"Siedler von Catan" erfunden(4.27)

Holz gegen Getreide? Lehm gegen Erz? Strategisches Denken ist gefragt in "Die Siedler von Catan". Und wenn der Räuber kommt, hilft nur noch der Ritter. Seit über 20 Jahren erobern begeisterte Spieler würfelnd die Welt. Autorin: Leo Hoffmann

Klacker-di-Klack fallen die Würfel: Drei und Vier!

 

(Entsetzen) Nein! Sieben bedeutet Räuber! Wo wird der Gegner den schwarzen Mann hinsetzen?

 

(Ärgerlich) Na, aber doch nicht auf den Wald, damit wären ja sämtliche Bauprojekte blockiert!

 

(Baff) Tatsächlich! Stellt der die Räuberfigur glatt auf den Wald mit der Neun!

 

(ironisches Räuspern) Wie sollen wir ohne Holz Straßen bauen? Die anderen Wälder stehen unter Naturschutz, quasi: Sie tragen die Zwei und die Drei - wer, bitte, wirft das mit zwei Würfeln?

 

Wird die neu entdeckte Insel mit dem schönen Namen “Catan“ nun unbesiedelt bleiben? Keineswegs! Auch wenn Spielzüge zunächst scheinbar ins Aus laufen, 

ist der Spieleabend längst nicht zu Ende. Denn mit jedem Wurf ändert sich beim Besiedlungs- und Eroberungsspiel "Die Siedler von Catan“ die Lage - nicht unbedingt nur für den Würfler, meist für mehrere Spieler und manchmal derart dramatisch, dass auch der ausgefuchsteste Siedler seine Baupläne fallen lassen muss. Eben dann, wenn die Sieben, die für "Raubüberfall“ steht, ihn zwingt, die Hälfte seiner Rohstoffe zurück auf den Kartenstapel zu legen. Oder wenn einer der Spieler die Entwicklungskarte “Monopol“ zieht: Dann müssen die Mitspieler ihm alle ihre Karten des gewählten Rohstoffs aushändigen.

 

Rohstoffe? Entwicklungskarten? Siedlungspunkte?

 

“Ich habe mir 1992 die ersten Gedanken zu einem ‚Besiedlungs- und Entdeckungsspiel’ gemacht“, erinnert sich der Spieleerfinder Klaus Teuber. 

“Das erste Konzept habe ich dann am 27. April 1993 niedergeschrieben!“

 

Doch zunächst will kein Verlag das Spiel mit dem ausführlichen Regelwerk und der Vielzahl denkbarer Spielzüge in sein Programm aufnehmen. Es ist ja nicht einmal das sechseckige Brett eindeutig festgelegt: Die 19 Hügellandschaften, Gebirge, Wälder, Äcker und Weiden liegen bei jedem Spielbeginn anders im Rahmen, der das Meer rund um “Catan“ darstellt.

 

Auch die Werte auf diesen 19 Feldern ändern sich, je nachdem welcher Zahlenchip auf welcher Landschaft zu liegen kommt. Zudem fordert Teubers Konzept Geschick beim Handeln mit 95 Rohstoffkarten, beim Einsatz der Spielsteine, die Straßen, Siedlungen und Städte darstellen, strategisches Denken beim Umgang mit den Entwicklungskarten sowie List und Diplomatie beim Handel der Spieler untereinander!

 

Ein Spiel erobert die Welt

 

Erst knapp zwei Jahre später, am 9. Februar 1995, stellt der Kosmos-Verlag das Spiel auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vor. Und es geschieht das, wovon Spieleentwickler träumen: “Die Siedler von Catan“ heimsen einen Preis nach dem anderen ein, darunter die größten wie “Spiel des Jahres“ und “Deutscher Spielepreis“.

 

Schon 1996 kämpft man an 500 000 Tischen um Wolle und Erz, errichtet Siedlungen, um weitere Rohstoffeinnahmen zu erzielen, hortet Siegpunkte und bändigt Räuber wie Mitspieler mit der Entwicklungskarte Ritter: “Wenn Sie diese Karte ausspielen, versetzen Sie den Räuber und ziehen bei einem der betroffenen Spieler eine Karte!“

 

Heute, nach gut 20 Jahren, kennen vier von fünf Deutschen “Die Siedler von Catan“! Über zehn Millionen Mal wurde das Spiel allein in Deutschland verkauft: als Brettspiel, Würfelspiel, Kartenspiel, Online, mit Erweiterungen und ohne. Es ist in 30 Sprachen übersetzt und in mehr als 40 Ländern tauscht man “zwei Gold gegen einen Lehm“ oder “vier Holz gegen ein Getreide“:

 

Das Eroberer-Spiel hat die Welt erobert!