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Studien und Plaudereien:73

时间:2023-10-31来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Studien und Plaudereien
Bella: Herr Meister, das ist etwas (= ein Ding), das ich nicht verstehen kann. Sie sagen, Herr Meister: »Meine Freunde, nehmen Sie kein Wörterbuch, ich erkläre Ihnen alle Wörter.« Aber, Herr Meister, Sie können uns nicht alle Wörter in der deutschen Sprache erklären; so lange können wir nicht bei Ihnen sein. Ist das nicht so?
 
Herr Meister: Mein Fräulein, Sie sind sehr klug (= weise), und ich freue mich, daß Sie mich hierüber (= über dieses) fragen. Sie haben ganz recht, ich kann Ihnen nicht alle Wörter der deutschen Sprache erklären. Das ist unmöglich (= das kann nicht sein). Und doch lernen Sie alle Wörter verstehen nach und nach (= mit der Zeit). Sie werden mich besser verstehen, wenn ich Ihnen erzähle, wie ich Englisch gelernt habe. Wohl hatte ich schon in Deutschland Englisch gelernt im Gymnasium. Sie wissen, ein Gymnasium ist in Deutschland eine Schule, wie hier das Colleg. Das wenige Englisch, das ich gelernt hatte, war bald (= in kurzer Zeit) vergessen. Ich nahm hier wieder meine englisch–deutsche Grammatik, studierte sie vom Beginne bis zum Ende, und dann wollte ich lesen. Ich nahm »Nicholas Nickleby« von Charles Dickens.
 
Otto: Das war hart für den Anfang (= Beginn), Herr Meister.
 
Herr Meister: Sagen Sie nicht »hart,« — man sagt im Deutschen: »Das war schwer.« Ja, es war schwer. Aber ich wollte etwas lesen, was interessant war, und so nahm ich »Nicholas Nickleby,« ein englisch–deutsches Wörterbuch und begann zu lesen. Aber wissen Sie, wie lange Zeit ich brauchte (ich brauche, ich brauchte, ich habe gebraucht), die ersten zwei Seiten zu lesen? Drei Stunden. — ja, drei Stunden. Ich hatte keine Geduld mehr und sagte: »Nun will ich lesen — aber ohne (= nicht mit) Wörterbuch.« Und ich las (ich lese, ich las, ich habe gelesen) ohne Wörterbuch. Es ist wahr, sehr vieles habe ich in der ersten Hälfte (halb, die Hälfte) des Buches nicht verstanden, aber je mehr ich las, desto besser verstand ich das Buch, und als ich an das Ende kam, hatte ich viel Englisch gelernt. Nach »Nicholas Nickleby« las ich die »Pickwick Papers« von Charles Dickens und englische Novellen, — aber alle ohne Wörterbuch.
 
Bella: Aber wie haben Sie die Wörter gelernt, Herr Meister?
 
Herr Meister: Ich weiß es nicht. Die Wörter kamen von selbst. Ich verstehe heute alles, was ich im Englischen lese; ich verstehe das Englische so gut, wie das Deutsche. Ich lese Shakespeare und habe nie ein deutsch–englisches Wörterbuch gebraucht. Wo habe ich die Wörter, die Shakespeare braucht, gelernt? Habe ich sie aus meinem deutsch–englischen Wörterbuche? Nein. Habe ich die Wörter von meinem Lehrer? Nein. Habe ich sie auf der Straße, in der Gesellschaft gehört? Nein. Wie weiß ich die Wörter? Sie (= die Wörter) kommen von selbst. Wie? Das weiß ich nicht. Und wie es mir im Englischen ging, so wird es Ihnen im Deutschen gehen. So wie die Blätter an dem Baume wachsen (= kommen), so wachsen auch die Wörter in Ihnen. Hören Sie! sprechen Sie! und lesen Sie! 
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