Als er einmal in dieser Stimmung in der Dämmerung spazierte, warf er im Unmut, wie man zu tun pflegt, kleine Steine, die ihm vor den Füßen lagen, gegeneinander, daß sie zersprängen. Vielleicht erquickte es seinen schweren Mut auch, daß er die Steine sich so aneinander zerschlagen sah, denn wenn ein Mensch in sich uneins und zerrissen ist, möchte er im Unmut oft die ganze Welt zerschlagen. Genug, Johann, der nichts Besseres tun mochte, zerwarf die armen Steine, und da geschah es, daß aus einem ziemlich großen Stein, der auseinandersprang, ein Vogel schlüpfte, der ihn erlösen sollte. Es war dies eine Kröte, deren Haus in dem Stein mit ihr gewachsen war, und die vielleicht seit der Schöpfung der Welt darin gesessen hatte. Kaum sah Johann die Kröte springen, so ward er ganz freudenfroh und sprang hinter sie drein und haschte sie und rief ein Mal über das andere: "Nun, hab' ich sie! Nun hab' ich meine Lisbeth! Nun will ich euch schon kirr machen, nun sollt ihr's kriegen, ihr tückischen kleinen Gesellen! Habt ihr euch mit Ruten nicht wollen zum Gehorsam geißeln lassen, so will ich euch mit Kröten und Skorpionen geißeln." Und er barg die Kröte wie einen kostbaren Schatz in seiner Tasche und lief eilends nach Hause und nahm ein festes, silbernes Gefäß und setzte sie darein, damit sie ihm nicht entrinnen könnte. Und in seiner Freude sprach er überlaut für sich viele Worte und gebärdete sich so wunderlich, als sei er närrisch geworden, und sprang dann ins Freie hinaus. "Komm mit, mein Vöglein", rief er, "nun will ich dich versuchen, ob du echt bist!" Und er nahm das Gefäß mit der Kröte unter den Arm und lief hin, wo ein paar Unterirdische in der Einsamkeit des Weges gingen. Und als er ihnen näher kam, stürzten sie wie tot auf den Boden hin und winselten und heulten jämmerlich. Er aber ließ flugs von ihnen und rief: "Lisbeth, Lisbeth, nun hab' ich dich! Nun bist du mein!" Und so stürmte er zu Hause, schellte den Diener herein und ließ ihn Lisbeth holen.
Nun muß ich auch das Geheimnis erzählen, das in der Kröte steckte. Klas Starkwolt hatte dem kleinen Johann oft erzählt, daß die Unterirdischen keinen Gestank vertragen könnten, und daß sie bei dem Anblick, ja bei dem Geruch von Kröten sogleich in Ohnmacht fielen und die entsetzlichsten Schmerzen litten; mit Gestank und mit diesen garstigen und scheußlichen Tieren könne man sie zu allem zwingen. Daher findet man auch nie etwas Stinkendes in dem ganzen gläsernen Reiche, und die Kröten sind dort etwas Unerhörtes, und man muß daher diese Kröte, die so wunderbar in einem Stein eingehäuft und fast ebenso wunderbar aus diesem ihrem steinernen Hause herausgekommen war, fast ansehen als von Gott von Ewigkeit her zu solcher geheimen Wohnung verdammt, damit Johann und Lisbeth zusammen aus dem Berge kommen und Mann und Frau werden könnten.