Das Flammengelb des Sonnenuntergangs stand noch am Himmel! Es spannte seinen Brandgurt um die Erde und ließ ihre pechschwarzen Haarsträhnen sich sträuben. Es entschleierte am Horizont einen großen Wald, meißelte das Kuppelgewölbe der Buchen aus und schliff den Sägezahnrand der Tannen blank.
Drinnen im Walde, tief unten zwischen dem welken Laub, sitzt Strix auf einem bemoosten, halbverfaulten Baumstumpf.
Vor ihr, den Oberkörper halb auf den Baumstumpf hinauf, hält eine kleine, schreckgelähmte Maus sich in verzerrter Stellung, sie zittert und bebt am ganzen Leibe.
In ihrem Kampf ums tägliche Brot ist die Maus in die Nähe des Baumstumpfes gekommen, und in der Hoffnung, in dem faulen Holz einen Käfer zu finden, ist sie, ohne Böses zu ahnen, hinaufgehuscht, als sie plötzlich, gerade glücklich über den Rand gelangt, einem Paar großer, rollender Lichter begegnete.
Im selben Augenblick ist sie an den Fleck genagelt.
Alle ihre Kräfte, all ihre Energie und ihr Wille haben sie verlassen; schreckgebannt und verloren sitzt sie da, zu regungslosem Verharren hypnotisiert.
Der böse Zaubervogel sieht und sieht das erstaunte, kleine Wesen nur mit seinen glühenden Lichtern an, dann erhebt er ruhig seine Marterfänge und krallt sie um die Maus.
31 Zappelndes Leben kommt in das dem Tode geweihte Tierchen, als die Fänge von allen Seiten ihre Hornmesser in seinen Leib hineintreiben.
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Strix liebt Mäuse — und jetzt, wo sie für den Rest des Sommers nur Uf und sich selbst zu versorgen hat, gibt sie sich gern dem zeiterfordernden Mäusefang hin. Nur auf diese Weise ist es ihr nämlich möglich, die kleinen Kerle zu fangen: die Leckerbissen verschwinden wie Krumen zwischen ihren groben Fängen.
Die Frösche sangen ihre bubbelnden, quakenden Gesänge ... sangen so innig und mit einer eigenen überzeugenden Kraft! Sie brachten in ihrer Sprache das Lob des Mitsommerabends zum Ausdruck und wetteiferten, wer das am betörendsten zu tun vermochte.
Einige knarrten wie altes Holz im Sturm, andere krachten wie das dürre Reisig des Waldes, wieder andere glucksten, gurgelten und bubbelten die Töne heraus — es klang nach Eisschmelze und Platzregen, nach Rieseln in Entwässerungsröhren und Gräben.
In den Pausen aber ließ die Rohrdommel sich hören! Eigentlich hatte sie die ganze Zeit gesungen, sie hatte sich nur kein Gehör verschaffen können — jetzt dröhnte die Luft von ihren spröden, dünnen Tönen, bis die lebendigen kleinen Nußknacker von neuem begannen.
Still! Still! Alle Frösche im Walde wurden auf einmal stumm —: ein großer Vogel strich mit weichem Flügelschlag lautlos über das Wasser.
32 Strix untersucht den Saum des Röhrichts ...
Langsam läßt sie sich über Wasserlachen und Wasserrosen dahingleiten, über die Schilfpflanzen im Sumpf, wie über das Wollgras am Ufer entlang; tief, mit hängenden Fängen flattert sie dahin und guckt zwischen die Erderhöhungen hinab. Wildenten und Bläßhühner suchen schleunigst ihr Versteck auf ... es plätschert und spritzt um sie her.
Der Waldsee hat ihr nichts geliefert!
So muss sie denn eine ihrer andern Fangstellen aufsuchen.
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Weit draußen am Waldessaum, am Rain, steht eine kleine, verkrüppelte Eiche; ein dürrer Zweig ragt aus der Mitte ihres Stammes auf: dicht über dem Zweig bildet der Stamm einen Knick, biegt sonderbar ungeschickt ein und wird hohl im Rücken wie eine Elfe.
