Er: Der Roboter ist nicht orientierungslos. Er bewegt sich nach einer höheren Logik. Indem er bewusst einem chaotischen System folgt, fährt er mehrmals über dieselben Stellen; das gewährleistet eine besonders gründliche Reinigung. Ich finde ja, dieses emsige Herumgekurve hat beinahe etwas Menschliches.
Sie: Und er kommt auch ganz nach dir: Er arbeitet chaotisch und blockiert mit seiner Show die Küche - du musst wirklich sehr stolz auf ihn sein. Wenn er dir jetzt noch eine Dose Bier von der Küche ins Wohnzimmer bringt, gebe ich mich geschlagen. Jedenfalls hat sich die Frage nach dem Geschlecht erübrigt - bei dem Wirbel, den er wegen ein paar Krümeln veranstaltet, kann es sich nur um ein männliches Gerät handeln.
Er: Ich seh' schon, du bist noch nicht reif für smarte Haushaltsführung. Aber wenn du erst einmal sein ganzes Potenzial erkennst, wirst du dich seinem Charme nicht mehr entziehen können.
Sie: Dasselbe hast du auch mal über dich gesagt.
Er: Und, hatte ich etwa nicht recht?
Der Roboter ist an die Docking-Station zurückgekehrt und verstummt. Vorsichtig öffnet er die Küchentür.
Er: Moment, ich glaube, er ist fertig - schau dir das an: alles total sauber! Wahnsinn, was diese kleine Maschine leistet.
Sie: Sag mal, hast du gerade einen hirnlosen Stromfresser gelobt? Und was ist mit mir? Hat es dich jemals beeindruckt, wenn ich auf allen Vieren unter den Küchentisch krieche oder dir erzähle, dass ich drei Maschinen Wäsche gewaschen habe? Ich bekomme nie so eine begeisterte Reaktion.
Er: Weil du mich damit unter Druck setzt. Ich hab' dann immer ein schlechtes Gewissen.
Sie: Das solltest du auch!
Er: Komm', ich zeig dir etwas, das dich aufheitern wird.
Er hebt das Gerät hoch, dreht es um und befestigt ein himmelblaues Stück Mikrofaserstoff an der Unterseite. Dann wechselt er den Staubbehälter gegen einen mit Wasser gefüllten Tank.
Er: Dieses Gerät kann sogar den Boden feucht wischen - ist das nicht irre?
Sie: Und ob das irre ist: Sieht aus, als würdest du ihm eine Windel anlegen. Hast du ja bei unserem Sohn nicht so gern gemacht.
Er: (beugt sich zu dem Saug-Roboter hinunter) Gib ihr ein bisschen Zeit. Ich bin mir sicher, sie wird deine Stärken erkennen und schon bald nicht mehr wissen, wie sie jemals ohne dich leben konnte. Das hat bei mir auch funktioniert.
Sie: (streckt ihm einen Schlüsselbund entgegen) Weißt du was? Bis dahin kannst du doch wunderbar den Keller ausmisten. Da müssten noch ein zeitsparender Brotbackautomat, ein beziehungsrettender Eierkocher, ein gesundheitsfördernder Entsafter und ein halb verrosteter Sandwichmaker herumstehen. Am besten, du bringst das Zeug auch gleich zum Sperrmüll. Hast ja jetzt jede Menge Zeit übrig, dank des kleinen Wundersaugers.
Er: Ich verstehe wirklich nicht, wie ich da jetzt wieder hineingeraten bin. Aber gut, umsehen kann ich mich da unten ja mal. Bis später.