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H. A. Guerber德语故事:Das gestohlene Kind 2. Die Grube.

时间:2020-08-11来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: H. A. Guerber Das gestohlene Kind
Der arme kleine Heinrich weinte auch, denn eine böse alte Frau war leise in sein Zimmer gekommen, als die Diener im Schloßhofe lustig tanzten. Die Frau hatte das schlafende Kind auf den Arm genommen, und hatte auch viele schöne Dinge genommen. Auf dem Tische lag ein kleines Bild der Gräfin, das mit Perlen und Diamanten besetzt war. Das hatte die böse Frau schnell genommen. Dann war sie leise, leise die Treppen hinunter gegangen. Durch eine kleine Thür in der Schloßmauer war sie ungesehen in den Wald gekommen, und war schnell, sehr schnell, den Berg hinaufgegangen.
 
Die Räuber hatten eine alte Grube in dem Berge gefunden, und da wohnten sie. Sie blieben in der Grube während des Tages und kamen nur Nachts heraus, um zu stehlen.
 
Die alte Frau kam bald an einen Platz, wo die Gebüsche sehr dicht waren. Sie kroch durch die Gebüsche und kam endlich zu einer kleinen Thür. Sie öffnete die Thür mit einem Schlüssel und ging in den Berg hinein. Dann machte sie die Thür wieder fest zu und zündete eine kleine Lampe an. Jetzt konnte man sehen, daß sie in einem Gange stand.
 
Der Gang war finster, und die kleine Lampe gab nicht sehr viel Licht. Die Frau ging mit der Lampe den Gang entlang und endlich kam sie an einen Platz, wo viele Gänge zusammenkamen. Da war ein weiter Raum. Hier waren viele, viele Dinge, Beute, welche die Räuber gestohlen hatten.
 
Das Kind wachte endlich auf und weinte laut. Die böse Frau gab ihm ein wenig Milch, und dann ließ sie es weinen, so viel es wollte.
 
Der arme kleine Heinrich, der immer in einem schönen hellen Zimmer gewesen, und immer freundliche Leute gesehen, konnte natürlich nicht verstehen, warum alles so finster war, und warum man seines Weinens nicht achtete.
 
Aber da er ein sehr gutes Kind war, weinte er nicht lange. Er sah das Bild seiner schönen Mutter, das die alte Frau auf den Boden geworfen hatte, zu den anderen Dingen, welche die Räuber gestohlen hatten. Der kleine Heinrich sah das Bild, nahm es in seine kleinen Hände, küßte es vielmals und lispelte: »Mutter, Mutter!«
 
Nach einiger Zeit kamen die Musikanten auch.
 
»Nun, Alte,« sagten sie. »Sie haben das Kind gestohlen. Das haben wir gut gemacht. Jetzt, in zwei oder drei Wochen, werden wir viel Geld für das Kind bekommen. Haben Sie noch etwas gestohlen?«
 
»Ja wohl,« sagte die alte Frau. »Ich habe das Bild da gestohlen. Sehen Sie, es ist mit Perlen und Diamanten besetzt. Es ist sehr viel wert.«
 
Der älteste Räuber nahm das Bild aus der Hand des Kindes, das sogleich wieder zu weinen begann und laut: »Mutter, Mutter!« schrie.
 
Der Räuber sagte endlich, als er des Schreiens müde war:
 
»Nun, böses Kind, Du sollst die Mutter wieder haben!« und er gab ihm das Bild wieder. Das Kind weinte nicht mehr, es küßte das Bild und lachte.
 
Der kleine Heinrich blieb einige Wochen in der Grube. Eines Abends kamen die Räuber traurig nach Hause und sagten:
 
»Nun, es ist doch schade, daß wir das Kind gestohlen haben. Wir werden es hier behalten müssen, denn der Bürgermeister hat soeben beschlossen, daß Kinderräuber jetzt mit dem Tode bestraft werden sollen. Das Kind soll nie wissen, woher es kommt. Es soll denken, daß es unser Kind ist, und wenn es groß genug ist, soll es auch Räuber werden. Aber jetzt muß es fünf oder sechs Jahre hier im Berge bleiben.«
 
Da die alte Frau doch zu alt war, um viel hinaus zu gehen, blieb sie auch im Berge mit dem Kinde. Der kleine Heinrich spielte, aß, trank und schlief da im Berge, und da er nichts anderes kannte, war er immer zufrieden. Die alte Frau, die ihm nicht nachgehen wollte, lehrte ihn die Finsternis fürchten, und so blieb er immer bei der Lampe und ging nie in die vielen Gänge. Als er größer wurde, spielte er oft mit dem jüngsten unter den Räubern, einem guten jungen Mann, der auch als Kind entführt (gestohlen) worden war, und rauben mußte, obgleich er es nicht gern that.
 
Dieser Jüngling war dem Kleinen gut, und jeden Morgen, wenn er wieder in die Höhle kam, brachte er dem Knaben ein Spielzeug. Er brachte ihm ein hölzernes Lamm, eine Schere und bunte Papiere, und lehrte ihn, Blätter und Blumen daraus zu schneiden.
 
Das Kind wurde sieben Jahre alt, und doch wußte es nichts von der schönen Welt draußen. Es kannte nichts als die Höhle, die Räuber, die alte Frau und das Leben im Berge.
 
Die alte Frau war jetzt so alt geworden, daß sie immer schlafen wollte, und wenn die Räuber fortgingen, war Heinrich so gut als allein. Oft sagte er zu dem Jüngling: »Ich möchte doch einmal mit Ihnen gehen, wenn Sie ein Licht nehmen und dort in die Finsternis gehen! Das Licht wird immer kleiner und kleiner, so klein, daß ich es endlich nicht mehr sehen kann.«
 
»Ach,« sagte der Jüngling. »Sie können nicht mitkommen. Bleiben Sie nur hier und machen Sie viele schöne Papierblumen.« 
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