Bella: Wie so wissen Sie, Herr Meister, daß wir die Anekdote von »oben« und »unten« gehabt haben? — Sie waren doch nicht hier.
Herr Meister: Wundern Sie sich? Ja, Fräulein Bella, ich weiß alles. Ich weiß, was Sie in der ersten Stunde, in der zweiten und in allen anderen Stunden gesprochen (ich spreche, ich sprach, ich habe gesprochen) haben. Auch die Anekdoten, die Sie erzählt haben, weiß ich und den bösen Traum. Ich weiß alles.
Bella: Gewiß, Otto hat Ihnen alles erzählt, Herr Meister.
Herr Meister: Ja, und ich danke ihm viel, vielmal dafür. Was er mir von Ihnen erzählt hat, hat mir so viel Freude gemacht, und ich war[VI-1] sehr glücklich (= sehr froh).
Anna: Sie sind immer so gütig (= so gut), Herr Meister, und so ..... so .....
Louis: Und so ..... Was meinen Sie, Anna?
Anna: Ich kann das deutsche Wort nicht finden. So ..... Wie war Sokrates?
Otto: Sokrates war weise.
Anna: Ja, Herr Meister ist auch weise. Aber »weise« ist nicht das Wort, das ich sagen will. Ich will sagen: »Herr Meister hört uns immer, erklärt uns alles, so oft wir fragen, und ist nie böse.«
Herr Meister: Ah, Sie meinen das Wort »geduldig.«
Anna: Ja, geduldig. Das ist es! Das ist es!
Herr Meister: Ja, meine lieben Freunde, ein Lehrer .....
Louis: »Ein Lehrer«? Bitte, Herr Meister, sagen Sie mir, was bedeutet dieses Wort?
Herr Meister: Sie lernen, Louis, nicht wahr? Sie lernen die deutsche Sprache bei mir; ich bin[VI-2] heute Ihr Lehrer. Als ich unwohl war und nicht kommen konnte, war Otto Ihr Lehrer.
Louis: Herr Meister, ich danke Ihnen.
Herr Meister: Ja, ich will sagen: Ein Lehrer muß geduldig sein, und ein guter Lehrer hat viel, viel Geduld, wie der große Sokrates.
Bella: Hatte Sokrates viel Geduld?
Herr Meister: So sagt man. Sokrates hatte eine böse Frau, sie hieß (= ihr Name war) Xantippe.
Bella: Ach, das Wort Xantippe habe ich oft gehört.