Buchse, die, wird im seemännischen Sprachgebrauch vielfach anstatt Büchse gesagt; Beweis, wie sehr dieser am Alten auch da festhält, wo das ihm so nahe liegende Niederdeutsche Weiterbildung mitgemacht hat. Denn das vom griechischen pyxis (aus puxos Buchs, Buchsbaum) stammende Wort, das mittelhochdeutsch buhse, mittelniederdeutsch busse hieß, hat sogar im Neuniederdeutschen den Umlaut angenommen (büsse) den die Seemannssprache bisher mit Erfolg abgelehnt hat. Das englische box wird auch in deutsch-seemännischen Munde oft gehört, sogar (scherzweise) für Kammer, um die Enge einer solchen zu kennzeichnen.[86]
Bucht, die. 1. Die Biegung eines aufgeschossenen oder sonst „gebogenen‟ Taues. 2. Bucht im neuhochdeutschen Sinne eines kleinen Meerbusens, Ort wo die Küste sich einbiegt. Nach Heyne ist das Wort erst im 18. Jahrhundert aus Niederdeutschland in die hochdeutsche Schriftsprache gedrungen. So hat also das Niederdeutsche diesen althochdeutschen Besitz vor dem Verluste gerettet, denn von dem althochdeutschen biogan biegen gab es schon in alten Zeiten ein Substantivum biugo = sinus.
Bug, der. Der vorderste, stark gebogene Teil des Schiffes; die Biegung ist das den Ausschlag bei der Benennung Gebende. Das hat Weigand (I. 278) zwar geleugnet, indem er sagt, bug käme nicht von biegen wegen des uo im althochdeutschen und mittelhochdeutschen buoc; aber ohne Erfolg, denn woher soll das althochdeutsche buog, das obere Gelenk des Oberarms und des Schenkels, anders kommen als von biogan? Gothisch biugan, biegen und beugen; Sanscrit bhug, inflectum esse (gekrümmt). Es ist behauptet worden: „Die uralten Bezeichnungen von Körperteilen wie Arm, Bug, Herz, Nase, Niere etc. etc. beruhen auf dunklen Wurzeln, von denen wir nirgends mehr eine Spur finden; sie gehören eben zum allerältesten Wortbestande der indogermanischen Sprache.‟ Für Bug liegt aber die Annahme einer Wurzel die biegen bedeutet so nahe, daß man sich ihr nicht entziehen kann. Auch Bogen ist verwandt, altdeutsch bogo, boge = Halbkreis, Waffe, Sattelbogen; niederländisch boog, wozu Aubin bemerkt: „ce mot se dit de toutes les choses qui se sont en ligne courbe.‟ Bug heißt niederländisch allerdings nicht boog sondern boeg, aber Weiland sagt: „boeg van buigen, het voorste gedeelte van een schip, waar het sterk gebogen is.‟ — Kilianus gebraucht bocht und boech als völlig gleichbedeutend. — Angelsächsisch bôg, englisch bough. In der Edda wird für Biegung, Krümmung, bugr gebraucht. — „Über den Steuerbord-, über den Backbordbug anliegen oder segeln‟ heißt: Das Schiff liegt auf der Steuerbord-, auf der Backbordseite am Winde, segelt mit der Steuerbord-, mit der Backbordseite der Segel beim Winde. Das sind zwei sehr verschiedene Fälle; will der Seemann aber sagen: „auf alle Fälle‟, so sagt er: „über jeden Bug‟, auch da wo es sich nicht um Seemannschaft handelt; Groningen: „Hy prebjerret it op alle bugen um rik to wirden.‟