Bock, der, ein aus zwei Stangen aufgerichtetes Gestell, mit dessen Hilfe man Lasten aufwindet. Ungleich dem Sturmbock, der von des Ziegenbocks Neigung zum Stoßen den Namen hat, ist dieser Bock nach dem mit seinen Hörnern sich vornüber neigenden [70]Ziegenbock genannt, während Sägebock einfach das Bild eines solchen Tieres in seiner ganzen äußeren Gestalt darstellt. Wohl von einer Wurzel bhug, wegen des Sichbückens zum Stoß. — s. Krahn.
Boden, der, „ein uraltes indogermanisches Wort‟ mit der Bedeutung „Grund und Boden‟; dann auch das Untere, Unterste, Unterlage für etwas, davon: Aufbewahrungsort. Das Wort hieß althochdeutsch bodam, mittelhochdeutsch bodem; so heißt es auch heute noch in deutschen Mundarten. Angelsächsich botm, englisch bottom. Dieses in der ursprünglichen Form ist für die Seemannssprache wichtig wegen Bodmerei (s. d.). Man spricht von Außenboden, Innenboden, Doppelboden u. s. w.
Bodenwrange, die, auch Bauchstück genannt, das unterste, zunächst am Kiel sitzende Spantstück. Es hat seinen Namen von der Krümmung. Wenn auch gerade das unterste (Bauch-) Stück des Spants noch nicht so sehr gekrümmt ist, so beginnt doch bei ihm die Krümmung; es ist daher zweifellos, daß Wrange von wringen, biegen, drehen, kommt. Wrange heißt in Ostfriesland auch ein „verdrehter‟ Mensch; das hochdeutsche, wie gewöhnlich das anlautende w vor r abwerfend, sagt dafür Range. — Davon das französische varangue.
Bodmerei, die, ein Darlehensgeschäft, Vorschuß auf die, auf dem Boden (früher Bodem) des Schiffes, d. h. im Schiffe liegenden, zur Ausfahrt geladenen Waren. Französisch la bomerie; Aubin: „Comme l'argent que l'on préte, et qui raporte quinze, vingt et jusques à trente pour cent, selon les risques, n'est prêté, pour l'ordinaire, que sur la quille du vaisseau, qui chez les Hollandais s'apelle Bodem, d'où ils on fait Bodmerye, on a aussi apellé ce prêt, Bomerie.‟ — Kilianus Duffel.: boomerye rectius bodemrye, tax: bodmerye a bodem i. carina navis, foenus nauticum, usura maritima. — In Holland heißt verbodemt hout hout dat komt per bodem, d. h. an Bord eines Schiffes und mit einem Floß. — Die über das Geldgeschäft aufgenommene Urkunde heißt Bodmerei-Brief, unterschieden von Beilbrief (s. d.), weshalb die Erklärung „Vorschuß auf den Kiel eines Schiffes‟ ungenau ist, weil man dabei an den Bau eines Schiffes denken könnte, während doch die Ladung des Schiffes gemeint ist.
Boje, die. Ein Seezeichen, nach Zweck und Gebrauch ähnlich der Bake, nur daß die Boje schwimmt und die Bake meistens auf dem Lande oder dem Meeresgrunde befestigt ist. [71]Nach der Gestalt unterscheidet man Bakenboje, Blockboje, Glockenboje, Kegelboje, Pfahlboje, Spierenboje, Tonnenboje, wie denn auch To
nne (s. d.) allein häufig, ebenso wie Boje und Bake, für Seezeichen gebraucht, und zwar, wie es scheint, in neuerer Zeit immer häufiger angewandt wird. („Lootsen- und Betonnungswesen‟). Nach der Farbe unterschieden giebt es weiße, schwarze, rote, gestreifte und gewürfelte Bojen. Nach ihrem Zweck: Ankerboje, Anseglungsboje, Hafenboje, Mooringsboje, Rettungsboje, Signalboje, Verholboje, Vertäuboje, Festmacherboje, Warnboje, Warpboje, Wrackboje, Deviationsboje. Boje ist ein Lehnwort aus dem Lateinischen und bedeutete ursprünglich nur Fessel. Bei dem lateinischen Schriftsteller Festus kommt es mit der Erklärung vor: „genus vinculorum tam ferreae quam ligneae,‟ ist dann in das Altitalienische übergangen, wo es noch boja hieß, ins Provençalische, wo es die Form boia annahm, und ins Französische, wo es altfranzösisch als buie, Kette, Fessel vorkommt. — Weil der Henker dem Spitzbuben gleichsam eine Halsfessel anlegt, so heißt er im Italienischen boja. Boja bedeutet nicht bloß Kette, so
ndern irgend ein zum Fesseln geeignetes Ding, zum Beispiel einen Riemen, aus einer Tierhaut, genauer einer Ochsenhaut geschnitten, und da bos der Ochse heißt, so ist also Riemen aus Ochsenhaut die älteste Bedeutung. Nun fesselte man, band man fest an solchen Riemen, an ein Tau, an eine Kette ein Stück Holz in der Weise, daß das eine Ende am Holze fest war, das andere an einem auf dem Meeresgrunde liegenden Stein. Und bald übertrug man den Namen des haltenden Dinges auf das Gehaltene und nannte das Stück Holz nach der boja, die es festhielt, Boje. Offenbar hat sich diese Bedeutungsübertragung auf dem Durchgang durch das Französische vollzogen, wo 1702 Boje in der Form bouée vorkommt: „une marque faite d'un morceau de bois ataché à l'orin.‟ — Aber noch weiter ist man mit der Übertragung der Bedeutung gegangen, so weit, daß von der ursprünglichen gar nichts mehr vorhanden ist. Diese Neugeburt kam in drei Abschnitten zu Stande: 1. Boje = Fessel. 2., Boje = gefesseltes Stück Holz oder Kork oder dergl. 3., ein Stück (Ring von) Kork ganz ohne Fessel, frei durch die Luft als Rettungsboje dem ins Wasser Gefallenen zugeworfen. — Doch war im Holländischen vor 200 Jahren die Bedeutung Fessel auch den Seeleuten noch durchaus geläufig, denn einen „in de ysers [72]of boyen setten‟, hieß einen in Eisen, in Fesseln legen. Kilianus, über 150 Jahre früher, hat das Wort als bouye = vinculum pedis; dann aber auch = anchoralia tabula, anchorae index in superficie aquae natans, also Ankerboje. Diese Bedeutung im übertragenen Sinne ist also die älteste und ist auch hauptsächlich in das Bewußtsein der (nichtseemännischen) Schriftsteller übergegangen: Schreibt doch Weiland: „boei = eene ton, of een blok hetwelk op het water dryft en de plaats aanwyst, waar het anker ligt.‟ So
nst kennt er auch boei noch als Band, „met de stalen boei aan 't been.‟ In der Mehrzahl heißt es: Gefängniß. Auch bildlich gebraucht: „met de boejen des huwelyks (der Ehe) belast.‟ — Siehe auch „Tonnenboyer.‟