So waren wieder drittehalb Jahre vergangen und Klas war an Schenkeln und Schultern noch stärker und wo möglich noch schöner geworden, und füllte sein zwanzigstes Jahr. Da begab sich, was sich begeben sollte, damit er aus dem Bauerkittel herauskäme und zu den hohen Ehren gelangte, wozu Gott ihn hatte gebohren werden lassen.
Er war mit seinem Vater in den Wald gegangen Holz zu fällen. Sie hieben an zwei verschiedenen Seiten einige hundert Schritt von einander, so daß sie nur den Schall ihrer Äxte hören konnten und nichts weiter. So mogten sie wohl einige Stunden gearbeitet haben, als Klas mit Einem Male von der Stelle her, wo Peter hieb, ein klagendes Ächzen hörte. Er ließ seine Arbeit und lief sporenstreichs hin und sah, wie vier Männer in grünen Röcken seinem Vater die Hände auf den Rücken gebunden hatten und ihn mit Prügeln forttrieben. Da ergrimmte er, sprang hinzu, riß die Bande los, stieß die Männer weg und fragte sie, aus welcher Macht sie das thäten. Sie antworteten ihm, er komme in guter Stunde, und ihm werde bald dasselbe geschehen; denn sie beide seyen Holzdiebe und hauen nicht auf ihrem Grunde sondern es sey des gnädigen Herrn Wald. Es waren aber diese Viere Jäger des Grafen, dem das Land gehörte, doch war der Wald, wo Peter und Klas Holz fällten, nicht des Grafen eigener Wald sondern eine Almend des Dorfes Dümmelshusen. Und sie wortwechselten noch viel mit einander; als die Jäger sich aber unterstanden den Alten wieder zu binden und auch den Klas binden wollten, da kam der Zorn über ihn und er rief mit gewaltiger Stimme Grad dör! und hieb mit der Axt um sich, und hieb sie alle vier nieder, daß auch kein Lebenszeichen in ihnen blieb. Seinen Vater aber tröstete er des Schimpfes, und ging mit ihm zu Hause, wo er jedermann offen erzählte, was sich zwischen ihm und den Jägern des Grafen im Walde begeben hatte.
Es ward ihm und seinem Vater aber nicht so geglaubt, sondern es hieß, er habe die Jäger gewaltsam angegriffen und gefällt. Und der Graf sandte viele hundert Mann mit Spießen und Stangen nach Dümmelshusen, daß sie den Klas einfingen und ins Gefängniß führten. Und Klas entwich nicht, wiewohl er es gekonnt hätte, und weigerte und wehrte sich nicht, sondern ließ sich ruhig wegführen. Denn er sprach bei sich: Der Obrigkeit soll man gehorchen und unterthan seyn, und Gott wird Recht und Unschuld wohl ans Licht bringen.
Und als er in die Stadt kam, wo der Graf wohnte, nahmen sie ihn und legten ihm Hände und Füße in Eisen wie einem Missethäter und warfen ihn in ein dunkles Gefängniß, wo weder Sonne noch Mond hineinschien, und hielten ein strenges Gericht über ihn und verdammten ihn zum Tode, als der des Landes Frieden gebrochen und schweren Mord begangen hätte. Und alsbald ließ der Graf, der über den Tod seiner Jäger sehr erzürnt war, einen neuen Galgen bauen vor den Thoren der Stadt fünfzig Ellen hoch, woran Klas Avenstaken gehängt werden sollte. Und es waren viele tausend Menschen aus allen Enden herbeigelaufen den Tag, als er gehängt werden sollte; denn sein Gerücht war weit erschollen wegen seiner Stärke und Schönheit, auch hatten die Leute sich das Mährchen von dem Pfannkuchenberge wieder erzählt und es mit vielen neuen Wundern vermehrt.