Breitfock (Brefock), die. Wenn Schiffe, die für gewöhnlich nur Gaffel-, Spriet- oder Gieksegel (Schratsegel) führen, vor dem Winde fahren, so setzen sie ein breites, viereckiges Rahsegel — das einzige das sie setzen können — ; es befindet sich — nach Roeding — an der Bagienrahe, (die am Großmast angebracht ist, weil ein Kreuzmast nicht vorhanden). Dieses Segel heißt Breitfock, da es dem achterlichen Winde eine möglichst breite Angriffsfläche darbieten soll um besser ziehen (s. Fock) zu können.
Briese, die. Das Wehen des Windes, besonders wenn er nicht zu stark weht. Man sagt zwar „es briest auf‟ oder „es briest tüchtig‟ und spricht von einer frischen, kräftigen, strammen Briese, aber sobald der Wind zum Sturm anwächst, wird er nicht mehr Briese genannt. Da in England breeze ein sanfter Wind, in Italien brezza ein kalter, windiger Nebel, in Spanien bisa der Nordostwind heißt und in letzterer Sprache bisa und brisa gleichbedeutend sind und neben einander gebraucht werden, so mag Briese nur eine andere Form für Biese, Bise (s. d.) sein. Wenigstens fällt es schwer, das Wort mit dem niederdeutschen brusen, brausen, oder mit dem niederländischen brysen, brechen, zusammenzubringen, es müßte denn sein, daß man sich eine „spiegel‟-glatte See vorgestellt hätte, deren Spiegel von der aufkommenden Briese „gebrochen‟ und mit Katzenpfötchen bedeckt wird.
Brigg, die, ein Segelschiff mit zwei mit Rahen versehenen Masten. Das Wort kommt — wie wohl auch die Sache — aus dem Mittelmeer. Die Grundbedeutung ist Unruhe, Geschäftigkeit. Italienisch briga, Lärm, Getümmel, Geschäft, brigare, eifrig streben, dringend bitten, brigata, Gesellschaft, Rotte, Heerschaar, (Brigade); brigantino Raubschiff, Seeräuberfahrzeug. In diesem Sinne ist es zuerst ins Deutsche gekommen, oft mit der Umstellung Bergantine; so hat es schon Kilianus: bergantine = navis piratica. Es liegt auf der Hand, daß ein Seeräuberschiff ein schnelles Fahrzeug sein mußte, das der ehrliche, „erlaubte‟ Handel („Nahrungszweig‟) sich zum Muster nehmen konnte. Das hat er auch getan, aber das Wort war dem niederdeutschen einsilbigen Seemann zu lang, er kürzte es ab in Brigg.[85]
Brille, die. Was eine Brille im Munde des Seemanns bedeutet ergibt sich am deutlichsten aus der Beschreibung der Brille für den Aussenklüverbaum bei Dick und Kretschmer. Sie „besteht aus einem vierkantigen und einem runden Teil; beide Teile sind durch einen Steg mit einander verbunden. Die Brille wird mit dem Vierkant so über die Nock des Klüverbaums gestreift, daß der zur Aufnahme des Außenklüverbaums bestimmte runde Teil sich am Steuerbord befindet.‟ Also eine Art von Eselshaupt. Der runde Teil, der Einfassung einer alten runden Brille ähnlich, hat den Namen veranlaßt. Brille stammt von dem Edelstein beryllus, der zuerst als Zauber- und Wahrsageglas diente, dann als Sehglas geschliffen zur Unterstützung schwacher Augen; zunächst für ein Auge, dann für beide.