»Nein«, schrie Sensenbrink, »die können nicht. Das ist der AxelSpringer-Verlag! Haben Sie sich mal deren Grundsätze angesehen?
Punkt zwei: ›Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und
Deutschen, hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte
des israelischen Volkes.‹ Das ist nicht nur irgendein Geschwätz, das
stammt noch vom alten Springer, das ist denen ihre Bibel, das kriegt
jeder von den Redakteuren zum Dienstantritt, und die Einhaltung
überwacht notfalls die Springerwitwe persönlich!«
»Und das sagen Sie mir erst jetzt?«, fragte ich scharf.
»Das muss doch nicht schlecht sein, wenn die nicht locker lassen
können«, hakte Sawatzki ein, »wir können die Aufmerksamkeit doch in
jedem Fall brauchen.«
»Richtig«, meinte die Bellini. »Aber es darf nicht ins Negative kippen.
Wir müssen sicherstellen, dass allen Zuschauern klar ist, wer der
Böse ist.«
»Und wer soll der Böse sein?«, stöhnte Sensenbrink. »Himmler?«
»›Bild‹«, sagten die Dame Bellini und der Hotelreservierer Sawatzki
wie aus einem Mund.
»Ich werde die Verhältnisse in meiner nächsten Führeransprache
klarstellen«, versprach ich. »Es wird Zeit, dass die Volksschädlinge
beim Namen genannt werden.«
»Muss man sie unbedingt ›Volksschädlinge‹ nennen?«, ächzte der
Reichsbedenkenträger Sensenbrink.
»Wir können ihnen zusätzlich eine gewisse Doppelzüngigkeit
unterstellen«, sagte Sawatzki, »wenn wir noch ein bisschen Geld im
Etat hätten. Haben Sie schon mal in Hitlers Handy gesehen?«
»Sicher, da ist der Gesprächsmitschnitt drauf«, sagte die Dame
Bellini.
»Nicht nur«, sagte Sawatzki. Er beugte sich vor, nahm mein Telefon
an sich und wischte ein wenig darauf herum. Dann legte er den
Apparat so vor uns, dass wir den Bildschirm gut sehen konnten. Ein
Foto war darauf.
Es war der erste Moment, in dem ich den genialen Goebbels nicht
mehr vermisste.