Ein stark begangener Wildwechsel läuft gerade unter der Eiche hin. Zu beiden Seiten des Waldrains und an seinen Abhängen hinauf wächst dichtes Schlehdorngestrüpp, oben dahingegen ist er nackt und kahl.
Der Wechsel führt das Wild nach dem Felde und wieder zurück. Er läuft erst durch den einen Schlehentunnel, dann über den Wall hinauf und weiter durch den zweiten Tunnel. Wenn nun der Hase oder das Rehkitz, das Wiesel oder der Marder dem Wechsel folgen und in das schirmende Dornengeflecht hineinschlüpfen, machen sie gern einen Augenblick halt, um zu verschnaufen.
Aber sie nehmen sich nicht in acht vor dem kleinen Stück offenen Walles; die müden Wanderer trippeln noch, wenn sie gemächlich und sorglos über den Rand des Knicks gleiten.
33 Dieser Umstand ist gerade die Pointe des Fangplatzes, er verleiht ihm Ruf und Anziehungskraft!
Kein Habicht oder Bussard kann sich im Walde niederlassen, der nicht früher oder später den Weg zu diesem Lauerplatz findet. In früheren Zeiten ist hier manch’ ein Kampf zwischen Strix’ verblichenen Vorfahren ausgefochten. Die streitbaren Uhumännchen haben um ihr Leben gekämpft und die Fänge oft derartig ineinander geschlagen, daß sie zu einem Klumpen verfilzt tot unter dem Baum gelegen haben.
Es ist schon spät am Abend, als der dürre Eichenzweig kracht unter den Fängen der großen Horneule! Sie faltet die weichen Daunenflügel zusammen, und verkriecht sich in die Krümmung des Stammes, so daß ihr Kopf die Höhlung ausfüllt. Sie ist ganz unsichtbar ...
Das Flammengelb des Sonnenuntergangs ist nicht mehr am Himmel sichtbar! Die Kuppelwölbung der Buchen, den Sägezahnrand der Tannen hat die Nacht verschlungen; es ist düster und unheimlich im Wald wie in einer Höhle.
Aber für Strix ist es noch heller Tag.
Jetzt sieht sie die Welt in ihrer Beleuchtung, so wie sie sie schon als ganz kleine Eule gekannt hat! Des Tages blendet sie sie oft häßlich — da hat sie einen dreidoppelten Farbenbelag — und es kann vorkommen, daß sie Sonnenstich und Farbenkolik bekommt, so daß sie sich verirrt, wenn sie in ihr Nestloch hineinfliegen will.
Des Nachts dahingegen irrt sie nie in bezug auf irgendeinen Zweig! Sie sieht das Spiel in den Augen der Mäuse, sie sieht die Kröte, wenn sie über den Weg kriecht, sieht die Schnecke und den Wurm, wenn sie sich durch das Gras schleichen, sie 34 sieht den Tanz aller Nachtfalter! Sie sieht deutlich die Mücke, die die Fledermaus fängt. — In der Nacht beherrscht sie alles!
Vor ihr breitet sich die Erde baumlos und offen aus, mit Feldern und Wiesen, Moorstrecken und Heideflächen. Der Tau spielt über Gras und Kräutern, rollt an Stengeln und Halmen herab, und legt sich in Haufen auf die Blumen.
Es strahlt und schimmert da draußen! Aber das Grün ist nicht scharf wie am Tage und das Weiß und das Rot empfindet man nicht wie Wind im Auge ... die Farben der Nacht sind alle so zart und milde!
Nun beginnt das Leben auf den geheimnisvollen Wechseln. Das welke Laub der Waldwege bibbert und bebt, ein vereinzelter, dürrer Zweig wiegt sich auf und nieder. Da unten wandern die Mäuse! Eine Ricke mit ihren Kitzen kommt ganz oben zum Vorschein; sie stehen lange und winden — setzen dann in ein paar Sprüngen über den Waldrain hinweg. Der Fuchs maust am Gehege entlang und äugt verstohlen nach den Rehkitzen; das hinterste, findet Reinecke, ist ein etwas ausgelassener, kleiner Kerl!
