Hier finden Sie die 10-Uhr Nachrichten der Deutschen Welle vom Donnerstag.
Arafat nach fünf Wochen Belagerung frei
Annan will Untersuchung der Vorfälle in Dschenin absagen
IG Metall entscheidet über Streikbeginn
RAMALLAH: Israel hat den Hausarrest von Palästinenser-Präsident Jasser Arafat aufgehoben und die fast fünfwöchige Belagerung seines Hauptquartiers in Ramallah beendet. Im Gegenzug wurden sechs von Israel gesuchte Palästinenser internationalen Diplomaten übergeben und in ein Gefängnis nach Jericho gebracht. Arafat verließ zum ersten Mal seinen Amtssitz. In einer ersten Stellungnahme verurteilte er scharf die Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem. Dort waren in der Nacht neue Gefechte ausgebrochen. In einem Nebengebäude brach ein Feuer aus. Unterdessen rückten israelische Panzer erneut in Tulkarem im Westjordanland ein.
NEW YORK: UN-Generalsekretär Kofi Annan will die Delegation zur Aufklärung der Vorgänge im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin an diesem Donnerstag auflösen. Er bedauere, dass die Berichte über ein Massaker durch israelische Soldaten in dem Lager jetzt nicht aufgeklärt werden könnten, schrieb Annan in dem Brief an den Weltsicherheitsrat. Die UN-Delegation hatte seit Tagen in Genf auf die Einreisegenehmigung der israelischen Regierung gewartet. - Ein Stellvertreter von Annan hatte am Dienstag mitgeteilt, ein ausgewogener Bericht über die Ereignisse in Dschenin sei ohne die Zusammenarbeit Israels nicht möglich.
HAMBURG: Kurz vor der erwarteten Entscheidung über den Beginn von Streiks in der Metall- und Elektroindustrie hat Wirtschaftsminister Werner Müller neue Verhandlungen gefordert. Streiks passten nicht in die Zeit eines sich entwickelnden Aufschwungs, sagte Müller in der 'Süddeutschen Zeitung'. IG Metall-Chef Klaus Zwickel sagte dagegen, ein hoher Tarifabschluss sei wichtig für den Aufschwung. Der IG Metall-Vorstand entscheidet im Tagesverlauf, wo ab Montag gestreikt wird. Unter anderem sind die stark exportorientierten Automobilkonzerne DaimlerChrysler und Porsche im Gespräch. - Unterdessen rechnet auch die IG Bau-Agrar-Umwelt mit einem Scheitern der Tarifverhandlungen im Baugewerbe.
BERLIN/ERFURT: Eine Tag vor dem offiziellen Staatsakt für die Opfer des Schulmassakers von Erfurt hat Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin mehr Zuwendung und Respekt für Kinder gefordert. Worte könnten Waffen verdrängen, schrieb die SPD-Politikerin in der 'Bild'-Zeitung. Eine Grundsatzdebatte im Bundestag über Gewalt und Menschenwürde forderte Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel. Sein rheinland-pfälzischer Kollege Kurt Beck warnte vor einseitigen Schuldzuweisungen an die Medien. Bundeskanzler Gerhard Schröder berät an diesem Donnerstag mit den Intendanten der Fernsehsender über Möglichkeiten, Gewaltdarstellungen zu begrenzen.
BELGRAD: Ein ranghoher Mitarbeiter des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic ist nach Den Haag geflogen, um sich freiwillig dem UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien zu stellen. Der frühere stellvertretende Minister- Präsident Nikola Sainovic galt als einer der engsten Vertrauten von Milosevic und war für die Koordinierung von Einsätzen gegen die UCK im Kosovo zuständig. Mit Sainovic an Bord ist der ehemalige Gefängnisaufseher Momcilo Gruban. Er gehörte zum Wachpersonal des von bosnischen Serben betriebenen Lagers Omarska, in dem von 1992 bis 1995 Muslime inhaftiert waren.
