Hier finden Sie die 10-Uhr Nachrichten der Deutschen Welle vom Dienstag.
Deutsche Marine übernimmt Flottenkommando
Thierse mahnt sachliche Debatte nach Erfurt an
Arbeit der UN-Kommission zu Dschenin verzögert sich
BERLIN: Die deutsche Marine wird im internationalen Anti-Terror-Einsatz am Horn von Afrika das Flotten-Kommando übernehmen.Das habe Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping -SPD- nach seinen Gesprächen in den USA entschieden, teilte das Ministerium in Berlin mit. Die Marine werde den Oberbefehl vom nächst möglichen Zeitpunkt an - vermutlich Anfang Mai - bis zum 30. Oktober übernehmen. Eine abschließende Abstimmung mit den beteiligten Nationen sei für nächste Woche geplant.
BERLIN: In der Diskussion über die Konsequenzen nach der Bluttat im Erfurter Gutenberg-Gymnasium hat Bundestagspräsident Wolfgang Thierse Sachlichkeit angemahnt. Parteipolitischer Streit werde dem Ernst des Themas und der moralischen Herausforderung nicht gerecht, sagte Thierse in einem Zeitungsinterview. Er kündigte an, dass sich der Bundestag in nächster Zeit mit den Geschehnissen beschäftigen werde. Mit der Tat seien Grundfragen des Zusammenlebens berührt. Ziel der Debatte solle es sein, die Waffengesetze zu verschärfen und zu prüfen, wie Gewalt in den Medien verringert werden könne. - Überall in Deutschland war auch am Montag der Opfer des Amoklaufs gedacht worden, bei dem ein 19-Jähriger in einer Schule 16 Menschen und dann sich selbst erschossen hatte.
NEW YORK: Der Arbeitsbeginn der geplanten UN-Kommission für Dschenin verzögert sich weiter. Nach Agenturberichten sieht Israel mindestens sechs Forderungen noch nicht erfüllt, die in dem Kommissionsbericht stehen müssten. Israel hatte zunächst seine Zustimmung zu der
Kommission gegeben, die Massaker-Vorwürfe während der israelischen Besatzung des palästinensischen Füchtlingslagers Dschenin untersuchen soll. Wenig später machte es jedoch einen Rückzug mit der Begründung, die Kommission sei nicht ausgewogen genug besetzt. Derweil kam es im Westjordanland vor der geplanten Aufhebung des Hausarrestes von Palästinenser-Präsident Jasser Arafat zu neuen Gewaltausbrüchen.
WASHINGTON: Bundesaußenminister Joschka Fischer hat die deutsche Unterstützung für die Vermittlungsbemühungen der USA im Nahost-Konflikt bekräftigt. Nicht zuletzt auf Grund der großen muslimischen Minderheit in Deutschland sei der Bundesregierung an einem Ende der Gewalt und Fortschritten im Friedensprozess gelegen, sagte Fischer nach einem Treffen mit seinem amerikanischen Kollegen Colin Powell in Washington. Powell lobte seinerseits die Friedensbemühungen Fischers. Der deutsche Außenminister betonte, die Zusammenarbeit, auch innerhalb der Europäischen Union, sei sehr eng.
BRÜSSEL: Die Europäische Union hat sich auf eine Erweiterung ihrer Liste terroristischer Organisationen geeinigt. Neu darauf sind unter anderem die PKK-Nachfolgeorganisation, der 'Kongress für Freiheit und Demokratie in Kurdistan', und eine baskische Organisation. Bis zum 2. Mai muss das neue Papier von den Vertretern der 15 Mitgliedsstaaten noch in einem schriftlichen Verfahren angenommen werden. Ziel der Liste, auf der bereits 13 Organisationen stehen, ist unter anderem die Möglichkeit, das Vermögen der ausgewählten Vereinigungen einfrieren zu können.
GUANTANAMO: Die rund 300 mutmaßlichen Taliban- und El Kaida-Kämpfer in Guantanamo Bay auf Kuba sind in ein permanentes Gefängnis verlegt worden. Sie waren seit Monaten in behelfsmäßigen Drahtverschlägen unter freiem Himmel untergebracht. Menschenrechtsorganisationen
hatten diese Zustände stets kritisiert. Die neue Einrichtung verfügt über Sanitäranlagen und Betten.