Aber es sind alles Wanderer, die andere Pfade geschritten und durch andere Tunnel gegangen sind, als den, welchen Strix bewacht.
Da hört sie Blätter krachen, Zweige knacken ... auf dem Wechsel unter ihr ist jemand. Tripp, trapp! Tripp, trapp! das ist ein Hase ...
Hasen waren in früheren Zeiten ihre tägliche Speise; damals, als der Wald noch Hasen genug hatte, verbrauchte sie ein paar Hundert im Jahr; jetzt muß sie sich mit bedeutend weniger 35 begnügen und Jungfüchse und Dachswelfen zur Aushilfe nehmen.
Der Hase macht auf dem Wechsel dicht vor dem Tunnel Halt.
Er setzt sich und lauscht — er hebt sich ganz auf die Hinterläufe ... die Augen stehen ihm starr im Kopf, während der Windfang mit der tiefen Hasenscharte in der Lippe sich fortwährend rund herum bewegt. Strix kann mittels des Gehörs ihren kleinen Lampe auf der ganzen Reise verfolgen! Sie hört, wie er aus seiner aufgerichteten, kundschaftenden Stellung die spitzen Vorderläufe wieder an die Erde setzt, hört seine kräftigen Lungen arbeiten, seine Nüstern sich blähen — o, wonniger Laut! — hört seinen Magen schreien und die Gedärme vor Hunger rummeln. Da weiß sie, daß sie nicht vergeblich gelauert haben wird.
Und dann geht es, wie es gehen soll!
Der Hase hoppelt sorglos und sicher durch den ersten Schlehentunnel — und sorglos und sicher kommt er heraus; er will weiter über den Waldrain in seinem Tripp, Trapp-Gehüpfe, als sich plötzlich etwas wie eine schwarze, warme Wolke auf ihn senkt. Ungeahnt taucht Strix aus der Finsternis auf; auf ihren Wollflügeln kommt sie — von hinten.
Sie kommt mit dem lähmenden Schrecken, der die Folge jeglicher Überrumpelung ist, und wird erst sichtbar, als sie sich in greifbarer Entfernung von ihrer Beute befindet.
Der Hase wird in beiden Flanken gepackt, und so gewaltsam ist das Hineinhauen, daß die Fänge der Eule sich in der Brust begegnen. Er stößt einen Schrei aus, im nächsten Augenblick sitzt ihm etwas wie ein Krummesser im Nacken; der Hase hat noch so eben Zeit zu dem Gedanken: So, da bist du offenbar 36 auf die Dornen gelaufen! dann weiß er von nichts mehr, er zappelt mit den Hinterläufen und streckt die Drossel ... die gelben Lichter starren steif in den Raum hinein.
Strix geht in der Dunkelheit der Nacht mit gesenktem Kopf, mit krummem Buckel und gesenkten Flügeln auf ihr Opfer zu, und sie walzt vor Äsungslust um den armen Hasen herum. Dann pflanzt sie die kreuzförmigen Fänge auf ihn, knappt mit dem Schnabel und öffnet ihren mächtigen Schlund. Sie zerschneidet Brustbein und Knochen ... es kracht und knackt in dem Hasenleib; große Stücke gleiten mit Haut und Haar hinab, während lebenswarmes Blut ihre Schwungfedern befleckt und sich in ihren Schnabelwinkeln und in den gelben Fängen festsetzt.
Sie ist ganz satt — — aber noch steht ihr der größte Genuß bevor. Sie fliegt auf ihren Ast hinauf und sitzt da und starrt und sieht auf den toten Hasen hinab, als wolle sie ihn noch einmal mit Grauen erfüllen. Stundenlang kann sie so sitzen, und wie ein Geizhals unverwandt und grübelnd auf ihren Überfluß hinabstarren — bis sie dem herzzerreißenden Geheul ihres alten Gatten, der nach Nahrung schreit, nicht länger widerstehen kann.
Da ruft sie ihn — und wollüstig schlingt Uf die blutigen Überbleibsel herunter.
