Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen wurde im Sommer dieses Jahres eine ägyptische Mumie in Taipeh angeliefert. Hier wird sie als Leihgabe im Rahmen einer dreimonatigen Ausstellung gezeigt. Vor Beginn der Ausstellung führte ein medizinisches Team eines Militärkrankenhauses in Taipeh eine Röntgenuntersuchung der Mumie durch. Mithilfe der gesammelten Daten wurde sodann ein dreidimensionales Abbild des Schädels und des Skeletts der Mumie erstellt. Wie der Leiter der Untersuchungen, der orthopädische Chirurg Hua Shih-yuan, mitteilte, habe der Mann über ein starkes Körperskelett verfügt und sei im Alter von 20 bis 30 Jahren gestorben.
„Wir haben mithilfe von 3D-Bildgebungsverfahren den Körper eines Menschen rekonstruieren können, der vor mehr als 3.000 Jahren gestorben ist. Auf der Grundlage der Skelettstruktur ist es uns möglich, sein einstiges Erscheinungsbild zu rekonstruieren und Vermutungen anzustellen, wie er zu Lebzeiten ausgesehen haben könnte."
Im Anschluss wurde ein Abgleich zwischen der bisher unidentifizierten männlichen Mumie und Bildern der Mumie von Pharao Ramses des Zweiten vorgenommen. Das Untersuchungsteam ist überzeugt, Übereinstimmungen in der Erscheinung festgestellt zu haben.
Das Team um Doktor Hua stellte mithilfe eines 3D-Computerprogramms auch ein Abbild des Gesichtes der Mumie her. Dominante Charakteristika sind dabei die großen Augen und die lange Nase. Darüber hinaus ist bemerkenswert, dass der Tote in einem speziell für Frauen vorgesehenen Sarkophag aufgefunden wurde. Wann genau die Mumie in Ägypten geborgen wurde, ist nicht bekannt. Allerdings geht man davon aus, dass die Binden gegen 1900 entfernt wurden, als die Mumie an einen britischen Sammler verkauft wurde.
Der Historiker Shieh Tse-Ching vermutet, dass die Mumie in einem der schöneren Frauensärge platziert wurde, um einen höheren Preis bei Sammlern erzielen zu können. Seiner Auskunft nach könnten die während der Mumifizierung verwendeten Materialien wertvolle Hinweise auf die Identität des Toten liefern.
„Die Qualität der Mumifizierung ist hervorragend. Üblicherweise wurden ägyptische Mumien mit Baumharzen aus der Nilregion gefüllt, aber diese hier enthält Harz von Pistazienbäumen, die sich zu jener Zeit nur im Iran und Irak finden ließen. Außerdem sind wir auf Thymian gestoßen. Er wurde wohl verwendet, um den Körper zu erhalten und ihm einen angenehmen Geruch zu verleihen. Daraus lässt sich schließen, dass es sich um die Mumie einer sehr bedeutenden Person handeln muss."
Dennoch bleibt die Identität des Toten geheimnisvoll. Carolyn Routledge, ihres Zeichens Kuratorin für Ägyptologie und Archäologie am Museum von Bolton, vermutet eine adelige Herkunft des Toten. Aufgrund von Ähnlichkeiten im Gesicht sowie der sehr sorgfältig durchgeführten Mumifizierung schließt sie auch nicht aus, dass es sich um einen Sohn Ramses des Zweiten handeln könnte.
„Gegenwärtig können wir uns nicht sicher sein. Unsere Annahmen basieren auf der Qualität der Mumifizierung, die nur äußerst bedeutsamen Personen vorbehalten war, und Ähnlichkeiten zu Ramses dem Zweiten. In der Zukunft wäre daher ein DNA-Test wichtig, um eine Bestätigung zu erhalten."
Die Mumie Ramses des Zweiten, der von 1279 bis 1212 vor unserer Zeitrechnung lebte, ist im Ägyptischen Museum in Kairo zu bewundern.
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