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Abenteuer des Johann Dietrich-13

时间:2020-08-05来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Abenteuer des Johann Dietrich
Johann wälzte sich die ganze Nacht auf seinen Kissen hin und her und konnte kein Auge zutun, denn die Gedanken ließen ihm keine Ruhe, sondern flogen, wie aufgescheuchte Vögel, hinter welchen der Falke ist, immer rundum in seiner Seele. Endlich, als der Morgen schon grauete, fuhr er geschwind aus dem Bette und sprang hoch auf vor Freuden und jauchzete in seiner Stube hin und her und schrie überlaut: "Nun hab' ich's! Nun hab' ich's! Diener! Diener! Du hast mir zuviel erzählt." Und er klingelte, und der Diener kam, und er befahl: "Diener, geschwind! Geschwind! Bringe mir Lisbeth!" Und in einigen Augenblicken war der Diener da und führte die schöne Lisbeth an der Hand. Und er hieß den Diener hinausgehen und küßte seine Lisbeth und sprach zu ihr: "Liebe Lisbeth, nun freue dich mit mir! Ich hab' es gefunden! Ich hab' es gefunden! Wir werden nun beide bald wieder zu Christen kommen, und sie können uns hier nicht festhalten. Verlaß dich nur drauf, ich kann es machen. Und nun gehe, mein Herzchen, und sei froh." Und er küßte sein liebes Kind, rief darauf dem Diener und hieß ihn die Lisbeth wieder heimführen und auf dem Rückwege die sechs Vornehmsten zu ihm rufen. Der Diener aber verwunderte sich über diese Sendung, und die sechs wunderten sich noch mehr, als er ihnen die Mutung Johanns brachte, und munkelten und flüsterten untereinander, gingen aber mit ihm.
 
Und als die sechse in Johanns Zimmer traten, empfing er sie sehr freundlich, denn es waren ja die, mit welchen er alle Tage zu Tische zu sitzen pflegte, und sprach also zu ihnen:
 
"Liebe Herren und Freunde, euch ist wohl bewußt, auf welche Weise ich hierher gekommen bin, nicht als ein Gefangener und Überlisteter oder Diener, sondern als ein Herr und Meister über einen von euch und dadurch über alle; nur daß dieser eine immer mein leiblicher und stündlicher, ja sekundlicher Diener sein muß. Ihr habt mich die zehn Jahre, welche ich bei euch lebe, wie einen Herrn empfangen und gehalten, und dafür bin ich euch Dank schuldig. Ihr seid mir aber noch größern Dank schuldig, denn ich hätte euch mit allerlei Befehlen und Einfällen manche Mühe und Arbeit, Neckerei und Plage antun, ja ich hätte ein recht tückischer und unfreundlicher Tyrann gegen euch sein können, und ihr hättet es alles in Gehorsam leiden und tun müssen und nicht mucksen dürfen. Ich habe das aber nicht getan, sondern mich wie euresgleichen aufgeführt und mehr mit euch gejubelt und gespielt, als daß ich unter euch geherrscht hätte. Nun bitte ich euch, seid wieder freundlich gegen mich, wie ich gegen euch gewesen bin, und gewähret mir eine Bitte. Es ist hier unter den Dienerinnen eine feine Dirne, die ich lieb habe, Lisbeth Krabbin aus Rambin, wo auch ich geboren bin. Diese gebt mir und lasset sie mit mir ziehen! Denn ich will nun wieder hinauf, wo die Sonne scheint und der Pflug ins Feld geht. Weiter begehre ich nichts, als dieses schöne Kind und den Geschmuck und das Gerät meines Zimmers mitzunehmen."
 
So sprach er mit sehr lebendigem und kräftigem Ton, daß sie den Ernst wohl fühlten. Sie aber schlugen die verlegenen und bedenklichen Blicke zu Boden und schwiegen alle; darauf nahm der älteste unter ihnen das leise Wort und lispelte: "Herr, du begehrst, was wir nicht geben können; es tut uns leid, daß du Unmögliches verlangest. Es ist ein unverbrüchliches Gesetz, daß nie ein Diener oder eine Dienerin entlassen werden kann von hier vor der bestimmten Zeit. Brächen wir das Gesetz, so würde unser ganzes unterirdisches Reich einen Fall tun. Sonst alles, denn du bist uns sehr lieb und ehrenwert; aber die Lisbeth können wir dir nicht herausgeben." "Ihr könnt die Lisbeth herausgeben, und ihr sollt sie herausgeben!" rief Johann im Zorn. "Nun geht und bedenkt euch bis morgen! Ich wißt meinen Befehl; es ist keine Bitte mehr. Morgen kommt zu dieser Stunde wieder. Ich will euch zeigen, ob ich über eure schmeichlischen und füchsischen Listen herrschen kann."
 
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