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Nacht aus, Nacht ein erlegt Strix die Nahrung für sich und Uf an dieser alten Fangstätte. Dann, eines schönen Abends, versiegt plötzlich der Zulauf. Die Stelle ist abgefangen, Strix hat alles erlegt, was auf dieser Seite des Waldes herausgeht.
37 Da muß sie eine neue Taktik versuchen — oder sich auf lange Zeit anderswohin begeben.
Es ist mondhell! Blaßgrün scheint die Strahlenfülle der Himmelslaterne auf den Wald hinab. Ein alter, abgestorbener Gespensterbaum auf einem Werder draußen im Moor tastet mit seinen eingeschrumpften Zweigen flehend zum Himmel empor, er versinkt wie im Wasser — der Rest des Murrkopfes ist im Nebel verborgen. Die schlanke Weißbirke tritt als Elfe aus dem Nebelgebräu der Moorhexe hervor und umspringt tanzend den Baum.
Ein Mensch würde das Bild so sehen — — und er würde sein Herz klopfen fühlen unter dem Druck seiner Phantasie; er würde sich erdrückt fühlen von der Mystik des Waldes, von der eigenartigen Beleuchtung der einsamen Umgebung.
Aber Strix hat keine Phantasie, mit der sie zu kämpfen braucht; für sie ist der Wald zu nächtlicher Zeit eine Freistätte, ein Heim; sie ist vertraut mit jedem Bilde, mit jedem Laut — und verkrüppelte, rindenlose Aststücke oder verschleierte Birken haben, trotz der Gaukelkünste des Nebels, keine Zauberkraft, kein Leben für sie.
Bald wird der Mond gelb; er ist seinem Untergang nahe! Grau, aber mit einer Ahnung von Rot und Klarheit, hängt die Dämmerung schon über dem östlichen Horizont. Es murrt da unten, es wimmelt von Licht unter der dunkeln Decke, wie es unter einem Waldboden von Mäusen wimmelt.
Da kommen die Hasen mit Müdigkeit in den Augen, mit dem Bedürfnis nach Ruhe in den matten Gliedern; geräuschlos huschen sie auf ihren Hexensteigen durch das Korn, sie wollen 38 in den Wald hinein und sich setzen. Sorglos hüpft Lampe auf seinen weichen Ballen und mit hochgekniffenem Bauch, um nicht naß zu werden, denn der Tau spritzt hoch von dem Grase.
Strix thront auf dem Fangzweig. Sie saß dort gestern Abend und auch vorgestern Abend — aber ohne Ergebnis; die Fangstelle ist ihr nicht freigiebig.
Die Hasen sind scheu und mißtrauisch geworden. Sie benutzen den hundertjährigen Wechsel nicht mehr; der Steig betrügt, das haben sie entdeckt — sie schlagen andere Wege ein, die ihn weit umgehen.
Da nimmt Strix ihre Zuflucht zu der Stimme!
Sie beherrscht ein ganz ungewöhnliches Instrument! Sie kann die Stimme so tief tönen lassen wie nur ein Baß, und eine Reihe hohler, posaunenartiger Töne entsenden; aber sie kann auch in die Höhe gehen und ein scharfes, gellendes Geheul anstimmen.
Ein heimliches Schaudern, ein stilles Grauen geht durch alles Lebende des Waldes, wenn sie des Nachts ihre mächtige Stimme ertönen läßt ... die kleinen Vögel rings umher in den Nadelfestungen des Tannendickichts weichen tiefer hinein zwischen die schirmenden Zweige, der Buntspecht und das Eichhörnchen ducken sich tief in ihre Astlöcher, ja, selbst der Marder hält inne in seiner nächtlichen Jagd, wenn er die unharmonische Verkündigung seines großen Nebenbuhlers hört. Den Fall gesetzt, die Eule wäre hungrig, und nähme, was ihr in den Weg käme, da würde Taa in ihrem Rachen verschwinden wie eine Ratte!
