Wie war doch alles das geschehn?
Hat sie den Nixen nicht gesehn?
Ist nicht am Saum ihr Röckchen naß?
Das ist doch nicht vom feuchten Gras?
Wo ist ihr Rosenkleidchen hin?
War sie denn nicht die Königin?
Die Bäume neigen sich um sie her,
Das kommt vom Wind, der wehet sehr,
Der pfeifet ängstlich durch den Tann;
Klein Hilde hält den Atem an –
Es wird ihr plötzlich so beklommen
Da hat sie hurtig aufgenommen
Die Blumen alle nebendran,
Und springt davon so schnell sie kann.
Jetzt ist sie auf der kleinen Brücke,
Da rauscht es unter ihr voll Tücke:
»Da, Wassermann,« ruft sie geschwind,
»Da, nimm das bunte Blumenkind!«
Und wirft ein schönes Blümelein
In Wassermannes Haus hinein.
Mit weißer Hand greift der es an,
Und strudelnd sinkt's zur Tiefe dann.
Und als Klein Hilde kam nach Haus
Und hat gesagt, was sie gesehn,
Und hat erzählt, was ihr geschehn –
Da lachen sie Klein Hilde aus.
Und scheltend streng die Mutter spricht:
»Im Walde spielen sollst Du nicht!«
Und Hilde setzt ins Eckchen sich
Und weinet, weinet bitterlich.
Klein Hilde, werde wieder froh;
Uns Großen geht es ebenso:
Wenn wir im Walde etwas sehen,
Was all die andern nicht verstehen,
So lachen sie uns auch nur aus
In diesem weisen Weltenhaus.
Und Mutter Ordnung ernsthaft spricht:
»Der Phantasie bedarf man nicht!
Die Poesie – die braucht man nicht!
Mehr sehn, wie andre, soll man nicht! –«