ISLAMABAD: In Pakistan hat die Volksabstimmung über eine fünfjährige Verlängerung der Amtszeit von Militärmachthaber Pervez Musharraf begonnen. Musharraf hatte die Bevölkerung in einer Fernsehansprache um Zustimmung gebeten, damit er seine begonnenen Reformen fortsetzen und wirksam gegen religiösen Extremismus vorgehen könne. Zugleich bekräftigte er, dass im Oktober ein neues Parlament gewählt werde.
Die Parteien im Land bezeichnen die Wahl als nicht verfassungsgemäß und haben zum Boykott aufgerufen. Musharraf war 1999 in einem Putsch an die Macht gekommen und hatte sich 2001 selbst zum Präsidenten ernannt.
PJÖNGJANG: Eine Delegation des deutschen Bundestages ist nach Nordkorea gereist. Die Parlamentarier werden dort unter anderem Projekte von deutschen Hilfsorganisationen besichtigen. Außerdem wollen sie klären, ob erstmals ein Treffen von Parlamentariern aus Nord- und Südkorea in Deutschland organisiert werden kann.- Auch den früheren US-Präsidenten Bill Clinton hat Nordkorea nach chinesischen Zeitungsberichten nach Pjöngjang eingeladen. Er solle eine Vermittlerrolle in den angespannten Beziehungen zu den USA und Südkorea spielen, hieß es.
FRANKFURT AM MAIN: Drei Berliner Zeitungs-Journalisten und eine Journalistin aus Brandenburg erhalten dieses Jahr den Wächterpreis der Tagespresse. Wie die Stiftung Freiheit der Presse mitteilte, teilen sich Ralf Schönball vom 'Tagesspiegel' und Ewald B. Schulte von der 'Berliner Zeitung den mit 10.230 Euro dotierten ersten Preis. Beide hätten sich entscheidend um Aufklärung und öffentliche Darstellung der Krise um die Bankgesellschaft verdient gemacht. Zweite und dritte Preise erhielten eine Journalistin der in Cottbus
erscheinenden 'Lausitzer Rundschau' und ein Reporter des 'Tagesspiegel'.
BERLIN: Das Bundesarbeitsministerium hat einen Bericht der Zeitung 'Die Welt' als unseriös zurück gewiesen, wonach die Zahl der Arbeitslosen im April auf über vier Millionen gestiegen sei. Ein Sprecher des Ministeriums sagte in Berlin, die Bundesanstalt für Arbeit verfüge noch nicht über die genauen Arbeitslosenzahlen für April. 'Die Welt' hatte berichtet, die Zahl der Erwerbslosen sei im Vergleich zum Vorjahresmonat um 143.000 auf über vier Millionen gestiegen. Dies sei der höchste Aprilstand seit drei Jahren. - Die offiziellen Zahlen werden in der kommenden Woche veröffentlicht.
ZUM SPORT: Bei der Eishockey-Weltmeisterschaft hat die deutsche Mannschaft gegen Titelverteidiger Tschechien mit 5:7 verloren. Als Gruppen-Zweiter hat sich das Team von Bundestrainer Hans Zach dennoch für die Zwischenrunde qualifiziert.
ZUR BÖRSE: Der Frankfurter Aktienmarkt hat leicht eröffnet. Der Deutsche Aktienindex stand vor wenigen Minuten bei 5.004 Punkten, vier Punkte niedriger als bei der Schlussnotierung am Montag. Die Börse in Tokio schloss schwächer. Der Nikkei-Index büßte 49 Punkte ein und endete beim Stand von 11.492 Punkten. Der Euro notiert bei 0,90-25 US-Dollar.
DAS WETTER IN DEUTSCHLAND: Wolkig mit sonnigen Abschnitten und meist trocken. Tagestemperaturen zwischen 12 und 20 Grad Celsius.
Am Vormittag meldeten:
Berlin: 8 Grad, Regenschauer;
Dresden und Hamburg: 9 Grad, heiter;
Köln und
Frankfurt am Main: 9 Grad, bedeckt und
München: 10 Grad, wolkig.