Mit viel Mystik hat die Natur sie begabt. Ihr lichtscheues Treiben, die Farbe ihres Federkleides, ihr Bedürfnis nach 39 Einsamkeit hat ihr seit undenklichen Zeiten das Mißtrauen der Menge zugezogen — auch über ihrer Stimme liegt etwas, das mystisch und eigenartig wirkt.
Es steckt ein Stück Bauchredner in Strix; wenn es ihr paßt, kann sie teuflisch mit ihrer Stimme täuschen — niemand kann danach beurteilen, wo sie sitzt. Sie kann brüllen wie ein Stier, heulen wie ein Wolf, miauen wie eine Katze oder in ein schallendes Gelächter ausbrechen wie ein wahnsinniger Mensch.
Jetzt heult es tief drinnen aus dem Walde! Es klingt schwach und fern, als kämen die Töne von weit her.
Der Hase auf dem Felde fühlt sich sicher und glücklich dabei und doch — — sitzt sie da, die große, rotäugige Fängerin, dicht hinter dem Waldessaum. Huu — Huu — Huu ... bis in die Unendlichkeit hinein kann sie so fortfahren. Die Geduld ist ihr angeboren. Eine Viertelstunde nach der andern kann sie so dasitzen und vollkommen von ihrem Hinterhalt in Anspruch genommen sein. Huu — Huu — Huu ... eigentümlich hohl und dumpf klingt es; wer ihr etwas anhaben will, folgt dem Klange der Stimme und glaubt, daß er sie die ganze Zeit vor sich hat, aber er geht und geht und ist ihr beständig gleich nahe.
Huj — Huj ...! auf einmal wechselt Strix die Betonung und unerwartet nahe, so wie der Schrei jetzt klingt, bringt sie den verwirrten Hasen dazu, angsterfüllt ein Versteck zu suchen. Bald brüllt sie, als sei sie hinter ihm, bald, als hinge sie gerade über ihm; der Hase gerät von Sinnen und schlüpft schleunigst auf den alten, lieben Weg — auf den Todesweg — um die Sicherheit und den Wald aufzusuchen.
Da stößt sie aus der Dunkelheit heraus und herab auf das kleine Langohr, in demselben Augenblick, als es den Kamm 40 des Walles erreicht. Aeee, klagt der Ärmste, Aeee, Aeee ... und wild und trübselig schreit der Hase sein Leben aus.
Ungerufen erscheint Uf — — und hinter ihm drein wimmeln alle Füchse herbei; ein Hasenschrei lockt sie, wie der Magnet Eisenteilchen anzieht. Sie kommen von weit her, wie an der Nase herbeigezogen und sitzen da und geifern, während die beiden großen Uhus in aller Ruhe ihre Mahlzeit verzehren.
Es kommt wohl vor, daß ein heißhungriger, mutiger Reinecke sich mit den Lefzen heranwagt, da rollt Strix ihr Federkleid auf, sie sträubt jede Daune und wird unheimlich groß, dann knappt sie mit dem Schnabel und zündet Feuer in den roten Lichtern an.
Hu — u —, heult sie ... Nase weg!
Strix ist ein großer Räuber, ein mächtiger Jäger! Sie ist ein Meister in allen anwendbaren Jagdmethoden. Sie jagt ihre Beute offenkundig, verfolgt sie auf der Flucht, und streicht darüber hinweg, oben in der Luft, durch den Wald. Oder sie bedient sich des weniger anstrengenden Hinterhalt-Verfahrens, hüllt sich in den Schleier der Dunkelheit oder der Dämmerung und setzt sich vermummt als Baumstamm oder als Erderhöhung auf die Liebessteige oder die Futterplätze des Kleinwilds. Der jagende Fuchs knirscht oft mit den Zähnen vor Wut über sie; er nennt ihr Jagdverfahren, „dem Wild das Leben stehlen“. Hah! still dasitzen und lauern und aus der Luft niederschlagen auf eine arme, nichts ahnende Beute, hah! das kann jeder! höhnt der Fuchs in seiner Sprache.
Sie sind neidisch auf sie, alle, die zu Fuß jagen! Fuchs und Marder, Iltis und Dachs; sie hassen sie instinktmäßig, fürchten aber ihre Fänge.