Bullei, das, eine kleine, runde Scheibe von dickem Glas im Deck selbst, im Decksfenster, besonders aber auch in der Bordwand zum Einlassen des Lichtes. Aus dem englischen bull's-eye gebildet, = Ochsenauge. Auge wird in den verschiedensten Bedeutungen bildlich und in übertragenem Sinne gebraucht, sodaß uns die Aufnahme in die Seemannssprache nicht wundern kann, s. Ochsenauge.
Bullentau, das. Man benützte früher besonders eingerichtete Prähme, Hulke, abgetakelte Kriegsschiffe etc. etc. um ein Schiff das gekielholt werden sollte auf die Seite zu legen. Sie hießen Bullen, weil sie sehr stark und steif sein mußten wie der Nacken eines Stiers. Das andere Schiff ward mit sehr starken Tauen auf die Seite gezogen, die Bullentaue hießen. Als die Bullen selbst schon lange nicht mehr gebraucht wurden, nannte man die Taue, die irgendwo zur Verstärkung, zur Aushilfe, zu besonderer Befestigung in besonderem Falle dienten, immer noch Bullentaue.
Bund, türkischer, eine Takelung am Ende eines Taues, besonders eines Strecktaues, das Besuchern des Schiffes in die Hand gegeben wird zum Festhalten und das darum etwas eleganter getakelt ist in Gestalt eines Turbans, wofür schon seit Jahrhunderten der Ausdruck „türkischer Bund‟ in Deutschland in Gebrauch ist. Wenn nur das Aufdrehen des abgeschnittenen Endes vermieden werden sollte, so würde ein Hundspünt (s. d.) genügen; der türkische Bund wird also aus Schönheitsrücksichten gemacht.
Bunker, der. Kohlenbunker sind durch eiserne Schotte abgegränzte [90]Schiffsräume die zur Unterbringung des Schiffsbedarfs an Kohlen dienen. Durch die großen Fortschritte des Dampfes haben die Bunker eine noch vor wenig Jahrzehnten ungeahnte Vergrößerung erfahren. Etymologisch hängt das Wort mit Buhne zusammen in der Bedeutung Brettergestell, Bretterunterlage für die Ladung, dann Laderaum, manchmal auch das in demselben Befindliche, die Ladung selbst. So wurde das Wort bonik, bonk, bunk im Mittelalter gebraucht, wie aus zahlreichen Zeugnissen erhellt. In einer Hansa-Urkunde von 1225 heißt es: „Item aliquis veniens cum navi ad portum tytulo vendicio
nis aperit et dividit res suas, quod sie nominamus: ofte he sinen bo
nich breket, vendens aliquam partem rerum suarum‟ ... Eine Apenrader Skraa sagt: „item, eyn schipman, de eyn schiphere heth o
nde de mit em in deme schepe sin, de en open eren bo
nnyk nicht, er se vornoghed hebben dat schiplon‟, (lat. Text: „item, nauta dictus skipher et secum in navi existentes sua bunkae non aperiant, antequam satisfactum fuerit pro naulo.‟) Hansa-Urkunde von 1364: „were dat een bonk ghebroken worde in den schepen, dat gut, dat men upschepet, unde dut in den schepen blift, schal haluen tollen gheuen.‟ Hansa-Receß von 1388: „it., en schal men nen gud by westen der Maase utschepen umb ostwert to vorende. Men werit, dat en schipher qweme by westen der Maase in Zeland, de mach dar synen bo
nnik breken und bringen dat gud by sworen eeden tho dem stapel.‟ In einer dieser Formen und in der Bedeutung Laderaum ist zur Hansazeit das Wort nach England gekommen, wo es bald teils in eingeschränktem teils in erweitertem Sinne mehrfache Verwendung fand und sich einbürgerte. So heißt denn nun im Englischen bunk: „a wooden box or case, serving as a seat during the day and a bed at night;‟ bunker aber heißt: „a bench or sort of chest that serves for a seat‟; also eine Sitzbank die zugleich als Aufbewahrungsraum diente, so an die Bordwand gebaut aus Brettern, daß die Vorderwand und der Sitz grade waren, die von der Bordwand selbst gebildete Rückwand wegen der Gillung aber schief zulief, der Raum unten also nicht so breit war wie oben. (Noch heute wird auf kleinen und kleinsten Schiffen der Raum so ausgenützt). Diese chest diente zur Aufbewahrung, zum „Verstauen‟ von allen möglichen Dingen, auch von Kohlen zum Kochen der Speisen. Als aber Kohlen für die Dampf- und mancherlei anderen [91]Maschinen gebraucht wurden, da war es mit der Sitzgelegenheit bald vorbei, denn die Bunker nahmen immer größeren Umfang an und wurden stattliche Räume, deren eine Wand aber immer noch mit der Bordwand zusammenfällt, und ihre Gillung mitmacht, da sie zwischen Maschine und Bordwand angebracht zu werden pflegt. — In der Zeit des siegreich vordringenden Dampfes ist denn das alte deutsche Wort in der neuen, fremd erscheinenden Gestalt Bunker und in der beschränkten Bedeutung Kohlenbunker wieder heimgekehrt, nicht mehr Ladung im Allgemeinen, so
ndern nur Laderaum für die zum Schiffsgebrauch dienenden Kohlen bezeichnend. — Im Jahre 1898 tauchte plötzlich das Zeitwort „bunkern‟ auf. Irgend ein Seemanöverberichterstatter hatte sagen hören: „morgen füllen wir unser Bunker (mit Kohlen) auf,‟ und dachte, vielleicht weil ihm flunkern so geläufig war, diese Tätigkeit heiße seemännisch bunkern; war er aber seemännisch gebildet, und wußte daß das Wort bunkern gar kein Wort war, so mag er den Drang in sich gefühlt haben eine große Tat zu tun und setzte das geschmackvolle Wort als eigene Zeugung in die Welt. So ward denn mit einem Male in den verschiedensten Zeitungen bunkern den Nichtseeleuten als ein seemännisches Wort versetzt. Es scheint aber schon wieder im Verschwinden gepeilt werden zu können und wird hoffentlich bald wieder der Vergessenheit anheimgeben worden sein; man könnte so
nst ebenso gut anstatt ernten auch scheuern, anstatt dreschen flegeln und anstatt schreiben federn sagen.