Blüse, die. Neben den Leuchttürmen hatten sich lange Jahrhunderte hindurch offene Feuer an erhabener Stelle erhalten die gleichem Zwecke dienten, jetzt aber unseren modernen Beleuchtungsmitteln gewichen sind. Sagt doch schon Roeding: „Auf Blüsen brennt gewöhnlich ein Steinkohlenfeuer, da aber die Flammen desselben, wenn frische Kohlen aufgeschüttet werden, eine Zeitlang erlöscht, oder auch durch die Nachlässigkeit des Hüters, der es nicht oftmals genug auffrischt, nur ein schwaches Licht von sich wirft, so sind die Leuchttürme, auf welchen Lampen brennen, diesen Blüsen vorzuziehen.‟ Mit blasen verwandt, anblasen, anfachen, brennen und flammen machen; englisch to blush, rot werden, erröten. — Auf Wangeroog war erst ein Leuchtturm, dann eine Blüse oder Feuerbake und dann wieder ein Leuchtturm. Winckelmann hat in seiner um die Mitte des siebzehnten [68]Jahrhunderts verfaßten oldenburgischen Chronik davon berichtet. „Dieses Eyland ist vorzeiten viel grösser als gegenwärtig, gewesen, solle, nach der Alten Berieht, sowohl in- als auswendig des Hafens oder Strandes, durch hohe Wasserfluten und starke Stürme, mehr als die Helfte mit der Zeit sich verloren haben, ist itzo nur eine halbe Meile lang, und eine halbe vierteil Meile breit, und denen auf der West- oder Nordseefahrenden sehr nützlich, als dahin sie sich bei Sturmzeiten begeben und vor dem Schiffbruch retten können, wie sichs dann oft begiebt, daß am selbigen Ort 40, 50, 60 und mehr große Lastschiffe zusammenkommen und sich daselbst to lang, bis das Ungewitter vorbey, aufhalten, dahero solche Stelle von den Schiffleuten pro tutissima navium statione, vor einem sicheren Schiffhafen gerühmt wird. Auf diesem Eylandt sind zwo Kirchen, die eine ins Norden, ist noch vor kurzer Zeit, die andere aber ins Westen mitten auf dem Eylandt mit einem hohen dicken Turm und einem Dorf gestanden. Jene ist durch die Ungestümigkeit des Meeres in Vorjahren hinweg gangen, deren Rudera und Kennzeichen, auch zur Ebbezeit die Abteilung der Äcker und die bei den Häusern gehabte Brunnen, man noch merklich sehen kann. Die Einwohner finden jehands daselbst einige alte silberne Münze und andere Sachen. Der Ort wird sonsten Oldenoge genand, worüber nun mehr die allergrosseste Schiffe fahren. Der ins Westen stehende ansehnlicher dicker Turm ist im Jahre 1597 von Herrn Graf Johansen, auf der Elterleut zu Bremen schrift- und mündliches Ersuchen zum besten zu erbauen angefangen und im Jahr 1602 vollendet worden; dessen Kosten an Materialien und Handwerkslohn, ohne die Fuhren und Frohnen der Untertanen, sich auf die vierundzwanzigtausend Reichstaler belauft. Oben darauf hat eine große eiserne mit Rüben-Öhl gefüllete brennende Lampen durch 48 Fenster geleuchtet, den Seefahrenden Leuten bey tunkelen und einfallenden Sturmgewitters Zeiten, zu verhütung Schiffbruchs, die Gegend und den Ort in der See zu zeigen, daß man davon sagen mögen:
Naufragus aequoreis ne Nauta periret in undis
Hac facibus turri nocte docetur iter.
Dieweilen aber solche Lampen durch die Fenster nicht weit in die See geschienen, und nachgehends die Feuerbaken erfunden sind; Als lässet Herr Graf Anthon Günther eine Feuerbake [69]ins Norden auf einen Sandhügel und noch zwey und zwanzig Stuffen hoch aufrichten, und das Feuer mit Schottischen Steinkohlen von Michaelis bis gegen Christtag, und wieder gegen Fastnacht bis Ostern, alstets unterhalten, welches in die vierdhalb Meile wegs aus der See gesehen wird.
Bö, die. Eine plötzlich entstehende, kurze Zeit dauernde Windsbraut, bei der man je nach der Stärke oder den Begleiterscheinungen von Sturmbö, Hagelbö, Regenbö, spricht. Es dürfte mit Bake verwandt sein. Hört man genauer zu, so sagt ja der niederländische Seemann nicht schlechthin und kurzab Bö, sondern er macht das ö lang und zieht es am Schlusse in ein i hinüber. Wer jemals einen Kieler Fischer den Namen des Seebades und Fischerdorfes Laboe aussprechen hörte, der wird den Klang kennen, wenn Laboe auch eine andere Herkunft aufweist. Im ostfriesischen heißt das Wort geradezu Böje. Und dieses i dürfte der letzte Rest eines flüchtig gewordenen Gutturallautes sein, eines k oder g, wie denn im dänischen das Wort, heute das g noch hat, byge. Zu Grund wird ein Zeitwort liegen, das altfriesisch und saterländisch beja, nordfriesisch boje, dänisch boje, westfriesisch buwgjen, holländisch buigen heißt, das deutsche beugen, biegen, bücken. Eben davon haben wir Bake abgeleitet, wegen der biegenden, beugenden, bückenden Bewegung des Körpers. Nun eröffnet sich für die Entstehung von Bö eine doppelte Möglichkeit. Entweder, was das Nächste sein dürfte, die Bö biegt, beugt Bäume und Masten, (oder bricht sie, wenn sie nicht biegen wollen), oder sie ist eben aufzufassen als eine Biegung, Beugung, Ablenkung, eine plötzliche Veränderung des Wetters.