gehetzt vom Gefängniswärterhund.
Schon wenige Filme später bekommt dieser Hund den Namen Pluto. Sehr geschickt!
Denn 1930 haben Astronomen auch den soeben entdeckten, kleinsten Planeten unseres Sonnensystems so benannt. Pluto ist also in aller Munde, ein Modename - frei nach dem römischen Gott der Unterwelt natürlich!
Alles schien in diesen Jahren möglich. Auch den Trickfilmmachern. Die pfeifen auf die Regeln der Physik und lassen die Trickfilmfiguren ihre Körper so lang dehnen wie grad nötig, um beispielsweise einer Pistolenkugel auszuweichen; sie verwandeln schnell mal ihre Ohren in Propeller; ihre Autos laufen, wenn sie leise sein wollen, mit den Reifen wie auf Zehenspitzen; Wolken können mit Korkenziehern geöffnet werden, wie gut gefüllte Weinflaschen: die Freiheit der Trickfilmer ist ebenso grenzenlos wie das Vergnügen des Publikums.
Einfach Hund sein!
Nur das schnöde wirkliche Leben setzte dann doch wieder Grenzen. Walt Disney, der Micky Maus ebenso erfand wie Pluto, erntete in den USA von Seiten aufmerksamer Tugendwächter immer mehr Kritik für seine kleinen Filme. Ihr Anarchismus könne die Kinder verderben, hieß es. Und Disney konnte keine schlechten Kritiken brauchen. Also griffen seine Autoren zu einem Trick: sie verlagerten nach und nach alle fragwürdigen Charakterzüge von Micky Maus auf neue Nebenfiguren: auf den trotteligen Tollpatsch Goofy, den schlitzohrigen Kriminellen Kater Karlo, auf den cholerischen Pechvogel Donald Duck, den geldgierigen Geizhals Dagobert Duck und eben auch auf Pluto.