Er blickte ein wenig verunsichert und meinte dann: »Nun, man muss
sich ja umfassend informieren, und obwohl das Buch in Deutschland
nicht ganz leicht erhältlich ist …«
»Was soll das werden? Eine Art Entschuldigung dafür, dass Sie
mein Buch gelesen haben? Oder dass Sie es nicht gelesen haben?
Oder dass Sie es nicht verstanden haben?«
»Also, das führt jetzt zu weit, könnten wir für einen Moment mal die
Kamera ausschalten?«
»Nein«, sagte ich kalt. »Sie haben genug Zeit vertrödelt. Sie sind ein
Blender, Sie versuchen auf den vernachlässigten Flammen der heißen
Heimatliebe völkisch gesinnter Deutscher Ihr Süppchen zu kochen,
doch jedes Wort aus Ihrem unfähigen Mund wirft die Bewegung um
Jahrzehnte zurück. Es sollte mich nicht wundern, wenn Sie hier
letztlich nur eine bolschewistisch unterwanderte Herberge für
Landesverräter unterhalten.«
Er versuchte sich zurückzulehnen, um ein überlegenes Lächeln zu
platzieren, aber ich gedachte nicht, ihn so leicht davonkommen zu
lassen.
»Wo«, sagte ich eisig, »ist in Ihren ›Broschüren‹ der
Rassegedanke? Der Gedanke des deutschen Blutes und der
Blutreinheit?«
»Nun, ich habe erst kürzlich betont, dass man Deutschland den
Deutschen …«
»Deutschland! Dieses ›Deutschland‹ ist ein Zwergstaat im Vergleich
zu dem Lande, das ich geschaffen habe«, hielt ich fest, »und selbst
das Großdeutsche Reich war für die Bevölkerung zu klein. Wir
brauchen mehr als Deutschland. Und wie bekommen wir das?«
»Wir, äh … wir bestreiten die, äh, die Rechtmäßigkeit der von den
Siegermächten erzwungenen Grenzanerkennungsverträge …«
Ich musste unwillkürlich lachen, zugegebenermaßen handelte es
sich dabei um ein Lachen der Verzweiflung. Dieser Mann war eine
unvorstellbare Witzfigur. Und dieser hoffnungslose Idiot führte den
größten nationalen Verband auf deutschem Boden. Ich beugte mich
nach vorne und schnippte mit den Fingern.