PARIS: In der französischen Hauptstadt ist es im Anschluss an Demonstrationen gegen den rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten Jean-Marie Le Pen zu Krawallen gekommen. Etwa 30 Personen wurden vorübergehend festgenommen. Zuvor waren mehr als eine Million Menschen landesweit auf die Straßen gegangen, um gegen Le Pen zu protestieren. Dessen 'Nationale Front' hatte etwa 10.000 Anhänger mobilisiert. Le Pen tritt am kommenden Sonntag in einer Stichwahl um das Präsidentenamt gegen Amtsinhaber Jacques Chirac an.
KABUL: Die USA und Großbritannien haben in Afghanistan eine neue Militäroperation gestartet. Wie das britische Verteidigungs-
Ministerium in London mitteilte, sind mehr als 1.000 Soldaten in einer Gebirgsregion im Osten des Landes im Einsatz, um Kämpfer der El Kaida und der Taliban aufzuspüren. Die 'Washington Post' hatte zuvor berichtet, die USA würden weitere 1.000 Soldaten und Fallschirmjäger in die afghanisch-pakistanische Grenzregion verlegen. Außerdem hätten die US-Truppen Kampfhubschrauber auf den Luftwaffenstützpunkt bei Chost nahe der pakistanischen Grenze geflogen. - Derweil brachte ein US-Militär-Flugzeug weitere 36 Gefangene aus Afghanistan in das Lager bei Guantánamo auf Kuba. Im Lager werden damit knapp 340 mutmaßliche Kämpfer der Taliban und El Kaida festgehalten.
MANLA: Auf den Philippinen ist bei einem gemeinsamen Manöver von philippinischen und US-Soldaten ein Militärflugzeug abgestürzt. Der philippinische Kampfjet vom Typ F-5 sei im Norden des Landes in eine Schule gerast, teilten die Behörden in Manila mit. Der Pilot sei ums Leben gekommen, mindestens 16 Menschen seien verletzt worden. Die Unglücksursache war zunächst unklar. - An dem Manöwer in der Nähe der ehemaligen US-Militärbasis Clark nehmen mehr als 2.000 US-
Soldaten teil. Sie sollen die philippinische Armee im Kampf gegen die islamistischen Abu-Sayyaf-Rebellen unterstützen, die Verbindungen zum El Kaida-Netzwerk von Osama Bin Laden haben sollen.
ZUM FUßBALL: Bayer Leverkusens Gegner im Finale der Champions League ist Real Madrid. Der spanische Rekordmeister erreichte mit einem 1:1 gegen den FC Barcelona das Endspiel am 15. Mai in Glasgow. Nach dem 2:0 im Hinspiel hatte Raul vor 75.000 Zuschauern im ausverkauften Santiago-Bernabeu-Stadion den Führungstreffer erzielt. Wenige Minuten nach der Pause unterlief Ivan Helguera ein Eigentor zum 1:1.
ZUR BÖRSE: Der deutsche Aktienmarkt tendiert zum Auftakt schwächer. Der DAX steht zur Stunde bei 5.025 Punkten, rund 15 Punkte weniger als bei der Schlussnotierung am Dienstag. Der japanische Aktienmarkt schloss knapp behauptet. Der Nikkei-Index büßte einen Punkt ein und schloss bei 11.551 Punkten. Der Euro notiert bei 0,90-58 US-Dollar.
DAS WETTER IN DEUTSCHLAND: Im Westen und Norden stark bewölkt und Regen. Im Osten und Süden heiter bis wolkig, nachmittags auch hier einzelne Schauer und Gewitter. Höchsttemperaturen im Norden und Westen um 15 Grad, sonst bis zu 25 Grad.
Am Vormittag meldeten:
Hamburg: 9 Grad, stark bewölkt;
Berlin: 10 Grad, bedeckt;
Dresden: 12 Grad, heiter;
Köln: 11 grad, stark bewölkt;
Frankfurt am Main: 10 Grad, Regen und
München: 10 Grad, bedeckt.