Otto: Da kam die Ziege und sah die grünen Blätter. Das Bäumlein war so jung, und die Blätter so frisch, und die Ziege so hungrig, und da nahm (ich nehme, ich nahm, ich habe genommen) sie alle Blätter. Da sagte das Bäumlein: Ich will keine Blätter mehr, keine Blätter von Gold und keine von Glas und auch keine grünen Blätter. Ich möchte meine Nadeln wieder haben! Und am Abend ist das Bäumlein wieder eingeschlafen, und am Morgen ist es wieder aufgewacht, und da — da lacht es (ich lache, ich lachte, ich habe gelacht), und die andern Bäume im Walde lachen auch. Warum denn? Das Bäumlein hatte wieder (ich habe, ich hatte, ich habe gehabt) alle seine Nadeln. Und das war gut! Verstehst du alles, Louis?
Louis: Ich verstehe alles.
Otto: Haben Sie mich auch verstanden, Anna?
Anna: O ja! sehr gut.
Otto: Und Sie, Bella?
Bella: Ich auch. Sie sprechen so gut deutsch, Otto.
Otto: Im Gedicht ist alles schöner, als in Prosa.
Bella: Ich werde (= will) es lesen.
Anna: Ich werde es (= das Gedicht) meiner kleinen Schwester zu Hause erzählen.
Herr Meister: Ah! Rückert hat dieses Gedicht auch für seine kleine Schwester geschrieben (ich schreibe, ich schrieb, ich habe geschrieben).
Anna: Erst will das Bäumlein Blätter von Gold, dann von Silber und .....
Louis: Nein, Anna; nicht von Silber; von Glas.
Anna: ... von Glas und dann grüne Blätter, und zuletzt will es seine Nadeln wieder. Nicht wahr, Herr Meister?
Herr Meister: Ja, so ist es. Das Bäumlein ist nicht zufrieden, oft will es das eine, oft das andere.
Anna: So ist meine kleine Schwester Julie auch. Heute Morgen sagte sie: Ach, wann kommt der Winter? Und ist der Winter da, so sagt sie: Ach, wann kommt der Sommer?
Herr Meister: Ihre Schwester Julie ist, wie die Menschen so oft sind — unzufrieden.
Otto: Ist unzufrieden dasselbe wie »nicht zufrieden«?
Herr Meister: Ja, Otto. Die Silbe »un« vor einem Wort ist »nicht.«