Wie kann man als Tourist in kürzerster Zeit die Traditionen eines fremden Orts kennen lernen? Bei einem Rundgang durch ein Museum kann man auf jeden Fall einen Einblick in die Geschichte des Reisezieles gewinnen. Wir laden Sie daher heute in ein privates Museum in Shanghai ein. Dort wird die lange Tradition des Teetrinkens bewahrt.
Das Museum heißt Jiguzhai und befindet sich in einer Seitengasse in der Nähe des belebten Tempels des Stadtgottes, des Chenghuangmiao. Das Gebäude, in dem heute das Museum ist, war früher eine Werkstatt. Der Museumsbesitzer Yang Yuxin hat die Werkstatt vor zwei Jahren zu einem Museum für Teesets gemacht. Der Sammler Yang Yuxin kam 2005 auf die Idee, ein Museum aufzumachen. Er wollte seine unzähligen Sammlerstücke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Im Jiguzhai Museum werden vor allem Teesets ausgestellt. Yang Yuxin:
"Es wäre eine ideale Kombination, ausgewählte Teesets auch zum Teetrinken zu benutzen. Denn es ist wichtig, worin der Tee gekocht beziehungsweise aufbewahrt wird. In meinem Museum werden Utensilien zum Bearbeiten der Teeblätter, fürs Teekochen und fürs Teetrinken gezeigt."
In China hat der Teeanbau, aber auch das Teetrinken eine lange Tradition. Im Volksmund heißt es, der Stammesführer Shen Nong habe sich vor etwa 5.000 Jahren beim Probieren verschiedener Heilkräuter unglücklicherweise vergiftet. Allerdings konnte sein Leben gerettet werden, indem man ihm einen Tee einflösste. Vor rund 1.200 Jahren verfasste Lu Yü ein Fachbuch über Tee. Heute ist Tee das wohl populärste Getränk in China. Aber trinkt man heute noch wie vor einigen Jahrhunderten Tee? Die Antwort ist nein. Einige Tee-Utensilien zeigen, dass man in der Vergangenheit vollkommen andere Tee-Gewohnheit kannte. Dazu der Museumsbesitzer Yang Yuxin:
"In unserem Museum stellen wir Utensilien aus verschiedenen Dynastien aus. Wie zum Beispiel eine Kanne aus der Jin-Dynastie, sie ist also 1.700 Jahre alt. Oder schauen Sie sich dieses Stück an. Es ist ein Tee-Quadrat. Es wird in mehrere Tee-Quadrate unterteilt. Jedes kleines Quadrat enthält eine Zutat fürs Teetrinken. Eines ist für eine Erdnuss, ein anderes für eine Piniennuss vorgesehen."
In der Zeit vor der Tang-Dynastie wurden vor dem Teetrinken zunächst Teekuchen zubereitet. Dazu wurden die Teeblätter gepresst und zu einem kleinen Kuchen geformt. Für die Tee-Zubereitung wurde eine Ecke des Teekuchens abgebrochen, zerrieben und gesiebt, erst dann machte man daraus einen Tee. Beim Trinken sollte man Zutaten wie Erdnüsse und Sesam anbieten. Man verwendete damals eine große Auswahl an Zutaten: Röhrenlauch, Ingwer, Datteln, Mandarinenschalen, Bocksdorn, Minze, Piniennüsse, Salz und Zucker. Erst in der Zeit der Ming-Dynastie vor etwa 500 Jahren begann man nur die Teeblätter ohne andere Zutaten im Wasser zu kochen. In abgelegenen Regionen wie im südöstlichen Fujian leben die alten Traditionen aber bis heute fort. Vor Jahrhunderten waren die Menschen auf der Flucht vor den Kriegen nach Fujian in eine sehr abgelegene Ecke des Reiches geflohen, sie verloren den engen Kontakt zu den Menschen in Zentralchina. Der Sammler Yang Yuxin zeigt uns einige Utensilien, mit denen man die Tee-Zutaten zerreiben kann:
"Der Tee, in den man zerriebene Zutaten gemischt hat, heißt auf Chinesisch Lei-Cha. Lei bedeutet zerreiben und Cha ist Tee. Um die Zutaten zu zerreiben, braucht man einen Mörser oder eine Mühle. Hier haben wir eine Steinmühle, dort eine Eisenmühle und dort eine Porzellanmühle. Es gibt aber noch eine andere Methode, um Teeblätter und Zutaten zu zerreiben. Dazu sitzt man auf einer Bank und bewegt ein größeres Rad mit einer Achse in der Mitte mit den Füßen nach vorn und nach hinten über die Teeblätter."
Reisetipps
Das Jiguzhai Museum liegt im Zentrum der Stadt Shanghai. Sie können es mit der U-Bahnlinie 1 oder 2 erreichen.
Wir schlagen Ihnen vor, nach der Besichtigung des Museums auch noch den Yüyuan-Garten in der Nähe zu besuchen. Der Yüyuan war einst ein Privatgarten, heute ist er eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Shanghais.