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Abenteuer des Johann Dietrich-15

时间:2020-08-05来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Abenteuer des Johann Dietrich
Er führte sie auf einen Felsenberg, der auf einem der Anger lag. Da mußten diese feinen und zarten Wesen, die für schwere Arbeit nicht geschaffen waren, Steine hauen, sprengen und schleppen. Sie taten das ganz geduldig und ließen sich nichts merken, sondern gebärdeten sich, als sei es ihnen ein leichtes und gewohntes Spiel. Er aber ließ sie sich plagen vom Morgen bis an den Abend, und sie mußten schwitzen und arbeiten, daß ihnen der Atem fast ausging, denn er stand immer dabei und trieb sie an. Sie aber hofften, er werde die Geduld verlieren, und der Jammer werde ihn überwinden, daß er sie und ihre Frauen und Kinder so bleich und welk werden sah, die sonst so schön und lustig waren. Und wirklich war Johann zu keinem König Pharao und Nebukadnezar geboren, denn nachdem er es einige Wochen so getrieben hatte, ging ihm die Geduld aus, und der Jammer, daß er die schönen kleinen Menschen so mißhandeln mußte, tat auch sein Teil dazu. Sie aber wurden nicht mürb, denn es ist ein gar eigensinniges Völkchen. Sie brauchten aber immer die List, daß die schönsten unter ihnen immer zunächst bei Johann arbeiten mußten; besonders stellten sie die niedlichen, kleinen Dirnen dahin, die sonst seine Tischgesellinnen waren, und die mußten auf seine Mienen und Gebärden achtgeben und hatten bald bemerkt, daß er sich oft verstohlen wegwendete und eine Träne aus den Augen wischte. Johann dachte nun darauf, wie er eine Plage erfände, die ihn geschwinder zum Ziele führte.
 
Und er machte sich hart und gebärdete sich noch viel härter und rief sie einen Abend zusammen und sprach: "Ich sehe, ihr seid ein hartnäckiges Geschlecht; so will ich denn viel hartnäckiger sein, denn ihr seid. Morgen, wann ihr zur Arbeit kommt, bringe sich jeder eine neue Geißel mit!" Und sie gehorchten ihm und brachten die Geißeln mit. Und er hieß sie sich alle entkleiden und einander mit den Geißeln zerhauen, bis das Blut danach floß; und er sah grimmig und grausam dabei aus, als hätte ihn eine Tigerin gesäugt oder ein schwarzer Galgenvogel das Futter zugetragen. Aber die kleinen Leute zerhieben sich und bluteten und hohnlachten dabei und taten ihm doch nicht den Willen. So taten sie drei, vier Tage.
 
Da konnte er es nicht länger aushalten; es jammerte und ekelte ihn, und er hieß sie ablassen und schickte sie nach Hause. Und er dachte auf viele andere Plagen und Martern, die er ihnen antun könnte. Da er aber von Natur weich und mitleidig war und diese Wochen wirklich mehr ausgestanden hatte, daß er sie plagen mußte, als sie, die geplagt wurden, so gab er den Gedanken daran ganz auf; für sich und für seine Lisbeth wußte er aber auch gar keinen Rat und ward so traurig, daß sie ihn oft trösten und aufrichten mußte, der sonst immer so fröhlich und beherzt war. So lieb er die kleinen Leute sonst gehabt hatte, so unlieb wurden sie ihm jetzt. Er schied sich ganz aus ihrer Gesellschaft und von ihren Festen und Tänzen und lebte einsam mit seiner Dirne und aß und trank einsam in seinem Zimmer, so daß er fast ein Einsiedler ward und ganz in Trübsinn und Schwermut versank.
 
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