Vorlage schwierig, Ergebnis beachtlich, Auftraggeber zufrieden: Mozart hat mit der Oper "La finta Giardiniera" alles richtig gemacht. Trotzdem gab es nach der Premiere am 13. Januar 1775 keine Anstellung in München.
"Bravo, Bravo, Bravo!" - Die Premiere in München ist ein voller Erfolg. Mozarts neuestes Werk, eine "Opera buffa" - eine heitere, musikalische Komödie - versetzt das Publikum in Begeisterungstaumel. Wolfgang Amadeus ist höchst zufrieden und meldet der in Salzburg zurückgebliebenen Mutter: "Gestrotzt voll" sei das Salvatortheater gewesen - und nach jeder Arie - ein "erschöckliches Getös". - "Viva Maestro!"
Kühl abgeweisen
Nun, München ist im Faschingsfieber, und Mozart hat tatsächlich keine Mühe gescheut: Für das unaussprechbar alberne Opernlibretto hat er etwas ungewöhnlich Anspruchsvolles komponiert. Italienische Opern sind gerade schwer in Mode, der Münchner Hof und Kurfürst Max III. Joseph machen da keine Ausnahme: "La finta Giardiniera" - "Die Gärtnerin aus Liebe" - ist eine Auftragsarbeit und die Handlung ein für das Genre typischer, kaum nacherzählbarer Unsinn rund um Verkleidungen, Verwechselungen und Verwirrungen. Amouröse Abenteuer, zerstrittene Liebende - und am Ende liegen sie sich doch noch in den Armen - die affektierte Marchesa Violante onesti und der zu schwerer Überspanntheit neigende Graf Belfiore. Nur für Mozart zahlt sich der schrille Wirbel dann gar nicht aus. Die "Viva Maestro!"-Rufe verhallen folgenlos. Nur wenige Wochen nach der Uraufführung am 13. Januar 1775 verschwindet die übergeschnappte Gärtnerin auf Nimmerwiedersehen von der Bühne.
München hat Mozart also kein Glück gebracht - und so müssen die Zukunftspläne des 19-Jährigen wieder einmal neu arrangiert werden. So erfolgreich Mozart schon als Sechsjähriger an den Höfen Europas antichambriert hatte, so schwierig ist es jetzt, eine Festanstellung zu finden. Das einstige Wunderkind, vom Vater vorgeführt wie ein dressiertes Hündchen, bewirbt sich vergeblich. Mozart, der mühelos mit Hochwohlgeborenen parliert und ganze Soireen bestritten hatte, bevor seine Füße überhaupt die Klavierpedale erreichten; als Erwachsener entwickelt er geradezu kindische Züge. Der Mann mit dem absoluten Gehör schockiert mit Zoten und Kalauern, und kassiert eine Absage nach der anderen.
München zur Ehre
Wenig später - Mozart macht 1777 wieder Station in München - da spricht er erneut bei Hofe vor. Und erneut gibt es einen Korb: Man habe keine freie Stelle, lässt der Kurfürst lakonisch ausrichten, alle Ämter seien besetzt: "Es ist keine Vacatur da. Wenn nur eine Vacatur da wäre!" Mozart insistiert, er würde München gewiss zur Ehre gereichen. Doch unglücklicherweise ist der Kurfürst gerade auf dem Sprung zu einem Jagdausflug und möchte den Komponisten so schnell wie möglich loswerden. Warum das Genie nicht einfach in Salzburg bliebe? Was für ein Fehlschlag! Mozart bleibt in Salzburg. - Doch nicht auszudenken, hätte er sich stattdessen in München niederlassen können. - München wäre Mozartstadt geworden - und die Mozartkugel eine weiß-blaue Spezialität.